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Besucher auf seine Webseite locken ist schon ein hartes Brot, das verhält sich ein wenig wie mit Geld: Wenn du ohnehin viele Besucher hast, ist es nicht schwer noch mehr Besucher zu bekommen. Wo aber keine Besucher sind, kann deine Webseite auch nicht bekannter werden. Wie bekommt man also ohne Hilfsmittel eine gewisse Grundbekanntheit, damit der Stein ins Rollen gerät? Nun, mit diesem Thema befassen sich zig Tausende von selbsternannten Internet-Medizinmännern und Wunderheilern, die mit SEO (Suchmaschinenoptimierung) aus jedem Mist Geld holen können (wollen). Ob das alles so gut und rechtens ist, will ich nicht beurteilen, dafür gibts andere. Jedenfalls weiß ich aus eigener Erfahrung, wie schwierig es sich mit diesem Thema verhält, wenn man es auf herkömmliche und ehrliche Weise versucht, ohne es sich als Werbeschleuder bei Google zu verscherzen. Als Betreiber eines winzigen privaten Nerdblogs sind mir Besucherzahlen relativ egal. Ich verdiene an der Seite nichts – im Gegenteil. Aber meine Statistik sagt mir, dass sich die Anzahl der Besucher von Success Denied in den letzten zwölf Monaten nicht verändert hat. Ganz offensichtlich sind meine Artikel nicht massentauglich. Das ist jetzt nichts neues. Was macht man aber, wenn die eigene Idee davon lebt, dass viele Leute mitmachen – und solange niemand mitmacht, sich eben nichts bewegt und von den wenigen Besuchern niemand zum Bleiben animiert wird?

So geht es momentan meinem alten Kollegen Greg, den ich noch aus dem Zeitalter von Geocities, Lycos & Co. kenne, aus den guten alten Tagen als die deutsche Emulations-Szene noch ein spannendes Abenteuer war und man die wirklich brauchbaren Webseiten an zwei Händen abzählen konnte. Er betätigt sich nebenbei als SEO-Kritiker und sucht immer mal wieder nach einer Gelegenheit, ein gut laufendes Startup zu erschaffen. Den wirklichen Kracher hat er bislang aber noch nicht gefunden. Inzwischen hat er eine recht vielversprechende Idee, die im Netz auch noch nicht abgegrast ist, wie das bei so vielen anderen Dingen ist. Nun versucht er, sein Projekt bekannt zu machen. Leichter gesagt als getan. Angefangen hat er damit, in passenden Foren innerhalb passender Beiträge der passenden Zielgruppe seine Idee zu präsentieren – auf eine völlig unaufdringliche zurückhaltende Art. Wenn die Leute ihm dann nicht direkt die Tür vor der Nase zuschlagen, indem sie ihn z.B. wegen unerwünschter Werbung des Forums verweisen (wohingegen Funktionäre des Forums jederzeit Werbung für ihre eigenen Nebenprojekte machen dürfen, selbst wenn nicht im geringsten themenrelevant – in dieser Hinsicht hatte ich schon vor über zehn Jahren sehr unerfreuliche Diskussionen mit wirklich abgrundtief dämlichen Leuten), dann lehnen sie seine Kooperationsanfrage trotzdem ab und lassen sich gleichzeitig von seiner Idee „inspirieren“. Aber hat uns nicht schon die Geschichte von Facebook gezeigt, dass man mit den Ideen anderer Leute sehr erfolgreich sein kann? Man muss nur ziemlich dreist und vor allem schnell sein. Das scheint so Schule gemacht zu haben. Klauen ist das neue Denken.

In seinem Fall geht es um sein jüngstes Projekt ferntester.de – einer Plattform für potenzielle Gebrauchtwagenkäufer, um andere Leute beauftragen zu können, einen Gebrauchtwagen in ihrer Nähe in Augenschein zu nehmen. Dadurch können sich die freiwilligen Ferntester etwas nebenher verdienen, während die Auftraggeber gleichzeitig Spritgeld sparen. So umständlich wie es für mich nun ist, das Konzept der Plattform zu erklären, so schwierig ist es, prägnante Begriffe zu finden, die sich für Suchmaschinen eignen. Darunter scheint das Projekt im Moment zu leiden: Es gibt keine festen Keywords, da es noch nichts Vergleichbares gibt. Selbst wer etwas Ähnliches sucht, läuft Gefahr die einzig verfügbare Plattform nicht zu finden, da die Suchbegriffe so unterschiedlich sein können. Schon unter dem Begriff „Ferntester“ kann man sich die verschiedensten Dinge vorstellen. Und obwohl Greg mit seiner Webseite einen kostenlosen Dienst zur Verfügung stellt, der sich im Moment noch nicht einmal durch Werbung halbwegs selbst finanzieren könnte, wird es ihm unverschämt schwer gemacht, im Netz ein Mindestmaß an Bekanntheit zu erlangen.

Ich als SEO-Muffel bin ziemlich froh, dass ich mich mit dieser Welt nur am Rande befassen muss. Wenn man das ernsthaft betreibt, stellt man recht schnell fest, dass das ein schmutziges Geschäft voller fauler Eier ist. Für meinen Blog reicht es, wenn ich gerade das nötigste unternehme, damit die Artikel gefunden werden. Wenn mir die Besucher dafür nicht die Bude einrennen, ist das ein Preis, den ich gerne bezahle.

„Wer Adblock benutzt, der bringt ehrlich arbeitende Webworker um ihr verdientes Geld. Wer Adblock benutzt, zwingt Inhalteanbieter dazu, die Vielfalt ihrer Inhalte einzuschränken, ein Bezahlmodell einzurichten, oder ihr Angebot irgendwann vollständig einzustellen. Wer Adblock benutzt, handelt rücksichtslos und sollte sich was schämen, weil er die Gratiskultur im Internet fördert.“

So oder so ähnlich lautete zusammengefasst der Inhalt eines Artikels, den ich vor kurzem lesen durfte, selbstverständlich kostenlos und ohne Werbung. Verfasser des Artikels ist ein Redakteur eines großen Print- und Onlinemagazins, der ganz selbstverständlich diese Auffassung haben muss, denn davon lebt er. Allerdings war ich mir beim Lesen nicht so sicher, ob das mit dem Verteufeln der Adblock-Benutzer wirklich so schlau ist. Darum möchte ich das Thema mit diesem kleinen Artikel meinerseits wiederum zur Diskussion freigeben oder zumindest zum Nachdenken anregen. Ich vertrete hierbei eine etwas andere Meinung als der Autor des Originalartikels.

Wer kennt sie nicht, die gefürchteten Layer-Ads. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das erste Mal das Vergnügen hatte – vermutlich Anfang des Jahrtausends. Layer-Ads sind Werbepopups, die sich mitten über die Webseite legen, oft fahren sie von irgendeiner Seite herein, manchmal wird auch die Webseite drumherum komplett abgedunkelt und unklickbar gemacht, bis man die Werbung anklickt oder wegklickt. Manchmal muss man zehn Sekunden warten, bis ein Schließen-Button eingeblendet wird. Dieser Schließen-Button öffnet gerne Mal ein weiteres Popup, das seinerseits Werbung einblendet. Wegscrollen nützt nichts, da die Werbung hinterherscrollt, um sicherzugehen, dass sie immer im Bild ist. Manche Layer-Ads spielen sogar Videos ab und erlauben es sich damit, die ganze Internetleitung dicht zu machen, da die Werbung von der Datenmenge her um ein Vielfaches größer ist als die gesamte Webseite, die man eigentlich betrachten wollte. Andere Layer-Ads sind kleiner, spielen aber trotzdem Videos ab, oft sogar mit Ton. Und jedesmal, wenn man auf der Seite einen anderen Navigationspunkt auswählt, taucht die Werbung wieder auf. Es sind Seiten wie diese, die ich irgendwann allein auf Grund der Werbung begonnen habe zu meiden. Damals habe ich mir oft die harmlos blinkenden Banner im GIF-Format zurückgewünscht, die mir Ende der 90er Jahre noch nervtötend vorkamen. Oh wie ich nicht ahnen konnte, dass es nur schlimmer werden würde.

Irgendwann gab es mit den diversen Adblock-Extensions für Firefox (und inzwischen auch für andere Browser) eine wirksame Verteidigungsmethode gegen aufdringliche Werbung. Heute sind diese Addons problemlos in der Lage, auch Layer-Ads zu unterdrücken und manchmal sogar die 20-sekündigen Werbespots, die man sich vor (im dümmsten Fall zehnsekündigen) Spaßvideos anschauen muss. Viele Webseiten, die man ohne Adblock mit der Kneifzange nicht anfassen würde, sind damit tatsächlich wieder genießbar geworden.

„Layer-Ads wären gar nicht nötig und würden auch nicht existieren, wenn niemand Adblock benutzen würde.“. – Eine Aussage wie diese nahm der Autor zum Anlass, zu behaupten, dass Layer-Ads folglich früher oder später verschwinden würden, sollte jeder brav seine Werbebanner betrachten und anklicken, wie es sich gehört. Zum einen halte ich das für Quatsch, denn wenn etwas existiert, wird es auch genutzt. Dient ja schließlich der Gewinnmaximierung. Niemand würde auf das zusätzliche Geld verzichten, indem er irgendwelche Hilfsmittel abschaltet. Zum anderen bin ich mir sicher, dass hier Ursache und Wirkung ganz klassisch vertauscht werden. Nicht die Layer-Ads entstanden aus der Tatsache heraus, dass jeder Adblock verwendete, sondern Adblock entstand deshalb, weil viele Webseiten mit ihren immer lästiger werdenden Werbepopups nicht mehr zumutbar waren.

Nun kommt also so jemand daher, und fängt an sich zu beklagen, dass die Adblock-Benutzer doch beinahe auf einer Stufe mit den Raubmordkopierern stünden, da sie Inhalte im Netz konsumierten, aber nicht bezahlen wollten indem sie Werbebanner mitladen und anklicken. Das sei ja praktisch Diebstahl und absolut verwerflich. Man solle doch zumindest Adblock auf den Seiten abschalten, die man unterstützen möchte. Und das ist ein Aspekt, den ich sehr witzig finde. Es mag ja sein, dass viele Webseitenbetreiber mit gutartiger Werbung darunter leiden, dass es noch mehr schwarze Schafe gibt, die grässliche Layer-Ads verwenden, aber dass ich jetzt damit anfange, den Werbeblocker ständig ein- und auszuschalten, je nachdem welches Tab ich gerade angeklickt habe, soweit kommt es ganz sicher nicht. Ich bin bereit, Adblock abzuschalten, wenn die Werbung im Netz eine erträglichere Form angenommen hat. Für mich umständliche Kompromisse gehe ich eher nicht ein. Ich sehe nicht, dass Handlungsbedarf am Endbenutzer besteht.

Aus Sicht der Anbieter halte ich ein Inhalte-Bezahlmodell für absolut sinnvoll. Es zwingt sie niemand dazu, Inhalte kostenlos anzubieten und mit Werbung zu verschandeln. Und falls sie sich dazu freiwillig entschließen, dann sollte mich niemand dafür kriminalisieren, dass ich technische Hilfsmittel einsetze, die die Werbung wieder entfernen. Das ist für mich nichts anderes als einen Film aus dem TV aufzunehmen und bei jedem Werbeblock auf Pause zu drücken und währenddessen aufs Klo oder zum Kühlschrank zu gehen. Es ist nur weniger aufwändig. Wer mit seinem Inhalt Geld verdienen möchte, der soll bitte auch explizit Geld dafür verlangen und das Zeug erst dann rausrücken, wenn bezahlt wurde. So kommt niemand in Versuchung, es sich versehentlich mit Adblock anzuschauen und jemanden um sein Geld zu bringen.

Nur so ein paar Gedanken von mir zu dem Thema. Kommentare sehr erwünscht, wenn sie keine persönlichen Angiftungen enthalten.