Das war ja wieder einmal eine Glanzleistung in meinem Leben, die ich gestern vollbrachte. Kunststück, sowas gelingt mir schließlich mit links. Wenn schon, dann richtig. Nach einem anstrengenden Arbeitstag das Notebook in die Notebooktasche gepackt, den Rucksack geschultert, und dann möglichst schnell ab ins Beinahe-Wochenende (mit dem folgenden Feiertag), genau das war mein Plan. Die dünne Sommerjacke hatte ich trotz warmer Temperaturen kurz vorher noch schnell angezogen, weil ich sie bis zum Auto nicht auch noch in der Hand tragen wollte. Vollbepackt kam ich auf dem Parkplatz beim Auto an, erleichtert warf ich Notebooktasche, Rucksack und die Jacke in den Kofferraum. Heckklappe zu, es kann endlich losgehen. Mein anschließender Griff zur rechten Jackentasche um die Autoschlüssel herauszuholen, war nicht unbedingt die intelligenteste Aktion des Tages, und leider auch nicht von Erfolg gekrönt.

Große Augen machte ich vermutlich, als ich da in meinem Elend auf dem Parkplatz stand, nicht wissend was eigentlich gerade vor sich ging. Aus Verzweiflung vergewisserte ich mich mit einem Handgriff davon, dass die verriegelte Heckklappe sich nicht doch noch auf magische Weise von mir öffnen ließ, und auch die beiden Türgriffe waren wenig beeindruckt von meinen traurigen Öffnungsversuchen. Mein gemütlicher Feierabend? Gestrichen. In diesem Augenblick ärgerte ich mich über soviel Blödheit, war aber gleichzeitig froh darüber, dass ich nicht auch noch die Hausschlüssel oder den Geldbeutel in der Jacke gelassen hatte. Einen Zweitschlüssel fürs Auto habe ich, und der liegt zuhause. Also musste ich wohl erstmal mit der Bahn nachhause fahren, und dann im Laufe des Tages wieder zurück. Ich wollte mich gerade zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof machen, als mir ein zufällig in der Nähe befindlicher Kollege eine Mitfahrgelegenheit in meine Richtung anbot.

Vier Stunden später war ich nebst Auto wieder zuhause. Der sechs Kilometer lange Spaziergang – geschenkt, doch leider war ich nach zwei Jahren Unabhängigkeit auch deutlich mehr mit der Bahn unterwegs als ich wollte. Für den freundschaftlichen Ticketpreis von nur 5,50 Euro durfte ich in einem völlig überfüllten Zug Platz … äh, Stehplatz nehmen. Im Service waren wie gewohnt 10 Minuten Verspätung inbegriffen, sowie ständiges unergründliches minutenlanges Anhalten mitten auf der Strecke mit den immergleichen lahmen Entschuldigungs-Durchsagen, die niemand mehr hören kann. 50 Minuten war ich unterwegs für eine nach Fahrplan etwa 30-minütige Fahrt. Immerhin: Seit ich in den vergangenen Wochen wieder verstärkt in Erwägung zog, es doch mal wieder mit der Bahn zu versuchen, bin ich nun hoffentlich endgültig geheilt. Der schlimmste Autobahnstau kann nicht so schlimm sein, dass man eine Bahnfahrt ernsthaft als willkommene Alternative betrachten könnte. Die Bahn macht nicht mobil, sondern krank.

Wenn die Hirn-Aus-Kofferraum-Zu-Aktion also zumindest für diese eine Erkenntnis gut war, war sie vielleicht sogar dringend nötig. Aber nach der vierstündigen Odyssee war der Tag für mich natürlich gelaufen, der frühe Feierabend im Endeffekt völlig für die Katz. In Zukunft werde ich mit Sicherheit erst einmal alle Jacken- und Hosentascheninhalte abklopfen, bevor ich irgendwelche Türen schließe.

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Eines der wenigsten bekannten und meist unterschätzten Bullfrog-Spiele ist die Krankenhaus-Simulation Theme Hospital. Als zweites Spiel der einst mit dem Klassiker Theme Park begründeten Theme-Game-Reihe sollte der Spieler damit die Möglichkeit bekommen, ein komplettes Krankenhaus aufzubauen, Personal einzustellen, Krankheiten und Heilmittel zu erforschen, und nach Möglichkeit viel Geld zu verdienen. Obwohl Bullfrog unter der Leitung von Spieleentwickler-Legende Peter Molyneux mit Magic Carpet, Syndicate Wars und Dungeon Keeper längst erfolgreich auf eine fantastische und leistungsfähige 3D-Engine setzen konnte, entschied man sich zugunsten einer putzigen und witzigen Cartoon-Grafik für eine reine 2D-Darstellung, was ich aus heutiger Sicht ebenfalls begrüße.

Als ich das Spiel 1998 oder 1999 bestellte, also weniger als zwei Jahre nach Erscheinen, erhielt ich leider schon nicht mehr die Originalfassung, sondern eine „EA CD-ROM-Classics“-Variante, was einiges darüber aussagt, wie kurz sich das Spiel nur in den Köpfen der Menschen halten konnte. Ich hatte sehr viel Spaß mit diesem Spiel, sowohl mit der Demoversion als auch mit der Vollpreisversion, obwohl ich schon damals mit dem sehr sprunghaft ansteigenden Schwierigkeitsgrad in der Levelkampagne nicht besonders gut klargekommen bin. Einen Freeplay-Modus vermisste ich sehr schmerzlich. Theme Hospital blieb den Fans besonders auf Grund seiner Vielzahl an total überdrehten, absurden und wirklich bescheuerten Fantasie-Krankheiten in Erinnerung (aufgeblasene Menschen, Spitzzüngigkeit, Schmalzstimme, etc.). Selbst für die deutsche Version gab man sich viel Mühe und erfand kreative Ersatzkrankheiten, z.B. den „Saumagen“, welchen man durch Essen mit Staatsoberhäuptern bekommt, und der einem sämtliche Lust auf Politik vergehen lässt.

Im Jahr 2009 gingen gleich mehrere ambitionierte Remake-Projekte an den Start, die Theme Hospital möglichst detailgetreu nachbilden wollten. Aus diesen Kandidaten kristallisierte sich längst ein deutlicher Gewinner heraus: CorsixTH, das seit sechs Jahren von dem britischen Programmierer Peter „Corsix“ Cawley entwickelt wird. Wenn man sich die aktuelle Version 0.40 ansieht, wird man feststellen, dass es ein nahezu perfektes Open-Source-Remake ist, das genau an den richtigen Stellen dringend nötige Verbesserungen gegenüber dem Original einbringt. So ist die Übersicht im Bullfrog-Original mit der Bildschirmauflösung von 640×480 Pixeln doch stark eingeschränkt, CorsixTH hingegen lässt sich in unbegrenzt hoher HD-Auflösung spielen, so auch in 2560×1440, womit die Spielgrafiken zwar verständlicherweise nicht detailreicher werden, aber man gleich einen sehr viel größeren Ausschnitt seines Krankenhauses immer im Blick hat, was das Management deutlich erleichert.

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Nachdem ich eigentlich nur einen kurzen Blick auf das Remake werfen wollte, hat mich das im Gegensatz zu dem in echten Krankenhäusern gemütliche Ambiente des Simulationsspiels sofort wieder gepackt, und ehe ich das erste Mal auf die Uhr sah, hatte ich bereits die erste Handvoll Levels durchgespielt. Leider ist mir – schon wie im Original damals – auch hier aufgefallen, wie extrem die plötzlich auftretenden Epidemie-Fälle den Schwierigkeitsgrad hochschnellen lassen. Wäre natürlich schön, wenn man das nachträglich ein wenig glattziehen könnte, sonst ist für mich hier wieder einmal Endstation, so wie einst mehr als 15 Jahre zuvor. Ein wenig frage ich mich, ob Cawley den Quellcode des Originals zur Verfügung hat, denn es ist mehr als beachtlich, wie perfekt er sämtliche Mechaniken des Originals nachgebaut hat. Es finden sich im gesamten Spiel (soweit ich das nach etwas mehr als 10 Spielstunden beurteilen kann) keine „unfertigen“ Dinge; alles ist da, wo es hingehört, alles funktioniert exakt so wie man es gewohnt ist. Es fällt mir schwer zu glauben, dass man so etwas alleine durch Beobachten und Nachbauen hinbekommt.

Sogar im Remake bringt das Spiel diesen grässlichen Midi-Soundtrack mit, den ich in Theme Hospital keine fünf Minuten lang ertragen konnte. Es spielt sich wesentlich angenehmer und ruhiger, wenn man nicht durch dieses schräge Gedudel genervt wird. Die preisgekrönte Kerkermeister-Simulation Dungeon Keeper, die im selben Jahr erschien, hatte einen überragenden CD-Audio-Soundtrack, der perfekt zur Stimmung passte. Theme Hospital wirkte dagegen schon immer wie ein Low-Budget-Spiel. Vermutlich war es das sogar, denn Peter Molyneux wirkte daran bekanntlich gar nicht mit. Überraschenderweise kommt CorsixTH problemlos mit den deutschen Spieldateien klar: Alle Krankenhausdurchsagen, Krankheitsnamen, Menüs, Namen der Mitarbeiter – praktisch alles wird im Remake direkt richtig eingesetzt. Mir sind nur sehr wenige Fehler aufgefallen, z.B. Tooltips, die plötzlich einen Mix aus Deutsch und Englisch enthielten, aber damit kann ich leben. Das Spiel ist ja schließlich weiterhin in der Entwicklung. Hoffentlich kommt der Mäusebefall mit dem Mäusejagd-Bonuslevel in einer der nächsten Versionen.

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CorsixTH bringt einen eigenen Leveleditor mit und damit auch endlich besagten Freeplay-Modus, der meines Erachtens Pflicht in Aufbauspielen sein sollte: Was ist bitte naheliegender, als den Wiederspielwert seines Spieleproduktes ohne viel Aufwand zu vervielfachen, indem man die Spieler einfach mal in Ruhe machen lässt? In sämtlichen Sim City- und Anno-Spielen funktioniert das perfekt. Die hohe Auflösung von CorsixTH hat leider auch ihren Preis. So sind sämtliche Menüs heutzutage etwas kleingeraten. Auch kann es mit dem kleinen Mauszeiger etwas fitzelig sein, einen Arzt oder einen Handwerker aus dem Gewusel herauszupicken, oder ansteckende Patienten für die Impfung zu markieren. Und eines muss ich leider betonen: CorsixTH ist ein ziemlich instabiles Remake. Abstürze und Fehlermeldungen sind eine häufige Erscheinung. Durch intelligentes Autosaving wird dieser Makel aber teilweise wieder ausgeglichen, verloren wird der Spielfortschritt selten.

Mit diesem kleinen Artikel wollte ich ein bisschen auf das wirklich tolle Remake aufmerksam machen, und insgesamt weniger auf die Qualität der Original-Spielidee eingehen. Wessen Interesse ich nun wecken konnte, oder wer dem alten Klassiker nochmal eine echte Chance geben möchte, dem empfehle ich den Download der aktuellsten Version von CorsixTH. Die Spieldaten des Originals werden bei der Installation vorausgesetzt, d.h. das Remake ist nur für die spielbar, die Theme Hospital besitzen, käuflich zu erwerben bei GOG.com für etwas mehr als nen Fünfer, oder notfalls als Download über diverse Abandonware-Seiten. Wer im Gegenzug bereit war seine Seele zu verkaufen, der bekam Theme Hospital vor kurzem auf EAs ekelhafter DRM-Plattform Origin sogar geschenkt – und natürlich wieder nur für kurze Zeit. Abandonware-Seiten finde ich da ehrlicher als solche durchschaubaren Origin-Werbegeschenke, für die das schöne Spiel leider herhalten musste. Ich betrachte das Spiel daher offiziell als „geschenkt“. Danke EA!

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Ein Hersteller von Diätdrinks und anderen Nahrungsergänzungsmitteln wirbt statt mit durchtrainierten Männermodels zur Abwechslung mal mit einer schlanken Frau in der Londoner U-Bahn. Die Plakatwerbung wirft völlig wertungsfrei die Frage auf, ob man denn schon einen strandtauglichen Körper hat („Are you beach body ready?“) – und ein paar Feministinnen und Feministen reagieren darauf völlig hysterisch mit einem weiteren Aufschrei. „Sexismus! Chauvinismus! Unverantwortlich! Frauen als Sexobjekte! Werbung für den Magerkult, der Untergang unserer Gesellschaft! Jeder ist gefälligst bereit für den Strand!“

In den sozialen Medien brodelt es seither. Es hagelt Anfeindungen und Beleidigungen. Die Werbeplakate werden verunstaltet und die Täter brüsten sich noch damit. Selbst Bombendrohungen gingen offenbar bei Protein World, dem Hersteller der fraglichen Diätdrinks, ein. Inzwischen wurde die Werbung auf Grund der negativen Aufmerksamkeit sogar verboten und muss entfernt werden. Die fiese Hetzkampagne hatte Erfolg. Ich finde diesen Aufschrei über so ein belangloses Produkt wieder mal mehr als peinlich. Ich finde es enttäuschend und bezeichnend, dass ein paar überempfindliche Furien heutzutage nur genügend Druck in den sozialen Medien aufbauen müssen, um dafür zu sorgen, dass ihnen unliebsame Dinge verboten werden. Dieses Konzept könnte man auf so viele bedeutendere Dinge anwenden: Totalüberwachung durch die Geheimdienste, Verletzung der Menschenrechte, Korruption, Tierversuche, Abschaffung der GEZ, usw. Aber nein, ein dämliches Werbeplakat für Diätdrinks muss es sein, welches man als primären Feind identifiziert hat.

Wo da der Sexismus sein soll, frage ich mich. Es scheint keinen zu interessieren, die Anschuldigung reicht schon. Männer und Frauen dürfen gleichermaßen auf solchen und ähnlichen Plakaten ihre Bauchmuskeln in der Sonne blitzen lassen, es spielt keine Rolle welches Geschlecht da abgebildet ist. Sexobjekte sind es auch keine, und selbst wenn, dann ginge es Männern hier ebenfalls nicht anders. Diätprodukte sind vorrangig dazu da, die Erscheinung des eigenen Körpers zu verändern. Diätdrink-Plakate machen Frauen und Männer nicht mehr zu Sexobjekten als das bei Kosmetik oder Kleidung der Fall wäre. Von „Bodyshaming“ ist da die Rede, also das Beschämen oder Degradieren der armen Seelen mit weniger „perfektem“ Körper. Renee Somerfield, die nette junge Dame auf dem Plakat, hat sich längst selbst zu Wort gemeldet: Sie findet den ganzen Bohei übertrieben und beschwert sich darüber, dass sie von den Feministen nun selbst „Bodyshaming“ gegen ihren eigenen Körper erfahren muss, denn so wie auf dem Plakat sehe sie nunmal aus, und sie arbeite hart dafür. Wäre das nicht absurd, wenn sie sich nun jedes Mal fragen müsste, ob es in Ordnung ist, ihren schier makellosen Körper in der Öffentlichkeit zu zeigen, oder ob sich jemand daran stören könnte?

Wer nur ein Mindestmaß an Humor, Selbstwertgefühl und Coolness mitbringt, der wird über dieses Plakat höchstens müde lächeln. Was spricht denn dagegen, die Frage auf dem Werbeplakat einfach mit ‚JA‘ zu beantworten, anstatt jedem mit seiner Unsicherheit auf die Nerven zu gehen? Alle Plakate für Fitnessstudios in der Region sehen so aus. Oder die für Unterwäsche. Unzählige andere Produkte werden von schönen und schlanken Damen und Herren beworben, mit mehr oder weniger blöden Werbesprüchen. Es liegt in der Natur der Werbung, uns Dinge schmackhaft zu machen: Ein nagelneues Auto, ein kühles Bier an einem See, ein saftiger Burger mit knusprigen Pommes, oder einen schlanken Körper, den wir uns doch sowieso schon so lange wünschen. Nichts davon rechtfertigt einen solchen medialen Terror. Hier wird nicht etwa behauptet, dass die Menschen zu fett für den Strand wären, sondern es werden gezielt diejenigen angesprochen, die sowieso schon mit dem Gedanken spielen, noch schnell ein paar Kilos abzunehmen, bevor man sich in die Sonne legt. Wer sich in der Weise von dem Plakat angesprochen fühlen möchte, soll die Diätdrinks doch gerne bestellen, denn was ist dagegen einzuwenden, wenn es ihnen hilft? Ich selbst habe einige Diätdrinks zuhause. Wie bitte soll denn eine Werbung für Diätprodukte sonst aussehen, die Bedürfnisse wecken und zum Sport und zum Abnehmen motivieren will? Mal ganz davon abgesehen, dass Sport und körperbewusste Ernährung der eigenen Gesundheit sowieso zugute kommt, aber was spielt das noch für eine Rolle. Sogar Burger King wirbt mit Topmodels und niemandem kommt das widersprüchlich vor.

Da offenbar jeder „beach body ready“ ist, wie der Mob auf Twitter und Facebook behauptet, sollte man womöglich anfangen Diät- und Fitnessprodukte zu verbieten? Denn wenn WIR nicht perfekt gebaut sind, dann darf es wohl auch niemand sonst sein. Und es darf auch niemand in der Werbung auf die eigenen Unzulänglichkeiten aufmerksam gemacht werden, denn das wäre Sexismus gegenüber allen, die ein paar Pfunde zuviel mit sich herumtragen. Die Medien übernehmen kritiklos die Meldung über die ungerechtfertigte Hetze und das Verbot, dabei gibt es inzwischen schon so manche befreiende Gegendarstellung zu lesen. Nicht jeder Mensch ist gleich so dünnhäutig, so humorlos und so verknöchert und streitlustig wie die, die in letzter Zeit lautstark gegen besagte Werbung protestieren. Wir leben im 21. Jahrhundert, wir müssen endlich damit aufhören, alles verbieten zu wollen, was uns irgendwie anstößig erscheint. Karikaturen sind aus Prinzip anstößig, zum Glück kommt da noch niemand auf die Idee, diese zu verbieten.

Und was die Botschaft der Kritiker angeht: Jeder Mensch hat eine Strandfigur? Nein, eigentlich nicht, egal wieviel Mühe verzweifelte Menschen sich damit geben, den Begriff trotzig umzudeuten. Jeder hat eine Figur. Das ist richtig. Es ist jedem selbst überlassen, ob er oder sie diese Figur zum Strand tragen möchte. Aber eine Strandfigur ist doch wohl so definiert, dass man seine Figur gerne am Strand zur Schau stellt, und – vor allem – von anderen gerne gesehen wird. Es ist ein Unterschied ob man mit seinem Körper glücklich ist und sich darin wohlfühlt, oder ob man damit angeben möchte. Man kann sich selbst für attraktiv HALTEN, aber das ändert nichts daran, wie man von seinen Mitmenschen gesehen wird. Ob man attraktiv ist, darüber entscheiden die anderen.

Ich bin selbst sehr weit von einem Traumkörper weg, aber ich finde es beruhigend zu wissen, dass es für mich unzählige Möglichkeiten gibt, mir einen solchen zu erarbeiten, wenn ich nur genügend Willensstärke und Geduld aufbringe. Ich genieße es, in der Werbung schöne schlanke Menschen zu sehen, denn das ist manchmal sogar irgendwie motivierend. Niemand würde sich Fitnessprodukte bestellen, wenn völlig erschöpfte, verschwitzte, übergewichtige Menschen auf dem Plakat zu sehen wären. Ich will nicht sehen, wie ich selbst beim Sport aussehe. Ich will sehen, wie ich durch Sport schon in ein paar Monaten aussehen könnte. Ich will ein Ziel haben. Und ich will ganz bestimmt nicht in einer Welt leben, die nur noch Dinge hervorbringen darf, die bloß keine Minderheit als inakzeptabel erachtet, in der politische Überkorrektheit alles bis ins Kleinste diktiert. Ich will, dass Werbung auch Ecken und Kanten haben darf, ohne dass man das korrigieren und sich dafür sofort entschuldigen muss.

Ende vergangener Woche, es muss bereits am Freitag oder Samstag gewesen sein, da bildete ich mir ein, dass mein neuer PC unter dem Schreibtisch irgendwie ein bisschen anders klang als normalerweise. Es war nicht lauter oder spürbar höher, es war vielleicht nur eine geringfügig andere Tonlage, jedenfalls bei weitem nichts Alarmierendes. Ich dachte natürlich zuerst an einen der vielen Lüfter im Gehäuse, am Prozessor oder an der Grafikkarte. Allerdings hätte ich mich mit dem merkwürdigen Klang auch sehr leicht täuschen können, daher hakte ich das Thema ab. Der Rechner, der bei mir wie seit je her an freien Tagen im Dauerbetrieb läuft, machte auch keine Probleme, alles lief wie gewohnt angenehm und schnell.

Gestern zur Mittagszeit – also etwa vier Tage später – wollte ich nach längerer Pause mal wieder „Ori and the Blind Forest“ weiterspielen, an dem ich mir hin und wieder in masochistischen Phasen gepflegt die Zähne ausbeiße oder die Haare ausreiße. An sich absolut kein hardwarefressendes Spiel, auch bei schwindelerregenden Bildschirmauflösungen nicht. Als schon die kleinen einleitenden Videoclips stockten, machte mich das höchstens stutzig. Die darauf folgende Ladezeit für das Hauptmenü, die üblicherweise 2-3 Sekunden beträgt, war inzwischen auf 20-25 Sekunden angewachsen. Hier war ich schon sehr beunruhigt. Im Spiel selbst offenbarte sich das gesamte Ausmaß des Grauens: Meine Spielfigur bewegte sich dermaßen ruckelig über den Bildschirm, dass an Spielen überhaupt nicht mehr zu denken war. Selbst der Ton stotterte gequält vor sich hin.

Der reflexartige Windows-Neustart änderte leider überhaupt nichts. Okay, dann war vielleicht das Spiel irgendwie durch ein Windows- oder Geforce-Treiberupdate kaputtkonfiguriert worden. Wär doch möglich. Ein anderes Spiel war schnell gestartet, doch auch hier zeigten sich deutliche Performance-Probleme. Die Prozessorauslastung habe ich überprüft, sah jedoch nicht ungewöhnlich aus: Für meinen Geschmack vielleicht eine Spur zu hoch, aber noch lange nicht am Anschlag. Alles klar, die Grafikkarte ist das Problem, dachte ich. Das kleine Tool „GPU-Z“ wurde heruntergeladen und die gemessenen Werte abgelesen. Selbst im Spielbetrieb hat die Grafikkarte kaum was zu tun, auch die Temperatur ist normal.

Als nächstes verdächtigte ich die Windows-Updates, die ich ungefähr zur selben Zeit installierte, als das Problem aufgetreten sein muss. Das war die ideale Gelegenheit, mal wieder diese ominösen Wiederherstellungspunkte auszuprobieren, die das Betriebssystem fleißig vor jedem Updatevorgang anlegt. Ein Zeitpunkt von vor etwas weniger als zwei Wochen wurde ausgewählt, die Zeitreise initiiert, das System entsprechend zurückgesetzt. Nach dem Neustart startete ich mit Spannung eines der problematischen Spiele, doch nach wie vor ruckelte dieses entsetzlich. Einige weitere Versuche mit anderen Spielen zeigten Leistungseinbußen unterschiedlichen Grades, je nachdem wie alt das Spiel war. Wegen der extremen Ladezeiten verdächtigte ich jetzt auch die Festplatte und den Arbeitsspeicher. Die Paranoia griff um sich.

Ein im Umgang mit Hardware sehr viel versierterer Kumpel hatte schon früh ein mögliches Temperaturproblem angesprochen, doch dafür gab es so gut wie keine Anzeichen. Dennoch öffnete ich auf seinen Rat hin das Gehäuse, und fand einen einwandfrei laufenden Prozessorlüfter vor, der auch nicht etwa zugestaubt war. Kein Hitzestau im Gehäuse oder in der Nähe des Kühlers, also alles bestens. Eine insgesamt etwa zwanzigsekündige Internetsuche führte mich zu dem kleinen Tool „Core Temp“, das mir prompt eine (CPU-)Kerntemperatur von nur knapp unter 100°C bescheinigte. Wow, das wäre ja heftig. Wahrscheinlich ein Messfehler, mutmaßte ich. Das Problem mit dem „Offset“ bei den Temperatursensoren war mir schließlich schon lange bekannt. Auf die Anzeige war wohl kein Verlass. Ich sollte doch mal kurz am Kühler wackeln, wurde mir vorgeschlagen. Ungläubig folgte ich dieser Anweisung. Tatsächlich war der Kühler unerwartet wackelig.

Als die Temperatur schlagartig auf unter 40°C fiel, stellte ich erschrocken fest, dass ich den Rechner möglichst sofort ausschalten sollte. Offensichtlich lief mein Core i7 seit mindestens 96 Stunden mehr oder weniger ungekühlt bei fast 100°C ohne Last, was definitiv keine gesunde Betriebstemperatur ist. Es hatte den Anschein als hätten sich die vier Haltestifte gelöst, die den Kühler auf dem Prozessor fixieren sollten. Es grenzt an ein Wunder, dass er das alles schadlos überstanden hat. Tapfer und ohne Meckern hat er diese Tortur die ganze Zeit mitgemacht, und im Desktopbetrieb war tatsächlich keine Einschränkung zu bemerken. Erst bei den Spielen war es mir möglich, festzustellen, dass etwas nicht in Ordnung war.

Mich ärgert nur, dass es keinerlei Sicherheitsmechanismen gab, die gegriffen haben, und auch keine Warnungen. Wo ist die Notabschaltung hin, die schon vor 15 Jahren den Rechner zuverlässig abschaltete, wenn er zu heiß wurde? Wo ist die dynamische Lüftersteuerung, die mich schon vor 5 Jahren beinahe in den Wahnsinn trieb, wenn der Rechner im Sommer manchmal genauso klang wie ein Flugzeugtriebwerk? Eines dieser Anzeichen hätte gereicht, und ich hätte sofort gewusst, was zu tun ist. Wo bleiben denn die sonst so nervtötenden Balloon-Tooltips der Art „Es gibt ein Temperaturproblem“, wenn man sie mal ganz dringend bräuchte? Jeden Scheiß meldet Windows dem Benutzer, aber hier lässt es mich so lange im Unklaren, bis der 300 Euro teure Prozessor irgendwann sang- und klanglos abgeraucht wäre? Ich finde doch zu einem Betriebssystem gehört es auch, die Betriebstemperatur der „lebenswichtigsten“ Komponenten zu kennen.

Nunja, was soll ich sagen. Ich weiß leider nicht worüber ich schreiben soll. Ein deutscher Pilot, der zum Massenmörder wurde, miese deutsche Internetprovider und ihre hässliche Arroganz, die weiterhin absurde Netzpolitik unserer Regierung – nichts davon eignet sich für mich, mal in einem Beitrag in Textform auf den Tisch zu hauen. Und wenn ich dann doch mal eine Idee habe, habe ich keine Zeit, diese umzusetzen. So geht das jetzt schon wieder seit Wochen. Ich schätze, um mich endlich mal wieder zu fangen und den Teufelskreis zu beenden, bräuchte ich mindestens drei Wochen Urlaub. Besser gleich vier. Damit es hier nicht länger so ausgestorben aussieht, vertrödele ich die Zeit mit einem kleinen musikalischen YouTube-Einschub von dem deutschen Demoscene-Chipmusiker Big Alec von Delta Force, weil ich ihn kürzlich erst in einem Kommentar erwähnte.

Chiptune-Hasser sollten natürlich erst gar nicht auf Play drücken. Allen anderen wünsche ich ein gar chippiges Vergnügen und allen Lesern ein paar schöne Feiertage. Achja, Tod dem Tanzverbot. Verdammte Christen.

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