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Es ist schon ein paar Jahre her, vielleicht auch ein wenig länger, da vertrat ich noch allen Ernstes die Einstellung, „Brain 1.0“ reiche völlig aus, um gegen sämtliche Schadsoftware im Internet gefeit zu sein. Man müsse doch eigentlich nur immer aufpassen, worauf man klickt, keine unbekannten E-Mail-Anhänge zu öffnen, und beispielsweise Installationsprogramme nicht ungelesen abzunicken. Dass ich mit dieser zweifelhaften Schutzmaßnahme selbst nie besonders weit gekommen bin, schien mir immer wieder entfallen zu sein. Heute bin ich aber gänzlich anderer Meinung. Heute weiß ich, dass selbst IT-Experten oftmals Situationen falsch einschätzen, besonders wenn es mal schnell gehen soll. Der Laie jedoch hat ohne Schutzsoftware heute wahrscheinlich keine Chance mehr. Das Internet wird seit Jahren geflutet mit Malware direkt aus der Feder zwielichtiger Gestalten, die auf skrupellose Weise Geld von arglosen Nutzern erpressen oder heimlich Daten abgreifen wollen.

Was nun für manche eher wie ein übertriebenes Horrorszenario klingt, ist längst Realität: Fast jeder kennt jemanden, der schonmal Ransomware auf dem Rechner hatte, dessen IE mit unzähligen bunten Toolbars überfrachtet war, der beim Windows-Start ständig merkwürdige blinkende Popups angezeigt bekommt, etwa „Ihr Computer ist in Gefahr! – Kaufen Sie sich jetzt unseren Virenschutz!“, oder dessen Browser beim Start immer zuerst irgendwelche Casino-Webseiten aufmacht. Was bei so manchen Eltern und Großeltern am PC heimlich im Hintergrund an Prozessen läuft, will man sich gar nicht vorstellen. Und nur weil ein Programm sich nicht offensichtlich im Vordergrund zeigt, heißt das nicht, dass es nichts macht.

Aber das ist ja immer so weit weg. Kann mich ja gar nicht betreffen, ich pass ja auf! So lange, bis man dann eben doch mal danebenklickt, und schon ist es passiert. Erst vor einigen Monaten wurde ich ja selbst von unerwünschter Werbesoftware von MAGIX beglückt, die sich fest ins System eingeklinkt hat. Und der aufmerksame Leser wird an dieser Stelle den Braten schon gerochen haben: Es hat mich inzwischen schon wieder erwischt! Entweder werde ich nun langsam alt, oder die Angriffsvektoren der Schadprogramme werden doch immer raffinierter.

Kürzlich wollte ich ein kleines Tool installieren, das mir von einem Kollegen empfohlen wurde. Den Namen des Programms schnell in der Suche eingetippt, und ganz oben in der Trefferliste tauchen meistens die bekannten deutschen Downloadportale chip.de und heise.de auf. Um den ersten erhobenen Zeigefinger der Leser nun vorweg zu kommentieren: Ja, meistens versuche ich auch, Programme direkt auf den Webseiten des Herstellers herunterzuladen. Doch einige schlechte Erfahrungen mit Downloads direkt auf den Webseiten von Softwareherstellern haben eine besondere Art von Faulheit, und so eine kleine Nachlässigkeit in mir entstehen lassen. Anbieter von Programmen, die in ihrer Download-Rubrik die Eingabe einer gültigen E-Mail-Adresse, oder gar die Erstellung eines vollständigen Accounts für einen simplen Download einfordern, obgleich ich mir oftmals sicher bin, deren Webseite in meinem ganzen Leben kein zweites Mal aufsuchen zu müssen, haben mich hier gewissenmaßen umerzogen.

In meinem Kopf war chip.de BISLANG zumindest noch ein einigermaßen seriöses Downloadportal, daher wählte ich den schnellen Weg. Wär ja auch nicht der erste Download dort für mich. Der Download-Button war auch gleich in Reichweite, doch diesmal war es irgendwie anders als sonst: Mir wurde der „Chip-Downloader“ angeboten, mit dessen Hilfe ich das Programm auf den Rechner installiert bekäme – alles so einfach und vor allem sicher, wie mir versichert wurde. Ich weiß noch, dass ich mich eine ganze Weile nach einem manuellen Download umgesehen habe. Da war keiner. Ich sträubte mich gegen den doofen Downloader, obwohl es natürlich auch nicht das erste Programm dieser Art für mich war. Ich habe zum Beispiel auch schon einmal den Amazon-Downloader installiert, der mir meine gekauften MP3s auf die Festplatte lädt. Aber den von chip.de wollte ich wirklich nicht haben. Schließlich klickte ich dann doch auf den Schalter und los ging das Elend.

Wie versprochen, begann der Chip 1-Click Downloader das von mir gewünschte Programm herunterzuladen. Und dann wollte mir der Downloader gleich diverse Desktop-Icons von Werbekunden einrichten. Aber hey, auch das Ablehnen von unerwünschter Werbesoftware (Java-Freunde kennen sicherlich die Ask-Toolbar) in den Installern sind wir Endkunden mittlerweile gewöhnt, also habe ich fleißig die Häkchen überall rausgemacht. Als nächstes wollte er noch eine weitere tolle Werbesoftware installieren, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnern kann. Am Ende hatte ich dann auch diesen Spießrutenlauf überstanden und die gewünschte Software auf dem Rechner.

Durch Zufall entdeckte ich einen Tag später, dass im Hintergrund der Prozess „chip 1-click installer.exe“ läuft. Als Windows-Dienst. Tja, ein wenig erschrocken habe ich mich schon. Ich habe den Chip-Downloader zwar einmalig gestartet, doch mitnichten eine Einwilligung dafür gegeben, dass das Scheißprogramm sich bei mir auf der Festplatte breitmachen darf, und schon gar nicht dafür, permanent im Hintergrund mitzulaufen. Der Ordner „C:\Program Files (x86)\Chip Digital GmbH\“ ließ sich trotz Administratorkonto nicht löschen („Zugriff verweigert“), der Dienst ließ sich unter Verwaltung/Dienste nicht beenden („Zugriff verweigert“), und der Prozess ließ sich auch mit Hilfe von Sysinternals Process Explorer nicht abschießen („Zugriff verweigert“). Das Programm hatte sich im System eingenistet und wehrte sich hartnäckig gegen die Entfernung. Das sind Malware-Techniken und damit im Grunde kriminell. Eine Software, die so etwas nötig hat, kann gar keine guten Absichten haben. Witzigerweise habe ich tatsächlich einen simplen Uninstaller unter „Programme und Funktionen“ gefunden, der bei aller Dreistigkeit noch meinen Browser auf chip.de lenkt.

Auf einer Seite, die vor dem Chip-Installer warnt, fand ich den Hinweis, dass man eine Systemwiederherstellung durchführen sollte, um sicherzugehen, dass nichts von der unerwünschten Software auf dem Rechner zurückbleibt. Also habe ich das System auf den Zeitpunkt von vorgestern zurückgesetzt, was auch problemlos funktionierte. Dann erfuhr ich in Foren auch, dass der Chip-Downloader im Verdacht steht, weitere Malware und Toolbars nachzuinstallieren. Von vielen Virenscannern wird der Chip-Downloader als Backdoor erkannt. Er führt im Hintergrund ein Tracking von Nutzerverhalten durch, nimmt Kontakt zu diversen Servern im Internet auf und lädt die Daten dort hoch. Das perfideste an der Masche von chip.de ist, dass nicht jeder Nutzer den Chip-Downloader „angeboten“ bekommt. Es hängt davon ab, welches Betriebssystem, welchen Browser und welche Browser-Addons man verwendet.

Chip.de hat sich von einem halbwegs seriösen Downloadportal komplett ins Gegenteil gekehrt, verteilt nun auf unverschämte Weise Spyware, die sie den eigentlichen Downloads vorschalten, um Rechner mit ihrer Tracking-Software zu verseuchen – alles unter dem Vorwand höherer Sicherheit, eines „besseren Nutzererlebnisses“, und komfortableren Downloads. Aber natürlich geht es im Vordergrund nur darum, den Nutzer an die Werbekunden zu verkaufen, sich seine Nutzerdaten einzuverleiben, sein Nutzungsverhalten (z.B. aufgerufene Programme und Webseiten) zu speichern und weiterzugeben. Chip.de ist ein skrupelloser Scheißverein, den ich ab sofort um jeden Preis meiden werde. Und ich kann nur jedem raten, sich ebenfalls von dort fernzuhalten. Es ist wirklich unglaublich, wo man sich mittlerweile im Netz überall etwas einfangen kann. Selbst wenn man glaubt, dass man sich schützt, erreicht man unwissentlich oft genau das Gegenteil. Erfolgreiche Smartphone-Apps werden heimlich von Werbeunternehmen gekauft und in Spionagewerkzeuge umgewandelt, die dann auf Millionen von Geräten installiert sind. Selbst in der Steam-Bibliothek können sich heutzutage Spiele befinden, die heimlich für den Entwickler Bitcoins erzeugen.

Doch in Zeiten, in denen selbst Windows 10 sich großzügig beim Kunden Nutzvieh Benutzer bedient mit seiner umfangreichen Telemetrie, die sich im besten Fall teilweise abstellen lässt, dürfte das aber keinen mehr interessieren. Was noch vor wenigen Jahren jeden Nutzer und Datenschützer auf die Straße getrieben hätte, ist längst im Begriff, sich gesellschaftlich als völlig normal zu etablieren. Die Hemmschwelle wird jedes Jahr ein Stück weiterbewegt, bis uns bald nichts mehr juckt. Wäre ich ein Windows 10-Benutzer, hätte ich mir vermutlich denken sollen, dass der Chip-Downloader ein total praktisches Programm ist, das mir viele Vorteile bietet. Aber solange mir noch nicht alles scheißegal ist, ist es in meinen Augen auch nur ein mieses Stück Schadsoftware, wofür Chip.de juristisch zur Verantwortung gezogen gehört. Genau wie Microsoft.

Die Situation ist irgendwie absurd: Bei uns im Büro werden die Mitarbeiter mit Firmen-Notebooks abgespeist, die kümmerliche 250 GB Festplattenkapazität mitbringen. Im Jahr 2018! Und dabei sind das sogar recht aktuelle Modelle. Mein letztes privates Notebook habe ich mir vor rund zehn Jahren gekauft, zu einem Spottpreis, und das hatte bereits eine ebenso winzige Festplatte. Kürzlich während der Arbeit ist mir der Festplattenspeicher dann tatsächlich ausgegangen. Das war vielleicht eine Überraschung. Eine äußerst negative. Ich musste ernsthaft meine alten Projektdateien durchforsten auf der Suche nach etwas, was ich am ehesten entbehren könnte, um Platz für Neues zu schaffen. Irgendwelche wehrlosen Daten zu löschen, hat mir Schmerzen bereitet. Ich war felsenfest der Meinung, wir wären endlich dem Zeitalter entwachsen, in dem wir Speicher sparen müssten, und uns die Festplattendimensionen nicht ausreichen würden. Waren wir eigentlich auch!

Tja, und dann kamen die SSDs. Plötzlich werden wieder brandaktuelle Notebooks regulär mit Pipi-Festplatten zwischen 80 und 250 GB verkauft. Und das zu einem Preis, bei dem mir die Augen bluten. Ab in die Steinzeit. Ach, die tollen SSDs sind ja so viel schneller, das rechtfertigt natürlich, dass wir endlich wieder jedes Byte zweimal umdrehen müssen. Zwei Spiele deinstallieren, damit gerade genug Platz für ein neues ist. Das waren lustige Zeiten – jedenfalls so um 1998 rum, also vor 20 Jahren. Heute ist das in jeder Hinsicht peinlich. Da scheiße ich doch auf den Geschwindigkeitsgewinn, wenn DAS der Preis ist. Festplatten sind für mich Daten-Endlager, und was zählt ist das Fassungsvermögen, sonst nichts.

Stimmt schon, der PC startet damit viel schneller. Aber da der PC eh nur morgens einmal startet, während ich mir ohnehin gerade einen Kaffee hole, hält sich der Vorteil für mich hier stark in Grenzen. Was sich für mich aber sehr stark bemerkbar macht, ist die ständig drohende, rote Festplatten-Füllstandsanzeige von Windows, die mir permanent Sorgen macht. Das ist doch wie als würden wir irgendwann mit der ersten Generation von Raytracing-Grafikkarten den Windows-Desktop endlich in fotorealistischer Darstellung rendern können, aber nur in der Auflösung 640×480 – auf unbestimmte Zeit. Mit 256 Farben! Das muss einem die wahnsinnige Bildqualität dann schon wert sein. Dieser Rückschritt ist eben der Fortschritt. Ich will sowas nicht mehr. Hätte man mich gefragt, hätte ich eine interne 2 TB-Festplatte verlangt, also mal eben mit der achtfachen Kapazität, und die wäre noch weitaus günstiger gewesen. Ja, dann dauert das Compilen halt mal ein paar Sekunden länger, dann kann man in der Zeit wenigstens auf die zahlreichen E-Mails antworten, die tagsüber so reinkommen.

Und wie sieht das aktuell eigentlich mit der Preisentwicklung bei den SSDs aus? Gibts bald die bezahlbaren 4 TB SSDs für Jedermann? Die, die schon seit Jahren von den SSD-Fans vollmundig angekündigt werden? Die, die die antiquierte Magnetfestplattentechnik endlich ins Museum schicken werden? Nein, gibts nicht. Wer hätte es gedacht. SSDs bleiben weiterhin klein und teuer. Erst kürzlich habe ich in einem Artikel einen Ausblick auf die SSD-Preislage der kommenden Monate gelesen, nach dem nicht zu erwarten ist, dass der Preis pro GB bei SSDs signifikant fallen wird. Es scheint als würde sich das Thema allmählich einpendeln. Keine Sorge, die SSDs werden permanent größer, aber eben auch linear teurer.

Und die museumsreifen Magnetfestplatten? Wenn man mal vom hohen Preis absieht, sind 12 TB Festplatten bereits käuflich zu erwerben (derzeit bei 37 EUR/TB), die ersten 14 TB-Modelle kommen noch in diesem Jahr, die Technik für 16 TB HDDs steht für 2019 in den Startlöchern. Und wenn die HAMR-Technik mal Marktreife erlangt, werden die Magnetfestplatten sogar in Regionen jenseits der 20 TB vorstoßen. Von bis zu machbaren 100 TB im folgenden Jahrzehnt ist da die Rede. Günstige Festplatten gibt es für knapp 24 EUR/TB, wo man aktuell im Bereich zwischen 3 und 8 TB das beste Geschäft macht. Und das beste daran ist, bei dieser Art Festplatte ist der sinkende Preis quasi garantiert: Jede neue Generation auf dem Markt sorgt für einen Preisrutsch bei den vorangegangenen.

Auch nach aktuellem Stand ist nicht anzunehmen, dass SSDs so bald das alleinige, dominierende Produkt sein werden, sondern beide Formate noch viele Jahre nebeneinander existieren werden. Da können die SSD-Fans noch so sehr schimpfen über die schrottreifen, anfälligen, steinzeitlichen, (weitere Schmähbegriffe bitte hier einfügen) Magnetfestplatten, die eigentlich alle sofort vom Markt genommen und abgewrackt werden müssten. Aber zum Glück sehen das nicht alle so eindimensional.

gez. Einer, der 14 HDDs und 3 SSDs im Einsatz hat

In einem Augenblick völliger geistiger Umnachtung begab es sich kürzlich, dass ich mir den vermaledeiten MAGIX Music Maker in einer halbwegs aktuellen Version gekauft habe. Als musikalisch leider nur mäßig begabter Mensch wollte ich zumindest in der Lage sein, mir ganz rudimentär ein paar passable Musikstücke zusammenzuklicken, so dachte ich zumindest, und hielt den Kauf in jenem Moment für eine ganz gute Idee. Diese Idee sollte ich jedenfalls später bereuen, um dem Artikel schon einmal etwas vorwegzugreifen.

Der Music Maker ist eines jener Programme, deren Herstellerfirma offenbar schlechte Erfahrungen mit Raubmordkopierern gemacht hat, denn zur Installation muss man nicht nur einen bescheuerten 38-stelligen Produktschlüssel eingeben, sondern diese Installation auch online beim Hersteller aktivieren. Online-Produktaktivierungen, wird der Veteran unter den Lesern meines Blogs vermutlich bereits wissen, sind etwas, das ich grundsätzlich verabscheue. Ich war bereits ein wenig über dieses kleine, aber störende Detail angenervt, von dem ich vor dem Kauf nichts wusste, da stellte ich auf der Webseite von MAGIX auch gleich fest, wie diese Produktaktivierung aussehen würde: Ein MAGIX-Account wird benötigt – was auch sonst.

Mein Geduldsfaden stand hier bereits merklich unter Spannung, als ich mit knirschenden Zähnen ein paar (falsche) persönliche Daten in die Account-Erstellungs-Maske eingab. Selbstverständlich musste die E-Mail-Adresse gültig sein – was auch sonst. Überprüft wurde das mit einer Bestätigungs-E-Mail. Ich hätte womöglich schnell eine Wegwerf-Adresse anmelden können, aber dafür war ich an diesem Punkt schon zu faul. Ich hoffe, der verfluchte Hersteller freut sich über meine E-Mail-Adresse, die er entweder in Form der gesamten Nutzerdatenbank (versehentlich) durch eine Sicherheitslücke an Hacker verlieren oder ganz legal an alle seine Werbekunden verkaufen kann. Wahrscheinlich wird früher oder später beides passieren.

Ein kurzes Quatschpasswort darf es beim besten Willen nicht sein, denn MAGIX fordert streng die Einhaltung der Passwortrichtlinien ein – selbst für Schrott-Accounts mit falschen Benutzerdaten, die ich nie wieder brauchen würde. Ich habe eine kritische Botschaft (natürlich mit Ziffern, Großbuchstaben und Sonderzeichen!) als Passwort hinterlassen. Wenn das Passwort dann im Klartext in der Datenbank landet, liest es vielleicht irgendwann ein unterbezahlter MAGIX-Administrator und grinst. Naja, was soll ich sagen. Nachdem ich diesen Spießrutenlauf hinter mich gebracht und das Programm schließlich gestartet hatte, war ich dann auch gleich in der richtigen Stimmung: Die Benutzeroberfläche war langsam, sah aus wie eine Flash-Webseite Anfang der 2000er Jahre, und die Anzahl an beigelegten Samples war ein äußerst schlechter Witz. Wenn man sich durch die verschiedenen Melodien geklickt hat, stellte man schnell fest, dass jede Melodie in gefühlt zehn verschiedenen Variationen vorlag, was die Anzahl an unterschiedlichen Netto-Samples nochmal drastisch reduzierte. Der Music Maker wirkte auf mich wie ein Programm, mit dem man EIN ganz spezielles Musikstück als Remix zusammenbauen kann, viel mehr ist nicht drin, dafür klingt das Zeug alles viel zu ähnlich.

Hinzu kommt, dass ich ständig auf irgendwelche (auf den ersten Blick scheinbar vorhandene) Sachen geklickt habe, und plötzlich geht die Store-Seite auf, die mich zum Bezahlen von neuen Kauf-Inhalten auffordert. Music Maker ist also auch noch ein Programm, das mich zu weiteren Einkäufen nötigen soll. Sowas habe ich ja ganz besonders gern. Mit den vielen Ejay-Programmen anno 1999 war ich bereits Besseres gewohnt als von diesem Mist. Und das was damals an Musik hinten herauskam, war auch noch wesentlich brauchbarer. Ich wusste also schon nach gut einer Stunde, dass es ein grandioser Fehlkauf war, den ich mir hätte sparen können.

Das Thema Music Maker hatte ich praktisch schon abgehakt, als ich nach dem Windows-Neustart auf ein relativ großes Werbe-Popup über dem System Tray von Windows stieß. MAGIX war jetzt also der Meinung, es sei völlig ok, mich auch außerhalb des Music Makers zu jeder Tageszeit auf ihre beschissenen Produkte aufmerksam zu machen. Wow, das war wirklich die Höhe – und das Maß definitiv voll. Die Deinstallation dieses Schundprogramms folgte unmittelbar. Ich nahm ganz arglos an, dass ich jetzt meine Ruhe hätte. Hatte ich dann irgendwie auch – etwa drei Wochen lang. Doch heute am späten Nachmittag erschien beim Systemstart erneut ein solches Werbe-Popup in Windows. Obwohl ich den Music Maker längst von meiner Festplatte getilgt hatte. In Gedanken war ich gerade dabei, wutschnaubend irgendetwas kurz und klein zu schlagen. Oh, der Zorn! Wie bitte war DAS denn möglich? Es war mir ein Rätsel.

Der Process Explorer zeigte mir keinen laufenden Prozess an, der mir nach MAGIX aussah. Auch unter den laufenden Windows-Diensten fiel mir nichts Verdächtiges auf. Andererseits war ich für solche Sachen auch kein Experte, so dass ich den Übeltäter leicht hätte übersehen können. Eine leider viel zu lange Internetrecherche ergab, dass das Problem bei der Aufgabenplanung in Windows zu suchen sei. Hier war die Aufgabe „Connect“ eingetragen, die man erst manuell deaktivieren müsste. Und dort war auch der Programmpfad des wider Erwarten NICHT deinstallierten Werbeprogramms angegeben. Der lästige Müllordner hat sich lange gegen meine aggressiven Löschversuche gewehrt, aber schließlich habe ich ihn mit meiner geballten Faust vernichten können, und nun endlich Ruhe vor der widerlichen Scheißwerbung dieses grauenvollen Herstellers.

Wieso muss man es sich als zahlender Kunde einer Software gefallen lassen, dass diese großflächige Produktwerbung des Herstellers so tief ins Betriebssystem einklinkt, dass sie ein Laie praktisch nicht mehr entfernen kann, und – an Dreistigkeit nicht zu überbieten – mit dieser auch noch nach der Deinstallation leben muss? Die Deinstallationsroutine lässt das Werbeprogramm mit voller Absicht auf dem Rechner zurück, während es das eigentliche Programm brav entfernt. Die Deinstallation habe ich NUR auf Grund der Werbung durchgeführt, weil mich die penetranten Einblendungen extrem verärgert haben.

Wäre es Gratis-Software gewesen, hätte ich mir einreden können, dass ich eine so unethische Vorgehensweise als Marketing-Strategie verstehen, und bei Bedarf damit leben kann. Aber die Tatsache, dass ich weder darauf hingewiesen wurde, noch dass ich dafür ein zwar werbeverseuchtes, aber wenigstens kostenloses Produkt erhalten habe, macht es mir unmöglich, so etwas zu akzeptieren. Eine unvorstellbare Frechheit! Das ist Betriebssystemverunreinigung und gehört definitiv verboten. Mein Rechner ist keine Littfasssäule.

Mein Fazit daher: Keine MAGIX-Software mehr. Jemals.

Update vom 25.12.2018: Mein Rant über MAGIX Connect ist wahrscheinlich der mit Abstand meistkommentierte Beitrag auf meinem Blog. Woher das kommt, weiß ich nicht. Offenbar ist MAGIX Connect ein umstrittenes Thema, über das viel gesprochen wird. Vielleicht bin ich aber auch in irgendwelchen Foren verlinkt worden.

Allerdings möchte ich hier auf eine Regel hinweisen, die auf meinem Blog konsequent Anwendung findet: Beleidigende Kommentare gebe ich niemals frei, und die besonders aggressiven Fälle werden meist sofort ungelesen gelöscht. Das gilt übrigens auch, wenn Kommentarschreiber meinen, sie müssten Obszönitäten ins E-Mail-Feld schreiben, weil ihnen das Pflichtfeld stinkt. Es scheint nicht genug zu sein, sich eine Fake-Adresse auszudenken, es muss also auch noch eine Beleidigung sein. In einem solchen Fall, spart euch bitte die Mühe, den Kommentar zu schreiben, dann spare ich mir den Klick auf den Löschen-Button.

JA, das E-Mail-Feld ist ein Pflichtfeld. Wem das nicht passt, der sollte einfach keine Kommentare hinterlassen. Und NEIN, das ist nicht dasselbe, wie der Accountzwang, den ich im Beitrag kritisiere. Ich zwinge niemanden, sich auf meinem Blog einen Account anzulegen. Die E-Mail-Adresse ist dazu gedacht, dass ich im Zweifel ganz normal Kontakt mit den Kommentierenden aufnehmen kann, und natürlich um die Trolle von den seriösen Schreibern zu unterscheiden.

Wahrscheinlich werde ich auf meine alten Tage doch noch zu naiv für die digitale Welt des aktuellen Jahrzehnts. Jedenfalls deute ich eine kleine unangenehme Begebenheit der vergangenen Woche so.

Auf Amazon hatte ich gerade ein nettes, kleines eBook entdeckt – ein Comic, bzw. „Graphic Novel“ wie man das heute in cool nennt. Das Produkt war mit dem Zusatz „Kindle Edition“ versehen, eine gedruckte Alternative gab es leider nicht. Also musste ich mich zunächst einmal schlau machen, ob ich ohne entsprechendes Markengerät mit dieser Datei überhaupt etwas anfangen könnte. Es folgte eine etwa halbstündige Recherche, welche Dateiformate Amazon in Bezug auf Kindle-Versionen seiner eBooks denn verwendete, und ob man daraus möglicherweise ein brauchbares Format wie PDF machen könnte. Man konnte! Es gab dutzende Webkonverter und Freeware-Programme, die die beschränkte Kindle-Datei umwandeln konnten. Das machte mir die Kaufentscheidung natürlich umso leichter.

Ruckzuck hatte ich das eBook via „1-Click-Buy“ gekauft. War ebenfalls mein erstes Mal. Es gab keine Auswahl der Bezahlmöglichkeit und keine Aufforderung zur Bestätigung der Bestellung. Das irritierte mich zunächst ein wenig, war ich mir doch nicht sicher, ob das mit der Bestellung nun wirklich geklappt hatte. Scheinbar hatte es, aber ich fand das doch schon ziemlich sonderbar, dass man jetzt so alleine gelassen wurde. Ich klickte dann irgendwie auf der Produktseite herum, auf der Suche nach meinem gekauften eBook. Schließlich landete ich bei einem blöden Webreader, mit dessen Hilfe ich das eBook im Browser durchblättern und lesen konnte. Tolle Wurst, das war’s eigentlich nicht, was ich wollte. Aber für den Anfang schon ganz nett.

Nachdem ich mir das Ding im Browser mal durchgesehen hatte, wollte ich dann aber doch ganz gerne mein eigenes Exemplar haben und suchte nach einer Möglichkeit, mir meine bezahlte Kindle-Datei herunterzuladen. Eine ganze Weile klickte ich herum, fand zunächst nur den Hinweis, dass ich kein „autorisiertes Gerät“ hatte, was mir aber an sich eigentlich relativ egal war, denn ich wollte mir sicher keinen Kindle anschaffen, nur weil Amazon gerne noch mehr Geld an mir verdient hätte. Dennoch beschlich mich so langsam ein ungutes Gefühl, welches sich dann mit jeder Minute mehr zu bestätigen schien. Ich fand dann doch noch eine relativ versteckte Möglichkeit, die Datei „via USB herunterzuladen“. Beinahe erwartungsgemäß wurde mir dort erneut in einem ganz frech ausgegrauten Feld erklärt, dass ich gar kein autorisiertes Gerät über USB angeschlossen hätte. Ich vermutete, dass ein USB-Stick in den Augen Amazons wohl auch kein „autorisiertes Gerät“ sein würde. Eine bitter nötige Schaltfläche „Scheißegal, bitte einfach ganz normal herunterladen“ gab es nicht. Es gab sie einfach nicht. Und sie tauchte auch Minuten später nicht auf.

Zwei Amazon-Manager rechnen sich große Umsatzsteigerungen durch DRM aus

Zwei Amazon-Manager rechnen sich große Umsatzsteigerungen durch DRM aus

Weitere Recherche ergab, dass es diesen Button wohl doch irgendwann einmal gegeben haben soll, doch Amazon entschied sich offenbar, es sei viel lustiger, die Kunden mit ihrer DRM-Scheiße wegzuekeln. Ich hatte nun also ein Produkt gekauft, und Amazon weigerte sich, es mir auszuhändigen. Mir wurde es dann zu bunt, ich verlangte per Mausklick mein Geld zurück. Geld, das noch gar nicht abgebucht worden war. Witzigerweise tauchte die Rückerstattung ein paar Tage früher auf dem Kontoauszug auf als die Abbuchung. Also wenigstens klappt das mit der Rückerstattung tatsächlich genauso einfach wie die Bestellung. Ach egal, fickt euch ins Knie, Amazon! Eure doofen eBooks könnt ihr behalten.

Nun hätte ich mir meine ersehnte PDF-Datei natürlich leicht selbst basteln können, indem ich den behinderten Amazon-Webreader bei meiner exorbitanten Desktopauflösung auf Vollbildgröße aufziehe und dann mal eben kurz Bildschirmfotos aller Seiten mache. Anschließend hätte ich die Einzelbilder mit Hilfe einer Schnittvorlage automatisch ausschneiden und zusammen als PDF-Dokument abspeichern können. Als kleine Entschädigung sozusagen für die Unannehmlichkeiten durch die vergeudete Zeit und die völlig unsinnige Erfahrung. Aber wer würde schon so unehrlich sein wollen, wenn man doch eigentlich nur zum Kauf von etwas verleitet wurde, das man dann am Ende gar nicht anfassen, sondern nur durch eine umständlich gesicherte Glasvitrine bewundern darf? Hoch lebe das verschissene, digitale Rechtemanagement!

Gerade kam per Spam-Mail dieses wahnsinnig verlockende Sonderangebot von Blizzard für ihre inzwischen angestaubten Spiele rein. Wer würde da nicht sofort zugreifen wollen, mal abgesehen von mir.

Hallo Vincent,

die Mächte der Hölle wüten in der Welt von Sanktuario! Stürze dich in den Kampf gegen die teuflischen Diener des Obersten Übels Diablo und dem Engel des Todes Malthael! Spare 50 % beim Kauf der PC/Mac-Versionen von Diablo III und der Erweiterung Reaper of Souls. Aber warte nicht zu lange, denn dieses Angebot endet bereits am 6. Oktober!

Hallo Blizzard,

danke, aber nein danke. Die Mächte der Hölle können meinetwegen sonstwo wüten, am wahrscheinlichsten sogar in eurem Oberstübchen. Meldet euch bitte erst wieder bei mir, wenn ihr mir ernstgemeinte Angebote machen wollt, und euren Always-Online-Rotz und eure ranzigen Spieleerweiterungen nicht mehr für Wucherpreise verkauft. Bis dahin stürze ich mich lieber in den Kampf gegen was Sinnvolleres. Eure schmierigen zeitbegrenzten Müllangebote könnt ihr euch sonstwohin stecken!