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Oder auch: „Besseres Nutzererlebnis“. Wenn heute irgendwo dieser perfide Ausdruck fällt, ist das nichts anderes als eine blumige Umschreibung für schamlose Datenschnüffelei bzw. unkontrolliertes Sammeln von Nutzerdaten. Egal ob es Microsoft, Google, Apple, Facebook oder ein beliebiger anderer Internetkonzern ist, sie alle durchleuchten uns, übertragen unsere Daten auf ihre Server, leiten sie ungeniert an ihre Werbekunden und an alle möglichen Behörden weiter, und dann bezeichnen sie das öffentlich als wichtige und notwendige Maßnahme für eine „verbesserte Benutzererfahrung“. Wenn mal eine solche Spionage-Funktion dermaßen über die Stränge schlägt, dass negative Berichterstattung in der Presse droht, dann war es nur „ein Programmfehler“, oder eine „versehentlich aktivierte Testfunktion“. Eine versehentlich aktivierte Nutzer-Überwachungs-Testfunktion also. Alles gut, niemand kam zu schaden, sie haben nur zuviele Daten über uns gesammelt. Versehentlich. Kann passieren.

Schlimmer noch: Besagte Konzerne haben ihre Nutzer derart abhängig von sich gemacht und über Jahre konditioniert, so dass die Leute teilweise jene Überwachungspraktiken öffentlich in Foren mit Begeisterung verteidigen. Deutlichste Konsequenz hieraus: Früher mussten Programme noch heimlich Daten sammeln, heute macht kein Entwickler mehr einen Hehl daraus, alle geben es offen zu. Noch besser: Sie geben es nicht nur zu – sie verkaufen es uns als großes Feature. Die verbesserte Benutzererfahrung eben. Wir haben ja nichts zu verbergen. Und „macht doch sowieso jeder, also wieso sollte [Microsoft|Google|Apple|Facebook|…] das nicht auch dürfen?“. Die Leute leiden alle am Stockholm-Syndrom, könnte man meinen. Wer Kritik an der Datenschnüffelei äußert, wird angepampt, belächelt, verspottet. Die Aluhutträger sollen doch endlich die Klappe halten. Solche Spaßbremsen!

Wer ein Smartphone besitzt – egal welches -, darf sowieso keine Kritik äußern: Nur wer im Wald bei den Tieren lebt und sich von Beeren und Nüssen ernährt, darf überhaupt Überwachung kritisieren, sonst ist er natürlich ein Heuchler und muss beleidigt werden. Durch diese Überwachungsverherrlichung bekommen die Schnüffler gewaltigen Auftrieb, und bauen noch mehr solcher Funktionen ein, weil sich niemand dagegen wehrt. Mehr Daten bringen mehr Geld. Die meisten akzeptieren heute, dass ihr Betriebssystem im Hintergrund immer mehr „Telemetrie“-Dienste laufen lässt, die permanent Nutzungsstatistiken aufzeichnen und nachhause übermitteln. Alles für ein besseres Nutzererlebnis.

Die beste Benutzererfahrung

Eine fatale Gleichgültigkeit lässt sich mittlerweile sogar unter Techies beobachten, wenn wieder mal irgendwo ein Datenschnüffelskandal enthüllt, ein gigantischer Datendiebstahl aufgedeckt wird. Dass die PR-Abteilungen für solche Vorfälle schon perfekte Antworten parat haben, ist dann die fehlende andere Hälfte der Miete. Warum soviele Daten überhaupt erhoben und gespeichert werden mussten? Pfff… „500 GB Nutzerdaten geleakt! Irgendwie doof. Was solls, nochmal passiert uns das nicht. Vertraut uns einfach weiterhin, wir sammeln auch nur noch die aller aller notwendigsten Nutzerdaten!

So gut wie kein Mensch weiß, was Windows wirklich an Daten sammelt, und mehr oder weniger heimlich versendet. Nachdem bei Windows 10 zu Beginn der Widerstand gegen die Zwangsüberwachung wohl doch noch unerwartet groß wurde, lenkte man beim Hersteller irgendwann ein, und fügte ein paar homöopathische Software-Schalter hinzu, die den Anwender beruhigen sollen. Das soll dem Nutzer vorgaukeln, er habe die Kontrolle über seine Daten, und er könne „sein“ Betriebssystem davon abhalten, ihn auszuhorchen. Französische Datenschützer haben sich jüngst gegen Microsoft gewehrt, und öffentlich beklagt, dass zuviele Daten gesammelt würden. Microsoft hatte dafür vollstes Verständnis und hat natürlich sofort die Benutzererfahrung verbessert: Windows 10 tut seitdem so als würde es etwas weniger Daten sammeln. Die Franzosen können jetzt wieder ruhig schlafen.

In 20 Jahren gibts keine Personalausweise mehr – die Menschen kommen dann mit lebenslang gültigen, unkündbaren Facebook- und Google-Accounts zur Welt. Offenbar gehöre ich mit meiner argwöhnischen Haltung zur Technik längst zu den Dinosauriern. Klar, kann man mir vorwerfen, ich sei zu paranoid. Man kann mir vorwerfen, dass ich furchtbar übertreibe. Man kann sich selbst immer wieder sagen, dass doch alles nicht so schlimm ist, und dass die nur das beste für uns wollen. Aber ich glaube nicht, dass es so ist. Datenschutz und Datensouveränität sind uncool, Überwachung liegt voll im Trend. Auch die Bundesmerkel und der Terror-Thomas proklamieren heute, dass unsere Daten nicht mehr uns gehören: Datensparsamkeit ist ein Fehler, unsere Wirtschaft braucht ganz dringend unsere Daten um international konkurrenzfähig zu bleiben! Vielleicht sollte ich ganz einfach meine eigene Benutzererfahrung verbessern, mir ein Abhörgerät und eine Kameradrohne beschaffen, und damit Nutzerdaten über das Privatleben aller meiner Nachbarn sammeln. Ach, ich als Privatperson darf sowas gar nicht? Sehr interessant.

Wieder mal ein klarer Fall von „Das Internet kann man leider nicht verklagen, also verklagen wir einfach Google“: Gestohlene Nacktbilder von Stars: Promi-Anwalt droht Google mit 100-Millionen-Dollar-Klage. Der obligatorische Disclaimer: Ich bin KEIN Fan von Google, und der Diebstahl und die Veröffentlichung der Nacktbilder der betroffenen Personen sind sicherlich sehr schlimm. Aber DAS nervt.

Wieso wird eigentlich nicht Apple verklagt, also der blöde Verein, aus dessen hochsicherem Cloudspeicher die Fotos entwendet wurden? Wieso werden nicht die vielen Webseitenbetreiber verklagt, die die Nacktbilder hosten? Wieso werden die Datendiebe nicht verklagt, die ja eigentlich für die ganze Debatte verantwortlich sind? Was kann jetzt bitte Google dafür, dass, erstens, keine der prominenten iPhone-Besitzerinnen intelligent genug war, davon abzusehen, sich ein hippes iPhone zu kaufen und äußerst private Dinge wie die eigenen Nacktfotos in die iCloud (also im Prinzip ins Internet) hochzuladen – ein Ort, auf den unter anderem Apple, alle möglichen Geheimdienste und sicherlich eine ganze Menge andere Leute Zugriff haben, zweitens, Apple nicht in der Lage war, die Accounts gegen fremden Zugriff ausreichend abzusichern und/oder entsprechend sichere Passwörter/Authentifizierungsmethoden unbedingt vorauszusetzen, und drittens, so viele Menschen im Internet aus irgendeinem Grund glauben, es wäre absolut in Ordnung, die gestohlenen Fotos überall hochzuladen?

Antwort: Google kann überhaupt nichts dafür. Aber klar, Google ist natürlich ein leichteres Ziel, denn sie sind bekanntlich für ALLES verantwortlich, was irgendwo im Netz steht. Und wenn irgendwo im Netz etwas steht, das irgendjemandem auf der Welt nicht gefällt, dann muss Google dagegen was machen. Und zwar sofort, sonst gibt es 100 Millionen Dollar Strafe, weil Google ist ja schuld. Würde man etwa Apple die Schuld geben wollen, müsste man sich ja selbst eingestehen, dass man einen Fehler gemacht hat und seinem überteuerten Smartphone und dem Konzern mit dem angebissenen Obst lieber doch nicht alles anvertraut hätte.

Es kommt wirklich selten vor, dass ich das Gefühl habe, Google würde Unrecht geschehen, aber solche Nachrichten lassen mich manchmal ein wenig verzweifeln, sogar als Google-Kritiker. Es gibt wirklich wesentlich reifere und deutlich weniger naive Arten, auf einen Nacktfoto-Leak zu reagieren, als eine Suchmaschine zu verklagen, stellvertretend für die vielen Webseiten, die illegalerweise die Fotos veröffentlichen, und die zu belangen wohl doch zu mühsam wäre. Es ist die technische Aufgabe von Suchmaschinen, Inhalte zu finden, nach denen man sucht. Seit Google die ersten (zahlreichen) juristischen Rückschläge hinnehmen musste, wird immer öfter und von allen Seiten verlangt, Inhalte NICHT zu finden, was absolut nie im Sinne des Erfinders war. Zensur ist mittlerweile zum Trend geworden, und längst kein Schreckgespenst mehr, so dass die Leute absurderweise beginnen, Zensur für sich einzufordern. Ich hatte zuvor noch Hoffnung, dass „löschen statt sperren“ als Motto längst verstanden wurde.

Jennifer Lawrence, Model Kate Upton, Sängerin Rihanna und Starlet Kim Kardashian“ gehören zu den Klägern. Meiner Meinung nach allesamt keine wichtigen Persönlichkeiten, sondern weitestgehend talentfreie Damen, die verdammt viel Geld bekommen, dafür dass sie ihr hübsches Gesicht in die Kamera halten. Filme mit „Jlaw“ mochte ich ohnehin noch nie, und jetzt habe ich sogar einen Grund, ihre Filme grundsätzlich zu meiden. Google für die eigenen Fehler verantwortlich zu machen, ist hoffentlich kein Lösungsansatz, der sich etablieren wird.

Als einer der wenigen Besitzer des Originals von 1996, betrachtete ich es als meine Mission, das Remake zu spielen, auch wenn die finnischen Jungs von Remedy zwischendurch Apple-Huren geworden sind. Mit dem späten Android-Release und dem Release der PC-Version vor einer Woche haben sie gerade noch die Kurve gekriegt. Obwohl mich der Steam-Zwang und die iOS-Only-Premiere ziemlich angepisst haben, blieb mir letztlich keine andere Wahl: Die Shareware des Originals war immerhin das erste Spiel, das ich auf meinem eigenen PC spielen konnte. Death Rally ist endlich wieder da. Und mit „da“ meine ich zuhause, auf dem PC, mit echtem Heimvorteil. Vor 16 Jahren war so etwas noch ein Vollpreistitel, umgerechnet 30 Euro, heute kostet das Remake direkt nach Veröffentlichung 10 Euro, die Android-Version gibts (abzüglich der kostenpflichtigen Spielinhalte) sogar gratis. Für solch einen niedrigen Preis muss man sich wohl eine gewisse Casualisierung gefallen lassen. Echte Rennspiel-Fans werden nur wenig Freude an diesem extrem kurzweiligen Pausenfüller haben. Ich war in knapp 3 Stunden durch, echte Profis schaffen das wahrscheinlich in unter 60 Minuten. Aber wer schaut bei sowas auf die Uhr.

Death Rally ist dasselbe Spiel geblieben. Aus der Vogelperspektive steuert der Spieler sein Auto in einem tödlichen Rennen gegen einige der übelsten Unterwelt-Raser. Dabei sollten die Gegner beschossen und gerammt werden, bis sich deren Autos in ihre Einzelteile zerlegen, möglichst ohne selbst Schaden zu nehmen, und dabei auch noch das Rennen zu gewinnen. Man darf zwischen acht Autos wählen, darunter die sechs des Originals (Vagabond, Sentinel, Dervish, Shrieker, Wraith und Deliverator), und zwei weitere fahrende Festungen: Interceptor und Bravestar. Autos werden nicht mehr wie im Original gekauft, sondern durch „Kills“ freigeschaltet, genau wie die Waffen. Jedes Fahrzeug hat eine primäre Feuerwaffe. Zusätzlich kann eine von sechs Extrawaffen eingebaut werden. Außerdem gibt es drei optionale Hilfsmittel: Spiked Bumpers, Minen und Laservisier. Der Spieler muss an Rennen in fünf verschiedenen Ligen teilnehmen, um so Geld, Ruhm und die Aufmerksamkeit des Königs von Death Rally zu gewinnen: Der finstere Adversary

Die primäre Feuerwaffe muss vom Spieler nicht betätigt werden, denn die reagiert automatisch auf vorausfahrende Gegner, was wohl der ursprünglichen Zielplatform geschuldet ist. Dafür haben es die aufrüstbaren Waffen immerhin in sich. Am Anfang ballert man ziellos mit Pumpgun oder Gatling in den Gegnerpulk, später verdient man sich beispielsweise einen Flammenwerfer oder ein Arsenal an tödlichen Lenkraketen. Die Zusatzwaffen lassen sich mit dem gewonnen Geld begrenzt upgraden, genau wie das Handling, die Geschwindigkeit und die Panzerung der Fahrzeuge. Die Reihenfolge der Freischaltungen entspricht dabei der Stärke der Waffen und Fahrzeuge, es ist also keine taktische Entscheidung dabei. Im Remake fahren nun sechs statt vier Fahrer im Rennen mit, dabei ist die Rennplatzierung nicht mehr so wichtig, aber umso mehr, wieviele Konkurrenten man ausschaltet. Bei jedem Rennen ist ein Platzhirsch – ein Bossfahrer – anwesend, den es zu schlagen gilt. Zusätzlich zu den Ligenrennen gibt es nun ein dutzend Story-Rennen, in denen man zum nächsten Kapitel voranschreiten kann. Bei den Strecken gibt es einige alte Bekannte, darunter das Velodrama und Oasis, und unter den Fahrern trifft man z.B. Sam Speed, Suzy Stock und Nasty Nick wieder. Duke Nukem ist mir nicht mehr begegnet, den haben sie wohl aus der PC-Version ausgebaut. Dafür ist George Lucas unter dem Namen Tex Harris mit an Bord. Der Sprecher ist ebenfalls bekannt aus dem Original.

Einige Dinge haben mir nicht so gefallen. Als ich vor einigen Monaten die Android-Version spielte, da wollte mir die Steuerung auf dem Touchscreen so gar nicht gefallen. Es war einfach nicht gut spielbar. An der Tastatur des PC geht das schon deutlich besser, aber die präzise Steuerung des Originals ist leider weg. Die Anzahl Strecken ist sehr begrenzt, was ich schade finde. Sehr ärgerlich: Ein Rennen dauert gerade mal 40 bis 60 Sekunden, dann ist alles vorbei. Da hat man sich kaum warmgefahren, schon ist man wieder über die Ziellinie gerollt. Eindeutig zu wenig, und lässt sich nicht einmal einstellen. Sogar im Original hatte man mehr Zeit, um die Gegner wegzupusten. Der Soundtrack ist eingängig, repetitiv und unspektakulär, trotz Titelsong von der bekannten Band „Poets of the Fall“. Die Klasse von Jonne „Purple Motion“ Valtonens Soundtrack hat das bei weitem nicht mehr. Auf Blut wurde komplett verzichtet, um sich nicht mit den Sittenwächtern oder dem Apple-Jugendschutz anlegen zu müssen, denn die angesprochene Käuferschaft dürften Teenager mit iPhones sein. Zur Erinnerung: Im Original konnte man Zuschauer am Streckenrand überfahren und man hinterließ dann blutige Reifenspuren.

Die putzige Micro-Machines-Optik ist zweckmäßig und sicher nicht hässlich, aber man merkt dennoch, dass das eigentlich kein PC-Spiel mit der Auflösung 1920×1200 werden sollte. Ein paar mehr Polygone hätten der Grafik sicher nicht wehgetan. Es gibt mit der Chasecam nun eine zusätzliche Kameraeinstellung, womit Death Rally stark an das ebenfalls ganz putzige Rennspiel „Bleifuß Fun“ (bzw. „Ignition“) erinnert. Der Adversary fährt langsamer als noch im DOS-Vorbild. So war es mir ein leichtes, ihn im zweiten Anlauf zu überholen und zu gewinnen. Und man fährt auch keine neun Runden mehr gegen ihn, sondern gerade noch fünf. Casualisierung eben, alles muss in kleineren Portionen verfügbar sein. Auch unterscheiden sich die Autos nicht mehr so drastisch. Ein schlechteres Auto ist gegen Computergegner kaum ein Nachteil, ein stärkeres Auto dafür oft auch kein Vorteil. Selbst mit dem schnellsten Boliden fährt man einigen Bossgegnern auf manchen Strecken hoffnungslos hinterher. Insgesamt habe ich sowieso den Eindruck, dass das Können hier keine so große Rolle mehr spielt, dafür braucht man oft Glück.

Ein wenig irritiert war ich, weil der CD-Key direkt auf der CD aufgedruckt war. Während der Installation ist das natürlich ein Spaß, wenn man die CD erst auswerfen, und dann wieder einlegen darf. Auch wenn es ein sehr kurzes Vergnügen war, muss ich doch gestehen, dass es Spaß gemacht hat, mal wieder das Erbe des Adversary anzutreten. Das Spiel ist etwas wackeliger, weniger gut ausbalanciert, es gibt zwei neue Autos und viele coole Waffen, aber im Grunde ist es dasselbe Spiel mit besserer Grafik, und das war mir wichtig. Mehr Inhalt hätte ich mir wirklich gewünscht, und vielleicht eine längere Kampagne, aber für den Preis kann ich kaum unzufrieden sein. Death Rally Fans, die sich nicht die Laune mit der entsetzlichen Touchscreen-Steuerung verderben wollen, sollten sich einfach die PC-Version zulegen und in der Mittagspause etwas Spaß haben, fast so als wäre die Zeit stehengeblieben.

In einem Artikel vom März 2011, also vor etwas mehr als einem Jahr, habe ich mich darüber aufgeregt, dass Remedy Entertainment seine Fans ver-apple-t, weil es das lange erwartete Death Rally Remake nur für iOS gab – also ausschließlich für Apple-Geräte. Für Fans des Originals (Death Rally gab es NUR auf dem PC), und gerade weil Remedy auf der Plattform PC groß geworden ist, war das ein wüster Schlag ins Gesicht. Eine Android-Version als Alternative zum scheußlichen Apple-Monopol wäre das mindeste gewesen, das Remedy hätte anbieten müssen. Der Fairness halber sollte man erwähnen, dass sie es kurz zuvor gnädigerweise erlaubt haben, dass jemand für sie einen funktionsreduzierten nativen Windows-Port des DOS-Originals schreibt. Den Quellcode rücken sie trotzdem nicht raus – vermutlich um ihr Remake zu schützen und Funktionserweiterungen zu verhindern.

Nun, was soll ich sagen. Heute habe ich im Google Playmobil-Store/Ex-Android-Market nur durch Zufall entdeckt, dass es wohl seit einigen Tagen endlich doch eine Android-Version von Death Rally gibt. Nach einem Jahr also quasi nachgeschoben. Der Download umfasst 49 MB. Ob da noch was dazukommt an Spieldaten weiß ich im Moment nicht, müsste ich direkt mal testen. Wenn das alles wäre, wäre das Remake tatsächlich nur wenig größer als das DOS-Original mit seiner viel älteren Technik und den pixeligen Bitmaphintergründen. Der Download ist sogar kostenlos, aber bevor die Fans nun jubelnd aus ihren Sitzen springen: Micropayment bzw. In-App-Payment ist das Stichwort. Wer die wirklich coolen Strecken, Autos und Waffen will, der muss also doch in die Tasche greifen. Und ich wette fast, dass da einiges mehr zusammenkommt, als man für ein Vollpreisspiel bezahlt hätte, wenn ich mir alle Extras kaufen wollen würde.

Bei Death Rally handelt es sich im Prinzip um ein Rennspiel, das aus der Vogelperspektive gespielt wird. Der Gag daran ist, dass sich die Fahrer gegenseitig durch Schusswaffen, Minen, Rammversuche und anderen unschönen Hilfsmitteln aus dem Rennen befördern. Auch jubelnde Zuschauer am Streckenrand können im Spiel überfahren werden, was damals vielerorts eigentlich gar nicht so gern gesehen wurde. Weitere Informationen zum Original und einen Download-Link für die Windows-Version gibts hier auf SuccessDenied im Menü unter „kommerzbefreite Spiele„.

Irgendwie interessiert mich das doofe Remake heute gar nicht mehr. Aber wenn die denken, dass sie sich soviel Zeit lassen können, bis sie eine Android-Version nachliefern, dann bleibt mir nichts anderes übrig als mich wie ein Kunde zweiter Klasse behandelt zu fühlen, nur weil ich kein Apple-Gerät nutze. Good job, Remedy!

Nur ein paar Wochen ist es her, als der neueste Titel aus dem Hause id Software, „Rage„, veröffentlicht wurde. Nun zeigt man sich dort großzügig: John Carmack, Mitgründer und Chefentwickler von id Software veröffentlichte gestern den Quellcode zum First-Person-Shooter „Doom 3„, den er zwischen 2000 und 2004 entwickelte. Nachdem es zuvor Befürchtungen gab, ein Teil des Algorithmus zur Schattenberechnung könne Patentrechtsklagen nach sich ziehen, setzte er sich kurzerhand noch einmal an sein betagtes Kultwerk und schrieb einen Workaround, der die als „Carmack’s Reverse“ bekannte Berechnungsweise ersetzt. Laut ihm seien nur eine Handvoll Zeilen bearbeitet worden.

Den Quellcode des in C++ geschriebenen Gruselshooters kann man auf der extra angelegten GitHub-Seite herunterladen. Das Paket ist 9,1 MB groß und umfasst – bis auf besagten Depth-Fail-Algorithmus – den gesamten Quellcode, der nötig ist, um eine ausführbare Datei zu erhalten. Spieldateien sind logischerweise nicht enthalten, da Doom 3 auch weiterhin nicht Freeware ist. Entpackt wiegen die Quelldateien ungefähr 35 MB. Für das Kompilieren wird Microsoft Visual Studio 2010 empfohlen. Das DirectX SDK ist zwingend erforderlich.

Carmack, der leider seit einigen Jahren Mitglied der Apple-Sekte … äh, Verzeihung, bekennender Apple-Sympathisant ist, hat sich mit Wolfenstein 3D, Doom und Quake einen Namen als inoffizieller Vater der First-Person-Shooter gemacht, obwohl er auch für sehr bekannte 2D-Jump’n’Run-Spiele wie Commander Keen verantwortlich ist. Das Spezialgebiet des genialen Spieleentwicklerveteranen sind Game-Engines – die meisten seiner Werke reizten die vorhandene Technik in jeder Hinsicht aus. Man schreibt ihm sogar zu, mitverantwortlich für die Verbreitung von Grafikbeschleunigerkarten Mitte bis Ende der 90er Jahre gewesen zu sein.

Persönlich halte ich die Veröffentlichung des Quellcodes von Doom 3 für einen ganz großen Gewinn, da die Technik hinter dem Spiel sich auch heute noch sehen lassen kann. Erwartungsgemäß werden sich fleißige und talentierte Programmierer finden, die sich den Quellcode vornehmen und ihn verbessern oder auf dessen Basis neue Spiele entwickeln. Carmack macht das einzig richtige in meinen Augen: Anstatt seine Arbeit vergammeln zu lassen, gibt er sie frei und macht sie für andere nutzbar. Wenn doch nur alle so denken würden.