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Ach, ich habe die letzten Monate so wenige Beiträge geschrieben, dass ich jetzt der Meinung bin, das kompensieren zu müssen, indem ich über echt uninteressante Dinge aus meinem Leben berichte. Aber vielleicht gibt es ja jemanden, der dieselben Gedanken und Probleme wie ich hat. Also dann, kopfüber in das nächste Blog-Thema. In der heutigen Folge: Was ich mir zuletzt angeschafft habe und mein Erfahrungsbericht dazu.

Ich bin ein Mensch, der am PC gerne sehr viele Fenster offen hat. Gleichzeitig! Damit ich alles im Blick haben kann. Das ist beispielsweise sinnvoll, wenn man ständig zwischen Instant Messenger, Dateibrowser, Webbrowser, E-Mail-Programm, Emulator, Texteditor, Entwicklungsumgebung und Grafikbearbeitungsprogramm hin- und herwechseln muss. Natürlich könnte ich auch in der Taskleiste immer umschalten, oder Alt+Tab bemühen (und das mache ich meistens auch so), aber es ist praktischer, wenn ich das erst gar nicht muss. Es ist eben viel komfortabler, wenn ich meine Arbeitsgeräte und Werkzeuge immer alle direkt griffbereit vor mir liegen habe, und nicht ständig in die untere Schublade greifen muss, um zwischen Stift und Schere zu wechseln.

Schon vor dreieinhalb Jahren habe ich mir privat erstmals eine Zwei-Monitor-Konfiguration aufgebaut, die mir völlig neue Möglichkeiten eröffnet hat. Damit kann man etwa mehrere Anwendungen auf verschiedene Monitore aufteilen, und selbst Vollbildanwendungen sind jetzt kein Grund mehr, nicht doch mehrere Programme im Blick zu behalten. Man könnte auf dem linken Monitor etwas im Vollbildmodus spielen, während auf dem rechten Monitor irgendeine Webseite mit hilfreichen Tipps geöffnet ist. Oder man könnte auf dem linken Monitor einen unglaublich wichtigen Artikel für einen bedeutenden Blog schreiben, während auf dem rechten Monitor gleichzeitig irgendein spannender Stream läuft. Und dann … öh … Oh, sorry, ich war gerade ein wenig abgelenkt. Naja, beim Arbeiten sollte man vielleicht doch besser für eine ablenkungsfreie Umgebung sorgen. Weniger ist da oft mehr. Aber in den meisten Fällen bin ich schon ganz glücklich damit, viel Desktopfläche zu haben.

Beim Thema Desktopfläche habe ich kürzlich wieder einen gewaltigen Sprung gemacht. Meine neueste technische Anschaffung ist ein Business-Monitor mit 28 Zoll Bilddiagonale, der den alten 27er nochmals leicht überbietet. Aber der wichtigste Punkt ist, dass es sich um einen UHD-Monitor mit der wahnwitzigen Auflösung von 3840×2160 handelt, ergo „4K“. Damit kann ich endlich 4K-Filmmaterial in nativer Auflösung bestaunen, ohne Skalierung. Mit dem neuen Monsterdisplay auf meinem Schreibtisch wurde dann leider mein alter, tapferer 24 Zoll-Monitor mit der 1920×1200-Auflösung in den Ruhestand geschickt. Neun Jahre lang hat das kleine Kerlchen alles mitgemacht, und selbst jetzt ist er noch gut in Form, obwohl er vor einigen Jahren auf einer Autofahrt einen dicken Kratzer auf der Mattscheibe abbekommen hat. Aber als Unterwegs-Monitor für kleine LAN-Partys bleibt er mir noch erhalten, denn dann spare ich mir das viele Ab- und Wiederaufbauen meiner Monitore.

Wo war ich? Achja… Wie ist das Leben mit so einer exorbitant hohen Desktopauflösung? Auf der einen Seite schon echt klasse, weil man damit wirklich viel Raum für alle seine Fenster hat. Man muss bedenken, der Monitor hat genug Platz für vier Full-HD-Videos, in jeder Ecke eins. Auf der anderen Seite ist es jedoch nicht immer ganz einfach. Ich sollte zumindest kurz auf den größten Nachteil eingehen: Es ist alles verdammt klein. Ich schätze mal, ein 28 Zoll-Monitor ist wirklich die absolute Untergrenze, ab der 4K funktioniert. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich mit den Augen näher zum Bildschirm gehe, um kleine Texte entziffern zu können. Man gewöhnt sich aber recht schnell an die Mini-Bildschirmelemente, muss beim Klicken ein wenig besser zielen und auch mehr mit der Maus rudern, vor allem wenn man von der linken Kante des linken Monitors bis zur rechten Kante des rechten Monitors fahren will. Das sind bei mir zusammen immerhin 6400 Pixel Breite.

Aber das ist alles noch kein großes Problem. Bislang normalgroße Schriften sind neuerdings eben kleine Schriften. Und bei den kleinen Schriften muss man ab jetzt genauer hingucken. Natürlich kann man das Betriebssystem auch so einstellen, dass es alle Fensterelemente, Icons und Texte automatisch hochskaliert – aber wozu dann überhaupt 4K? Dann hätte ich einfach bei meinem alten Monitor bleiben können und noch eine Menge Geld gespart. Natürlich will ich den neu gewonnenen Platz auch nutzen, und nicht gleich dadurch wieder vergeuden, indem ich alles auf dem Bildschirm größer mache. Bilddateien, die mir noch vor 15 Jahren bequem als Windows-Wallpaper dienlich waren, sind mit dem neuen Monitor nur noch unwesentlich mehr als Thumbnails. Der einsame Browser im abgebildeten Screenshot ist übrigens schon geringfügig größer als Full-HD.

Meine größte Sorge vor meiner Anschaffung war ursprünglich: Packt meine Grafikkarte überhaupt 4K-Auflösung? Ein wenig Recherche in Internetforen und zu den Grafikkarten-Spezifikationen diverser älterer Modelle hat mir Zuversicht gegeben, und tatsächlich war meine Sorge eher unbegründet, denn in den allermeisten Fällen lautet die Antwort: Ja! 4K-Desktopauflösung ist für eine halbwegs moderne Grafikkarte selbst im Low-Budget-Bereich kein großes Kunststück, sogar Onboard-Grafikchips kriegen das längst mühelos hin. Meine Grafikkarte steuert auch gerne zwei Monitore mit 4K-Auflösung an, wenn man möchte. Einfach per HDMI, DVI oder DisplayPort anschließen und los gehts. Ob man damit Spiele in 4K-Auflösung spielen sollte, ist natürlich eine gänzlich andere Frage. In den allermeisten Fällen ist das weniger empfehlenswert, außer man besitzt eine teure Gaming-Grafikkarte. Aber kann man jedes Spiel immer auch in einer niedrigeren Auflösung rendern.

Wie sieht das denn mit tollem UHD-Filmmaterial aus? Kriegt man da wenigstens ordentlich was fürs Auge geboten? Ja und nein. Zum einen muss ich gestehen, dass ein 28 Zoll-Monitor wahrscheinlich nicht unbedingt ideal ist, um Filme in so hoher Auflösung qualitativ ausreichend zu beurteilen. Kurzgesagt, in schnellen Action-Sequenzen in denen sich relativ viel bewegt, hat Ultra-HD-Material praktisch keinen wahrnehmbaren Vorteil gegenüber Full-HD, schon gar nicht wenn man sich einfach nur auf den Film konzentriert. Seine größte Stärke spielt 4K z.B. bei Nahaufnahmen von Gesichtern aus, wenn man genug Zeit hat, sich die vielen winzigen Details anzusehen und darüber zu staunen. Aber das sind eigentlich Ausnahmen. In den meisten Fällen dürfte es Durchschnittsmenschen ohne ausgeprägtes Qualitätsempfinden oder Technikwissen schwerfallen, zu erkennen, ob sie gerade einen UHD-Film sehen oder nicht, zumal sehr viele UHD-Filme auf dem Markt entweder ohnehin Upscale-Mogelpackungen sind, oder ältere Filme generell mehr durch ultrawinzigen Filmgrain bestechen als durch echte, sichtbare, ultrahohe Bildqualität.

Für mich ist der erwartete Wow-Effekt leider ausgeblieben. Nicht, dass es ein Fehlkauf gewesen wäre, aber ein wenig mehr erwartet habe ich dann doch. Man könnte nun, wie gesagt, betonen, dass 28 Zoll keine geeignete Grundlage sind, um das richtig zu beurteilen, aber dafür sitze ich am Monitor eben auch sehr viel näher dran als am 50 Zoll Fernseher, den ich immer nur von der entfernten Couch im Blick habe. Im Prinzip sollte sich das also irgendwo ausgleichen. Aber es bleibt mir in jedem Fall ein Monitor mit einer gigantischen Desktopfläche, die ich mit Fenstern zuklatschen kann. Jetzt habe ich sogar soviel davon, dass ich die Hälfte davon als Werbefläche vermieten könnte. Oh Moment, das machen Webseiten ja schon lange so.

Ende vergangener Woche, es muss bereits am Freitag oder Samstag gewesen sein, da bildete ich mir ein, dass mein neuer PC unter dem Schreibtisch irgendwie ein bisschen anders klang als normalerweise. Es war nicht lauter oder spürbar höher, es war vielleicht nur eine geringfügig andere Tonlage, jedenfalls bei weitem nichts Alarmierendes. Ich dachte natürlich zuerst an einen der vielen Lüfter im Gehäuse, am Prozessor oder an der Grafikkarte. Allerdings hätte ich mich mit dem merkwürdigen Klang auch sehr leicht täuschen können, daher hakte ich das Thema ab. Der Rechner, der bei mir wie seit je her an freien Tagen im Dauerbetrieb läuft, machte auch keine Probleme, alles lief wie gewohnt angenehm und schnell.

Gestern zur Mittagszeit – also etwa vier Tage später – wollte ich nach längerer Pause mal wieder „Ori and the Blind Forest“ weiterspielen, an dem ich mir hin und wieder in masochistischen Phasen gepflegt die Zähne ausbeiße oder die Haare ausreiße. An sich absolut kein hardwarefressendes Spiel, auch bei schwindelerregenden Bildschirmauflösungen nicht. Als schon die kleinen einleitenden Videoclips stockten, machte mich das höchstens stutzig. Die darauf folgende Ladezeit für das Hauptmenü, die üblicherweise 2-3 Sekunden beträgt, war inzwischen auf 20-25 Sekunden angewachsen. Hier war ich schon sehr beunruhigt. Im Spiel selbst offenbarte sich das gesamte Ausmaß des Grauens: Meine Spielfigur bewegte sich dermaßen ruckelig über den Bildschirm, dass an Spielen überhaupt nicht mehr zu denken war. Selbst der Ton stotterte gequält vor sich hin.

Der reflexartige Windows-Neustart änderte leider überhaupt nichts. Okay, dann war vielleicht das Spiel irgendwie durch ein Windows- oder Geforce-Treiberupdate kaputtkonfiguriert worden. Wär doch möglich. Ein anderes Spiel war schnell gestartet, doch auch hier zeigten sich deutliche Performance-Probleme. Die Prozessorauslastung habe ich überprüft, sah jedoch nicht ungewöhnlich aus: Für meinen Geschmack vielleicht eine Spur zu hoch, aber noch lange nicht am Anschlag. Alles klar, die Grafikkarte ist das Problem, dachte ich. Das kleine Tool „GPU-Z“ wurde heruntergeladen und die gemessenen Werte abgelesen. Selbst im Spielbetrieb hat die Grafikkarte kaum was zu tun, auch die Temperatur ist normal.

Als nächstes verdächtigte ich die Windows-Updates, die ich ungefähr zur selben Zeit installierte, als das Problem aufgetreten sein muss. Das war die ideale Gelegenheit, mal wieder diese ominösen Wiederherstellungspunkte auszuprobieren, die das Betriebssystem fleißig vor jedem Updatevorgang anlegt. Ein Zeitpunkt von vor etwas weniger als zwei Wochen wurde ausgewählt, die Zeitreise initiiert, das System entsprechend zurückgesetzt. Nach dem Neustart startete ich mit Spannung eines der problematischen Spiele, doch nach wie vor ruckelte dieses entsetzlich. Einige weitere Versuche mit anderen Spielen zeigten Leistungseinbußen unterschiedlichen Grades, je nachdem wie alt das Spiel war. Wegen der extremen Ladezeiten verdächtigte ich jetzt auch die Festplatte und den Arbeitsspeicher. Die Paranoia griff um sich.

Ein im Umgang mit Hardware sehr viel versierterer Kumpel hatte schon früh ein mögliches Temperaturproblem angesprochen, doch dafür gab es so gut wie keine Anzeichen. Dennoch öffnete ich auf seinen Rat hin das Gehäuse, und fand einen einwandfrei laufenden Prozessorlüfter vor, der auch nicht etwa zugestaubt war. Kein Hitzestau im Gehäuse oder in der Nähe des Kühlers, also alles bestens. Eine insgesamt etwa zwanzigsekündige Internetsuche führte mich zu dem kleinen Tool „Core Temp“, das mir prompt eine (CPU-)Kerntemperatur von nur knapp unter 100°C bescheinigte. Wow, das wäre ja heftig. Wahrscheinlich ein Messfehler, mutmaßte ich. Das Problem mit dem „Offset“ bei den Temperatursensoren war mir schließlich schon lange bekannt. Auf die Anzeige war wohl kein Verlass. Ich sollte doch mal kurz am Kühler wackeln, wurde mir vorgeschlagen. Ungläubig folgte ich dieser Anweisung. Tatsächlich war der Kühler unerwartet wackelig.

Als die Temperatur schlagartig auf unter 40°C fiel, stellte ich erschrocken fest, dass ich den Rechner möglichst sofort ausschalten sollte. Offensichtlich lief mein Core i7 seit mindestens 96 Stunden mehr oder weniger ungekühlt bei fast 100°C ohne Last, was definitiv keine gesunde Betriebstemperatur ist. Es hatte den Anschein als hätten sich die vier Haltestifte gelöst, die den Kühler auf dem Prozessor fixieren sollten. Es grenzt an ein Wunder, dass er das alles schadlos überstanden hat. Tapfer und ohne Meckern hat er diese Tortur die ganze Zeit mitgemacht, und im Desktopbetrieb war tatsächlich keine Einschränkung zu bemerken. Erst bei den Spielen war es mir möglich, festzustellen, dass etwas nicht in Ordnung war.

Mich ärgert nur, dass es keinerlei Sicherheitsmechanismen gab, die gegriffen haben, und auch keine Warnungen. Wo ist die Notabschaltung hin, die schon vor 15 Jahren den Rechner zuverlässig abschaltete, wenn er zu heiß wurde? Wo ist die dynamische Lüftersteuerung, die mich schon vor 5 Jahren beinahe in den Wahnsinn trieb, wenn der Rechner im Sommer manchmal genauso klang wie ein Flugzeugtriebwerk? Eines dieser Anzeichen hätte gereicht, und ich hätte sofort gewusst, was zu tun ist. Wo bleiben denn die sonst so nervtötenden Balloon-Tooltips der Art „Es gibt ein Temperaturproblem“, wenn man sie mal ganz dringend bräuchte? Jeden Scheiß meldet Windows dem Benutzer, aber hier lässt es mich so lange im Unklaren, bis der 300 Euro teure Prozessor irgendwann sang- und klanglos abgeraucht wäre? Ich finde doch zu einem Betriebssystem gehört es auch, die Betriebstemperatur der „lebenswichtigsten“ Komponenten zu kennen.

Da man im Jahre 2011 leider immer noch nicht alles mit PDF-Dateien und E-Mail oder USB-Sticks lösen kann, musste ich mir jetzt doch mal einen eigenen Drucker beschaffen. So muss ich vor den etlichen Behördengängen nicht ständig andere Leute nerven, wenn ich mal wieder ein Formular ausdrucken muss. Da ich im letzten Jahrzehnt am laufenden Band schlechte Erfahrungen mit Tintenstrahldruckern gemacht habe, sollte es diesmal ein Farb-Laserdrucker werden, die mittlerweile schon recht erschwinglich sind. Wenn der Drucker nur vier Jahre hält, hat sich die Investition schon gelohnt.

Bei meinem Lieblings-Hardwareversandhaus habe ich mir schließlich ein nettes Samsung-Modell bestellt. Es wird nicht der beste Drucker sein, aber er erfüllt meine kurzfristigen Ansprüche. Beim Bestellvorgang wurden mir einige Zusatzleistungen für einen geringen Aufpreis angeboten, so unter anderem ein Sofortaustausch-Service im Falle eines Defekts, für wahlweise sechs oder zwölf Monate für bis zu 12 Euro.

Mit dem Gedanken das Geld noch draufzulegen, habe ich tatsächlich kurz gespielt, bis ich mir das Kleingedruckte durchgelesen habe.

Auf dem Screenshot wird das nicht so sonderlich gut rauskommen. Zur Sicherheit hier noch einmal der Wortlaut:

Bei Auswahl dieser Option erhalten Sie innerhalb der ersten 12 Monate ab Kaufdatum einen sofortigen Austausch für Ihr defektes Produkt. Hiervon ausgenommen sind Drucker, Monitore, Notebooks, Komplettsysteme, Software, Verbrauchsmaterial und mechanische Beschädigungen.

Auch die dritte Zusatzleistung ist äußerst amüsant. Für knapp 4 Euro bekomme ich hier eine Sofortversand-Garantie mit einigen Einschränkungen:

Bei Auswahl dieser Option wird die Bestellung garantiert noch heute an die Spedition übergeben. Dieser Service ist nur bei vollständig ab Lager lieferbaren Versandbestellungen möglich, die bis spätestens 14 Uhr eingereicht werden. Nicht möglich bei Zahlungsart Vorkasse.

Den Bestellvorgang eingeleitet habe ich etwa um 14:10 Uhr. Es wäre also vom System nicht besonders viel verlangt gewesen, die Uhrzeit kurz zu überprüfen, bevor es mir diese Option anbot. Dass ich zusätzlich ebenfalls per Vorkasse zahle, kann das System beim Anzeigen des Warenkorbs noch nicht wissen, daher lasse ich das der Fairness halber nochmal gelten.

Man will mir hier also Zusatzleistungen im Gesamtwert von knapp 21 Euro anbieten (die ich wirklich auswählen kann), ohne zu prüfen ob meine Bestellung dafür in Frage kommt. Na da hätten die Knauserer ja wenigstens noch ein 10m WLAN-Kabel dazulegen können. Ich muss wohl davon ausgehen, dass man in diesem Laden darauf spekuliert, dass es genug Dumme gibt, die fleißig alles anklicken und zahlen, auch wenn es dafür keine Gegenleistung gibt. Allerdings hoffe ich doch schwer (getestet habe ich es nicht), dass mich das System noch vor Ende der Bestellung darauf aufmerksam gemacht hätte.

Alle Jahre wieder, wenn auf irgendeiner Technik- und Hardware-Webseite oder an sonst irgendeinem Ort im Netz Neuigkeiten über ein aktuelles Festplatten-Flaggschiff, das alle bisherigen Festplattenkapazitäten in den Schatten stellt, berichtet wird, kommen sie ans Tageslicht: ich nenne sie die „Wer braucht denn soviel Platz?“-Trolle. Sie stürzen sich auf das Diskussionsforum und verärgern mit dieser billigen Provokation sämtliche Technikfans. Auch im eigenen Freundeskreis verbergen sie sich gerne, um dann im geeignetsten Augenblick zuzuschlagen.

Es vergeht kaum ein Jahr, in dem ich mir nicht eine neue Festplatte mit immer größerem Speicher zulege: 20 MB, 512 MB, 2.1 GB, 4.2 GB, 30 GB, 200 GB, 400 GB, 500 GB, 1 TB, 1.5 TB, 2 TB … ich hab praktisch alles mitgemacht. Eine 3 TB -Platte kommt mir sicher auch noch ins Haus. Doch kaum wird das Thema in heiterer Runde angeschnitten, folgt wieder die obligatorische Frage: „Wer braucht denn schon soviel Platz?“. Umgekehrt könnte ich natürlich fragen: „Was sind das eigentlich für Witzfiguren, die ernsthaft eine solche Frage stellen?“. Aber ich fürchte, damit begebe ich mich dann auch nur auf dasselbe Niveau herab.

Von dem „Wer braucht denn soviel Platz“-Troll gibt es viele verschiedene Formen. Wird das Gespräch gerade auf die kommenden 12-Kern-Prozessoren gelenkt, schlägt der Troll wieder zu: „Wer braucht denn soviele Kerne?“. Oder bei den Auflösungen der Monitore ab 24 Zoll: „Wer braucht denn so eine hohe Auflösung?“. Oder bei der Internetanbindung: „Wer braucht denn 50 MBit/s Downstream?“, respektive „Wer braucht denn mehr als 1 MBit/s Upstream?“. Es sind vermutlich dieselben Leute, die sich bei einer Digitalkamera von Red fragen: „Wer braucht denn Videos im 4K-Format?“ mit dem intelligenten Zusatz „720p reicht doch!“

Was bleibt mir in einer solchen Situation? Was mache ich also Jahr für Jahr, wenn wieder jemand halbklug daherlabert, sobald es um technische Neuerungen geht? Ganz einfach, ich erkläre es ihm: Wer denn soviel Platz bräuchte? ICH! ICH und viele andere Menschen, die die Technik gerne ausreizen, die eine ebenso große Sammelleidenschaft haben und die wissen, dass sich alles weiterentwickeln muss. Wo wäre die Technik heute, wenn sich von Anfang an immer jemand zunächst gefragt hätte: „Moment mal, wer braucht denn überhaupt mehr als 640 KByte RAM?“, um sich dann von seiner Idee angewidert abzuwenden und lieber noch eine Runde Dune II zu spielen.

Nur weil euch eine kleine Festplatte reicht, ihr Augenschmerzen von großen Desktopauflösungen bekommt, ihr im Monat nicht mehr als 200 MB Download-Volumen ansammelt und euch alles mit mehr als 2 Prozessorkernen und mehr als 2 GB RAM suspekt vorkommt, müsst ihr Trolle doch trotzdem einsehen, dass es Leute mit höheren Ansprüchen an die Technik gibt. Denkt bitte in Zukunft nochmal nach, bevor ihr wieder dämliche Fragen stellt. Wir wissen es zu schätzen.