Schlagwort-Archive: Betriebssystem

thematrix

Linux ist heutzutage wirklich außerordentlich benutzerfreundlich und intuitiv. Ihr müsst eigentlich nur mal kurz das Terminal aufmachen und diesen einen (gar nicht mal soooo langen) Befehl eintippen, den ihr euch im ganzen Leben nicht merken könnt. Und dann nur noch zwei oder drei weitere Befehle, und dann müsst ihr normalerweise nur noch den Nippel durch die Lasche ziehen und dann im Internet nachschauen wie man diesen einen Fehler behebt, und dann habt ihr es fast geschafft ein ganz normales Programm zu installieren. Kaum der Rede wert, so einfach ist das.

Ich habe mir mal zum Herumspielen Linux Mint 18 in einer VM installiert, also die womöglich beliebteste Linux-Distribution der letzten Jahre. Das hat sogar fast problemlos geklappt. So ist Linux im Jahr 2016: Es klappt immer fast problemlos. Man muss eigentlich nur in vier oder fünf Linux-Foren vorbeischauen, und jemanden finden, der irgendwann mal dieselben Probleme und dieselben Fehlermeldungen hatte wie man selbst, dann geht das schon irgendwie. So hat sich Linux gleich nach der Installation komplett aufgehängt, und ich habe mit zusammengebissenen Zähnen und viel bescheuertem Herumsuchen den Soundtreiber dazu bekommen, mal endlich Ton unter Linux abzuspielen. Ton unter Linux – wie das klingt, der reine Wahnsinn! Am Ende laufen vielleicht sogar noch Spiele unter Linux – sogar mit Grafik! Ihr werdet es bestimmt noch erleben!

So untersuchte ich staunend die tolle Benutzeroberfläche meines brandneuen Betriebssystems und wollte mir mal ein paar Programme installieren, um damit zu arbeiten. Als erstes fiel mir ein, dass ich gerne eine Linux-Alternative zum grandiosen Notepad++ hätte. Einen brauchbaren Linux-Klon gibt es wohl unter dem Namen „Notepadqq“. Den werde ich mir mal eben kurz installieren, so dachte ich jedenfalls. Also schnell die wundervolle Linux-Anwendungsverwaltung aufgemacht und „Notepadqq“ eingetippt. Und ich sah, dass ich nichts sah. Sehr nützlich diese Anwendungsverwaltung. Auf die Verlässlichkeit von Linux ist offenbar Verlass. Kein Problem, der Firefox ist ja praktischerweise vorinstalliert: Ich lade mir Notepadqq einfach von der Webseite runter. Dort steht unter „Install Notepadqq in Ubuntu 14.04 and Linux Mint 17„:

For Ubuntu and Ubuntu based Linux distributions such as Linux Mint, Elementary OS, PinguyOS there is a PPA available from the developers. Open the terminal and use the following commands:

sudo add-apt-repository ppa:notepadqq-team/notepadqq
sudo apt-get update
sudo apt-get install notepadqq

Hey, ich hatte wirklich schon die Befürchtung, ich müsste mir erst umständlich per Mausklick irgendeinen Installer herunterladen und dann darauf auch noch doppelklicken. Aber Linux zeigt konsequent wie es richtig geht. Und das ist noch gar nicht alles! Um das Tool wieder zu deinstallieren muss ich nicht erst umständlich in der Softwareverwaltung bei Notepadqq auf „Deinstallieren“ klicken – NEIN! Ich muss einfach nur folgende zwei Zaubersprüche in die Konsole hämmern und schon gehts los:

sudo apt-get remove notepadqq
sudo add-apt-repository –remove ppa:notepadqq-team/notepadqq

Das kann sogar meine Oma. Am besten schreibt man sich diese Befehle irgendwo ins Notizbuch oder klebt sich Post-Its an den Monitor. So geht das unter Linux. Da kann sich jeder wie der größte Hacker fühlen. Ich frage mich gerade, wie man unter Linux die Uhr umstellt. Wahrscheinlich irgendwie so:

sudo set-os-clock-configuration –time+date format:YYYY-MM-DD_HH:mm:SS/2016-09-17_11:18:22 -persist update
sudo clock-configuration change confirm -silent kthxbye
sudo sudo sudo kamehameha

Linux…

Nun habe ich erneut etliche Wochen verstreichen lassen, ohne etwas Textliches für meinen Blog hervorzubringen. Das möchte ich heute ändern, indem ich Microsoft-Fans gegen mich aufbringe. Mit dem vorliegenden Beitrag beginne ich eine Mini-Artikelserie über Dinge, die mich an Microsoft-Produkten stören. In letzter Zeit entdecke ich gehäuft Bugs in Software von Microsoft, wobei sich nach längerer Recherche herausstellt, dass der Hersteller überhaupt keine Ambitionen hat, die Probleme, die daraus resultieren, irgendwie zu lösen. Im Gegenteil: Voller Hohn stellt man sich dort immer öfter mit symbolisch verschränkten Armen hin und sagt, dass das eine bewusste Design-Entscheidung sei. Wunderbar! Dann ist es ja in Ordnung, dass nichts richtig funktioniert. Meine Beobachtung möchte ich anhand von Beispielen erläutern, um mir nicht substanzlose Hassbeiträge unterstellen lassen zu müssen. Im Folgenden also ein kleines Beispiel.

Schon vor Jahren fiel mir ein großes Ärgernis in Windows 7 auf: Bei vielen Spielen kommt es vor, dass Windows sich nach 30 Sekunden entscheidet, die visuellen Designs auszuschalten, um die „festgestellte“ beeinträchtigte Leistung des Computers auszugleichen: „Änderung des Farbschemas zum Verbessern der Leistung“ nennt sich das dann. Durch den Warnhinweis wird man von Windows freundlicherweise komplett aus dem Spiel geworfen. Das wäre für das erste Mal gar kein Problem, denn ich kann mich ja bewusst dagegen entscheiden: Keine Ahnung was Windows da genau „festgestellt“ haben will, aber mein Rechner ist definitiv leistungsfähig genug, um Spiele auch flüssig bei aktiviertem Aero auszuführen. Ich kann immerhin auswählen „Aktuelles Farbschema beibehalten und diese Meldung nicht mehr anzeigen“, und damit ist das Thema dann endgültig gegessen.

aeroperformance

Ist es das? Nein, leider doch nicht. Der Bug ist nämlich der, dass Windows den Teil mit „und diese Meldung nicht mehr anzeigen“ komplett ignoriert, so als hätte ich die Alternative ausgewählt, die den Zusatz „aber erneut fragen“ trägt. Diese Option wähle ich bewusst nicht aus, aber es macht überhaupt keinen Unterschied. Windows merkt sich die gewählte Einstellung nicht für das Spiel, und nicht einmal für die laufende Windows-Sitzung. Beim nächsten Spielstart wird Aero nämlich gleich wieder deaktiviert und es erscheint wieder dieselbe doofe Meldung, die ich wieder wegklicken muss. Wieder mit dem Hinweis, dass ich bitte nicht mehr belästigt werden möchte. Es bringt nichts. Windows wirft den Nutzer jedes verdammte Mal raus und fragt jedes Mal nach. Ich kann mich dagegen nicht wehren. Windows 7 ist leider zu alt, Microsoft hat keinen Grund mehr, diesen steinalten Bug zu beheben, also muss ich damit leben.

Microsoft sieht in seinem Betriebssystem auch keine Möglichkeit vor, diesen Warnhinweis komplett abzustellen und die Erkennung von Leistungsproblemen (welcher Art auch immer) einfach zu unterbinden. Wie so oft wird man hier entmündigt und bekommt auch keine Optionen für fortgeschrittene Nutzer angeboten, die wirklich hilfreich wären. Es scheint für einzelne Fälle Workarounds zu geben, und es gibt natürlich die Möglichkeit, visuelle Designs schon proaktiv auszuschalten, damit die Meldung wegbleibt, aber ich will die Designs eigentlich nicht jedes Mal ausschalten müssen, will mich nicht verbiegen müssen für einen Fehler, der eindeutig beim Betriebssystem liegt. Es nervt einfach nur extrem.

Hier einige Links zu dem leider schon recht lange bekannten Problem:

Linux und ich, wir beide haben eine schwierige Beziehung. Wir verstehen uns nicht besonders gut, aber wir kommen zur Not miteinander aus, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Ich kann den Linux-Desktop bedienen, wenn ich muss, und ich bin auch in der Unix-Shell nicht völlig hilflos, auch wenn ich die Konsolenbefehle meistens trotzdem immer wieder nachlesen muss. Ich empfinde oft eine gewisse prinzipielle Sympathie für Linux, aber ich habe auch Vorbehalte und in mancher Hinsicht wiederum sogar eine Abneigung. Schon im Jahr 2000 begann ich mich grundsätzlich für Linux zu interessieren. Im Juli 2003 besuchte ich sogar den LinuxTag in Karlsruhe und hörte mir einige Vorträge an. Ich wollte mich informieren. Meine ersten eigenen Gehversuche in der Linux-Welt machte ich dann tatsächlich erst im Jahr 2005 mit SUSE Linux in einer virtuellen Maschine.

Ich wollte eigentlich gar nicht viel machen, nur einen Apache Webserver installieren, dann darin eine OTRS-Installation laufen lassen. Nur so zum Spaß und zum Testen. Ich rechnete bereits fest damit, dass nichts funktionieren würde, und so ging die Installation von Apache wie erwartet total in die Hose. Jeder Fliegenschiss unter Linux musste umständlich über die Konsole gemacht werden, der Linux-Desktop war vermutlich nur als Gag dabei, um Windows-Nutzer zu trollen. Meine Arbeit bestand hauptsächlich darin, kryptische Fehlermeldungen aus der Shell bei Google einzutippen, im Internet nach einer Lösung zu suchen, daraus wiederum kryptische Befehle in die Shell einzutippen, und das dann jeweils für die nächsten 200 Fehlermeldungen. Da werden reihenweise Pfade nicht gefunden, irgendwelche Pakete fehlen, die Zeichenkodierung ist falsch, Dateien können nicht gelesen werden, Berechtigungen sind falsch gesetzt, der Mond steht nicht im richtigen Verhältnis zur Sonne, man kennt das ja. Schöne, gemütliche Linux-Welt.

Schon im Jahr 2008 startete ich einen erneuten Versuch, mich endlich so richtig mit Linux anzufreunden, die Chancen standen besser denn je: Linux war offenbar so richtig ausgereift und benutzerfreundlich geworden. Linux ist die Zukunft, wie könnte ich dem Betriebssystem da eine zweite Chance verweigern? Ich glaube ich installierte Fedora oder Debian oder sowas. Ich konnte tatsächlich schon recht viel mit dem Desktop arbeiten, da störte es mich auch nicht, dass die Soundtreiber für das Notebook unter Linux nicht funktionierten. Es sah schließlich alles so schön aus. Ich wollte einen Compiler für C++ ausprobieren und versuchte nach einer Internet-Anleitung über die Konsole (wie denn auch sonst?) den GCC zu installieren. Die Installation war mir nach anfänglichen Problemen irgendwann geglückt. Dummerweise wusste ich leider nicht, wohin der Compiler eigentlich installiert worden war oder auf welchen Namen er hörte. Die Installation über die Konsole kommt einem doch sehr spartanisch vor, wenn man die bunten Windows-Installer gewohnt ist, die brav nach dem Pfad fragen. Ich kratzte mich hilflos am Kopf während ich versuchte, aus dem Linux-Dateisystem schlau zu werden. Wo ist Laufwerk C? „etc“? „opt“? „var“? Hilfe, wie kann ich Dateien suchen?

Okay, ich hätte mich schlauer anstellen können, aber es macht einfach keinen Spaß, sich wie der größte Anfänger zu fühlen, und Linux gab mir genau dieses unangenehme Gefühl. Und so verschwand Linux wieder von meinem Notebook. Dennoch verwarf ich meinen ursprünglichen Plan nie, es irgendwann doch einmal ganz ernsthaft zu versuchen, wenn die Zeit reif ist. Aber dazu müsste Linux mir schon noch ein ganzes Stück entgegenkommen.

Januar 2016: Microsoft gibt sich seit Monaten mit der aktuell noch kostenfreien Spyware Windows 10 alle Mühe, mir den Spaß an Windows endgültig zu verderben. Ein Wechsel zu Windows 10 kommt für mich derzeit aus mehreren Gründen überhaupt nicht in Frage. Es ist also der perfekte Zeitpunkt, einen Blick auf eine aktuelle Linux-Distribution zu werfen, die zudem besonders anfänger- und umsteigerfreundlich zu sein scheint: Ubuntu. Schon vor Monaten habe ich mich bei echten Linux-Fans unter meinen Arbeitskollegen informiert und mich beraten lassen. Ubuntu sei so wundervoll, sehr benutzerfreundlich und wirklich extrem leicht zu bedienen. Die Probleme der Vergangenheit sind alle längst behoben, sogar die Treiberunterstützung wurde deutlich verbessert. Prima, dann ist ja alles klar.

Ich installierte mir also Ubuntu 15.10 in Virtualbox:

ubuntu

Oh, ja, in der Tat sehr wundervoll. Ubuntu lässt sich nicht starten. Schon kurz nach der Installation ist meine Abenteuerreise beendet, der Zeichensalat auf dem Bildschirm sah jedenfalls nicht nach dem Betriebssystem aus, das ich haben wollte. Ich musste wohl irgendetwas falsch gemacht haben. Sogleich wurde die VM gelöscht, neu angelegt und Ubuntu nochmals installiert. Diesmal aber richtig und mit doppelt soviel Konzentration bei den Details.

Nachdem auch die zweite Installation zu meinem Entsetzen scheinbar missglückt war und Ubuntu sich partout nicht starten ließ, beschloss ich entgegen meiner eigentlichen Vorsätze die Fehlermeldung wie gewohnt bei Google einzutippen. Dadurch fand ich tatsächlich heraus, dass ich die Bootreihenfolge der Laufwerke ändern musste, so dass die VM zuerst von der Festplatte startet (obwohl keine DVD im Laufwerk ist). Für aussagekräftigere Fehlermeldungen ist in der Linux-Community offenbar auch kein Geld da. Es ist mir schleierhaft, wie ich aus dem hingerotzten Output erkennen soll, dass die Bootreihenfolge falsch ist oder warum sie falsch ist. „I/O Error“, „Unable to read page“, „squashfs_read_data failed to read block“, „SQUASHFS error“, alles klar, das hilft mir natürlich weiter. Auch hätte ich doch von Geburt an wissen müssen, dass „dev sr0“ das DVD-Laufwerk ist. Aha.

Ubuntu fängt also wieder GENAU so an, wie ich Linux seit vielen Jahren kenne und hasse: Ich muss jedes Mal nach Fehlermeldungen googlen, um das Betriebssystem halbwegs nutzen zu können. Egal wie ich es anfange, endet es irgendwie immer damit, dass ich Fehlermeldungen in eine Suchmaschine eintippe um jemanden zu finden, der irgendwo die Lösung gepostet hat. Wieso geht das bei Linux nicht anders? Ich kann es mir absolut nicht erklären. Ich will das nicht, ich habe darauf keine Lust. Ich versuche es vielleicht in 4 Jahren nochmal. Merci, dass es dich gibt, Windows 7.

papierkorbDa meint man, man sei nach fast 20 Jahren Erfahrung im Umgang mit den verschiedensten Windows-Problemen, -Fehlern und -Eigenarten mittlerweile nicht mehr zu überraschen, und doch stellt sich heraus, dass man sich da ziemlich irren kann. Jemand aus der IT-Fachwelt, der freiwillig von sich behauptet, privat und beruflich Windows zu verwenden, setzt sich ja schon genug dem Spott und der Kritik aus, da müsste man seinen Mitmenschen eigentlich nicht auch noch selbst den Salzstreuer in die Hand drücken. Aber genau das mache ich.

Nicht ausschließlich auf eigener Hardware, aber dennoch intensiv genug, begleiten mich Microsofts Betriebssysteme seit Windows 3.1 bis heute einschließlich Windows 7. Ich habe viele Fehlermeldungen gesehen, viele Bluescreens verdaut, erheblichen Datenverlust überstanden, unzählige Workarounds gefunden, erfunden, und mich über die Jahre und Jahrzehnte damit abgefunden, dass es manchmal einfach abstürzen muss. Inzwischen stürzt es ja sogar schon fast nicht mehr ab. Ja, Linux ist die Zukunft. Linux ist perfekt. Linux habe ich in meinem Studium oft genug abstürzen gesehen. Nicht immer ist das Gras auf der anderen Seite grüner. Ich verstehe die Windows-Kritiker ja. Aber irgendwie fehlt bei mir noch der nötige Funke, der mich zum Wechseln bringt. Ich bin (noch) ganz zufrieden in meiner proprietären Fensterwelt. Windows 8 könnte das freilich ändern.

Ich lasse es mir trotzdem nicht nehmen, über das Betriebssystem meiner Wahl zu schimpfen, wenn mir mal wieder etwas passiert, das mich zum Kopfschütteln bringt. So wie gestern, als ich einer Sache nachgehen wollte, die mir einige Monate zuvor schon begegnet ist. Es muss während eines Live-Scan meiner Festplatten durch den Virenscanner gewesen sein, ich kann mich nicht mehr so genau erinnern. Jedenfalls sah ich mir das beinahe hypnotische Fortschrittsfenster aus mir inzwischen nicht mehr bekannten Gründen eine Weile konzentriert an, als mir auffiel, wie er einige Dateien aus dem Verzeichnis C:\$Recycle.bin, also dem Papierkorb, durchsuchte. Es waren ziemlich viele Dateien, deren Herkunft ich sofort erkannte: Dateien, die zu einem Spiel gehörten, das ich längst deinstalliert hatte.

Mein erster Instinkt war es, den Papierkorb zu leeren – doch er war augenscheinlich leer. Als nächstes setzte ich eine Command-Shell auf das Verzeichnis an, und ließ mir sogar unsichtbare und Systemdateien anzeigen, denn man ist ja kein Anfänger. Oder vielleicht doch, denn meine Suche brachte nichts zu Tage. Das mussten wohl Geisterdateien sein, oder ich war vielleicht einfach übermüdet und hatte mich verlesen. Windows wird mich schon nicht verarschen. Gestern also erinnerte ich mich wieder an das alte Problem, und ich wollte diesmal sogleich das Internet-Orakel der NSA in dieser Sache befragen. Meine Recherche dauerte keine zwei Minuten. Dass der Papierkorb von Windows hin und wieder Dateien „verliert“, ist gar nicht so unwahrscheinlich, wie es aussieht. Es scheint zu helfen, wenn man den Ordner komplett von der Festplatte tilgt, der für die Papierkorb-Funktion reserviert ist:

rd /s /q C:\$Recycle.bin

Dieser Befehl muss mit Administratorrechten ausgeführt werden. Das geht am einfachsten über Start -> (Alle Programme) -> Zubehör -> Eingabeaufforderung (Rechtsklick -> Als Administrator ausführen), oder man legt sich dafür eine eigene Verknüpfung an. Damit löscht man den Ordner und sämtlichen Inhalt, egal ob Verzeichnis oder Datei. Keine Sorge, Windows ist sofort in der Lage, das Verzeichnis neu anzulegen, wenn es vermisst wird. Obwohl mein Betriebssystem mir via Kontextmenü hoch und heilig versprach, dass der Papierkorb total leer sei, hatte ich auf einen Schlag – man höre und staune – 10 GB mehr frei als zuvor. Echt jetzt! 10 GB an Datenmüll, der bei meiner über vier Jahre alten Windows-Installation offenbar irgendwie hinter den Papierkorb gefallen sein muss, so dass nur noch der Virenscanner darauf Zugriff hatte. Wer lustig ist, kann denselben Befehl gerne auch auf seine anderen Festplatten anwenden (Laufwerksbuchstabe ersetzen), denn auch dort konnte ich das eine oder andere versunkene Gigabyte aus der Tiefe des Datenmeeres heben und seinem gerechten Schicksal zuführen.

Ach Windows, erneut hat deine Glaubwürdigkeit bei mir sehr gelitten. Wenn ich mich schon nicht darauf verlassen kann, dass du meine Dateien endgültig vernichtest, so muss ich doch annehmen, dass du sie etwa für die Geheimdienste zwischenspeicherst, denn schließlich geht es ja um Microsoft.

Kürzlich saß ich mit einem Kollegen zusammen, der mir stolz sein neues Windows-8-betriebenes Notebook zeigen wollte. Bis zu jenem Zeitpunkt hatte ich dieses (für mich relativ uninteressante) Betriebssystem von Microsoft noch nie zu sehen bekommen. Aber ich dachte da so bei mir: Der Kollege versteht nicht viel von PCs, Windows 8 dürfte genau das richtige für ihn sein, weil es ja so benutzerfreundlich ist, und überhaupt.

windows8Der Desktop sieht ja sogar ganz schick aus, und die Sounds gefallen mir auch, aber Metro mit seinen schmucklosen Kacheln wirkt doch sehr rustikal, so wie ich das auch von Screenshots kannte. Ich ließ den Kollegen einfach mal machen, was ihm scheinbar anfangs auch ganz gut gelang, während ich stumm die Oberfläche betrachtete.

Wir wollten im Internet diverse Angebote suchen, und damit es nicht gar so still beim Surfen würde, suchte er auf seiner externen Festplatte ein paar Musikdateien, wovon er eine mit einem beherzten Doppelklick aus dem Explorer startete. Es öffnete sich der Windows Media Player im Vollbildmodus, mit irgendeiner unglaublich lahmen Visualisierung, die ein bisschen aussah wie ein Bildschirmschoner aus den 80ern. Da war ich doch schon Spannenderes von Microsoft gewohnt. Wie dem auch sei, so interessant war die Oberfläche des Media Player nun wirklich nicht, dass wir den auf einem Breitbild-Display unbedingt im Vollbild hätten sehen wollen. So hetzte und klickte der Kollege relativ hilflos mit der Maus auf dem Bildschirm herum, fegte quer durch alle Bildschirmecken, auf der abenteuerlichen Suche nach dem Desktop. Nach einigen erfolglosen Versuchen kommentierte er das Geschehen bereits mit den ersten abfälligen Kommentaren über Windows 8. Ich gab mir Mühe nicht zu lachen.

Besonders viel helfen konnte ich ihm da schon nicht, da ich Windows 8 nicht nutze, aber immerhin entdeckte ich irgendwann in einer Ecke eine Verknüpfung zum Startmenü, und von dort gelangte man über eine Kachel wieder auf den Desktop. Ein Glück: Die Musik dudelte im Hintergrund weiter. Schnell wollte der Kollege mir noch ein paar Fotos zeigen, die er gespeichert hatte. Also via Desktop dorthin navigiert und das erste Foto im Ordner mit einem Doppelklick geöffnet. Das Foto öffnete sich wie erwartet im Vollbild. Wird jetzt etwa doch noch alles gut?

Witzig wurde es erst, als der Kollege mir die anderen Fotos aus dem Ordner zeigen wollte. Er suchte also mit der Maus nach irgendwelchen Pfeilen für die Ordnernavigation Links und Rechts, um durch die Bilder zu schalten. Einen Pfeil fanden wir, allerdings nur für Links, keinen für Rechts. Ein Klick darauf bestätigte die Vermutung, dass der Pfeil eine andere Bedeutung hat. Ich empfahl ihm, doch mal die Pfeiltasten auf der Tastatur zu probieren, weil das bei vielen Programmen funktioniert. Es bewegte sich leider nichts. So fuchtelte er also wieder mit der Maus in allen möglichen Ecken nach einer Diashow-Funktion oder etwas ähnlichem, aber wir fanden nichts. Also zurück zu den Kacheln, und von dort zurück zum Desktop, das nächste Foto mit einem Doppelklick ausgewählt. Dann wieder raus, zurück auf den Desktop, nächstes Foto. Schon beim vierten Mal war uns das eindeutig zu blöd. Mein nächster Tipp war es, doch einfach mal alle Fotos in dem Ordner zu markieren und auf die Selektion mit der rechten Maustaste zu klicken: Da musste es doch eine Diashow-Funktion im Kontextmenü geben, oder?

Fehlanzeige. Bevor wir uns sinnlos weiter mit Windows 8 herumärgerten, schlossen wir seine externe Festplatte an seine alte Kiste mit Windows XP an, dort ging das alles ganz mühelos. Erstaunlich wie Windows 8 beim Thema Intuitivität – wo es doch soviel Wert darauf legt – auf ganzer Linie versagt. Ein Betriebssystem für Rentner, Kinder und DAUs, und dennoch gelang es uns nicht, vernünftig damit zu arbeiten.

Ich bin nach diesem furchtbaren ersten Eindruck froh, dass ich mir Windows 8 nicht aufgehalst habe. Das ist wirklich nichts für mich, dafür ist mir der klassische Desktop und das Startmenü zu wichtig. Für Tablets mag das ja die Offenbarung sein, aber doch nicht am Desktop-PC oder am Notebook.