Schlagwort-Archive: Midi

Ein weiteres Kapitel meiner kleinen Artikelreihe zur Wiederbelebung von Windows 98 mitsamt entsprechend betagter Spiele in einer geeigneten Ausführungsumgebung ist hiermit fertig. Nachdem ich zuerst den PC-Emulator PCem und zuletzt die Virtualisierungssoftware VirtualBox hinsichtlich der Spielekompatibilität zur Win9x-Ära verglichen habe, folgt nun ein kleiner Test des bekannten und erfolgreichen DOS-Emulators DOSBox, bzw. genauer gesagt dessen Fork „DOSBox-X“.

Technisch gesehen ist DOSBox problemlos in der Lage, die frühen Microsoft-Betriebssysteme bis Windows 3.11 auszuführen und diese auch zum Starten von Spielen zu bringen. Und überraschenderweise laufen sogar Windows 95 und Windows 98, die beide jeweils auf MS-DOS basieren, zumindest rein theoretisch, wobei der mögliche Nutzen auf Grund diverser, schwerwiegender Einschränkungen jedoch eher gering ist. DOSBox emuliert zum Beispiel kein CD-ROM-Laufwerk, das von Windows 98 erkannt werden könnte, und die maximale Bildschirmauflösung ist auf 640×480 begrenzt. Leider gilt auch in diesem Fall wieder, dass die DOSBox-Entwickler keinen Wert auf Win9x-Kompatibilität legen und auch keinen Entwicklungsaufwand in deren Verbesserung investieren wollen.

Als Windows noch dreimal am Tag abgestürzt ist…

Hier kommt der Fork DOSBox-X ins Spiel, der DOSBox deutlich erweitert und verbessert mit Ergänzungen aus etlichen anderen Projekten. Unter anderem bekommt das Tool dadurch eine echte, brauchbare Benutzeroberfläche, um Optionen zur Laufzeit zu ändern, und man muss nicht mehr wie in der Steinzeit alles in einer Config-Datei einstellen. Aber allen voran ist es die beworbene Win9x-Kompatibilität, die DOSBox-X soviel besser macht als das Original. DOSBox-X ist im Gegensatz zum bekannteren Upstream-Projekt keine reine Emulation für DOS-Spiele, sondern ein mächtiges Werkzeug, um sämtliche DOS-basierten Anwendungen vollumfänglich nutzen zu können, etwa Windows. Auch will das Projekt nicht einfach nur DOS-Spiele mit irgendwelchen Tricks und Hacks zum Laufen bringen, sondern schreibt sich speziell dafür hohe Präzision bei der Emulation der Hardware auf die Fahne, so dass irgendwann praktisch alles möglich sein wird.

Also was kann DOSBox-X nun eigentlich in der Praxis, habe ich mich gefragt, und wie bei mir üblich, einfach mal Windows 98 SE darin zu installieren versucht. Dafür gibt es zum Glück eine recht brauchbare, wenn auch nicht ganz fehlerfreie Anleitung im Netz, die ich soweit befolgt habe, wie es mir möglich war. DOSBox-X bietet eine große Palette an Optionen um virtuelle Datenträger zu mounten, die leider nach der Installation von Windows 98 nicht mehr vollständig nutzbar ist, aber offenbar wird daran noch gearbeitet. Jedenfalls nach drei Versuchen, bis Windows 98 das emulierte CD-ROM-Laufwerk endlich erkannt hat, gelang es mir, eine fehlerfreie Installation zu erstellen und schon begrüßte mich der Willkommens-Bildschirm mit Sound. Anschließend folgt die übliche Installation von DirectX 7.0 und bei Bedarf z.B. der Daemon-Tools. Treiber für die emulierte Voodoo-Beschleunigerkarte und die SoundBlaster 16 bringt Windows 98 bereits mit, also musste ich daran nichts anpassen.

Das beste Feature des Forks gegenüber dem Original ist meines Erachtens jedoch die emulierte Grafikkarte, eine S3 Trio64, die eine Desktopauflösung bis maximal 1600×1200 unterstützt – je nach Farbtiefe. Überhaupt hat der Entwickler großen Wert darauf gelegt, ausschließlich maximalkompatible Hardware zu emulieren, die ohne viel Mühe und sogar ohne separate Treiber out-of-the box unter Win9x unterstützt wird. Die Voodoo-Beschleunigerkarte ist ebenfalls ein grandioses Feature, konnte ich jedoch vorerst nicht in Aktion erleben. Und DOSBox-X bringt eine große Auswahl an Video-Scalern mit, um den Bildschirm-Output beliebig zu vergrößern, was eine deutliche Erleichterung ist, wenn man – wie ich – vor einem Monitor mit 4K-Auflösung sitzt. Das Normalo-DOSBox stinkt dagegen leider ziemlich ab, da hier bei dreifacher Vergrößerung völlig willkürlich Schluss ist. Angeblich soll DOSBox 0.75, sofern es denn überhaupt jemals erscheinen wird, da endlich mehr Optionen bieten.

Mein Standard-Testkandidat Holiday Island: Endlich perfekt spielbar!

Eine oberflächliche Analyse der Spielekompatibilität darf bei mir natürlich nicht fehlen, und so probierte ich meine üblichen Verdächtigen nacheinander aus. Glücklicherweise kann DOSBox-X bereits die nötigsten CD-Image-Formate ohne Umstände lesen und einbinden, so dass ich etwa „Holiday Island“ aus dem Jahr 1996 mühelos installieren und sogar fehlerfrei spielen konnte. Tatsächlich erweist sich in dieser Hinsicht DOSBox-X erstaunlicherweise als führend, denn sowohl PCem als auch VirtualBox hatten hier deutliche Probleme. Die Performance ist ok bis gut, die Mausbeschleunigung in der Emulation allerdings etwas seltsam. Mein Zielgefühl hat mich im Stich gelassen, so dass ich desöfteren danebenklicke, weil man die Bewegung des Mauszeigers nicht so recht abschätzen kann. Womöglich nur ein Problem mit der Aspect Ratio, oder unbewusster Alkoholismus.

Nach diesem initialen Erfolgserlebnis wollte ich weitere Tests durchführen, wobei sich mir doch Schwierigkeiten offenbarten. Dateien auf die emulierte Festplatte zu schleusen, erweist sich als problematisch, da DOSBox-X leider doch etliche Image-Formate ablehnt, und für Windows 98 die anderen Mount-Optionen nicht sichtbar sind. Glücklicherweise lassen sich (zumindest kleine) Dateien unter DOS auf die Festplatte kopieren, und anschließend Windows starten. Alternativ kann man mit PowerISO auch neue Images erstellen und mit beliebigen Dateien füllen. Die Daemon-Tools lassen sich zwar fehlerfrei installieren, anschließend wird Windows 98 in der Emulation aber leider instabil und es war fast nicht mehr möglich, dort regulär CD-Images einzubinden, weil das OS sich dann aufhängt, sobald man den Arbeitsplatz öffnet.

Weitere Spiele, die ich wie immer aus meiner Testsuite installiert habe, waren „Sim City 2000“, welches fehlerfrei, aber doch eher langsam lief. Immerhin im Gegensatz zu VirtualBox mit Sound. Auch „Myst“ installierte ich, um die Videofähigkeit zu prüfen. Quicktime for Windows lief leider nicht, und so musste Myst komplett ohne Videoschnipsel auskommen, was den Reiz des Spiels natürlich erheblich schmälert, aber immerhin war es soweit spielbar. „Die Total Verrückte Rallye“ von Blue Byte aus dem Jahr 1995 wollte ich testen, es startete aber nicht, weil es seine CD nicht finden konnte. Ein Hoch auf die alten CD-Kopierschutzmechanismen, die Retrospieler leider immer wieder in ihrem Bestreben sabotieren, ihre geliebten Klassiker zu neuem Leben zu erwecken. Zuletzt versuchte ich, „Need for Speed 3“ in der DOSBox-X-Emulation zu spielen, jedoch startet auch dieses nicht, mit Verweis auf einen „Thrash Driver“, der nicht initialisiert werden konnte. Für Bastelarbeiten hatte ich leider keinen Nerv und so machte ich nur ein Kreuzchen auf meiner Liste.

Myst macht ohne Videos kaum noch Spaß.

Für den Anfang und für einen ersten Einblick in die technischen Möglichkeiten von DOSBox-X soll es das erst einmal gewesen sein. Die fertig eingerichtete Win98-Installation wandert in mein Datengrab zwecks späterer Untersuchungen, sobald DOSBox-X sich nennenswert weiterentwickelt hat. Im Grunde sind die Fähigkeiten schon erstaunlich, dafür dass es eigentlich ein Emulator eines typischen DOS-PCs ist, in dem man auch Windows 98 installieren kann. Sound und sogar MIDI-Musik funktionieren auf Anhieb, selbst Videos mittels Video for Windows laufen gut, mit Quicktime jedoch nicht. Die Performance könnte besser sein, besonders da PCem spürbar leistungsfähiger ist. Relativ anspruchslose 2D-Aufbauspiele wie Holiday Island und Sim City 2000 sind makellos spielbar. Andere Spiele starten entweder nicht oder lassen sich nur mit Einschränkungen spielen.

Ich sehe in der Emulation mit DOSBox-X großes Potenzial, und die Fortschritte sind bereits sehr beeindruckend, wenn man bedenkt, dass das Ur-DOSBox tatsächlich einzig für DOS-Spiele tauglich ist, so sind die frühen Win16- und Win32-Spiele eine gänzlich andere Welt und auch deutlich mehr zu stemmen für eine solche Ausführungsumgebung. Ich werde die Entwicklungsfortschritte weiter im Auge behalten. Aktuell hätte ich jedoch Mühe, mich zwischen PCem und DOSBox-X zu entscheiden, weil beide Emulatoren ihre ganz eigenen Stärken, aber leider auch große Probleme haben. Holiday Island würde ich nun ganz eindeutig unter DOSBox-X spielen wollen, während PCem insbesondere durch eine fehlerfreie Emulation von NFS3 glänzt. Welches der Projekte also in den kommenden Jahren durch bessere Kompatibilität in Führung geht, lässt sich aktuell kaum sagen. Im Moment jedenfalls gibt es für mich keinen klaren Gewinner.

In Vorbereitung auf das baldige Ende von Windows als meinem Haupt-Betriebssystem nach mehr als 23 Jahren experimentiere ich unter anderem mit VirtualBox als Ausführungsumgebung für alte Windows-Versionen, um darin alte Spiele auch weiterhin verwenden zu können. Nachdem sich in meinem letzten Artikel zu diesem Thema PCem als PC-Emulator für Windows 98 SE zumindest im Rahmen meiner Stichprobe bereits als überraschend kompatibel und ergiebig erwiesen hat, wollte ich den Schwierigkeitsgrad nun deutlich erhöhen. Heute geht es um das Thema Virtualisierung mit der beliebten Open-Source-Lösung VirtualBox.

Die Unterstützung für Windows 95/98 unter VirtualBox ist bekanntermaßen miserabel, weil die Entwickler darauf bedauerlicherweise überhaupt keine Lust haben. Daher gibt es auch keinerlei Guest-Additions (wie etwa unter VMware), und die Hardware-Unterstützung ist bestenfalls rudimentär. Keine gute Voraussetzung, um damit Spiele testen zu wollen. Aber was wäre die Community ohne ihr Ideenreichtum, denn es gibt durchaus fundierte Anleitungen im Internet, um zum Beispiel Windows 98 einigermaßen genießbar zu machen. Wie einigermaßen genießbar das am Ende sein würde, darüber wollte ich mir nun selbst ein Bild machen, um zu sehen, ob diese Option für mich eine Zukunft haben könnte.

Google funktioniert im Jahr 2020 immer noch mit dem beliebten Internet Explorer 5

Wie bereits im Artikel zuvor möchte ich betonen, dass das hier keine Anleitung werden soll, denn für interessierte Mitleidende gibt es bereits genug Hilfestellung im Netz. Stattdessen gehe ich auf die Dinge ein, die mir aufgefallen sind. Während man bei der Konkurrenz von VMware zur Installation von Windows 98 zum Beispiel mit einer vollständigen Unattended-Installation und sehr leistungsfähigen Guest-Additions umschmeichelt wird, bekommt man unter VirtualBox nicht einmal einen Knochen hingeworfen. Windows 98 verbrennt Out-Of-The-Box unter VirtualBox mangels ACPI-Unterstützung leider CPU-Zyklen ohne Ende, was das Betriebssystem komplett unbenutzbar macht. Das Problem ist zwar lösbar, allerdings muss man dazu den Installationsvorgang etwas modifizieren.

Am Ende des recht langwierigen Prozesses hat man ein lauffähiges und auch noch relativ reaktionsschnelles Betriebssystem, aber die Grafik- und Soundtreiber bleiben leider ein Problem, und die Gast-zu-Host-Kommunikation ist minimal. Eine Internetverbindung über LAN lässt sich noch mühelos konfigurieren, und schon darf man mit dem gruselig antiquierten Internet Explorer 5 ins Netz. Selbstredend gibt es für den senilen Browser hier nicht mehr viel zu sehen, da die meisten Webseiten längst auf völlig neue Technologien setzen. Um die Grafikeinstellungen zu verbessern, ist der SciTech Display Doctor 7 heute das Non-Plus-Ultra, der einen universellen SVGA-Treiber mitbringt, mit dem man Windows 98 auf bis zu 1600×1200 Pixeln und sogar 32 Bit Farbtiefe einstellen darf. Letzteres soll angeblich die Performance unter VirtualBox deutlich verbessern. Zumindest in dieser Hinsicht bekommt man also ein ganz brauchbares, modernes Setup in angenehmer Auflösung.

Das Thema Sound ist unter VirtualBox leider ein gewaltiger Hemmschuh. Die Virtualisierungssoftware bringt wahlweise eine virtuelle SoundBlaster 16 oder einen RealTek AC’97-Chip mit. Der geneigte Retrogamer bekommt natürlich feuchte Augen, wenn er nur die SoundBlaster 16-Option sieht, denn die wäre ja vollkommen ausreichend in 99% der Fällen. Aber leider haben die Flachzangen bei Oracle wohl an der Implementierung gespart. Die Leistung ist selbst mit dem offiziellen Creative-Treiber nur schwer zu ertragen, und MIDI-Unterstützung sucht man vergeblich, womit man in vielen Spielen von vor 1998 eben gänzlich ohne Musik auskommen muss. Aber es gibt Hoffnung, denn technikversierte Community-Mitglieder haben stattdessen einen obskuren Windows 95-Treiber für den AC’97-Chip aufgetan, der schließlich sogar MIDI ermöglicht. Dies ist heute offenbar das Mittel der Wahl, wenn man Windows 98 verwenden möchte. Das Umkonfigurieren der VM ist zum Glück nur eine Angelegenheit von Sekunden, und schon hat man eine andere Soundkarte drin.

Noch ist wenig los am Ballermann, in Holiday Island von 1996 in VirtualBox

Nun war es also an der Zeit, ein paar wirklich alte Spiele auf meine Installation loszulassen, darunter das von mir geschätzte und heutzutage kaum noch bekannte „Holiday Island“ von der Firma Sunflowers Interactive. Hierbei handelt es sich um ein witziges Aufbauspiel für ein Urlaubs-Resort auf einer tropischen Insel, ähnlich wie das neuere Rollercoaster Tycoon. Holiday Island ist berüchtigt dafür, bereits ab Windows 2000/XP nicht mehr problemlos lauffähig zu sein. Es lässt sich oft mit Hilfe von Registry-Tricks und anderen technischen Kniffen starten, zeigt dann aber während des Spielens unterschiedlichste Probleme, ist also nur noch bedingt spielbar. Das fällt natürlich nicht auf, wenn man immer nur die ersten 5 Minuten vom Spiel sehen will, um zu beweisen, dass es läuft.

Die Installation von Holiday Island verlief noch beinahe ohne Zwischenfälle, aber der CD-Kopierschutz machte daraufhin Schwierigkeiten, und die SVGA-Autoerkennung schlug bei mir fehl. Der erste erfolgreiche Start des Spiels nach einiger Bastelarbeit im Installationsverzeichnis machte Hoffnung und die Videos liefen einwandfrei. Nachdem ich die ersten Gebäude platziert hatte, erhielt ich einen Bluescreen in der VM, das Spiel lief aber weiter. Soundeffekte und Musik funktionierten mit dem AC’97-Soundchip ganz passabel. Die Performance war im großen und ganzen halbwegs brauchbar, wenn auch nicht optimal. Die Tonausgabe stotterte gelegentlich. Das Optionsmenü zeigte teilweise keine Beschriftungen. Nach etwa 15 Minuten fiel der Sound plötzlich grundlos aus. Fazit: Das Spiel ist spielbar, aber ein wenig leidensfähig muss man mindestens sein.

Zweites Spiel auf meiner Liste war Sim City 2000. Dieses ließ sich ganz einfach installieren und starten. Die Animation im Hauptmenü funktionierte nicht (benötigt wohl 256 Farben), und im Spiel gab es bei mir keine Soundeffekte, aber die MIDI-Musik läuft immerhin. Die Spielperformance sah soweit gut aus. Das Soundproblem ist natürlich eine gewaltige Einschränkung, die ich nicht lösen konnte, aber spielbar ist es irgendwie. Anschließend wollte ich Theme Hospital kurz testen, aber auch hier hat der CD-Kopierschutz den Start verhindert, und ich wollte keine Zeit damit vergeuden, noch mühsam eine lauffähige Version zusammenzupatchen.

Ein Weltraum-Monster greift Atlanta an, in Sim City 2000 aus dem Jahr 1993 in VirtualBox

Das dritte getestete Spiel war Myst von 1993, ein ebenfalls von mir sehr geschätztes Rätselspiel. Auch hier lief die Installation zunächst rund, bis der Installer mir mitteilte, dass er nun Apple Quicktime installieren wolle, woraufhin aber die Installation plötzlich beendet war, und nichts mehr passierte. Ein wenig verdutzt startete ich das Spiel, was auch funktionierte, aber es gab kein Introvideo zu sehen. Stattdessen lag direkt das mysteriöse Buch vor mir. Mit zwei Mausklicks konnte ich es öffnen um zum Pier der Myst-Insel katapultiert zu werden, aber das Spiel hing sich an dieser Stelle auf. Die Transition funktionierte nicht. Ein Neustart der VM war nötig. Das Experiment war für mich hier beendet.

Spiele unter Windows 98 in VirtualBox? Leider nein. Naja, einiges funktioniert natürlich, manchmal sogar erfreulich gut. Anderes dagegen klappt nur mit Einschränkungen oder überhaupt nicht. Die Spielekompatibilität ist hölzern und unkomfortabel, die Performance ok – wenn man Glück hat -, aber gern auch ruckelig und eher langsam, der Sound geht entweder nicht oder stottert. Videos funktionieren mal prächtig unter Holiday Island, aber in Myst leider wieder nicht. Selbstverständlich kann ich nicht ausschließen, dass meine Windows 98-Installation und meine VM-Konfiguration sich noch verbessern lassen, aber zumindest mit Hilfe der üblichen Anleitungen von Fans im Internet lässt sich meines Erachtens nicht viel mehr herausholen. Daher betrachte ich mein Setup dahingehend als nahe am Optimum. Und dieses ist unglücklicherweise wenig optimal um damit meine kleine (wenig repräsentative) Auswahl von Spielen zu spielen. Ich fürchte also, dieses Thema brauche ich künftig nicht mehr weiterverfolgen.

themehospital1

Eines der wenigsten bekannten und meist unterschätzten Bullfrog-Spiele ist die Krankenhaus-Simulation Theme Hospital. Als zweites Spiel der einst mit dem Klassiker Theme Park begründeten Theme-Game-Reihe sollte der Spieler damit die Möglichkeit bekommen, ein komplettes Krankenhaus aufzubauen, Personal einzustellen, Krankheiten und Heilmittel zu erforschen, und nach Möglichkeit viel Geld zu verdienen. Obwohl Bullfrog unter der Leitung von Spieleentwickler-Legende Peter Molyneux mit Magic Carpet, Syndicate Wars und Dungeon Keeper längst erfolgreich auf eine fantastische und leistungsfähige 3D-Engine setzen konnte, entschied man sich zugunsten einer putzigen und witzigen Cartoon-Grafik für eine reine 2D-Darstellung, was ich aus heutiger Sicht ebenfalls begrüße.

Als ich das Spiel 1998 oder 1999 bestellte, also weniger als zwei Jahre nach Erscheinen, erhielt ich leider schon nicht mehr die Originalfassung, sondern eine „EA CD-ROM-Classics“-Variante, was einiges darüber aussagt, wie kurz sich das Spiel nur in den Köpfen der Menschen halten konnte. Ich hatte sehr viel Spaß mit diesem Spiel, sowohl mit der Demoversion als auch mit der Vollpreisversion, obwohl ich schon damals mit dem sehr sprunghaft ansteigenden Schwierigkeitsgrad in der Levelkampagne nicht besonders gut klargekommen bin. Einen Freeplay-Modus vermisste ich sehr schmerzlich. Theme Hospital blieb den Fans besonders auf Grund seiner Vielzahl an total überdrehten, absurden und wirklich bescheuerten Fantasie-Krankheiten in Erinnerung (aufgeblasene Menschen, Spitzzüngigkeit, Schmalzstimme, etc.). Selbst für die deutsche Version gab man sich viel Mühe und erfand kreative Ersatzkrankheiten, z.B. den „Saumagen“, welchen man durch Essen mit Staatsoberhäuptern bekommt, und der einem sämtliche Lust auf Politik vergehen lässt.

Im Jahr 2009 gingen gleich mehrere ambitionierte Remake-Projekte an den Start, die Theme Hospital möglichst detailgetreu nachbilden wollten. Aus diesen Kandidaten kristallisierte sich längst ein deutlicher Gewinner heraus: CorsixTH, das seit sechs Jahren von dem britischen Programmierer Peter „Corsix“ Cawley entwickelt wird. Wenn man sich die aktuelle Version 0.40 ansieht, wird man feststellen, dass es ein nahezu perfektes Open-Source-Remake ist, das genau an den richtigen Stellen dringend nötige Verbesserungen gegenüber dem Original einbringt. So ist die Übersicht im Bullfrog-Original mit der Bildschirmauflösung von 640×480 Pixeln doch stark eingeschränkt, CorsixTH hingegen lässt sich in unbegrenzt hoher HD-Auflösung spielen, so auch in 2560×1440, womit die Spielgrafiken zwar verständlicherweise nicht detailreicher werden, aber man gleich einen sehr viel größeren Ausschnitt seines Krankenhauses immer im Blick hat, was das Management deutlich erleichert.

themehospital3

Nachdem ich eigentlich nur einen kurzen Blick auf das Remake werfen wollte, hat mich das im Gegensatz zu dem in echten Krankenhäusern gemütliche Ambiente des Simulationsspiels sofort wieder gepackt, und ehe ich das erste Mal auf die Uhr sah, hatte ich bereits die erste Handvoll Levels durchgespielt. Leider ist mir – schon wie im Original damals – auch hier aufgefallen, wie extrem die plötzlich auftretenden Epidemie-Fälle den Schwierigkeitsgrad hochschnellen lassen. Wäre natürlich schön, wenn man das nachträglich ein wenig glattziehen könnte, sonst ist für mich hier wieder einmal Endstation, so wie einst mehr als 15 Jahre zuvor. Ein wenig frage ich mich, ob Cawley den Quellcode des Originals zur Verfügung hat, denn es ist mehr als beachtlich, wie perfekt er sämtliche Mechaniken des Originals nachgebaut hat. Es finden sich im gesamten Spiel (soweit ich das nach etwas mehr als 10 Spielstunden beurteilen kann) keine „unfertigen“ Dinge; alles ist da, wo es hingehört, alles funktioniert exakt so wie man es gewohnt ist. Es fällt mir schwer zu glauben, dass man so etwas alleine durch Beobachten und Nachbauen hinbekommt.

Sogar im Remake bringt das Spiel diesen grässlichen Midi-Soundtrack mit, den ich in Theme Hospital keine fünf Minuten lang ertragen konnte. Es spielt sich wesentlich angenehmer und ruhiger, wenn man nicht durch dieses schräge Gedudel genervt wird. Die preisgekrönte Kerkermeister-Simulation Dungeon Keeper, die im selben Jahr erschien, hatte einen überragenden CD-Audio-Soundtrack, der perfekt zur Stimmung passte. Theme Hospital wirkte dagegen schon immer wie ein Low-Budget-Spiel. Vermutlich war es das sogar, denn Peter Molyneux wirkte daran bekanntlich gar nicht mit. Überraschenderweise kommt CorsixTH problemlos mit den deutschen Spieldateien klar: Alle Krankenhausdurchsagen, Krankheitsnamen, Menüs, Namen der Mitarbeiter – praktisch alles wird im Remake direkt richtig eingesetzt. Mir sind nur sehr wenige Fehler aufgefallen, z.B. Tooltips, die plötzlich einen Mix aus Deutsch und Englisch enthielten, aber damit kann ich leben. Das Spiel ist ja schließlich weiterhin in der Entwicklung. Hoffentlich kommt der Mäusebefall mit dem Mäusejagd-Bonuslevel in einer der nächsten Versionen.

themehospital2

CorsixTH bringt einen eigenen Leveleditor mit und damit auch endlich besagten Freeplay-Modus, der meines Erachtens Pflicht in Aufbauspielen sein sollte: Was ist bitte naheliegender, als den Wiederspielwert seines Spieleproduktes ohne viel Aufwand zu vervielfachen, indem man die Spieler einfach mal in Ruhe machen lässt? In sämtlichen Sim City- und Anno-Spielen funktioniert das perfekt. Die hohe Auflösung von CorsixTH hat leider auch ihren Preis. So sind sämtliche Menüs heutzutage etwas kleingeraten. Auch kann es mit dem kleinen Mauszeiger etwas fitzelig sein, einen Arzt oder einen Handwerker aus dem Gewusel herauszupicken, oder ansteckende Patienten für die Impfung zu markieren. Und eines muss ich leider betonen: CorsixTH ist ein ziemlich instabiles Remake. Abstürze und Fehlermeldungen sind eine häufige Erscheinung. Durch intelligentes Autosaving wird dieser Makel aber teilweise wieder ausgeglichen, verloren wird der Spielfortschritt selten.

Mit diesem kleinen Artikel wollte ich ein bisschen auf das wirklich tolle Remake aufmerksam machen, und insgesamt weniger auf die Qualität der Original-Spielidee eingehen. Wessen Interesse ich nun wecken konnte, oder wer dem alten Klassiker nochmal eine echte Chance geben möchte, dem empfehle ich den Download der aktuellsten Version von CorsixTH. Die Spieldaten des Originals werden bei der Installation vorausgesetzt, d.h. das Remake ist nur für die spielbar, die Theme Hospital besitzen, käuflich zu erwerben bei GOG.com für etwas mehr als nen Fünfer, oder notfalls als Download über diverse Abandonware-Seiten. Wer im Gegenzug bereit war seine Seele zu verkaufen, der bekam Theme Hospital vor kurzem auf EAs ekelhafter DRM-Plattform Origin sogar geschenkt – und natürlich wieder nur für kurze Zeit. Abandonware-Seiten finde ich da ehrlicher als solche durchschaubaren Origin-Werbegeschenke, für die das schöne Spiel leider herhalten musste. Ich betrachte das Spiel daher offiziell als „geschenkt“. Danke EA!