Schlagwort-Archive: Werbung

In einem Augenblick völliger geistiger Umnachtung begab es sich kürzlich, dass ich mir den vermaledeiten MAGIX Music Maker in einer halbwegs aktuellen Version gekauft habe. Als musikalisch leider nur mäßig begabter Mensch wollte ich zumindest in der Lage sein, mir ganz rudimentär ein paar passable Musikstücke zusammenzuklicken, so dachte ich zumindest, und hielt den Kauf in jenem Moment für eine ganz gute Idee. Diese Idee sollte ich jedenfalls später bereuen, um dem Artikel schon einmal etwas vorwegzugreifen.

Der Music Maker ist eines jener Programme, deren Herstellerfirma offenbar schlechte Erfahrungen mit Raubmordkopierern gemacht hat, denn zur Installation muss man nicht nur einen bescheuerten 38-stelligen Produktschlüssel eingeben, sondern diese Installation auch online beim Hersteller aktivieren. Online-Produktaktivierungen, wird der Veteran unter den Lesern meines Blogs vermutlich bereits wissen, sind etwas, das ich grundsätzlich verabscheue. Ich war bereits ein wenig über dieses kleine, aber störende Detail angenervt, von dem ich vor dem Kauf nichts wusste, da stellte ich auf der Webseite von MAGIX auch gleich fest, wie diese Produktaktivierung aussehen würde: Ein MAGIX-Account wird benötigt – was auch sonst.

Mein Geduldsfaden stand hier bereits merklich unter Spannung, als ich mit knirschenden Zähnen ein paar (falsche) persönliche Daten in die Account-Erstellungs-Maske eingab. Selbstverständlich musste die E-Mail-Adresse gültig sein – was auch sonst. Überprüft wurde das mit einer Bestätigungs-E-Mail. Ich hätte womöglich schnell eine Wegwerf-Adresse anmelden können, aber dafür war ich an diesem Punkt schon zu faul. Ich hoffe, der verfluchte Hersteller freut sich über meine E-Mail-Adresse, die er entweder in Form der gesamten Nutzerdatenbank (versehentlich) durch eine Sicherheitslücke an Hacker verlieren oder ganz legal an alle seine Werbekunden verkaufen kann. Wahrscheinlich wird früher oder später beides passieren.

Ein kurzes Quatschpasswort darf es beim besten Willen nicht sein, denn MAGIX fordert streng die Einhaltung der Passwortrichtlinien ein – selbst für Schrott-Accounts mit falschen Benutzerdaten, die ich nie wieder brauchen würde. Ich habe eine kritische Botschaft (natürlich mit Ziffern, Großbuchstaben und Sonderzeichen!) als Passwort hinterlassen. Wenn das Passwort dann im Klartext in der Datenbank landet, liest es vielleicht irgendwann ein unterbezahlter MAGIX-Administrator und grinst. Naja, was soll ich sagen. Nachdem ich diesen Spießrutenlauf hinter mich gebracht und das Programm schließlich gestartet hatte, war ich dann auch gleich in der richtigen Stimmung: Die Benutzeroberfläche war langsam, sah aus wie eine Flash-Webseite Anfang der 2000er Jahre, und die Anzahl an beigelegten Samples war ein äußerst schlechter Witz. Wenn man sich durch die verschiedenen Melodien geklickt hat, stellte man schnell fest, dass jede Melodie in gefühlt zehn verschiedenen Variationen vorlag, was die Anzahl an unterschiedlichen Netto-Samples nochmal drastisch reduzierte. Der Music Maker wirkte auf mich wie ein Programm, mit dem man EIN ganz spezielles Musikstück als Remix zusammenbauen kann, viel mehr ist nicht drin, dafür klingt das Zeug alles viel zu ähnlich.

Hinzu kommt, dass ich ständig auf irgendwelche (auf den ersten Blick scheinbar vorhandene) Sachen geklickt habe, und plötzlich geht die Store-Seite auf, die mich zum Bezahlen von neuen Kauf-Inhalten auffordert. Music Maker ist also auch noch ein Programm, das mich zu weiteren Einkäufen nötigen soll. Sowas habe ich ja ganz besonders gern. Mit den vielen Ejay-Programmen anno 1999 war ich bereits Besseres gewohnt als von diesem Mist. Und das was damals an Musik hinten herauskam, war auch noch wesentlich brauchbarer. Ich wusste also schon nach gut einer Stunde, dass es ein grandioser Fehlkauf war, den ich mir hätte sparen können.

Das Thema Music Maker hatte ich praktisch schon abgehakt, als ich nach dem Windows-Neustart auf ein relativ großes Werbe-Popup über dem System Tray von Windows stieß. MAGIX war jetzt also der Meinung, es sei völlig ok, mich auch außerhalb des Music Makers zu jeder Tageszeit auf ihre beschissenen Produkte aufmerksam zu machen. Wow, das war wirklich die Höhe – und das Maß definitiv voll. Die Deinstallation dieses Schundprogramms folgte unmittelbar. Ich nahm ganz arglos an, dass ich jetzt meine Ruhe hätte. Hatte ich dann irgendwie auch – etwa drei Wochen lang. Doch heute am späten Nachmittag erschien beim Systemstart erneut ein solches Werbe-Popup in Windows. Obwohl ich den Music Maker längst von meiner Festplatte getilgt hatte. In Gedanken war ich gerade dabei, wutschnaubend irgendetwas kurz und klein zu schlagen. Oh, der Zorn! Wie bitte war DAS denn möglich? Es war mir ein Rätsel.

Der Process Explorer zeigte mir keinen laufenden Prozess an, der mir nach MAGIX aussah. Auch unter den laufenden Windows-Diensten fiel mir nichts Verdächtiges auf. Andererseits war ich für solche Sachen auch kein Experte, so dass ich den Übeltäter leicht hätte übersehen können. Eine leider viel zu lange Internetrecherche ergab, dass das Problem bei der Aufgabenplanung in Windows zu suchen sei. Hier war die Aufgabe „Connect“ eingetragen, die man erst manuell deaktivieren müsste. Und dort war auch der Programmpfad des wider Erwarten NICHT deinstallierten Werbeprogramms angegeben. Der lästige Müllordner hat sich lange gegen meine aggressiven Löschversuche gewehrt, aber schließlich habe ich ihn mit meiner geballten Faust vernichten können, und nun endlich Ruhe vor der widerlichen Scheißwerbung dieses grauenvollen Herstellers.

Wieso muss man es sich als zahlender Kunde einer Software gefallen lassen, dass diese großflächige Produktwerbung des Herstellers so tief ins Betriebssystem einklinkt, dass sie ein Laie praktisch nicht mehr entfernen kann, und – an Dreistigkeit nicht zu überbieten – mit dieser auch noch nach der Deinstallation leben muss? Die Deinstallationsroutine lässt das Werbeprogramm mit voller Absicht auf dem Rechner zurück, während es das eigentliche Programm brav entfernt. Die Deinstallation habe ich NUR auf Grund der Werbung durchgeführt, weil mich die penetranten Einblendungen extrem verärgert haben.

Wäre es Gratis-Software gewesen, hätte ich mir einreden können, dass ich eine so unethische Vorgehensweise als Marketing-Strategie verstehen, und bei Bedarf damit leben kann. Aber die Tatsache, dass ich weder darauf hingewiesen wurde, noch dass ich dafür ein zwar werbeverseuchtes, aber wenigstens kostenloses Produkt erhalten habe, macht es mir unmöglich, so etwas zu akzeptieren. Eine unvorstellbare Frechheit! Das ist Betriebssystemverunreinigung und gehört definitiv verboten. Mein Rechner ist keine Littfasssäule.

Mein Fazit daher: Keine MAGIX-Software mehr. Jemals.

Update vom 25.12.2018: Mein Rant über MAGIX Connect ist wahrscheinlich der mit Abstand meistkommentierte Beitrag auf meinem Blog. Woher das kommt, weiß ich nicht. Offenbar ist MAGIX Connect ein umstrittenes Thema, über das viel gesprochen wird. Vielleicht bin ich aber auch in irgendwelchen Foren verlinkt worden.

Allerdings möchte ich hier auf eine Regel hinweisen, die auf meinem Blog konsequent Anwendung findet: Beleidigende Kommentare gebe ich niemals frei, und die besonders aggressiven Fälle werden meist sofort ungelesen gelöscht. Das gilt übrigens auch, wenn Kommentarschreiber meinen, sie müssten Obszönitäten ins E-Mail-Feld schreiben, weil ihnen das Pflichtfeld stinkt. Es scheint nicht genug zu sein, sich eine Fake-Adresse auszudenken, es muss also auch noch eine Beleidigung sein. In einem solchen Fall, spart euch bitte die Mühe, den Kommentar zu schreiben, dann spare ich mir den Klick auf den Löschen-Button.

JA, das E-Mail-Feld ist ein Pflichtfeld. Wem das nicht passt, der sollte einfach keine Kommentare hinterlassen. Und NEIN, das ist nicht dasselbe, wie der Accountzwang, den ich im Beitrag kritisiere. Ich zwinge niemanden, sich auf meinem Blog einen Account anzulegen. Die E-Mail-Adresse ist dazu gedacht, dass ich im Zweifel ganz normal Kontakt mit den Kommentierenden aufnehmen kann, und natürlich um die Trolle von den seriösen Schreibern zu unterscheiden.

beachbodyready

Ein Hersteller von Diätdrinks und anderen Nahrungsergänzungsmitteln wirbt statt mit durchtrainierten Männermodels zur Abwechslung mal mit einer schlanken Frau in der Londoner U-Bahn. Die Plakatwerbung wirft völlig wertungsfrei die Frage auf, ob man denn schon einen strandtauglichen Körper hat („Are you beach body ready?“) – und ein paar Feministinnen und Feministen reagieren darauf völlig hysterisch mit einem weiteren Aufschrei. „Sexismus! Chauvinismus! Unverantwortlich! Frauen als Sexobjekte! Werbung für den Magerkult, der Untergang unserer Gesellschaft! Jeder ist gefälligst bereit für den Strand!“

In den sozialen Medien brodelt es seither. Es hagelt Anfeindungen und Beleidigungen. Die Werbeplakate werden verunstaltet und die Täter brüsten sich noch damit. Selbst Bombendrohungen gingen offenbar bei Protein World, dem Hersteller der fraglichen Diätdrinks, ein. Inzwischen wurde die Werbung auf Grund der negativen Aufmerksamkeit sogar verboten und muss entfernt werden. Die fiese Hetzkampagne hatte Erfolg. Ich finde diesen Aufschrei über so ein belangloses Produkt wieder mal mehr als peinlich. Ich finde es enttäuschend und bezeichnend, dass ein paar überempfindliche Furien heutzutage nur genügend Druck in den sozialen Medien aufbauen müssen, um dafür zu sorgen, dass ihnen unliebsame Dinge verboten werden. Dieses Konzept könnte man auf so viele bedeutendere Dinge anwenden: Totalüberwachung durch die Geheimdienste, Verletzung der Menschenrechte, Korruption, Tierversuche, Abschaffung der GEZ, usw. Aber nein, ein dämliches Werbeplakat für Diätdrinks muss es sein, welches man als primären Feind identifiziert hat.

Wo da der Sexismus sein soll, frage ich mich. Es scheint keinen zu interessieren, die Anschuldigung reicht schon. Männer und Frauen dürfen gleichermaßen auf solchen und ähnlichen Plakaten ihre Bauchmuskeln in der Sonne blitzen lassen, es spielt keine Rolle welches Geschlecht da abgebildet ist. Sexobjekte sind es auch keine, und selbst wenn, dann ginge es Männern hier ebenfalls nicht anders. Diätprodukte sind vorrangig dazu da, die Erscheinung des eigenen Körpers zu verändern. Diätdrink-Plakate machen Frauen und Männer nicht mehr zu Sexobjekten als das bei Kosmetik oder Kleidung der Fall wäre. Von „Bodyshaming“ ist da die Rede, also das Beschämen oder Degradieren der armen Seelen mit weniger „perfektem“ Körper. Renee Somerfield, die nette junge Dame auf dem Plakat, hat sich längst selbst zu Wort gemeldet: Sie findet den ganzen Bohei übertrieben und beschwert sich darüber, dass sie von den Feministen nun selbst „Bodyshaming“ gegen ihren eigenen Körper erfahren muss, denn so wie auf dem Plakat sehe sie nunmal aus, und sie arbeite hart dafür. Wäre das nicht absurd, wenn sie sich nun jedes Mal fragen müsste, ob es in Ordnung ist, ihren schier makellosen Körper in der Öffentlichkeit zu zeigen, oder ob sich jemand daran stören könnte?

Wer nur ein Mindestmaß an Humor, Selbstwertgefühl und Coolness mitbringt, der wird über dieses Plakat höchstens müde lächeln. Was spricht denn dagegen, die Frage auf dem Werbeplakat einfach mit ‚JA‘ zu beantworten, anstatt jedem mit seiner Unsicherheit auf die Nerven zu gehen? Alle Plakate für Fitnessstudios in der Region sehen so aus. Oder die für Unterwäsche. Unzählige andere Produkte werden von schönen und schlanken Damen und Herren beworben, mit mehr oder weniger blöden Werbesprüchen. Es liegt in der Natur der Werbung, uns Dinge schmackhaft zu machen: Ein nagelneues Auto, ein kühles Bier an einem See, ein saftiger Burger mit knusprigen Pommes, oder einen schlanken Körper, den wir uns doch sowieso schon so lange wünschen. Nichts davon rechtfertigt einen solchen medialen Terror. Hier wird nicht etwa behauptet, dass die Menschen zu fett für den Strand wären, sondern es werden gezielt diejenigen angesprochen, die sowieso schon mit dem Gedanken spielen, noch schnell ein paar Kilos abzunehmen, bevor man sich in die Sonne legt. Wer sich in der Weise von dem Plakat angesprochen fühlen möchte, soll die Diätdrinks doch gerne bestellen, denn was ist dagegen einzuwenden, wenn es ihnen hilft? Ich selbst habe einige Diätdrinks zuhause. Wie bitte soll denn eine Werbung für Diätprodukte sonst aussehen, die Bedürfnisse wecken und zum Sport und zum Abnehmen motivieren will? Mal ganz davon abgesehen, dass Sport und körperbewusste Ernährung der eigenen Gesundheit sowieso zugute kommt, aber was spielt das noch für eine Rolle. Sogar Burger King wirbt mit Topmodels und niemandem kommt das widersprüchlich vor.

Da offenbar jeder „beach body ready“ ist, wie der Mob auf Twitter und Facebook behauptet, sollte man womöglich anfangen Diät- und Fitnessprodukte zu verbieten? Denn wenn WIR nicht perfekt gebaut sind, dann darf es wohl auch niemand sonst sein. Und es darf auch niemand in der Werbung auf die eigenen Unzulänglichkeiten aufmerksam gemacht werden, denn das wäre Sexismus gegenüber allen, die ein paar Pfunde zuviel mit sich herumtragen. Die Medien übernehmen kritiklos die Meldung über die ungerechtfertigte Hetze und das Verbot, dabei gibt es inzwischen schon so manche befreiende Gegendarstellung zu lesen. Nicht jeder Mensch ist gleich so dünnhäutig, so humorlos und so verknöchert und streitlustig wie die, die in letzter Zeit lautstark gegen besagte Werbung protestieren. Wir leben im 21. Jahrhundert, wir müssen endlich damit aufhören, alles verbieten zu wollen, was uns irgendwie anstößig erscheint. Karikaturen sind aus Prinzip anstößig, zum Glück kommt da noch niemand auf die Idee, diese zu verbieten.

Und was die Botschaft der Kritiker angeht: Jeder Mensch hat eine Strandfigur? Nein, eigentlich nicht, egal wieviel Mühe verzweifelte Menschen sich damit geben, den Begriff trotzig umzudeuten. Jeder hat eine Figur. Das ist richtig. Es ist jedem selbst überlassen, ob er oder sie diese Figur zum Strand tragen möchte. Aber eine Strandfigur ist doch wohl so definiert, dass man seine Figur gerne am Strand zur Schau stellt, und – vor allem – von anderen gerne gesehen wird. Es ist ein Unterschied ob man mit seinem Körper glücklich ist und sich darin wohlfühlt, oder ob man damit angeben möchte. Man kann sich selbst für attraktiv HALTEN, aber das ändert nichts daran, wie man von seinen Mitmenschen gesehen wird. Ob man attraktiv ist, darüber entscheiden die anderen.

Ich bin selbst sehr weit von einem Traumkörper weg, aber ich finde es beruhigend zu wissen, dass es für mich unzählige Möglichkeiten gibt, mir einen solchen zu erarbeiten, wenn ich nur genügend Willensstärke und Geduld aufbringe. Ich genieße es, in der Werbung schöne schlanke Menschen zu sehen, denn das ist manchmal sogar irgendwie motivierend. Niemand würde sich Fitnessprodukte bestellen, wenn völlig erschöpfte, verschwitzte, übergewichtige Menschen auf dem Plakat zu sehen wären. Ich will nicht sehen, wie ich selbst beim Sport aussehe. Ich will sehen, wie ich durch Sport schon in ein paar Monaten aussehen könnte. Ich will ein Ziel haben. Und ich will ganz bestimmt nicht in einer Welt leben, die nur noch Dinge hervorbringen darf, die bloß keine Minderheit als inakzeptabel erachtet, in der politische Überkorrektheit alles bis ins Kleinste diktiert. Ich will, dass Werbung auch Ecken und Kanten haben darf, ohne dass man das korrigieren und sich dafür sofort entschuldigen muss.

minecraftletsplay

Jeder weiß, dass man sich besser nicht mit der Let’s-Play-Szene anlegt, denn die Let’s-Play-Fans lieben ihre Spielevideos und ihre YouTube-Stars, und wer sich dagegen äußert, bekommt die geballte Macht der Masse zu spüren. Zum Glück ist meine Webseite nicht bekannt genug, so dass ich mir einen kleinen kritischen Kommentar erlauben werde. Die Idee dazu kam mir, da so ziemlich jeder IT-News-Beitrag über irgendeinen dahergelaufenen Let’s Player wüste Diskussionen nach sich zieht, in dem Fans und Kritiker aufeinandertreffen. Ich versuche mich aus solchen hohlen Diskussionen herauszuhalten. Ich schaue gelegentlich Walkthroughs, ohne Kommentar des Vorspielers, echte Let’s Plays eigentlich sehr selten. Aber ein bestimmter Aspekt in diesen Diskussionen stört mich dennoch immer ein wenig.

Die Szene der Tuber scheint sich weitgehend einig zu sein, dass es völlig in Ordnung ist, von jedem beliebigen Spiel den kompletten Spielinhalt von Anfang bis Ende ungefragt hochzuladen. Mehr noch, sie fordern geradezu das Recht, „ihr“ Gameplay jederzeit in großem Stil veröffentlichen zu dürfen, in der höchstmöglichen Auflösung, mit der gesamten Spielmusik und allem was dazugehört. Sie verstehen scheinbar nicht oder wollen nicht verstehen, dass nicht nur das Spiel als solches, sondern auch jede einzelne Mediendatei, also Spielbestandteile, sogenannte „Assets“, urheberrechtlich geschützt sind, namentlich Videos, Grafiken/Texturen, komponierte Musikstücke, Synchros, Soundeffekte, und diese werden prinzipiell ohne Erlaubnis oder Nachfrage vollständig auf YouTube bereitgestellt. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit, konnte man schon Probleme bekommen, wenn man nur einzelne MP3s irgendwo verteilt hatte. Nur weil jemand nicht auch noch die ausführbare Datei beilegt, die man zum selbst Spielen bräuchte, ist man daher noch lange nicht aus dem Schneider.

Ich kann schließlich auch nicht einfach einen aktuellen Spielfilm auf DVD oder Blu-ray kaufen, diesen dann mit meinem Audio-Kommentar – nennen wir es „veredeln“, und dann diese Special Edition bei YouTube hochladen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis mir der Account gesperrt wird und ich Post von irgendeiner Kanzlei bekomme. Wahrscheinlich dürfte ich auch nicht einfach ein Buch kaufen und dieses komplett auf YouTube vorlesen. Okay, es mag nicht das spielbare Spiel sein, das die Let’s Player da hochladen, aber sie laden einen wirklich beträchtlichen Teil davon hoch: Nämlich praktisch alles was man davon sieht und hört. Auch sowas ist urheberrechtlich relevant.

Wie gesagt, ich gönne jedem seine Let’s Plays, und viele Publisher erlauben ja längst explizit das Produzieren solcher Videos, schließen dabei aber oft auch monetäre Nutzung aus. Andererseits will niemand es sich erlauben, die YouTube-Community gegen sich aufzubringen, daher traut sich einfach kein großer Publisher, etwas Kritisches gegen Let’s Plays zu sagen. Dieser Druck führt vermutlich oft dazu, dass man die Videos lieber duldet, obwohl man es eigentlich weniger gerne sieht. Nintendo hat es versucht, eine eigene Meinung zu dem Thema zu haben, und sofort einen Shitstorm abbekommen, woraufhin Nintendo gänzlich zurückrudern musste. Damit war das Thema erledigt.

Alle reden davon, dass Let’s Plays Werbung für die Spiele sind, und diese Argumentation kommt den Let’s Playern wirklich gerade recht. Das mag teilweise so sein, aber als Ausrede ist das doch höchst scheinheilig. Werbung ist wohl nicht die eigentliche Intention der Let’s Player, höchstens noch Werbung für sich selbst bzw. ihren YouTube-Kanal. Und was die Werbung für die Spiele angeht: Wodurch ist es denn erwiesen, dass Let’s Plays immer einen Werbeeffekt haben? Was ist mit den Leuten, die sich das Let’s Play eines Spiels komplett ansehen und dann gar nicht mehr das Bedürfnis haben, das Spiel zu kaufen? Mir ging das bisher tatsächlich schon so. Ein Spiel, in dem es nur um die Story geht, spiele ich nach so einem Let’s Play sicher nicht nochmal selbst. Im Prinzip ist das dann ein kostenloser interaktiver Spielfilm – nur ohne die nervenden interaktiven Elemente. Aber danke dafür.

Es ist schon erstaunlich, wie angegriffen sich Fans von Let’s Plays fühlen, sobald man mal erwähnt, dass das rechtlich und moralisch nicht ganz so unproblematisch ist. Offenbar ist hier keine Erörterung erwünscht, wer einen anderen Standpunkt als die YouTuber vertritt, der ist böse. Ich fühle mich nicht so böse, ich will nur mal zu Denken geben, dass es vielleicht falsch sein könnte, durch die Werbung in „seinen“ Let’s Plays Geld an einem Produkt zu verdienen, das jemand anderes entwickelt hat. Ich bin der Meinung, dass man Let’s Plays durchaus erlauben sollte (Fair Use), sofern es der Hersteller (von sich aus und ohne öffentlichen Druck) erlaubt, aber ich finde es definitiv falsch, diese in irgendeiner Form zu monetarisieren. Let’s Player bewegen sich gesetzlich sowieso in einer Grauzone und sollten den Ball flach halten. Also darauf zu bestehen, dass man mit seinem Hobby (Spielekonsum) auch noch Geld verdienen dürfen sollte, das finde ich dann doch etwas dreist.

Fröhliches Halloween – oder schreckliches, oder wie auch immer man bei diesem Ereignis zu sagen pflegt. Nein, leider habe ich für diese Gelegenheit keinen gruseligen Artikel vorbereitet, der zu diesem besonderen Datum passen würde. Das wäre sowieso irgendwie geheuchelt, da ich Halloween zumindest dieses Jahr nicht feiere, weder auf einer der vielen Halloween-Partys, noch würde ich als laufendes Bettlaken verkleidet die Nachbarschaft auf der Suche nach Süßigkeiten unsicher machen.

raiderAber wo ich jetzt schon so geschickt die thematische Brücke zu den Süßigkeiten geschlagen habe, will ich eine erfreuliche, wenn auch nicht allzu spektakuläre Entdeckung bekanntgeben, die mir seinerzeit wirklich den Tag „versüßt“ hat. Als jemand, der die späten 80er und die frühen 90er Jahre immer in Ehren halten wird, konnte ich mein Glück kaum fassen als ich vor etwa zwei Wochen in den nächsten Discounter stolperte und dort eine ganze Box mit den berühmten „Raider“-Schokoriegeln vorfand.

Wer bis etwa 1991 nicht noch in den Windeln lag, der erinnert sich womöglich, dass Twix hierzulande unter dem Namen Raider vermarktet, und die Umbenennung im deutschen Fernsehen mit dem markigen Spruch „Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix“ bekannt gemacht wurde, der längst Einzug in die Popkultur gehalten hat, und seitdem nicht mehr allein auf Karamell-Keks-Schokoriegel angewendet wird, sondern immer dann, wenn ein Produkt seinen Namen, aber nicht den Inhalt ändert. Auch in einem meiner alten Artikel über mein Jahr 1991 erwähne ich diesen Spruch.

Selbstverständlich ist mir bewusst, dass das nicht das erste oder einzige Mal, und sicher auch nicht das letzte Mal war, dass man Twix kurzzeitig wieder zurück in Raider umbenannte um ein paar Nostalgiker aus der Reserve zu locken, aber es ist jedenfalls das erste Mal, dass ich das Vergnügen hatte. Immerhin hat es funktioniert, ich hab mir die Dinger gekauft. Und es schmeckt auch nicht anders als sonst. Die Retro-Riegel sind übrigens limitiert und die Aktion geht nur vom Zeitraum Oktober bis November 2013. Da ich die Renaissance des neuen YPS-Hefts für Erwachsene damals leider verpasst habe (bzw. keinen Händler in der Gegend gefunden habe, der die Hefte bestellt hat), kann ich froh sein, dass ich zumindest noch auf diesem Weg einen kurzen Rückblick auf meine Kindheit bekommen konnte.

So, genug über Schokoriegel gefaselt. Ich werde Halloween dieses Jahr mit einem Bier und einem Horrorfilm ausklingen lassen, damit ich mir nicht selbst vorlügen muss, mir überhaupt nichts aus heidnischen Bräuchen zu machen. Außerdem finde ich alles gut, was die Kirche ärgert.

Eine Bitte an alle SchmarotzerBesucher meines Blogs: Bitte bitte bitte schaltet eure Adblocker aus! Wie soll ich mir denn sonst meine erste Million verdienen, wenn ihr euch die supertolle Werbung gar nicht anschaut? Ich kann mir doch sonst die Serverkosten in Höhe von 10000 Euro im Jahr gar nicht leisten. Ihr seid daran schuld, wenn ich meine Webseite bald dichtmachen und unter der Brücke schlafen muss. Könnt ihr mit diesem schlechten Gewissen leben? Könnt ihr das?

Kleiner Scherz. Ich habe auf meinem Blog gar keine Werbung. Aus gutem Grund. Warum sollte ich Ansprüche an meine Besucher stellen, die meine Seite völlig freiwillig besuchen und für die ich – völlig freiwillig – eine Show liefere? Warum sollte ich davon ausgehen, dass meine Besucher mir irgendetwas schulden? Warum sollte ich für mich das Recht beanspruchen, für mein Hobby (Bloggen) Geld von jemandem einfordern zu können? Keine Ahnung, warum ich das glauben sollte, aber offenbar tun das so einige Blogger, die nun einfach auf diesen „Adblocker ausschalten“-Kampagnenzug aufgesprungen sind. Ich werde keine Namen nennen, aber in den entsprechenden Kommentarspalten haben diese Personen schon ihre Quittung dafür erhalten. Offenbar sehen das sehr viele Leute einfach anders und sind von der Aktion nur wenig begeistert.

Wer nicht weiß worum es geht: Dieser Tage haben sich einige Print- und Onlinemagazine (darunter Zeit, Spiegel und Golem) zusammengetan, um gemeinsam in einer konzertierten Aktion (ein lästiges JavaScript, das die Anwesenheit eines Adblockers im Browser erkennt) auf die finanziellen Probleme aufmerksam zu machen, die das Blockieren der Onlinewerbung für die betreffenden Seiten nach sich ziehen kann. Um die entsprechenden Besucher direkt auf den „Schaden“ hinzuweisen, den sie so verursachen, bekamen ebendiese eine große hässliche Meldung auf der Hauptseite eingeblendet, mit der Bitte, den Adblocker doch für die Seiten zu deaktivieren, die man finanziell unterstützen wollte. Es folgte der Hinweis, dass sich die Onlineausgaben nur durch Werbung finanzieren könnten, und dass Werbung doch gar nicht so schlimm sei. Offenbar auch nicht die grässlichen Layer-Ads oder Flash-Werbefilmchen mit Ton, oder hektisch animierte Werbung in grellen Signalfarben, die man auf sämtlichen dieser Seiten ohne Adblocker zu sehen bekommt. Ein einziger Klick, um den Adblocker abzuschalten, könne doch wohl nicht zuviel verlangt sein, hieß es.

Nun, die Sachlage mag für Onlinemagazine anders aussehen als für Hobbyblogger, das gebe ich zu. Allerdings halte ich sowieso nichts von durch Werbung finanzierten Content. Stattdessen gäbe es schließlich die Möglichkeit, Abonnements zu verkaufen. Und wenn dieses Finanzierungsmodell ebenfalls nicht funktioniert, dann ist das Angebot wohl doch nicht so toll, wie man sich selbst zuschreiben wollte. Das interessante daran ist nämlich, dass sich beispielsweise Golem sowie der Onlineauftritt des Spiegel seit weit über einem Jahrzehnt problemlos finanzieren können, auch und gerade als Werbung noch wesentlich unaufdringlicher war. Jetzt sind plötzlich die Adblocker-Nutzer schuld am (recht unwahrscheinlichen) baldigen Untergang? Aber in erster Linie fasziniert mich, dass es Blogger gibt, die sich für eine Art wichtige journalistische Instanz halten und ebenfalls einen Teil des Werbekuchens für sich beanspruchen wollen.

Ich kann die Kosten für mein Hobby nicht auf meine Blogbesucher abwälzen und mich dann beklagen, wenn die keine Lust darauf haben. Wer glaubt, dass das richtig wäre, hat wohl reichlich verdrehte Vorstellungen. Wer sich Kosten aufbürdet, die er nicht selbst tragen kann, sollte sich fragen, ob er es nicht doch übertrieben hat. Üblicherweise regelt sich so etwas nämlich ganz von alleine. Aber scheinbar ist es einfacher, den Besuchern ein schlechtes Gewissen einzureden, da sie ja dreist Gratisinhalte konsumieren, wofür sie aber nichts leisten wollen. Von Raubsurfern bzw. Schwarzsurfern ist da satirisch die Rede, schon weil die Idee an sich so lächerlich ist. Es ist ja nun nicht so, als würde der Blogger sich den Arsch aufreißen, weil seine Besucher etwas von ihm verlangen, sondern eigentlich hat der Blogger in erster Instanz ein starkes Bedürfnis nach Selbstdarstellung, und findet es toll, wenn andere seine Beiträge lesen. Die Anzahl der Blogbesucher entscheidet aber nicht, ob ich anfangen darf, die Hand dafür aufzuhalten.

Wer von den Damen und Herren, die auf ihrer Webseite Werbung schalten, bleibt in der Werbepause im Fernsehen auf der Couch sitzen und konsumiert brav die Werbung? Wer von denen liest jede doppelseitige Mediamarkt-Anzeige in der Zeitung? Niemand konsumiert Werbung freiwillig, auch selbst Werbetreibende nicht. Wer Werbung über sich ergehen lässt, tut das nur, weil er 1. nichts dagegen tun kann, und 2. weil er dafür eine Gegenleistung bekommt. Sobald er Alternativen hat (in der Werbepause aufs Klo gehen, Adblocker einschalten) wird er diese Möglichkeit wahrnehmen. Sobald man anfangen muss, seinen Besuchern deswegen ins Gewissen zu reden, funktioniert das System schon nicht mehr. Man kann als Betreiber sicher vieles, aber man kann den Nutzern eben kein Nutzerverhalten aufzwingen. Es wird dann nämlich Zeit, sich etwas anderes zu überlegen.

Meiner Ansicht nach geht diese Aktion für alle nach hinten los. Von den betroffenen Personen werden sicher ein paar aus Rücksicht ihre Adblocker ausschalten. Einige werden ihre Adblocker ausschalten, dann feststellen, dass die Werbung völlig unzumutbar ist, und wieder auf die „werbefreie Version“ umschalten. Und – am allerwichtigsten – viele, die bisher ohne Adblocker unterwegs waren, werden erstaunt feststellen, dass Adblocker sehr nützlich sind, und fortan einen benutzen. Das wird sicher witzig.

Im nun beginnenden Zeitalter gedrosselter DSL-Anschlüsse zählt irgendwann sowieso jedes bisschen Traffic. Ob eine Webseite also schlappe 200 Kbyte Text ohne Werbung, oder 20 MByte mit Flash-Filmchen auf die Waage legt, das ist mir dann eben nicht mehr egal, und dafür ist mir mein Geld auch zu schade. Es macht dann einen Unterschied, wenn man diese und ähnliche Webseiten täglich mehrmals besucht. Irgendwie gefällt es mir nicht, dass im Moment alle in ihren Interessen in unterschiedliche Richtungen ziehen wollen.

(Dies ist ein Followup-Artikel von „Mehr Layer-Ads, weniger Adblock“, weil es gerade wieder so herrlich aktuell ist.)