Schlagwort-Archive: Open Source

Ein weiteres Kapitel meiner kleinen Artikelreihe zur Wiederbelebung von Windows 98 mitsamt entsprechend betagter Spiele in einer geeigneten Ausführungsumgebung ist hiermit fertig. Nachdem ich zuerst den PC-Emulator PCem und zuletzt die Virtualisierungssoftware VirtualBox hinsichtlich der Spielekompatibilität zur Win9x-Ära verglichen habe, folgt nun ein kleiner Test des bekannten und erfolgreichen DOS-Emulators DOSBox, bzw. genauer gesagt dessen Fork „DOSBox-X“.

Technisch gesehen ist DOSBox problemlos in der Lage, die frühen Microsoft-Betriebssysteme bis Windows 3.11 auszuführen und diese auch zum Starten von Spielen zu bringen. Und überraschenderweise laufen sogar Windows 95 und Windows 98, die beide jeweils auf MS-DOS basieren, zumindest rein theoretisch, wobei der mögliche Nutzen auf Grund diverser, schwerwiegender Einschränkungen jedoch eher gering ist. DOSBox emuliert zum Beispiel kein CD-ROM-Laufwerk, das von Windows 98 erkannt werden könnte, und die maximale Bildschirmauflösung ist auf 640×480 begrenzt. Leider gilt auch in diesem Fall wieder, dass die DOSBox-Entwickler keinen Wert auf Win9x-Kompatibilität legen und auch keinen Entwicklungsaufwand in deren Verbesserung investieren wollen.

Als Windows noch dreimal am Tag abgestürzt ist…

Hier kommt der Fork DOSBox-X ins Spiel, der DOSBox deutlich erweitert und verbessert mit Ergänzungen aus etlichen anderen Projekten. Unter anderem bekommt das Tool dadurch eine echte, brauchbare Benutzeroberfläche, um Optionen zur Laufzeit zu ändern, und man muss nicht mehr wie in der Steinzeit alles in einer Config-Datei einstellen. Aber allen voran ist es die beworbene Win9x-Kompatibilität, die DOSBox-X soviel besser macht als das Original. DOSBox-X ist im Gegensatz zum bekannteren Upstream-Projekt keine reine Emulation für DOS-Spiele, sondern ein mächtiges Werkzeug, um sämtliche DOS-basierten Anwendungen vollumfänglich nutzen zu können, etwa Windows. Auch will das Projekt nicht einfach nur DOS-Spiele mit irgendwelchen Tricks und Hacks zum Laufen bringen, sondern schreibt sich speziell dafür hohe Präzision bei der Emulation der Hardware auf die Fahne, so dass irgendwann praktisch alles möglich sein wird.

Also was kann DOSBox-X nun eigentlich in der Praxis, habe ich mich gefragt, und wie bei mir üblich, einfach mal Windows 98 SE darin zu installieren versucht. Dafür gibt es zum Glück eine recht brauchbare, wenn auch nicht ganz fehlerfreie Anleitung im Netz, die ich soweit befolgt habe, wie es mir möglich war. DOSBox-X bietet eine große Palette an Optionen um virtuelle Datenträger zu mounten, die leider nach der Installation von Windows 98 nicht mehr vollständig nutzbar ist, aber offenbar wird daran noch gearbeitet. Jedenfalls nach drei Versuchen, bis Windows 98 das emulierte CD-ROM-Laufwerk endlich erkannt hat, gelang es mir, eine fehlerfreie Installation zu erstellen und schon begrüßte mich der Willkommens-Bildschirm mit Sound. Anschließend folgt die übliche Installation von DirectX 7.0 und bei Bedarf z.B. der Daemon-Tools. Treiber für die emulierte Voodoo-Beschleunigerkarte und die SoundBlaster 16 bringt Windows 98 bereits mit, also musste ich daran nichts anpassen.

Das beste Feature des Forks gegenüber dem Original ist meines Erachtens jedoch die emulierte Grafikkarte, eine S3 Trio64, die eine Desktopauflösung bis maximal 1600×1200 unterstützt – je nach Farbtiefe. Überhaupt hat der Entwickler großen Wert darauf gelegt, ausschließlich maximalkompatible Hardware zu emulieren, die ohne viel Mühe und sogar ohne separate Treiber out-of-the box unter Win9x unterstützt wird. Die Voodoo-Beschleunigerkarte ist ebenfalls ein grandioses Feature, konnte ich jedoch vorerst nicht in Aktion erleben. Und DOSBox-X bringt eine große Auswahl an Video-Scalern mit, um den Bildschirm-Output beliebig zu vergrößern, was eine deutliche Erleichterung ist, wenn man – wie ich – vor einem Monitor mit 4K-Auflösung sitzt. Das Normalo-DOSBox stinkt dagegen leider ziemlich ab, da hier bei dreifacher Vergrößerung völlig willkürlich Schluss ist. Angeblich soll DOSBox 0.75, sofern es denn überhaupt jemals erscheinen wird, da endlich mehr Optionen bieten.

Mein Standard-Testkandidat Holiday Island: Endlich perfekt spielbar!

Eine oberflächliche Analyse der Spielekompatibilität darf bei mir natürlich nicht fehlen, und so probierte ich meine üblichen Verdächtigen nacheinander aus. Glücklicherweise kann DOSBox-X bereits die nötigsten CD-Image-Formate ohne Umstände lesen und einbinden, so dass ich etwa „Holiday Island“ aus dem Jahr 1996 mühelos installieren und sogar fehlerfrei spielen konnte. Tatsächlich erweist sich in dieser Hinsicht DOSBox-X erstaunlicherweise als führend, denn sowohl PCem als auch VirtualBox hatten hier deutliche Probleme. Die Performance ist ok bis gut, die Mausbeschleunigung in der Emulation allerdings etwas seltsam. Mein Zielgefühl hat mich im Stich gelassen, so dass ich desöfteren danebenklicke, weil man die Bewegung des Mauszeigers nicht so recht abschätzen kann. Womöglich nur ein Problem mit der Aspect Ratio, oder unbewusster Alkoholismus.

Nach diesem initialen Erfolgserlebnis wollte ich weitere Tests durchführen, wobei sich mir doch Schwierigkeiten offenbarten. Dateien auf die emulierte Festplatte zu schleusen, erweist sich als problematisch, da DOSBox-X leider doch etliche Image-Formate ablehnt, und für Windows 98 die anderen Mount-Optionen nicht sichtbar sind. Glücklicherweise lassen sich (zumindest kleine) Dateien unter DOS auf die Festplatte kopieren, und anschließend Windows starten. Alternativ kann man mit PowerISO auch neue Images erstellen und mit beliebigen Dateien füllen. Die Daemon-Tools lassen sich zwar fehlerfrei installieren, anschließend wird Windows 98 in der Emulation aber leider instabil und es war fast nicht mehr möglich, dort regulär CD-Images einzubinden, weil das OS sich dann aufhängt, sobald man den Arbeitsplatz öffnet.

Weitere Spiele, die ich wie immer aus meiner Testsuite installiert habe, waren „Sim City 2000“, welches fehlerfrei, aber doch eher langsam lief. Immerhin im Gegensatz zu VirtualBox mit Sound. Auch „Myst“ installierte ich, um die Videofähigkeit zu prüfen. Quicktime for Windows lief leider nicht, und so musste Myst komplett ohne Videoschnipsel auskommen, was den Reiz des Spiels natürlich erheblich schmälert, aber immerhin war es soweit spielbar. „Die Total Verrückte Rallye“ von Blue Byte aus dem Jahr 1995 wollte ich testen, es startete aber nicht, weil es seine CD nicht finden konnte. Ein Hoch auf die alten CD-Kopierschutzmechanismen, die Retrospieler leider immer wieder in ihrem Bestreben sabotieren, ihre geliebten Klassiker zu neuem Leben zu erwecken. Zuletzt versuchte ich, „Need for Speed 3“ in der DOSBox-X-Emulation zu spielen, jedoch startet auch dieses nicht, mit Verweis auf einen „Thrash Driver“, der nicht initialisiert werden konnte. Für Bastelarbeiten hatte ich leider keinen Nerv und so machte ich nur ein Kreuzchen auf meiner Liste.

Myst macht ohne Videos kaum noch Spaß.

Für den Anfang und für einen ersten Einblick in die technischen Möglichkeiten von DOSBox-X soll es das erst einmal gewesen sein. Die fertig eingerichtete Win98-Installation wandert in mein Datengrab zwecks späterer Untersuchungen, sobald DOSBox-X sich nennenswert weiterentwickelt hat. Im Grunde sind die Fähigkeiten schon erstaunlich, dafür dass es eigentlich ein Emulator eines typischen DOS-PCs ist, in dem man auch Windows 98 installieren kann. Sound und sogar MIDI-Musik funktionieren auf Anhieb, selbst Videos mittels Video for Windows laufen gut, mit Quicktime jedoch nicht. Die Performance könnte besser sein, besonders da PCem spürbar leistungsfähiger ist. Relativ anspruchslose 2D-Aufbauspiele wie Holiday Island und Sim City 2000 sind makellos spielbar. Andere Spiele starten entweder nicht oder lassen sich nur mit Einschränkungen spielen.

Ich sehe in der Emulation mit DOSBox-X großes Potenzial, und die Fortschritte sind bereits sehr beeindruckend, wenn man bedenkt, dass das Ur-DOSBox tatsächlich einzig für DOS-Spiele tauglich ist, so sind die frühen Win16- und Win32-Spiele eine gänzlich andere Welt und auch deutlich mehr zu stemmen für eine solche Ausführungsumgebung. Ich werde die Entwicklungsfortschritte weiter im Auge behalten. Aktuell hätte ich jedoch Mühe, mich zwischen PCem und DOSBox-X zu entscheiden, weil beide Emulatoren ihre ganz eigenen Stärken, aber leider auch große Probleme haben. Holiday Island würde ich nun ganz eindeutig unter DOSBox-X spielen wollen, während PCem insbesondere durch eine fehlerfreie Emulation von NFS3 glänzt. Welches der Projekte also in den kommenden Jahren durch bessere Kompatibilität in Führung geht, lässt sich aktuell kaum sagen. Im Moment jedenfalls gibt es für mich keinen klaren Gewinner.

In Vorbereitung auf das baldige Ende von Windows als meinem Haupt-Betriebssystem nach mehr als 23 Jahren experimentiere ich unter anderem mit VirtualBox als Ausführungsumgebung für alte Windows-Versionen, um darin alte Spiele auch weiterhin verwenden zu können. Nachdem sich in meinem letzten Artikel zu diesem Thema PCem als PC-Emulator für Windows 98 SE zumindest im Rahmen meiner Stichprobe bereits als überraschend kompatibel und ergiebig erwiesen hat, wollte ich den Schwierigkeitsgrad nun deutlich erhöhen. Heute geht es um das Thema Virtualisierung mit der beliebten Open-Source-Lösung VirtualBox.

Die Unterstützung für Windows 95/98 unter VirtualBox ist bekanntermaßen miserabel, weil die Entwickler darauf bedauerlicherweise überhaupt keine Lust haben. Daher gibt es auch keinerlei Guest-Additions (wie etwa unter VMware), und die Hardware-Unterstützung ist bestenfalls rudimentär. Keine gute Voraussetzung, um damit Spiele testen zu wollen. Aber was wäre die Community ohne ihr Ideenreichtum, denn es gibt durchaus fundierte Anleitungen im Internet, um zum Beispiel Windows 98 einigermaßen genießbar zu machen. Wie einigermaßen genießbar das am Ende sein würde, darüber wollte ich mir nun selbst ein Bild machen, um zu sehen, ob diese Option für mich eine Zukunft haben könnte.

Google funktioniert im Jahr 2020 immer noch mit dem beliebten Internet Explorer 5

Wie bereits im Artikel zuvor möchte ich betonen, dass das hier keine Anleitung werden soll, denn für interessierte Mitleidende gibt es bereits genug Hilfestellung im Netz. Stattdessen gehe ich auf die Dinge ein, die mir aufgefallen sind. Während man bei der Konkurrenz von VMware zur Installation von Windows 98 zum Beispiel mit einer vollständigen Unattended-Installation und sehr leistungsfähigen Guest-Additions umschmeichelt wird, bekommt man unter VirtualBox nicht einmal einen Knochen hingeworfen. Windows 98 verbrennt Out-Of-The-Box unter VirtualBox mangels ACPI-Unterstützung leider CPU-Zyklen ohne Ende, was das Betriebssystem komplett unbenutzbar macht. Das Problem ist zwar lösbar, allerdings muss man dazu den Installationsvorgang etwas modifizieren.

Am Ende des recht langwierigen Prozesses hat man ein lauffähiges und auch noch relativ reaktionsschnelles Betriebssystem, aber die Grafik- und Soundtreiber bleiben leider ein Problem, und die Gast-zu-Host-Kommunikation ist minimal. Eine Internetverbindung über LAN lässt sich noch mühelos konfigurieren, und schon darf man mit dem gruselig antiquierten Internet Explorer 5 ins Netz. Selbstredend gibt es für den senilen Browser hier nicht mehr viel zu sehen, da die meisten Webseiten längst auf völlig neue Technologien setzen. Um die Grafikeinstellungen zu verbessern, ist der SciTech Display Doctor 7 heute das Non-Plus-Ultra, der einen universellen SVGA-Treiber mitbringt, mit dem man Windows 98 auf bis zu 1600×1200 Pixeln und sogar 32 Bit Farbtiefe einstellen darf. Letzteres soll angeblich die Performance unter VirtualBox deutlich verbessern. Zumindest in dieser Hinsicht bekommt man also ein ganz brauchbares, modernes Setup in angenehmer Auflösung.

Das Thema Sound ist unter VirtualBox leider ein gewaltiger Hemmschuh. Die Virtualisierungssoftware bringt wahlweise eine virtuelle SoundBlaster 16 oder einen RealTek AC’97-Chip mit. Der geneigte Retrogamer bekommt natürlich feuchte Augen, wenn er nur die SoundBlaster 16-Option sieht, denn die wäre ja vollkommen ausreichend in 99% der Fällen. Aber leider haben die Flachzangen bei Oracle wohl an der Implementierung gespart. Die Leistung ist selbst mit dem offiziellen Creative-Treiber nur schwer zu ertragen, und MIDI-Unterstützung sucht man vergeblich, womit man in vielen Spielen von vor 1998 eben gänzlich ohne Musik auskommen muss. Aber es gibt Hoffnung, denn technikversierte Community-Mitglieder haben stattdessen einen obskuren Windows 95-Treiber für den AC’97-Chip aufgetan, der schließlich sogar MIDI ermöglicht. Dies ist heute offenbar das Mittel der Wahl, wenn man Windows 98 verwenden möchte. Das Umkonfigurieren der VM ist zum Glück nur eine Angelegenheit von Sekunden, und schon hat man eine andere Soundkarte drin.

Noch ist wenig los am Ballermann, in Holiday Island von 1996 in VirtualBox

Nun war es also an der Zeit, ein paar wirklich alte Spiele auf meine Installation loszulassen, darunter das von mir geschätzte und heutzutage kaum noch bekannte „Holiday Island“ von der Firma Sunflowers Interactive. Hierbei handelt es sich um ein witziges Aufbauspiel für ein Urlaubs-Resort auf einer tropischen Insel, ähnlich wie das neuere Rollercoaster Tycoon. Holiday Island ist berüchtigt dafür, bereits ab Windows 2000/XP nicht mehr problemlos lauffähig zu sein. Es lässt sich oft mit Hilfe von Registry-Tricks und anderen technischen Kniffen starten, zeigt dann aber während des Spielens unterschiedlichste Probleme, ist also nur noch bedingt spielbar. Das fällt natürlich nicht auf, wenn man immer nur die ersten 5 Minuten vom Spiel sehen will, um zu beweisen, dass es läuft.

Die Installation von Holiday Island verlief noch beinahe ohne Zwischenfälle, aber der CD-Kopierschutz machte daraufhin Schwierigkeiten, und die SVGA-Autoerkennung schlug bei mir fehl. Der erste erfolgreiche Start des Spiels nach einiger Bastelarbeit im Installationsverzeichnis machte Hoffnung und die Videos liefen einwandfrei. Nachdem ich die ersten Gebäude platziert hatte, erhielt ich einen Bluescreen in der VM, das Spiel lief aber weiter. Soundeffekte und Musik funktionierten mit dem AC’97-Soundchip ganz passabel. Die Performance war im großen und ganzen halbwegs brauchbar, wenn auch nicht optimal. Die Tonausgabe stotterte gelegentlich. Das Optionsmenü zeigte teilweise keine Beschriftungen. Nach etwa 15 Minuten fiel der Sound plötzlich grundlos aus. Fazit: Das Spiel ist spielbar, aber ein wenig leidensfähig muss man mindestens sein.

Zweites Spiel auf meiner Liste war Sim City 2000. Dieses ließ sich ganz einfach installieren und starten. Die Animation im Hauptmenü funktionierte nicht (benötigt wohl 256 Farben), und im Spiel gab es bei mir keine Soundeffekte, aber die MIDI-Musik läuft immerhin. Die Spielperformance sah soweit gut aus. Das Soundproblem ist natürlich eine gewaltige Einschränkung, die ich nicht lösen konnte, aber spielbar ist es irgendwie. Anschließend wollte ich Theme Hospital kurz testen, aber auch hier hat der CD-Kopierschutz den Start verhindert, und ich wollte keine Zeit damit vergeuden, noch mühsam eine lauffähige Version zusammenzupatchen.

Ein Weltraum-Monster greift Atlanta an, in Sim City 2000 aus dem Jahr 1993 in VirtualBox

Das dritte getestete Spiel war Myst von 1993, ein ebenfalls von mir sehr geschätztes Rätselspiel. Auch hier lief die Installation zunächst rund, bis der Installer mir mitteilte, dass er nun Apple Quicktime installieren wolle, woraufhin aber die Installation plötzlich beendet war, und nichts mehr passierte. Ein wenig verdutzt startete ich das Spiel, was auch funktionierte, aber es gab kein Introvideo zu sehen. Stattdessen lag direkt das mysteriöse Buch vor mir. Mit zwei Mausklicks konnte ich es öffnen um zum Pier der Myst-Insel katapultiert zu werden, aber das Spiel hing sich an dieser Stelle auf. Die Transition funktionierte nicht. Ein Neustart der VM war nötig. Das Experiment war für mich hier beendet.

Spiele unter Windows 98 in VirtualBox? Leider nein. Naja, einiges funktioniert natürlich, manchmal sogar erfreulich gut. Anderes dagegen klappt nur mit Einschränkungen oder überhaupt nicht. Die Spielekompatibilität ist hölzern und unkomfortabel, die Performance ok – wenn man Glück hat -, aber gern auch ruckelig und eher langsam, der Sound geht entweder nicht oder stottert. Videos funktionieren mal prächtig unter Holiday Island, aber in Myst leider wieder nicht. Selbstverständlich kann ich nicht ausschließen, dass meine Windows 98-Installation und meine VM-Konfiguration sich noch verbessern lassen, aber zumindest mit Hilfe der üblichen Anleitungen von Fans im Internet lässt sich meines Erachtens nicht viel mehr herausholen. Daher betrachte ich mein Setup dahingehend als nahe am Optimum. Und dieses ist unglücklicherweise wenig optimal um damit meine kleine (wenig repräsentative) Auswahl von Spielen zu spielen. Ich fürchte also, dieses Thema brauche ich künftig nicht mehr weiterverfolgen.

Und nun zu einer weiteren Folge von „Was hab ich mir eigentlich Tolles gekauft?“. Heute: GCW Zero

gcwzero

Neugierig geworden? Der GCW Zero ist ein Open-Source-Handheld, der vor fast eineinhalb Jahren bei Kickstarter geplant wurde. Das Gerät wurde gezielt für das sogenannte Retrogaming entwickelt, also zum Spielen alter Spieleklassiker. Dafür spricht zum Beispiel die bescheidene Display-Auflösung von gerade einmal 320×240 Pixeln, was allerdings viele Vorteile bietet, wenn man sowieso nicht mehr braucht. Schon im vergangenen Jahr plante ich die Anschaffung des mit 150 Euro vergleichsweise günstigen Geräts, doch leider war es immer genau dann ausverkauft, wenn ich gerade zuschlagen wollte, und wenn ich dann mal wieder pleite war, war es plötzlich in geringer Stückzahl verfügbar. Dieses finanzielle Katz-und-Maus-Spiel ging monatelang so. Es schien fast als wollte mich jemand daran hindern, das verflixte Ding zu bekommen.

In der Schachtel liegen neben dem Handheld noch eine kleine Stofftasche und ein Quickstart-Guide mit Tastenkombinationen. Seit Wochen bin ich immer mal wieder damit befasst, das kleine linuxbasierte Spielewunder zu testen. Mit dem Kauf bin ich sogar ganz zufrieden, nur ein paar kleinere und mittelkleine Macken haben meine Freude leicht getrübt, z.B. dass die Knöpfe sich gelegentlich verklemmen, ein Pixelfehler im Randbereich, oder die Tatsache, dass sich der Handheld manchmal nur mit dem Reset-Knopf starten lässt, für den man wiederum einen Kugelschreiber braucht. Irgendetwas scheint mit dem Power-Schalter nicht so ganz in Ordnung zu sein. Was mich außerdem stört, ist der umständliche Dateitransfer: nicht etwa Plug & Play, sondern mit Hilfe eines FTP-Clients oder der beiliegenden Software. Und weil sich damit zunächst ums Verrecken keine Verbindung aufbauen lassen wollte, musste ich irgendeinen alten NDIS-Treiber nachinstallieren. Bequem funktioniert anders. Wer diese Hürden mal bewältigt hat, kann allerdings loslegen.

Für das Gerät gibt es bereits eine ganze Reihe an portierten und speziell angepassten Emulatoren für die prominentesten modulbasierten Videospielkonsolen und -handhelds der späten 80er und frühen 90er Jahre, darunter Super Nintendo, Sega Megadrive, NES, Gameboy und Gameboy Advance. Mit dem GCW Zero kann ich jetzt solche Spiele-Evergreens wie Super Mario World, Super Metroid, Secret of Mana oder Zelda 3 ganz einfach unterwegs spielen. Äh, ich meine natürlich, ich kann damit frei verfügbare Open-Source-Spiele wie Snake oder Lunar Lander spielen, denn genau dafür wurde der GCW Zero nämlich entwickelt, und für nichts anderes. Installiert habe ich neben den ganzen mitgelieferten Mini-Spielchen aber zum Beispiel auch den freien Doom-Port Freedoom und Duke Nukem 3D in Form einer modifizierten Eduke32-Version, die beide sogar ganz annehmbar zu spielen sind mit den begrenzten Möglichkeiten zur Steuerung.

Mit dem GCW Zero wird ein ganz kleiner Kindheitstraum von mir Wirklichkeit: All die tollen Spiele, die man beispielsweise nur mit einer (für meine Taschengeldverhältnisse absolut unbezahlbaren) Nintendo- oder Sega-Konsole auf dem großen Fernseher spielen konnte (von dem ich ebenfalls nie einen eigenen hatte), lassen sich heute in der Hosentasche mitnehmen und auf einem relativ kleinen Gerät spielen. Die Akkulaufzeit von zehn Stunden ist wirklich ein Highlight und war auch einer der Kaufgründe für mich. Der GCW Zero funktioniert wohl auch als MP3-Player oder als Ebook-Reader, aber zugegebenermaßen gibt es dafür wesentlich bessere Geräte. Falls das Display dann doch mal zu klein wird, kann man das Ding an einen Fernseher anschließen. Und die Spiele? Ja, die liebe ich heute immer noch, jedes einzelne davon. Ich bin zum Glück keiner von denen, die ihre Kindheit irgendwann abgeworfen haben.

Soeben habe ich eine neue Unterseite auf SuccessDenied.com eröffnet. Im Menü (derzeit unter „Sonstiges“) gibt es den Menüpunkt „Freeware-Spiele“. Hier stelle ich regelmäßig Spiele vor, die früher kommerziell waren und inzwischen nachträglich als Freeware oder Open Source freigegeben wurden. Vorrang haben dabei natürlich erstmal die Spiele, mit denen ich meine Jugend verbringen durfte. Für den Anfang habe ich erstmal fünf Titel eingetragen, für die man früher bis zu 80 DM zahlen musste, die es inzwischen aber tatsächlich völlig legal für lau gibt.

Die ersten Titel sind dementsprechend einige wahre Topspiele, wenn auch teilweise leider Underdogs: Dungeon Keeper Gold, The Elder Scrolls: Daggerfall, Death Rally, Command & Conquer Gold und Seven Kingdoms: Ancient Adversaries. Jedem einzelnen Spiel habe ich eine Kurzbeschreibung und einen Download-Link beigefügt, und wenn nötig einige Anweisungen. Falls jemandem also gerade nach Zeitreise zumute ist, warum nicht einen Blick in die PC-Spielewelt von Mitte der 90er Jahre werfen? Weitere Titel folgen in Kürze.