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Erschrocken stellte ich gerade fest, dass mein letzter veröffentlichter Artikel morgen bereits vier Wochen alt werden würde – ein neuer Negativrekord. Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass ich Anfang November leider erkältet war und mein anhaltender, quälender Husten inzwischen wieder in die fünfte Woche geht. Das ruiniert einem jede Festtagsstimmung und Motivation. Zum Glück ist das Jahr nun endlich vorbei und auch meine Gesundheit scheint so allmählich zurückzukehren. Der letzte Urlaub für dieses Jahr hat gerade begonnen, und so möchte ich dieses Ereignis mit einem kleinen Zwischenartikel würdigen.

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Der britische Spieleprogrammierer Jamie Woodhouse ist nicht besonders bekannt. Sein einziger großer Hit ist der Amiga-Platformer „QWAK“ aus dem Jahr 1993, in dem sich zwei Enten in Rüstung von einem Raum zum nächsten vorkämpfen, dabei jede Menge Früchte und Juwelen einsammeln und die fiesen Gegner mit Eiern bewerfen. Das Spiel erschien eigentlich bereits vier Jahre zuvor für den BBC Micro, doch erst auf dem Amiga in knallbunter 16-Bit-Grafik feierte QWAK bei der Kult-Spieleschmiede Team17 einen großen Erfolg. Wie das damals so war, gelangte ich zu jener Zeit in den Besitz des Spiels als ein Bekannter mit einem großen Stapel Disketten vorbeikam, und man gemeinsam über die neuesten Amiga-Spiele diskutierte, während im Hintergrund X-Copy seinen Dienst verrichtete. Ich war jung, das Taschengeld war knapp, und die Jungs von ANTHROX hatten sich mit ihrem Intro doch soviel Mühe gemacht. Heute plagt mich das schlechte Gewissen umso mehr, denn mit dem Coop-Platformer QWAK erlebte ich gemeinsam mit meinem Bruder wirklich viele lustige Spielstunden.

Zehn Jahre später sollte das Spiel auf dem Gameboy Advance ein kleines Revival feiern, so wie beispielsweise auch James Pond 2, aber auf Nintendo-Handhelds nützen mir die Spiele nicht viel. Dafür freute ich mich umso mehr, als ich erfuhr, dass Jamie Woodhouse seinen Klassiker QWAK seit einigen Jahren für Windows-PC und Mac OS anbietet. Viel Zeit würde ich heutzutage nicht mehr in das Spiel investieren, schon gar nicht im äußerst schwierigen Einspielermodus, zumal die Liste der „Must-Play“-Spieletitel immer länger wird. Dennoch wollte ich dem Entwickler etwas zurückgeben dafür, dass er mir mit dem Spiel in meiner Kindheit viel Freude bereitet hatte, ohne dass ich für die gecrackte Version etwas bezahlt hatte. So kaufte ich vergangene Woche für etwas mehr als 7 Euro die Vollversion für den PC.

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Mehr als eine halbe Stunde anspielen war bisher leider nicht drin, zumal mir schon das lange Tutorial für den Anfang zu schwierig war. Aber das Spielgefühl ist weitgehend dasselbe geblieben, die Figuren sehen etwas glatter und weniger pixelig aus, man kann die Auflösung einstellen, es gibt einen Leveleditor und eine globale Highscore-Liste, alles ganz nett. Es ist ein wirklich liebevoll gemachtes, witziges kleines Spielchen. Für den einen oder anderen Amiga-Fan vielleicht auch noch einen Blick wert. Zu zweit macht es sicherlich noch sehr viel mehr Spaß, alleine kann es mich nicht mehr so wahnsinnig motivieren. Aber ich glaube, das konnte es auch damals schon nicht.

Update vom 22.04.2021: Ich habe soeben voller Enttäuschung festgestellt, dass meine legal gekaufte Version von QWAK mit Online-DRM verseucht ist. Das Spiel hat bei mir den Start verweigert und eine Online-Authentifizierung verlangt. Die Authentifizierung konnte ich zwar erfolgreich durchführen, aber aus meiner Sicht ist das ein absolutes No-Go, eine Gängelungstechnik für zahlende Kunden, und ein Armutszeugnis für den Entwickler. Das bedeutet im Klartext, dass das Spiel eine Internetverbindung voraussetzt, außerdem ein eingebautes Verfallsdatum hat und leider unspielbar wird, sobald der Entwickler seine Authentifizierungs-Server vom Netz nimmt. Ich möchte meine Kaufempfehlung daher revidieren und unbedingt vom Kauf abraten. Spielt doch lieber die Amiga-Version im Emulator, denn die ist DRM-frei und quasi überall erhältlich.

Irgendwann Mitte der 90er Jahre bekam ich die Gelegenheit, die idyllischen Amiga-Gefilde zu verlassen, und mich in der schnelllebigen, bluescreenverseuchten Windows-Welt des PC zu versuchen. Nur ein paar Jahre später, ungefähr 1998, startete ich den ersten Amiga-Emulator auf dem PC, da ich immer öfter sentimental wurde, wenn ich an die Zeit mit Kickstart, Workbench und AmigaDOS dachte. Als ich dann schließlich auf einer kleinen Internetseite mit dem Namen „AmigaRat’s Page“ tatsächlich die vier Disketten-Images von Superfrog – einem meiner absoluten Amiga-Lieblingsspiele – zum Downloaden vorfand, war ich überglücklich und gleichzeitig wahnsinnig gespannt. Das waren die Zeiten, als man noch mit jedem einzelnen Download mitfieberte, denn wenn die Verbindung (aus verschiedensten und relativ häufigen Gründen) abbrach, musste man die Übertragung von vorne beginnen. Mit meiner 14.400-Baud-Leitung zu CompuServe hatte ich die Dateien gefühlte 2 Stunden später auf der Festplatte. Als der kleine grüne Frosch schließlich auf dem 15″-Monitor meines PC herumhüpfte, da saß ich in Gedanken wieder mit dem knallroten klackernden Joystick vor dem Amiga.

durchgespielt_superfroghd1Wir schreiben das Jahr 2013. Exakt 20 Jahre nach Veröffentlichung von Superfrog erscheint das Remake in HD. Es kam wie es kommen musste: Als großer Fan des Originals konnte ich nicht widerstehen und so habe ich kürzlich Superfrog HD durchgespielt. Insgesamt sechs Stunden Spielzeit kann man aufwenden, wenn man alles sehen möchte. Ein kurzweiliger aber auch herausfordernder Spaß für Fans klassischer 2D-Jump’n’Run-Kost. Wie ich schon im Vorfeld betonte, haben TickTock Games und Team17 in Zusammenarbeit ein derart großartiges Remake geschaffen, dass ich das in Worte kaum auszudrücken vermag. Obwohl es viele kleine Änderungen gibt, bleibt das Spiel dennoch irgendwie genau dasselbe. Keine Verschlimmbesserungen, keine Stilbrüche, und für die Fans gibt es die unberührten Original-Levels und den Original-Soundtrack. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll mit meiner Lobhudelei.

Die neue Levelkampagne behält das Thema des Originals bei. Die jeweils vierteiligen Abschnitte werden nicht mehr kontinuierlich länger, sondern haben alle dieselbe Größe. Der Schwierigkeitsgrad ist ausgesprochen leicht bis höchstens moderat. Da Superfrog schon damals ein wenig von Segas Sonic The Hedgehog inspiriert gewesen zu sein schien, hat man die Levels hier konsequenterweise etwas beschleunigt, so dass man mehr rennen kann. Es erscheint fast wie ein glücklicher Zufall, dass Team17-Komponist Allister Brimble seinen Superfrog-Soundtrack erst neulich komplett modernisiert hat, doch leider fand diese Neufassung keinen Einzug in das Remake. Die neue Hintergrundmusik ist unbeeindruckend und eher langweilig, erinnert stellenweise aber an das Vorbild. Die Levelcodes sind ja sowas von gestern und mussten einem Levelauswahl-Bildschirm weichen. Die Slotmaschine am Ende jedes Levels durfte bleiben, denn sie dient dazu, die Original-Levels freizuschalten. Grafisch ist Superfrog HD fantastisch und genau so wie ich mir das gewünscht hätte: Alles sieht aus wie man es gewohnt ist, noch dazu hochauflösend, extra flüssig, und mit sehr viel Liebe zum Detail. Alle Spielelemente und auch die Steuerung verhalten sich wie im Original.

durchgespielt_superfroghd2Die neuen Levels bilden komplette Abschnitte der Original-Levels perfekt nach und erweitern diese sehr glaubhaft, so dass man immer mit einem starken Déjà-vu-Erlebnis durch die Welt rennt und springt. Man fühlt sich hier derart heimisch, dass sogar die unsichtbaren Münzspender genau dort sind, wo man sie erwarten würde, ohne die Levels vorher gekannt zu haben. Die Hexe als Endboss tritt nun nach jeder Welt kurz auf und nicht mehr allein am Ende des Spiels. Bereits das Originalspiel war, was einsammelbare Schätze anging, gerade in den Pyramidenlevels, äußerst großzügig, doch die neue Kampagne überschüttet den Spieler nur so mit Münzen, Früchten und Powerups. Bestimmt zehnmal soviel Krempel liegt in der Welt herum. Ein kleiner Schwachpunkt sind die Soundeffekte. Leider fehlen unter anderem die witzigen Geräusche die Superfrog macht, wenn er in eine Stachelfalle gehüpft ist, oder wenn er einen Geheimgang entdeckt hat. Die neuen Sounds haben diesen Charme einfach nicht mehr. Außerdem hat man aus nachvollziehbaren Gründen die witzig gemeinte Schleichwerbung für die britische Getränkemarke Lucozade leider aus dem Spiel genommen und durch unbeschriftete Flaschen ersetzt.

Wer eine Herausforderung sucht, spielt die Original-Levels, denn die sind schwerer als im Amiga-Superfrog. Das merkt man spätestens in Level 2-3 und 2-4. Hier sind die Zeitlimits derart bissig, dass ich wirklich etliche Male von vorne beginnen musste. Ein abgelaufener Timer bedeutet Gameover – egal wieviele Extraleben man noch hat. Entweder ist den Entwicklern nicht aufgefallen, dass die Lucozade-Fläschchen normalerweise auch 2 Minuten zum Timer dazuzählen, oder sie wollten die Fans ein wenig unter Spannung setzen. Interessanterweise hat man dann ab Welt 3 wieder mehr als genug Zeit um die Levels abzuschließen. Die Weltraumwelt, besonders Level 6-4 haut dem Spieler dann alles um die Ohren was das Spiel hergibt: Der Timer ist sehr knapp gehalten, man beginnt mit lächerlichen 2 Extraleben, die unverzichtbaren Münzen sind weit verstreut, von überall her ballert es. Um es kurz zu halten: In diesem Level gibt es fast keinen Spielraum für Fehler. Ungefähr nach dem hundertmilliontausendsten Mal ist es mir mit viel Glück gelungen, wahrscheinlich kurz bevor ich noch aus Wut und Anspannung das Joypad zerdrückt hätte.

superfroghd2Das „Project F“-Bonuslevel, in Anlehnung an den Team17-Knaller „Project X“, wurde nicht ins Remake eingebaut – eigentlich schade. Theoretisch müsste man also sagen, dass das Remake nicht vollständig ist. Spud ist natürlich wieder dabei, den Superfrog auf Gegner schleudern kann. Mit der Tastatur ist mit Spud allerdings so schlecht zu zielen, dass man es besser gleich lässt oder doch ein Joypad zur Hand nimmt. Dafür kann Spud im Gegensatz zum Original jetzt jeden Gegnertyp umhauen, was den Nutzen erhöht. Auch die Flügel sind im Remake deutlich sinnvoller. Man kann damit sehr viel präziser und vorsichtiger durch die Levels navigieren. Das ist gerade angesichts der unglaublich zahlreichen Stachelfallen wirklich nötig. Ohne Flügel ist man oft ein bisschen aufgeschmissen. Die Animationen zum Beginn und zum Abschluss jeder Welt sind 1:1 übernommen worden, was ich sehr begrüße. Die Cartoon-Einleitung des Amiga-Künstlers Eric W. Schwartz wurde graphisch etwas umgestaltet. Auch das Titelbild ist modernisiert worden.

Ich bin zwar nicht mehr neun Jahre alt, aber Superfrog HD macht trotzdem Spaß, auch wenn das Setting heute ein bisschen alberner wirkt als früher. Wieso können nicht alle Spiele-Remakes so gut sein wie dieses? Wieso muss man die Fans mit zweifelhaften Design-Entscheidungen vergrätzen, die nicht zum Original-Spielgefühl passen, statt dem Spieler mit einem Optionsmenü einfach die Wahl zu lassen? Team17 gibt den Spielern „ihr“ Superfrog wieder – und noch mehr. Danke Team17, ihr seid toll! Ihr hattet mich schon nach dem „Quak“.

team17Erst vor wenigen Wochen ist Superfrog HD veröffentlicht worden, das ich bereits Mitte Mai in einem Beitrag thematisiert hatte. So wie es aussieht, muss ich mich für diesen (zugegebenermaßen etwas von Enttäuschung geprägten) Artikel bei Team17 entschuldigen, denn entgegen der damaligen Faktenlage, das Spiel erschiene nur für Sonys PS3 und PS Vita, und es enthielte nicht den Original-Soundtrack, hat sich nun beides innerhalb der letzten Monate erfreulicherweise geändert. Superfrog HD gibt es für Windows, Mac und Linux, also genau so wie es sein sollte. Es gibt einen Remix- und einen Original-Soundtrack, und es gibt modifizierte Levels und die Original-Levels. Mir als Superfrog-Fan konnte Team17 damit eigentlich keine größere Freude machen. Die Entwickler haben alles richtig gemacht, was man an einem Remake richtig machen kann. Ich wiederhole: ALLES. Ein ausführlicher Artikel folgt aber vermutlich noch.

Das Spiel lag dem „Team17 Humble Weekly Sale“ bei, neben einer ganzen Stange an „Worms“-Ablegern, namentlich Worms Revolution, Worms Ultimate Mayhem, das mittlerweile ziemlich betagte Worms Armageddon, Worms Blast, Worms Crazy Golf und Worms Pinball, außerdem die modernen Remakes Alien Breed 1-3, die mich ebenfalls sehr reizten. Dazu gab es sämtliche Soundtracks als FLAC- und MP3-Dateien. Wieso es jetzt zwei Humble Bundles gibt, habe ich zwar nicht kapiert, aber das ist wohl auch nicht so wichtig. Aber mir ist zum Beispiel auch nicht klar, wieso man ein Spiel nur für bestimmte Spielekonsolen ankündigt, und es dann heimlich doch auf allen Platformen veröffentlicht. Das ist doch Marketing in die falsche Richtung.

Auch das andere Humble Bundle wollte ich mir dieses Mal unbedingt kaufen. Mittlerweile beginne ich den Reiz solcher Aktionen zu verstehen. Ich war zwar erneut überdimensional unbegeistert über das dreiste Aktions-Zeitlimit, das mich dazu genötigt hat, mich innerhalb weniger Stunden zu entscheiden, oder die seltene Gelegenheit zu verpassen, aber für einen absolut lächerlichen Spottpreis habe ich so die ersten beiden Batman: Arkham Irgendwas -Spiele bekommen, sowie F.E.A.R. 2 und 3 und The Lord of the Rings: War in the North(*). Das komische Scribblenauts Unlimited interessiert mich zwar weniger, aber meinetwegen. Jedes einzelne Spiel kostet hier weniger als eine Tafel Schokolade. Das ist etwas, das ich mir nur schwer vorstellen konnte, schließlich sind das ja keine uralten Low-Budget-Spiele, sondern noch halbwegs aktuelles Zeug. Wäre ich nicht dank BAföG-Rückzahlung und Umzug seit längerem chronisch pleite, hätte ich mehr Geld geben können. Aber bei solchen Steam-Jetzt-oder-nie-Aktionen kann man ja leider nicht später zugreifen.

Meine bisher stiefmütterlich behandelte Steam-Bibliothek ist jetzt fünfmal so groß wie zuvor, das dürfte genug darüber aussagen, wie sehr mich Steam üblicherweise tangiert, und wieviel ich derzeit spiele. Stellt sich mir nur noch die Frage, wann ich bitte dazu kommen soll, das alles zu konsumieren. Könnte die künftige Große Koalition sich bitte darauf verständigen, dass wir die Wochenenden von zwei auf vier Tage verlängern?

(*) Nachtrag vom 14.11.: Jetzt sind dem Bundle nachträglich noch einige Spiele hinzugefügt worden: F.E.A.R., F.E.A.R.: Extraction Point, F.E.A.R.: Perseus Mandate (und damit wäre die Serie bis auf den letzten DLC F.E.A.R. 2: Reborn komplett – wieso fehlt nun ausgerechnet das?), Guardians of Middle-earth, Guardians of Middle-earth: Smaug’s Treasure DLC, Gotham City Impostors: Professional Kit, Mortal Kombat Kollection, und zuletzt der Batman: Arkham Origins DLC, den ich ohne das Hauptspiel noch gar nicht nutzen kann – sehr schlau gemacht. Im Fall von F.E.A.R. 2 bekomme ich also das Hauptspiel ohne den DLC, und bei Arkham Origins wirft man mir nur den DLC hin, der mir alleine nichts nützt. Versteht mich nicht falsch, dieses Humble Bundle ist super, aber wer auch immer diese Sammlung zusammengestellt hat, der ist scheinbar nicht allzu konsequent.

Vor fast genau einem Jahr habe ich in ein kleines Kickstarter-Projekt investiert, nun ist endlich die Erntezeit gekommen. Die Premiere war erfolgreich, mein erster Versuch als sogenannter „Backer“ (Kickstarter-„Spender“) ist geglückt, ich habe mein Geld nicht in den Sand gesetzt: Der erfolgreiche Spielekomponist Allister Brimble hat sein neues Album „The Amiga Works“ veröffentlicht. Den Downloadcode erhielt ich bereits vor wenigen Wochen (praktischerweise genau in meiner Offline-Phase), so dass ich den Inhalt der beiden CDs natürlich längst vorgehört habe. Selbige sind nun mit etwas Verspätung doch noch bei mir angekommen. Dass ich das Album schon in Form von FLAC- und MP3-Dateien auf der Festplatte habe, hat den angenehmen Nebeneffekt, dass ich die sorgfältig eingeschweißte CD nicht öffnen brauche.

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Neben der CD gab es noch ein kleines separates Booklet mit einem Autogramm des Künstlers. Für einen geringen Aufpreis hätte ich noch den „The Amiga Works“-USB-Stick bekommen können, mit exklusiven digitalen Kopien seiner früheren Alben (neu abgemischt und neu gemastert), den unmodifizierten Original-MODs seiner Amiga-Hits, und ein paar sonstiger Dateien und Artworks, wo ich schon mit mir selbst ringen musste, ob ich das vielleicht auch noch mitnehmen sollte. Andererseits habe ich die Alben teilweise schon, und so schlecht abgemischt sind die Originalversionen doch nicht. Und wo sollte das aufhören? Hätte ich noch mehr Geld investiert, dann wären sogar echte (signierte) Restposten seiner Diskografie im Paket dabei gewesen (im Gegensatz zu den Downloads). Ich musste meinem Will-Haben-Gefühl einen Riegel vorschieben.

Mir gefällt das tolle minimalistische Artwork von Team17-Grafiker Rico Holmes: Ein rauchendes Commodore-Logo, sonst nichts. Selbstverständlich gibt es im Booklet noch einige weitere grafische Finessen, wie eine Grafik von Superfrog, der mit seinem (fast) kompletten Soundtrack den größten Teil der beiden CDs ausmacht. Daneben gibt es die bekannten Amiga-Kracher Project X, Alien Breed, Alien Breed II, Body Blows, Assassin und Full Contact – fast durchweg Produktionen von Team17, bei dem Brimble in den frühen 90ern zur Stammbesetzung gehörte.

Um schließlich zur Musik zu kommen. Kurz und bündig: Das Ergebnis ist großartig! Ich will das Endprodukt keinesfalls überbewerten: Brimble hatte bereits in der Vergangenheit einige seiner Songs komplett remastert, und so wie ich das beurteilen kann, wurden diese Versionen zu großen Teilen recyclet (z.B. Project X), so dass sich der Aufwand für ihn in solchen Fällen womöglich doch in Grenzen hielt, und auch der eine oder andere Superfrog-Leveltune klingt als habe er das ProTracker-File genommen und lediglich das vordergründigste Instrument mit einem höher aufgelösten Sample versehen. Das klingt jetzt erstmal kritischer als ich es meine, denn eigentlich hat er es genau richtig gemacht. An den passenden Stellen dezent neue Aspekte gesetzt, und die Stärken der Originale bewahrt. Warum krampfhaft versuchen, etwas besser zu machen, was schon von vornherein fantastisch ist? Andererseits hat er bei Alien Breed und Assassin so richtig auf die Pauke gehauen und sehr beeindruckende effektgeladene Remakes abgeliefert.

So feiert der kultige Amiga zumindest in meinem Gehörgang ein höchst angenehmes Revival, das vermutlich noch so einige Wochen andauern wird. Schon als Neunjähriger wusste ich das musikalische Potenzial der Team17-Spiele so sehr zu schätzen, dass ich regelmäßig die Spiele startete, nur um die Introschleife mit der fetzigen Titelmusik laufen zu lassen. Für viele Erwachsene dagegen ist Spielemusik auch heute noch keine richtige Musik (geschweige denn Kunst), sondern höchstens ein zusätzlicher Krachfaktor im Kinderzimmer.

Auf Facebook äußerte Allister sich bereits beinahe gekränkt, dass sich zuwenige seiner Kickstarter-Unterstützer bei ihm via Facebook mit einem Bild und einem kleinen Dankeswort gemeldet hätten. Nun, Facebook mag ich nicht besonders, daher reiche ich das einfach hier auf meiner Webseite nach. Danke, Allister!

superfroghd1Vor 20 Jahren erschien der Amiga-Klassiker Superfrog von Team17. Das lustige Plattformspiel mit der fröhlichen kunterbunten Grafik konnte sich vom Gameplay und vom Leveldesign her problemlos mit der Konsolenkonkurrenz Super Mario und Sonic messen. So verwundert es nicht, dass sogar ein kleiner Seitenhieb auf den deutlich bekannteren blauen Igel im Spiel mit eingebaut ist.

Den amphibischen Superhelden musste man zunächst über Stock und Stein durch einen Zauberwald steuern, vorbei an Bienen, Schnecken und sonstigem Getier. Später ging es unter anderem durch ein Spukschloss, eine Pyramide, einen Zirkus, frostige Eishöhlen und eine Weltraumstation, immer auf der Suche nach seiner Herzensdame, die von einer bösen Hexe entführt worden war. Als Sidekick dabei hatte Superfrog seinen treuen Begleiter Spud, den er nach den Gegnern werfen konnte, wenn ihm danach war. Außerdem konnte der tapfere Frosch in einigen Situationen fliegen, was hilfreich war, um Stachelfallen zu überqueren.

Superfrog erschien im März 1993 für den Commodore Amiga, das CD32 und für IBM-PC. Nicht nur wegen der witzigen Spielideen und der putzigen Grafik, aber auch musikalisch, dank der genialen Modulkompositionen von Allister Brimble brannte sich mir Superfrog wahrscheinlich für die Ewigkeit ins Gedächtnis. Das ist wohl auch der Grund dafür, weshalb ich unbedingt seine Kickstarter-Kampagne unterstützen wollte. Er arbeitet bereits an Neuinterpretationen seiner alten Superfrog-Leveltunes, und auf diese bin ich schon sehr gespannt.

Leider ist er nicht an dem inzwischen angekündigten Superfrog HD-Remake beteiligt, so dass weder die Originalmusik, noch neue Songs von ihm dabei sein werden. Das ist aber kein großes Problem für mich, weil ich ohnehin von dem Projekt enttäuscht bin, noch bevor es veröffentlicht wurde. Die Beispielillustrationen sehen zwar sehr nett aus und orientieren sich sehr stark am Original, allerdings musste ich mich gedanklich ein wenig erbrechen als ich las, dass das Spiel nur für PS3 und PS Vita erscheinen wird – es also ein vollständig Sony-exklusives Remake sein wird. Na danke, ihr Spaßvögel. Ich bin als treuer Fan zum Jubiläum also scheinbar nicht eingeladen, dafür aber natürlich die ganzen Konsolenkiddies. Aber ist vielleicht besser so. Wenn es auf dem PC gelandet wäre, dann vermutlich ausschließlich via Steam und mit Always-Online und dem ganzen Mist.

superfroghd2Laut Aussage von Team17 kamen unter den Fans am häufigsten Nachfragen bezüglich eines Superfrog-Remakes. Nun denn. Ich habe das Original geliebt und unzählige Male durchgespielt, daher wollte ich in jedem Fall einen kleinen Artikel zur Ankündigung schreiben. Diese ist zwar nicht topaktuell, sondern scheinbar bereits vom Februar, aber mir ist das Thema leider eine Weile entgangen, so dass ich das nachreichen musste. Egal, ich freue mich sehr auf meine Allister-Brimble-CD und werde wohl (auch zwangsläufig) einen weiten Bogen um das HD-Remake machen (bis ich es in 15 Jahren ganz frech von einer Abandonware-Seite ziehen und in einem Emulator spielen werde, höhö).

Bestimmt ist das alte Amiga-Original sowieso viel besser, so wie das bei Originalen eben meistens ist. Und jetzt trinke ich ne Flasche Lucozade und hüpfe ein wenig auf Bäumen herum.