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In einem Augenblick völliger geistiger Umnachtung begab es sich kürzlich, dass ich mir den vermaledeiten MAGIX Music Maker in einer halbwegs aktuellen Version gekauft habe. Als musikalisch leider nur mäßig begabter Mensch wollte ich zumindest in der Lage sein, mir ganz rudimentär ein paar passable Musikstücke zusammenzuklicken, so dachte ich zumindest, und hielt den Kauf in jenem Moment für eine ganz gute Idee. Diese Idee sollte ich jedenfalls später bereuen, um dem Artikel schon einmal etwas vorwegzugreifen.

Der Music Maker ist eines jener Programme, deren Herstellerfirma offenbar schlechte Erfahrungen mit Raubmordkopierern gemacht hat, denn zur Installation muss man nicht nur einen bescheuerten 38-stelligen Produktschlüssel eingeben, sondern diese Installation auch online beim Hersteller aktivieren. Online-Produktaktivierungen, wird der Veteran unter den Lesern meines Blogs vermutlich bereits wissen, sind etwas, das ich grundsätzlich verabscheue. Ich war bereits ein wenig über dieses kleine, aber störende Detail angenervt, von dem ich vor dem Kauf nichts wusste, da stellte ich auf der Webseite von MAGIX auch gleich fest, wie diese Produktaktivierung aussehen würde: Ein MAGIX-Account wird benötigt – was auch sonst.

Mein Geduldsfaden stand hier bereits merklich unter Spannung, als ich mit knirschenden Zähnen ein paar (falsche) persönliche Daten in die Account-Erstellungs-Maske eingab. Selbstverständlich musste die E-Mail-Adresse gültig sein – was auch sonst. Überprüft wurde das mit einer Bestätigungs-E-Mail. Ich hätte womöglich schnell eine Wegwerf-Adresse anmelden können, aber dafür war ich an diesem Punkt schon zu faul. Ich hoffe, der verfluchte Hersteller freut sich über meine E-Mail-Adresse, die er entweder in Form der gesamten Nutzerdatenbank (versehentlich) durch eine Sicherheitslücke an Hacker verlieren oder ganz legal an alle seine Werbekunden verkaufen kann. Wahrscheinlich wird früher oder später beides passieren.

Ein kurzes Quatschpasswort darf es beim besten Willen nicht sein, denn MAGIX fordert streng die Einhaltung der Passwortrichtlinien ein – selbst für Schrott-Accounts mit falschen Benutzerdaten, die ich nie wieder brauchen würde. Ich habe eine kritische Botschaft (natürlich mit Ziffern, Großbuchstaben und Sonderzeichen!) als Passwort hinterlassen. Wenn das Passwort dann im Klartext in der Datenbank landet, liest es vielleicht irgendwann ein unterbezahlter MAGIX-Administrator und grinst. Naja, was soll ich sagen. Nachdem ich diesen Spießrutenlauf hinter mich gebracht und das Programm schließlich gestartet hatte, war ich dann auch gleich in der richtigen Stimmung: Die Benutzeroberfläche war langsam, sah aus wie eine Flash-Webseite Anfang der 2000er Jahre, und die Anzahl an beigelegten Samples war ein äußerst schlechter Witz. Wenn man sich durch die verschiedenen Melodien geklickt hat, stellte man schnell fest, dass jede Melodie in gefühlt zehn verschiedenen Variationen vorlag, was die Anzahl an unterschiedlichen Netto-Samples nochmal drastisch reduzierte. Der Music Maker wirkte auf mich wie ein Programm, mit dem man EIN ganz spezielles Musikstück als Remix zusammenbauen kann, viel mehr ist nicht drin, dafür klingt das Zeug alles viel zu ähnlich.

Hinzu kommt, dass ich ständig auf irgendwelche (auf den ersten Blick scheinbar vorhandene) Sachen geklickt habe, und plötzlich geht die Store-Seite auf, die mich zum Bezahlen von neuen Kauf-Inhalten auffordert. Music Maker ist also auch noch ein Programm, das mich zu weiteren Einkäufen nötigen soll. Sowas habe ich ja ganz besonders gern. Mit den vielen Ejay-Programmen anno 1999 war ich bereits Besseres gewohnt als von diesem Mist. Und das was damals an Musik hinten herauskam, war auch noch wesentlich brauchbarer. Ich wusste also schon nach gut einer Stunde, dass es ein grandioser Fehlkauf war, den ich mir hätte sparen können.

Das Thema Music Maker hatte ich praktisch schon abgehakt, als ich nach dem Windows-Neustart auf ein relativ großes Werbe-Popup über dem System Tray von Windows stieß. MAGIX war jetzt also der Meinung, es sei völlig ok, mich auch außerhalb des Music Makers zu jeder Tageszeit auf ihre beschissenen Produkte aufmerksam zu machen. Wow, das war wirklich die Höhe – und das Maß definitiv voll. Die Deinstallation dieses Schundprogramms folgte unmittelbar. Ich nahm ganz arglos an, dass ich jetzt meine Ruhe hätte. Hatte ich dann irgendwie auch – etwa drei Wochen lang. Doch heute am späten Nachmittag erschien beim Systemstart erneut ein solches Werbe-Popup in Windows. Obwohl ich den Music Maker längst von meiner Festplatte getilgt hatte. In Gedanken war ich gerade dabei, wutschnaubend irgendetwas kurz und klein zu schlagen. Oh, der Zorn! Wie bitte war DAS denn möglich? Es war mir ein Rätsel.

Der Process Explorer zeigte mir keinen laufenden Prozess an, der mir nach MAGIX aussah. Auch unter den laufenden Windows-Diensten fiel mir nichts Verdächtiges auf. Andererseits war ich für solche Sachen auch kein Experte, so dass ich den Übeltäter leicht hätte übersehen können. Eine leider viel zu lange Internetrecherche ergab, dass das Problem bei der Aufgabenplanung in Windows zu suchen sei. Hier war die Aufgabe „Connect“ eingetragen, die man erst manuell deaktivieren müsste. Und dort war auch der Programmpfad des wider Erwarten NICHT deinstallierten Werbeprogramms angegeben. Der lästige Müllordner hat sich lange gegen meine aggressiven Löschversuche gewehrt, aber schließlich habe ich ihn mit meiner geballten Faust vernichten können, und nun endlich Ruhe vor der widerlichen Scheißwerbung dieses grauenvollen Herstellers.

Wieso muss man es sich als zahlender Kunde einer Software gefallen lassen, dass diese großflächige Produktwerbung des Herstellers so tief ins Betriebssystem einklinkt, dass sie ein Laie praktisch nicht mehr entfernen kann, und – an Dreistigkeit nicht zu überbieten – mit dieser auch noch nach der Deinstallation leben muss? Die Deinstallationsroutine lässt das Werbeprogramm mit voller Absicht auf dem Rechner zurück, während es das eigentliche Programm brav entfernt. Die Deinstallation habe ich NUR auf Grund der Werbung durchgeführt, weil mich die penetranten Einblendungen extrem verärgert haben.

Wäre es Gratis-Software gewesen, hätte ich mir einreden können, dass ich eine so unethische Vorgehensweise als Marketing-Strategie verstehen, und bei Bedarf damit leben kann. Aber die Tatsache, dass ich weder darauf hingewiesen wurde, noch dass ich dafür ein zwar werbeverseuchtes, aber wenigstens kostenloses Produkt erhalten habe, macht es mir unmöglich, so etwas zu akzeptieren. Eine unvorstellbare Frechheit! Das ist Betriebssystemverunreinigung und gehört definitiv verboten. Mein Rechner ist keine Littfasssäule.

Mein Fazit daher: Keine MAGIX-Software mehr. Jemals.

Update vom 25.12.2018: Mein Rant über MAGIX Connect ist wahrscheinlich der mit Abstand meistkommentierte Beitrag auf meinem Blog. Woher das kommt, weiß ich nicht. Offenbar ist MAGIX Connect ein umstrittenes Thema, über das viel gesprochen wird. Vielleicht bin ich aber auch in irgendwelchen Foren verlinkt worden.

Allerdings möchte ich hier auf eine Regel hinweisen, die auf meinem Blog konsequent Anwendung findet: Beleidigende Kommentare gebe ich niemals frei, und die besonders aggressiven Fälle werden meist sofort ungelesen gelöscht. Das gilt übrigens auch, wenn Kommentarschreiber meinen, sie müssten Obszönitäten ins E-Mail-Feld schreiben, weil ihnen das Pflichtfeld stinkt. Es scheint nicht genug zu sein, sich eine Fake-Adresse auszudenken, es muss also auch noch eine Beleidigung sein. In einem solchen Fall, spart euch bitte die Mühe, den Kommentar zu schreiben, dann spare ich mir den Klick auf den Löschen-Button.

JA, das E-Mail-Feld ist ein Pflichtfeld. Wem das nicht passt, der sollte einfach keine Kommentare hinterlassen. Und NEIN, das ist nicht dasselbe, wie der Accountzwang, den ich im Beitrag kritisiere. Ich zwinge niemanden, sich auf meinem Blog einen Account anzulegen. Die E-Mail-Adresse ist dazu gedacht, dass ich im Zweifel ganz normal Kontakt mit den Kommentierenden aufnehmen kann, und natürlich um die Trolle von den seriösen Schreibern zu unterscheiden.

„Wer Adblock benutzt, der bringt ehrlich arbeitende Webworker um ihr verdientes Geld. Wer Adblock benutzt, zwingt Inhalteanbieter dazu, die Vielfalt ihrer Inhalte einzuschränken, ein Bezahlmodell einzurichten, oder ihr Angebot irgendwann vollständig einzustellen. Wer Adblock benutzt, handelt rücksichtslos und sollte sich was schämen, weil er die Gratiskultur im Internet fördert.“

So oder so ähnlich lautete zusammengefasst der Inhalt eines Artikels, den ich vor kurzem lesen durfte, selbstverständlich kostenlos und ohne Werbung. Verfasser des Artikels ist ein Redakteur eines großen Print- und Onlinemagazins, der ganz selbstverständlich diese Auffassung haben muss, denn davon lebt er. Allerdings war ich mir beim Lesen nicht so sicher, ob das mit dem Verteufeln der Adblock-Benutzer wirklich so schlau ist. Darum möchte ich das Thema mit diesem kleinen Artikel meinerseits wiederum zur Diskussion freigeben oder zumindest zum Nachdenken anregen. Ich vertrete hierbei eine etwas andere Meinung als der Autor des Originalartikels.

Wer kennt sie nicht, die gefürchteten Layer-Ads. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das erste Mal das Vergnügen hatte – vermutlich Anfang des Jahrtausends. Layer-Ads sind Werbepopups, die sich mitten über die Webseite legen, oft fahren sie von irgendeiner Seite herein, manchmal wird auch die Webseite drumherum komplett abgedunkelt und unklickbar gemacht, bis man die Werbung anklickt oder wegklickt. Manchmal muss man zehn Sekunden warten, bis ein Schließen-Button eingeblendet wird. Dieser Schließen-Button öffnet gerne Mal ein weiteres Popup, das seinerseits Werbung einblendet. Wegscrollen nützt nichts, da die Werbung hinterherscrollt, um sicherzugehen, dass sie immer im Bild ist. Manche Layer-Ads spielen sogar Videos ab und erlauben es sich damit, die ganze Internetleitung dicht zu machen, da die Werbung von der Datenmenge her um ein Vielfaches größer ist als die gesamte Webseite, die man eigentlich betrachten wollte. Andere Layer-Ads sind kleiner, spielen aber trotzdem Videos ab, oft sogar mit Ton. Und jedesmal, wenn man auf der Seite einen anderen Navigationspunkt auswählt, taucht die Werbung wieder auf. Es sind Seiten wie diese, die ich irgendwann allein auf Grund der Werbung begonnen habe zu meiden. Damals habe ich mir oft die harmlos blinkenden Banner im GIF-Format zurückgewünscht, die mir Ende der 90er Jahre noch nervtötend vorkamen. Oh wie ich nicht ahnen konnte, dass es nur schlimmer werden würde.

Irgendwann gab es mit den diversen Adblock-Extensions für Firefox (und inzwischen auch für andere Browser) eine wirksame Verteidigungsmethode gegen aufdringliche Werbung. Heute sind diese Addons problemlos in der Lage, auch Layer-Ads zu unterdrücken und manchmal sogar die 20-sekündigen Werbespots, die man sich vor (im dümmsten Fall zehnsekündigen) Spaßvideos anschauen muss. Viele Webseiten, die man ohne Adblock mit der Kneifzange nicht anfassen würde, sind damit tatsächlich wieder genießbar geworden.

„Layer-Ads wären gar nicht nötig und würden auch nicht existieren, wenn niemand Adblock benutzen würde.“. – Eine Aussage wie diese nahm der Autor zum Anlass, zu behaupten, dass Layer-Ads folglich früher oder später verschwinden würden, sollte jeder brav seine Werbebanner betrachten und anklicken, wie es sich gehört. Zum einen halte ich das für Quatsch, denn wenn etwas existiert, wird es auch genutzt. Dient ja schließlich der Gewinnmaximierung. Niemand würde auf das zusätzliche Geld verzichten, indem er irgendwelche Hilfsmittel abschaltet. Zum anderen bin ich mir sicher, dass hier Ursache und Wirkung ganz klassisch vertauscht werden. Nicht die Layer-Ads entstanden aus der Tatsache heraus, dass jeder Adblock verwendete, sondern Adblock entstand deshalb, weil viele Webseiten mit ihren immer lästiger werdenden Werbepopups nicht mehr zumutbar waren.

Nun kommt also so jemand daher, und fängt an sich zu beklagen, dass die Adblock-Benutzer doch beinahe auf einer Stufe mit den Raubmordkopierern stünden, da sie Inhalte im Netz konsumierten, aber nicht bezahlen wollten indem sie Werbebanner mitladen und anklicken. Das sei ja praktisch Diebstahl und absolut verwerflich. Man solle doch zumindest Adblock auf den Seiten abschalten, die man unterstützen möchte. Und das ist ein Aspekt, den ich sehr witzig finde. Es mag ja sein, dass viele Webseitenbetreiber mit gutartiger Werbung darunter leiden, dass es noch mehr schwarze Schafe gibt, die grässliche Layer-Ads verwenden, aber dass ich jetzt damit anfange, den Werbeblocker ständig ein- und auszuschalten, je nachdem welches Tab ich gerade angeklickt habe, soweit kommt es ganz sicher nicht. Ich bin bereit, Adblock abzuschalten, wenn die Werbung im Netz eine erträglichere Form angenommen hat. Für mich umständliche Kompromisse gehe ich eher nicht ein. Ich sehe nicht, dass Handlungsbedarf am Endbenutzer besteht.

Aus Sicht der Anbieter halte ich ein Inhalte-Bezahlmodell für absolut sinnvoll. Es zwingt sie niemand dazu, Inhalte kostenlos anzubieten und mit Werbung zu verschandeln. Und falls sie sich dazu freiwillig entschließen, dann sollte mich niemand dafür kriminalisieren, dass ich technische Hilfsmittel einsetze, die die Werbung wieder entfernen. Das ist für mich nichts anderes als einen Film aus dem TV aufzunehmen und bei jedem Werbeblock auf Pause zu drücken und währenddessen aufs Klo oder zum Kühlschrank zu gehen. Es ist nur weniger aufwändig. Wer mit seinem Inhalt Geld verdienen möchte, der soll bitte auch explizit Geld dafür verlangen und das Zeug erst dann rausrücken, wenn bezahlt wurde. So kommt niemand in Versuchung, es sich versehentlich mit Adblock anzuschauen und jemanden um sein Geld zu bringen.

Nur so ein paar Gedanken von mir zu dem Thema. Kommentare sehr erwünscht, wenn sie keine persönlichen Angiftungen enthalten.