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Manchmal ist es sogar ein wenig unheimlich, wie sich Dinge einfach so ergeben können. Vor wenigen Tagen dachte ich wieder mal so bei mir, dass es doch eigentlich schade ist, dass ich meine wenigen Lieblingsfernsehserien nicht schon längst für die heimische Sammlung gekauft habe, oder diese erst gar nicht kaufen kann, da sich manchmal kein Schwein die Mühe macht, sie in irgendeiner Form zu veröffentlichen. Zum Beispiel überlege ich seit Jahren mehr oder weniger ernsthaft, die vier Staffeln von Knight Rider zu kaufen – natürlich das Original, nicht die 2008er Fassung. Wer die Serie nicht mag, braucht jetzt keine Diskussion über guten oder schlechten Geschmack lostreten, ich wechsle gleich das Thema. Jedenfalls suchte ich die Serie als Blu-ray-Release leider immer vergeblich, bis heute: Die Knight Rider Blu-ray-Box wird am 27. November 2014 in Japan veröffentlicht, einschließlich Knight Rider 2000 und Knight Rider 2010 (ja, der hat nix mit der Serie zu tun). Wieso ausgerechnet in Japan? Keine Ahnung, vielleicht weil Japaner viel technikvernarrter sind als wir Europäer.

Die 26 Blu-rays sollen umgerechnet 340 Euro kosten. Ich bin beeindruckt, wieviel Mühe man sich mit der Box gemacht, und dass man tatsächlich sogar die beiden Filme dazugepackt hat. So müsste das eigentlich immer sein. Aber dass die Fans ausgerechnet in dem Land, in dem David Hasselhoff mit Knight Rider und Baywatch vielleicht am erfolgreichsten war, wieder mal leer ausgehen, das nervt ziemlich. Ich hoffe, dass da zeitnah was für Deutschland angekündigt wird. Zur Not bleibt ja noch die DVD-Box. Das bringt mich zu einer Frage, die ich mir momentan selbst stelle: Wieso sollte ich mir heute noch DVDs kaufen, wenn sich die Blu-ray längst etabliert hat, und vor allem um Klassen besser aussieht? Als die DVD in dem Alter war, habe ich mir schließlich auch nicht weiterhin aus Gewohnheit VHS-Kassetten gekauft. Im Gegenteil: Ich besaß meine erste (leider völlig überteuerte) DVD, da hatte ich dafür noch gar kein Abspielgerät. Für mich ist längst der Punkt erreicht, an dem ich mein Geld möglichst nur noch für 1080p-Material ausgebe. Lieber wäre mir das Zeug gleich in 4K, aber das wäre beim aktuellen Stand der Technik doch noch etwas unpraktisch.

Wem es beim obigen Beispiel nicht aufgefallen ist: Komplette Serien auf Blu-ray (und teilweise auch noch auf DVD) sind teuer. Wirklich teuer. Mir ist natürlich klar, dass so eine TV-Serie von vier, sieben oder mehr Staffeln ein hundertfaches an Bild- und Tonmaterial eines gewöhnlichen Films mitbringt, dennoch bekomme ich sofort Schmerzen in meinem Portemonnaie wenn ich mir kurz vorstelle, dass etwa alle Blu-ray-Staffeln zu sämtlichen Star Trek-Serien (hochgerechnet) locker den finanziellen Gegenwert eines Macbooks besitzen würden. Würden – wohlgemerkt – wenn es alle Serien schon auf Blu-ray gäbe. Das scheint in erster Linie etwas für reiche Trekkies zu sein.

Aber mal angenommen ich kaufe mir dieses fantastische, komplett neu ge-remasterte Star Trek: The Next Generation auf Blu-ray. Und wenn ich schon dabei bin auch gleich noch Voyager, The Original Series, Deep Space Nine, zuletzt Enterprise. Mit jeweils sechs Scheiben pro Staffel. Multipliziert mit 28 Staffeln, dann liegen auf meinem Couchtisch am Ende sage und schreibe 168 (in Worten einhundertachtundsechzig) Blu-rays. Gibt es mittlerweile sowas wie „Blu-ray-Wechsler“, in die man zufällig 168 Scheiben einlegen kann? Nein? Dann muss ich gestehen, reizt mich die Vorstellung nicht besonders. Das ist vielleicht weit weniger störend, wenn ich mir die Episoden immer in der richtigen Reihenfolge ansehen würde, aber falls ich mir einzelne Episoden herauspicken möchte (Random Access), bin ich am Ende ständig am Disketten wechseln … äh pardon, Blu-rays jonglieren. Mal eben schnell zwischen den Staffeln hin- und herspringen? Keine Chance. Zwischen den TNG-Episoden nur kurz in eine bestimmte Voyager-Folge reinschauen? Viel Spaß beim Suchen.

Das mag so manch einer als Luxusproblem abtun, und zugegeben, mit VHS oder DVDs hätte ich ja schließlich genau dasselbe Problem, aber auf die Blu-rays habe ich mich ja gerade wegen ihrer deutlich höheren Speicherkapazität gefreut. Stellt sich heraus, dass die gerade mal soviel höher ist, dass sie noch für besser aufgelöstes Material reicht, aber leider schon wieder nicht für MEHR Inhalt. Gibt es denn keinen optischen Datenträger, der uns endlich von diesem Scheiben-Wahnsinn erlöst? Nein, leider nicht, aber ein vielversprechender Kandidat wird gerade entwickelt: Die Holographic Versatile Disc – bis zu 3,9 Terabyte pro Datenträger, ergo 80 solcher Blu-rays. Das komplette Star Trek-Serienuniversum käme also knapp auf zwei solcher HVDs unter. Das klingt schon viel angenehmer. Meinetwegen können sie diese Dinger direkt auf den Markt werfen.

Ich träume gerade von einer Welt, in der man eine komplette Fernsehserie auf einer einzelnen kleinen Silberscheibe unterbringen kann. In einem schön animierten Menü wählt man per Fernbedienung die Staffel und die Episode aus, und los geht der Spaß. Meine Güte, da hätte die gesamte Film- und Serienbibliothek von Pro7 ja dann beinahe Platz in einem Wohnzimmerregal. Aber soweit wird es wahrscheinlich nie kommen. Geplante Serien-Releases auf Blu-ray werden teilweise schon wieder verworfen. Die Studios wollen sich lieber auf Streaming konzentrieren, was ich gerne boykottieren werde. Streaming bedeutet DRM, DRM bedeutet, dass mir die Nutzungsrechte jederzeit entzogen werden können, und Streaming bedeutet, dass ich auf eine schwarze Mattscheibe blicke, wenn meine Internetleitung streikt. Außerdem bedeutet Streaming, dass mir die Internetprovider den Hahn zudrehen, wenn ich mal versehentlich zuviele HD-Inhalte im Monat konsumiert habe – die Drosselkom hat es vorgemacht, wie man den Internetzugang beschränkt, und jetzt kommen die verlausten Nachahmer mit ihren ach so modernen „Fair-Use“-Tarifmodellen. Ja genau, ihr Spackos bei o2, ihr seid gemeint! Dann doch lieber alles zuhause im Regal stehen haben.

Kennt jemand das Gefühl, wenn man in einem staubigen Karton auf dem Dachboden seine alten Musikkassetten mit Radiomitschnitten aus seiner Kindheit und Jugend findet? Wer noch ein funktionierendes Kassettendeck oder einen Walkman findet und sich die Mühe macht, die Bänder einzulegen, der wird mitunter geflasht von sehr seltsamen, aber bewegenden Eindrücken aus längst vergangenen Tagen. Ich bin süchtig nach diesem Gefühl.

Wer Anfang der 90er Jahre zumindest hin und wieder mal das Radio eingeschaltet hat, dem ist die Musik von Torsten Fenslau sicher nicht unbekannt. Fenslau war unter anderem das kreative Genie hinter der erfolgreichen Gruppe Culture Beat. Seine Musik komponierte er auf einem Atari ST. Kaum war ihm mit dem überraschenden Megahit „Mr. Vain“ der große Durchbruch gelungen, da verunglückte Fenslau bei einem Autounfall leider tödlich. Sein musikalisches Erbe verblasst inzwischen ein wenig, begleitet uns aber grundsätzlich noch bis heute.

Neben seinem Engagement mit Chartbreakern für besagte Danceformation war Torsten Fenslau ab der zweiten Hälfte der 80er bis zu seinem plötzlichen Tod 1993 in Deutschland ein sehr gefragter DJ, der regelmäßig im „Dorian Gray“, der legendären Discothek im Frankfurter Flughafen, auflegte. Seine besten Sets, die teilweise auch im Radio gesendet wurden, werden von echten Fans erhalten und zum Beispiel bei Soundcloud und YouTube hochgeladen, um sie für die Nachwelt zu bewahren. Sie sind wie ein Querschnitt durch die spannende Welt der Clubmusik der späten 80er und frühen 90er Jahre, als elektronische Musik noch nicht ganz so durchkommerzialisiert und wesentlich experimenteller war.

Um diese Musik eingehender und vor allem treffender zu beschreiben, hätte ich vermutlich mindestens zehn Jahre älter sein müssen, denn wenn ich solche Dinge damals zufällig im Radio gehört hatte, dann ohne richtig hinzuhören, ganz zu schweigen von einem echten Erlebnis in einem Tanzlokal. Aber aus heutiger Sicht ist es für mich sehr angenehm, diese discothekale Zeitreise im Internet machen zu können, und ich möchte all den Sammlern und Uploadern für die Mitschnitte der vielen wundervollen Fenslau-Sets danken. Als Filmfan finde ich es faszinierend, wie in nicht wenige der damaligen Tracks einzelne Samples etwa aus SciFi-Blockbustern wie Alien oder Blade Runner eingebaut wurden.

Um interessierten Lesern ohne Abneigung gegen elektronische Tanzmusik ebenfalls die Möglichkeit zu geben, sich die konzentrierte Frankfurter Nightlife-Atmosphäre vom April 1990 reinzuziehen, binde ich hier eine kleine Kostprobe aus den vielen tollen Sets des unvergessenen Musikers und DJs an. Auf YouTube gibt es übrigens sogar noch bessere Einblicke in seine Musik.

Eine E-Mail von meinem Blogger-Kollegen Oli – ein gleichgesinnter Atari-ST-Fan und ebenfalls Programmierer – nehme ich heute zum Anlass, einen kleinen Softwarearchäologie-Report zu verfassen. Er sprach mich auf einen alten ZX81-Emulator an; ein Emulator für den Atari ST, den ich seit bestimmt 20 Jahren nicht mehr gesehen habe, und mit dem ich einige der interessantesten Erinnerungen aus meiner Kindheit verbinde. Den Artikel schreibe ich freilich aus der Sicht von jemandem, der das Programm als Kind verwendet hat, und nicht etwa von jemandem, der professionell damit umgehen kann.

ZX81 Emulator: Ein sehr kreatives Tastaturlayout

ZX81 Emulator: Ein sehr kreatives Tastaturlayout

Ich erinnere mich noch sehr gut an dieses kleine aber großartige PD-Programm von Christoph Zwerschke, das zum ersten Mal im Oktober 1990 auf der Beilagediskette des TOS-Magazins veröffentlicht wurde. Ich war kaum sieben Jahre alt und hatte schon ganz grob begriffen, was ein Emulator ist. Dieser hier emulierte einen Sinclair ZX81 – ein kleiner Homecomputer aus England (von dem namensgebenden Erfinder Sir Clive Sinclair), der zum Zeitpunkt meiner Geburt bereits veraltet und Anfang der 90er praktisch museumsreif war. Wenn man den Emulator startet, bekommt man einen Begrüßungsbildschirm zu sehen, und dann nur noch ein Eingabefenster. Das war schon damals nicht unbedingt besonders einladend, wenn man grafische Benutzeroberflächen (wie TOS) gewohnt war, aber ich kannte zum Glück den GFA-BASIC-Interpreter, und der sah ähnlich spartanisch aus. Keine Ahnung, wie ich darauf gekommen bin (vielleicht habe ich ja wirklich die README-Datei gelesen), aber mit der Eingabe von LOAD „“ offenbarte sich mir eine fantastische Welt primitiver BASIC-Spiele, und das war für mich in dem Alter das Beste an dem Emulator.

Mein Vater schüttelte den Kopf als er diese äußerst altbackene Klötzchengrafik sah, und er wunderte sich, wie ich damit soviel Spaß haben konnte, wo der ST doch so tolle hochauflösende Monochromspiele und knallbunte Farbspiele hatte. Möglicherweise war das der Moment, in dem ich endgültig erkannte, dass Spielspaß praktisch nichts mit Grafik zu tun hatte, und mit Sound schon gar nicht, denn den gab es sowieso nicht: Der ZX81-Emulator blieb immer stumm. Keine Frage, ich liebte mein Highway Patrol 2, mein Cadaver, und mein Double Dragon, und all die anderen tollen Spiele, die ich in meiner Diskettenbox hatte, aber der ZX81-Emulator löste mit seiner merkwürdigen Schwarz-Weiß-Zeichensatz-Grafik eine wirklich kaum zu beschreibende Faszination bei mir aus.

3D-Monster-Labyrinth: Vor dieser Kreatur habe ich mich gefürchtet

3D-Monster-Labyrinth: Vor dieser Kreatur habe ich mich gefürchtet

Eine ganze Menge Spiele lagen dem Emulator bei, alle in Form von (kaum lesbaren) BASIC-Quellcodes. Mit dem Befehl RUN wurde das geladene Programm gestartet. Das waren ganz unterschiedliche Spiele: Night Driver, eine schwierige Rennsimulation, oder Varianten von Hangman und Centipede gab es, außerdem mit Hamurabi ein zahlenlastiges Resourcen-Management-Spiel, das ich kaum verstand. In Olympiade musste man abwechselnd die Tasten 5 und 8 drücken, damit der eigene Läufer immer schneller wurde, und mit der Taste 0 konnte man dann abspringen (beim Weitsprung). Viele Stunden Spaß hatte ich mit Mazogs, dessen Omikron-Äquivalent Maziacs ich schon kannte – ein Labyrinth voller Riesenspinnen, in dem man eine Schatztruhe finden musste. Daneben gab es mit Star Trek ein aufwändiges Weltraumspiel mit Handlung, an dem ich mich immer wieder versucht habe, obwohl ich noch etwas zu jung war, um die Rätsel zu verstehen.

Es gab noch diverse Programme, die etwa Schaltpläne generierten, oder einen Biorhythmus berechneten. Das hat mich damals aber alles nicht so interessiert. Spannend war noch das Spiel Animals, eine Umsetzung von „20 Questions“. Ohne die Theorie hinter Binärbäumen zu kennen, hatte ich natürlich Schwierigkeiten mir vorzustellen, wie der Computer am Ende praktisch jedes Tier erraten kann. Das mit Abstand gruseligste Spiel war das 3D-Monster-Labyrinth. Der Spieler musste ein zufällig generiertes Labyrinth in der Ich-Perspektive durchlaufen, während am anderen Ende des Labyrinths ein Monster umherirrt, das seinerseits den Spieler sucht. Ich kann bis heute nicht sagen ob das Monster sich in Echtzeit bewegt, oder doch nur rundenbasiert, aber ihm versehentlich zu begegnen, hat mich immer wieder erschreckt. Es war auf jeden Fall ein tolles Beispiel für ein sehr simples Spiel mit Suchtfaktor, das im besten Fall zweckmäßige Grafik und absolut keinen Ton hatte. Also entweder war ich schon damals wirklich verloren, oder diese Spiele hatten einfach einen gewissen Reiz.

Star Trek: Klötzchenwelten mussten mit Hilfe des Ziffernblock erforscht werden

Star Trek: Klötzchenwelten mussten mit Hilfe des Ziffernblock erforscht werden

Kaum zu glauben, aber wahr: Christoph Zwerschke, der Entwickler des ZX81 Emulator, ist sogar noch mit einer eigenen Webseite im Internet vertreten (letzte Änderung allerdings im März 2001!), und er bietet dort die letzten Versionen seiner alten ST-Programme an, darunter natürlich auch dieser wunderbare Emulator. Extra für ein paar Screenshots habe ich daher den ST-Emulator angeworfen, um nach über 20 Jahren den ZX81-Emulator anzuwerfen, um dessen grobpixelige Spiele mal wieder anzuwerfen und digital abzulichten. Quasi eine kleine Emulatorception. Oder Retro im Quadrat. Und tatsächlich, ich konnte mich noch an so manches Bedienungsdetail erinnern. Und mit der HELP-Taste kann man sich ja im Notfall noch das Tastaturlayout einblenden lassen. Vielleicht spiele ich nochmal kurz eine Runde 3D-Monster-Labyrinth. Retroflash in 3 … 2 … 1 …

deloreandynamiteMorgens gehört, abends gekauft: Auf dem Weg ins Büro wurde gestern auf Radio Sunshine Live (auf dem es genau wie bei allen anderen Radiosendern scheinbar nur genau zehn Titel gibt, die den ganzen Tag hoch- und runtergespielt werden, bis man sie irgendwann nicht mehr hören kann) überraschenderweise ein Song namens „Delorean Dynamite“ angekündigt, und der Titel ließ mich blitzartig aufhorchen. Was dann folgte, erfüllte meine äußerst großen Erwartungen, und der musikalische Geist der 80er erfüllte mein Auto für wenige Sekunden, zumindest nach klassisch-televisionärer Vorstellung der 80er.

Der norwegische Elektrokünstler Todd Terje, der mir bislang nicht bekannt war, hat erst vor wenigen Tagen sein Debütalbum veröffentlicht. Ein Album, das sich teilweise an den fantastischen Musikproduktionen von Giorgio Moroder und Jan Hammer orientiert. Es könnte sogar Spuren von Harold Faltermeyer und Jean Michel Jarre enthalten, da bin ich nicht ganz sicher. Der Name des eingangs erwähnten Songs ist Programm: Es ist eine Musik, bei der man sich am liebsten in seinen DeLorean, Lamborghini Countach oder wahlweise Ferrari Testarossa setzen, den Sunset Boulevard entlangfahren, und mit dem klobigen Autotelefon Axel Foley, Sonny Crockett oder Tony Montana anrufen möchte. Jedenfalls stelle ich mir das irgendwie so vor.

Auf dem Album mit dem pragmatischen Titel „It’s Album Time“ handelt es sich (bis auf „Johnny and Mary“) um reine Instrumentalmusik, bei einigen Titeln vielleicht mit dezentem italo-amerikanischem Einschlag, würde ich behaupten. Dafür ein konkretes Musikgenre zu nennen, fällt mir als Laie wirklich schwer. Elektro, Disco, Pop, wahrscheinlich liegt es irgendwo dazwischen. Zu meinen Favoriten gehören definitiv das coole, poppige „Delorean Dynamite“, außerdem „Inspector Norse“, „Oh Joy“ und „Strandbar“. Aber die anderen Songs mischen die Auswahl gehörig auf, und gehören auf keinen Fall minder dazu.

Die Illusion wird meistens dann durchbrochen, wenn ein Arpeggiator einsetzt bzw. allgemein Effekte, die man eher mit zeitgenössischer Elektromusik, etwa beim Beat, verbindet. Aber im positiven Sinne, denn es ist wirklich stimmig, dass die Gegenwart in Terjes Musik immer wieder kurz aufblitzt. Diesen Musiker werde ich wohl in Zukunft im Auge behalten. Kaum zu glauben, dass ich ab und an im Radio noch Musik zu hören bekomme, die ich sofort kaufen würde. Ich bin von mir selbst überrascht. Bitte mehr davon.

captainfuture1Erneut geht ein kleines Fernsehserienerlebnis in meinem Leben zuende, das mir einen kurzen abschließenden Kommentar wert ist. Dieses Mal wollte ich eine Serie aus meiner Kindheit wiederaufleben lassen. Von der japanischen Anime-Serie Captain Future sah ich als Kind nur vereinzelt ein paar Episoden, so dass mir nur sehr blasse Erinnerungen verblieben waren. Wieso also nicht einmal einen detaillierten Blick auf das Gesamtwerk werfen? Nunja, jetzt weiß ich warum. Manche Kindheitsgeschichten sollte man besser dort lassen wo sie hergekommen sind.

Die Zeichentrickserie entstand im Jahr 1978, und fällt damit in eine prominente Kinoära in Sachen Science-Fiction: Star Wars war gerade in den Kinos, an Star Trek: The Motion Picture wurde noch gearbeitet. Nicht mehr ganz aktuell war John Carpenters Dark Star, dafür folgten außerdem der Weltraumschocker Alien und Disneys Das Schwarze Loch. Kurzum, Sci-Fi war bei uns ziemlich angesagt. Vielleicht war das der Auslöser, wieso diese Serie entstand, und wieso das ZDF Captain Future nach Deutschland holen wollte. Einerseits könnte man dem öffentlich-rechtlichen Sender ausnahmsweise mal dankbar sein, andererseits müsste man das ZDF und das Synchronstudio verurteilen, dafür dass es wieder nur für die grotesk falsche Gleichung Zeichentrick = Kinderserie gereicht hat. So wurde aus dem japanischen Original alles herausgeschnitten, was für Kinder irgendwie ungeeignet erscheinen mochte. Die Serie wurde damit ziemlich entwertet.

Als Kind hatte ich wesentlich mehr Freude an der Serie, das muss ich zugeben. Heute fallen mir die vielen Schwächen, die sinnlosen Albernheiten und unlogischen Stellen zu deutlich auf. Schon bei H. G. Wells Time Machine fragte ich mich, wie wahrscheinlich es sein mochte, dass man in 700.000 Jahren in der Zukunft noch Menschen findet, geschweige denn welche, die noch irgendeine unserer Sprachen sprechen. Captain Future treibt diese Idee völlig auf die Spitze: Er reist mal eben 5 Milliarden Jahre in die Vergangenheit, oder 2 Milliarden Jahre in die Zukunft. Und dort hält er ein Schwätzchen mit den menschlichen Einwohnern irgendwelcher Planeten. Ja sicher. Ganz absurd wird es, wenn Captain Future mit Wissenschaftlern darüber diskutiert, ob ein bestimmtes Vorhaben in angemessener Zeit machbar sein wird: „Das dauert doch bestimmt 120.000 Lichtjahre!“ – „Nein, das dauert sicher keine 120.000 Lichtjahre!“ (sinngemäß). Das Synchronstudio scheint sehr viele Lichtjahre gebraucht zu haben, um einen Astronomie-Grundkurs zu besuchen.

captainfuture2Tatsächlich um Lichtjahre voraus war der tolle Synthi-Soundtrack von Schlagermusiker und ehemaligem GEMA-Jemanden-Abzocken-Aufsichtsrat Christian Bruhn. Wir hatten wirklich großes Glück, dass wir nicht das japanische Original-Intro aufgedrückt bekamen, denn dessen generischer schwermütiger Singsang passte überhaupt nicht zum Thema. Im Gegensatz zur etwas altbackenen Serie ist der deutsche Soundtrack absolut zeitlos. Phil Fuldner erkannte das Potenzial 1998, als er das fetzige Kampfthema der Serie zu dem Elektrohit „The Final“ verarbeitete.

Kampf ist übrigens das richtige Stichwort: Häufig kam es in der Serie vor, dass die Future-Mannschaft in einen Kampf verwickelt wird, und als die Kampfmusik gerade einsetzt, liegt der Feind plötzlich tot am Boden. Otto (der Gummi-Androide) kommentiert das Geschehene schließlich so, als habe soeben ein epischer Kampf um Leben und Tod stattgefunden. Bravo! Zugabe! Und wenn es das nicht ist, dann landet Captain Future zum Ende einer Episode auf einem fremden Planeten. Abspann. Die nächste Episode beginnt zu meiner Überraschung damit, dass der Erzähler rückblickend berichtet, wie die Future-Mannschaft von Eingeborenen gefangen wurde, und sie mit dem Häuptling über ihre Freiheit verhandeln mussten etc. Nichts von dem hatte man gesehen. Der Verantwortliche für den Schnitt war hoffentlich stolz auf den Murks, den er da verbrochen hat.

Nein, es ist nicht, dass die Serie schlecht wäre. Ich habe nur festgestellt, dass ich meine Kindheitserinnerungen besser nicht nochmal hätte auffrischen sollen. Zu groß ist die Verärgerung über die vielen Fehler und den miesen Schnitt. Captain Future hat wirklich seine netten Momente, auch wenn der Zeichenstil hin und wieder spürbar schwächelt. Tatsächlich bin ich nur froh, dass ich Captain Future endlich zu den Akten legen, und mich um eine bessere Serie kümmern kann. Ich dachte wirklich, dass mir heute noch alles gefällt, was mir bereits in meiner Kindheit oder Jugend gefiel. Aber dieses Beispiel hat mich davon überzeugt, dass es Ausnahmen gibt. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass mich schon damals andere TV-Serien mehr interessiert haben.