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Auf meinem TV-Serien-Kerbholz prangt seit wenigen Tagen eine weitere Kerbe, die ich mir mühsam durch wochenlange, intensive Beobachtung verdient habe. Meine Wahl fiel diesmal auf die Science-Fiction-Serie „Eureka – Die geheime Stadt“, die sich über fünf Staffeln zwischen 2006 und 2012 erstreckt. Die „geheime Stadt“ macht dabei eigentlich nie einen besonders geheimen Eindruck, gerade weil ziemlich oft Besuch da ist, daher ist der deutsche Untertitel meines Erachtens blöd gewählt, „geheimnisvoll“ hätte deutlich besser gepasst. Vieles in Eureka mag wohl geheimnisvoll sein, aber leider oft im Nachhinein auch komplett belanglos.

Zur Handlung: Jack Carter verfährt sich mit seiner rebellischen, etwas kleinkriminellen Teenie-Tochter Zoe, als die beiden einen Unfall haben, der aber glimpflich ausgeht. Auf der Suche nach einer Werkstatt verschlägt es sie in die merkwürdige Kleinstadt Eureka, in der nichts ist, wie es scheint: Kinder verstehen höhere Mathematik, der hiesige Kfz-Mechaniker Henry entwickelt in seiner Freizeit ein Gerät, das mühelos die Schwerkraft überwindet, und unerklärliche Phänomene halten die Ordnungshüter der Stadt auf Trab. Der U.S. Marshal Carter bietet seine Hilfe an, und bevor er sich versieht, bekommt er die gerade freigewordene Stelle des Sheriffs in Eureka angeboten. Fortan sorgt er für Recht und Ordnung in einer Stadt voller Genies und Wissenschaftler, in der sich alles um die geheime Forschungseinrichtung Global Dynamics dreht, wo modernste Technologien unter anderem für das Verteidigungsministerium erforscht werden.

Und damit herzlich willkommen zu Star Trek auf der Erde. Jedenfalls wird dem Zuschauer sehr früh klar, woher die Inspiration für die Serie hauptsächlich kommt. In Eureka geht es weitestgehend darum, dass es die Stadtbewohner mit irgendeinem Zeit-, Gravitations-, oder sonst irgendeinem Phänomen zu tun bekommen, Sheriff Carter muss mit seiner naiven, unwissenschaftlichen Art Spuren lesen und die Ursache ermitteln, und der Physiker Henry Deacon muss mit seiner sehr wissenschaftlichen Art Formeln entwickeln und das Problem irgendwie lösen. Carter wohnt in einem vollautomatischen Haus mit Computerstimme, das auf den Namen SARAH hört. Der spätere Hilfssheriff von Eureka ist der Androide Andy, der einmal sogar scherzhaft „Mr. Data“ genannt wird. Einzelne Dialoge und die Handlung ganzer Episoden sind fast 1:1 aus Star Trek: Das nächste Jahrhundert übernommen worden, so wie beispielsweise die, in der nach und nach die Bewohner der Stadt verschwinden, und sich außer Carter niemand mehr an diese Leute erinnern kann.

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Ärgerlich finde ich Unstimmigkeiten, die sich fast durch alle Staffeln konsequent durchziehen. Wenn Carter irgendein unerklärbares Phänomen in Eureka beobachtet, und er bei Global Dynamics den Top-Wissenschaftlern der Welt von seiner Beobachtung erzählt, dann wird erstmal herzhaft gelacht und gefragt, ob er denn getrunken habe, denn das was er beschreibt ist ja schließlich absurd. In Eureka – die Stadt, in der Häuser fliegen, Menschen und Autos unsichtbar werden, sich spontan eine zweite Sonne bildet, und das ist dort Alltagsgeschäft. Überhaupt, die allermeisten Episoden laufen nach dem gleichen Schema ab. Beliebiges, mehr oder weniger gefährliches Phänomen taucht in Eureka auf. Sheriff Carter fragt als einziger Nicht-Wissenschaftler bei GD in die Runde, ob Maschinen-Dingsi A das Problem sein könnte. Antwort: Nein, Maschine A kann auf gar keinen Fall so etwas verursachen. – Sheriff Carter: Na schön, was ist dann mit Maschinen-Dingsi B? – Antwort: Nein, auch Maschine B funktioniert nicht auf diese Weise. Absolut unmöglich. Sheriff Carter kratzt sich am Kopf und schnipst plötzlich mit dem Finger wie einst Wickie bei den starken Männern: Und wie sieht es aus wenn gleichzeitig Maschine A und Maschine B eingeschaltet sind? – Betroffenes Schweigen. Henry: „Das ist es!“. Henry löst das Problem.

In Eureka lassen sich Flugzeug-, Raumschiff- oder U-Boot-Starts grundsätzlich nicht mehr abbrechen, schon gar nicht, wenn diese versehentlich oder durch einen Fehler eingeleitet wurden. Tolle Technik. Die Lösung kann da nur sein, künftig noch viel mehr auf Technik zu vertrauen. In der ersten Staffel werden so extrem mysteriöse Dinge vorgestellt wie „Das Artefakt“, das bei GD hinter den sichersten Sicherheitsbarrieren unter Verschluss gehalten wird, weil es so mächtig und mysteriös ist, dass niemand seine Bedeutung versteht, die wohl noch viel mysteriöser und gefährlicher ist als wir uns das vorstellen könnten. Es bleibt die ganze Zeit immer wieder bei den selben öden Andeutungen über seine unbekannte Herkunft und die Gefahr, die von dem Artefakt ausgeht. Solange, bis das Artefakt irgendwann einfach nicht mehr erwähnt wird. Das Artefakt ist so mysteriös, dass es auf mysteriöse Weise aus der Serie verschwindet. Super!

Mal von dem ganzen Artefakt-Käse abgesehen ist die Serie teilweise echt nett, vor allem wenn man Zeitreisen und/oder Star Trek mag. Sogar Wil Wheaton spielt eine Gastrolle, der in TNG die allseits beliebte Figur des Fähnrich Wesley Crusher gespielt hat. Der Darsteller des Henry Deacon ist mir leider nur als Mitarbeiter bei Cyberdyne aus Terminator 2 bekannt, der sich selbst in die Luft sprengt, um zu verhindern, dass SkyNet erschaffen wird. Wen hätten wir noch? Max Headroom hat eine kleine Nebenrolle, außerdem Internet-Celebrity Felicia Day. Für mich ist Eureka eine Serie, die man sich vielleicht einmal ansieht, und dann definitiv kein zweites Mal, denn so fesselnd ist sie eigentlich nicht. Die Gags nutzen sich schnell ab, die Fortsetzungsgeschichten lösen sich schnell auf und die Pointen vieler Episoden sind schnell durchschaut. Aber für manche kann es sich lohnen, Eureka mal eine Chance zu geben.

captainfuture1Erneut geht ein kleines Fernsehserienerlebnis in meinem Leben zuende, das mir einen kurzen abschließenden Kommentar wert ist. Dieses Mal wollte ich eine Serie aus meiner Kindheit wiederaufleben lassen. Von der japanischen Anime-Serie Captain Future sah ich als Kind nur vereinzelt ein paar Episoden, so dass mir nur sehr blasse Erinnerungen verblieben waren. Wieso also nicht einmal einen detaillierten Blick auf das Gesamtwerk werfen? Nunja, jetzt weiß ich warum. Manche Kindheitsgeschichten sollte man besser dort lassen wo sie hergekommen sind.

Die Zeichentrickserie entstand im Jahr 1978, und fällt damit in eine prominente Kinoära in Sachen Science-Fiction: Star Wars war gerade in den Kinos, an Star Trek: The Motion Picture wurde noch gearbeitet. Nicht mehr ganz aktuell war John Carpenters Dark Star, dafür folgten außerdem der Weltraumschocker Alien und Disneys Das Schwarze Loch. Kurzum, Sci-Fi war bei uns ziemlich angesagt. Vielleicht war das der Auslöser, wieso diese Serie entstand, und wieso das ZDF Captain Future nach Deutschland holen wollte. Einerseits könnte man dem öffentlich-rechtlichen Sender ausnahmsweise mal dankbar sein, andererseits müsste man das ZDF und das Synchronstudio verurteilen, dafür dass es wieder nur für die grotesk falsche Gleichung Zeichentrick = Kinderserie gereicht hat. So wurde aus dem japanischen Original alles herausgeschnitten, was für Kinder irgendwie ungeeignet erscheinen mochte. Die Serie wurde damit ziemlich entwertet.

Als Kind hatte ich wesentlich mehr Freude an der Serie, das muss ich zugeben. Heute fallen mir die vielen Schwächen, die sinnlosen Albernheiten und unlogischen Stellen zu deutlich auf. Schon bei H. G. Wells Time Machine fragte ich mich, wie wahrscheinlich es sein mochte, dass man in 700.000 Jahren in der Zukunft noch Menschen findet, geschweige denn welche, die noch irgendeine unserer Sprachen sprechen. Captain Future treibt diese Idee völlig auf die Spitze: Er reist mal eben 5 Milliarden Jahre in die Vergangenheit, oder 2 Milliarden Jahre in die Zukunft. Und dort hält er ein Schwätzchen mit den menschlichen Einwohnern irgendwelcher Planeten. Ja sicher. Ganz absurd wird es, wenn Captain Future mit Wissenschaftlern darüber diskutiert, ob ein bestimmtes Vorhaben in angemessener Zeit machbar sein wird: „Das dauert doch bestimmt 120.000 Lichtjahre!“ – „Nein, das dauert sicher keine 120.000 Lichtjahre!“ (sinngemäß). Das Synchronstudio scheint sehr viele Lichtjahre gebraucht zu haben, um einen Astronomie-Grundkurs zu besuchen.

captainfuture2Tatsächlich um Lichtjahre voraus war der tolle Synthi-Soundtrack von Schlagermusiker und ehemaligem GEMA-Jemanden-Abzocken-Aufsichtsrat Christian Bruhn. Wir hatten wirklich großes Glück, dass wir nicht das japanische Original-Intro aufgedrückt bekamen, denn dessen generischer schwermütiger Singsang passte überhaupt nicht zum Thema. Im Gegensatz zur etwas altbackenen Serie ist der deutsche Soundtrack absolut zeitlos. Phil Fuldner erkannte das Potenzial 1998, als er das fetzige Kampfthema der Serie zu dem Elektrohit „The Final“ verarbeitete.

Kampf ist übrigens das richtige Stichwort: Häufig kam es in der Serie vor, dass die Future-Mannschaft in einen Kampf verwickelt wird, und als die Kampfmusik gerade einsetzt, liegt der Feind plötzlich tot am Boden. Otto (der Gummi-Androide) kommentiert das Geschehene schließlich so, als habe soeben ein epischer Kampf um Leben und Tod stattgefunden. Bravo! Zugabe! Und wenn es das nicht ist, dann landet Captain Future zum Ende einer Episode auf einem fremden Planeten. Abspann. Die nächste Episode beginnt zu meiner Überraschung damit, dass der Erzähler rückblickend berichtet, wie die Future-Mannschaft von Eingeborenen gefangen wurde, und sie mit dem Häuptling über ihre Freiheit verhandeln mussten etc. Nichts von dem hatte man gesehen. Der Verantwortliche für den Schnitt war hoffentlich stolz auf den Murks, den er da verbrochen hat.

Nein, es ist nicht, dass die Serie schlecht wäre. Ich habe nur festgestellt, dass ich meine Kindheitserinnerungen besser nicht nochmal hätte auffrischen sollen. Zu groß ist die Verärgerung über die vielen Fehler und den miesen Schnitt. Captain Future hat wirklich seine netten Momente, auch wenn der Zeichenstil hin und wieder spürbar schwächelt. Tatsächlich bin ich nur froh, dass ich Captain Future endlich zu den Akten legen, und mich um eine bessere Serie kümmern kann. Ich dachte wirklich, dass mir heute noch alles gefällt, was mir bereits in meiner Kindheit oder Jugend gefiel. Aber dieses Beispiel hat mich davon überzeugt, dass es Ausnahmen gibt. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass mich schon damals andere TV-Serien mehr interessiert haben.

Zwei Edelsteine auf Zeitreise

rubinrot_altSchulstress, Pickel oder Liebeskummer sind für die rebellische Gwendolyn (Maria Ehrich) eigentlich das kleinste Problem. In ihrer sonderbaren Familie dreht sich alles nur um ihre bornierte Cousine Charlotte (Laura Berlin). Während sämtliche Familienmitglieder schon sehr gespannt darauf warten, dass sich ein vererbter Gendefekt bei Charlotte endlich in Form einer Zeitreise bemerkbar macht, stellt Gwendolyn entsetzt fest, dass eigentlich sie die Trägerin dieses Gens ist, und findet sich prompt im London des frühen 20. Jahrhunderts wieder. Soweit alles ganz normal. Gezwungenermaßen als Ersatz für ihre Cousine wird die völlig unvorbereitete Gwen von einer zwielichtigen Zeitreise-Sekte für eine geheime Mission rekrutiert. Gemeinsam mit dem gutaussehenden Gideon (Jannis Niewöhner) soll sie – der Rubin – dabei helfen, das Blut von zwölf Zeitreisenden in einer Zeitmaschine zu sammeln, um eine Prophezeiung zu erfüllen. Allerdings scheint das mit der Prophezeiung nicht jeder für eine gute Idee zu halten…

„Rubinrot“ ist eine diesjährig veröffentlichte deutsche Filmproduktion von Felix Fuchssteiner, eine Literaturverfilmung nach dem gleichnamigen Jugendroman von Kerstin Gier. Zeitreisen stellen das zentrale Thema der Geschichte dar, daneben wie erwartet Liebe und das Erwachsenwerden mitten in London. Gwendolyn ist in dem Film die Auserwählte, die nicht auserwählt werden wollte, und so wird sie in ein Abenteuer geschickt, das sie initial weder versteht noch unterstützt. Das Problem mit dem Zeitreise-Hintergrund der Handlung ist, dass dieser viel Potenzial bietet, wie es schon von einigen berühmten Filmwerken wirklich gut auf die Leinwand gebracht werden konnte, was dann auch eine unbewusste (vielleicht ungerechte) Erwartungshaltung erzeugt. Tatsächlich werden Zeitreisen hier unspektakulär und unproblematisch dargestellt. Dass eine Zeitreise in die Vergangenheit etwa Auswirkungen auf die Gegenwart haben könnte, wird zwar erwähnt, aber es wird leider versäumt, dies überhaupt in irgendeiner Szene zu demonstrieren. Eine Zeitreise ist hier einfach eine Reise an einen eigentlich unzugänglichen Ort.

Etablierte und überzeugende deutsche Filmschauspieler wie Josefine Preuß, Gottfried John und Veronica Ferres bilden einen angenehmen Kontrast zu den Nachwuchstalenten, und zu der für das deutsche Kino gewohnt mäßigen Schauspielqualität. Der Film ist bemüht, sich auf alltagssprachlichem, jugendlichem Niveau zu bewegen, bringt aber vereinzelt merkwürdige Dialoge hervor, die zu den Charakteren nicht so recht passen wollen. So wie die etwas unglaubwürdigen Textzeilen von Gwens Schulfreundin Leslie, die sich in ihrer Darstellung gerade noch mit GZSZ messen kann. Jannis Niewöhners Darbietung des abenteuerlustigen Zeitreisepartners Gideon kann sich dagegen sehen lassen. Die historischen Kostüme und Sets wirken sehr authentisch. Auch sind die Kampfszenen von Gideon einigermaßen gut choreographiert. Als tolle Idee nahm ich die Begegnung von Gwen mit ihrem längst verstorbenen Großvater zur Kenntnis, der ihr zu Lebzeiten bei einer ihrer Zeitreisen noch begegnet ist, er also als einziger früher über ihren genetischen Umstand Bescheid wusste. Leider ist diese Szene so kurz, dass sie kaum ihre Wirkung entfalten kann.

Ohne sich zuvor mit der Thematik der literarischen Vorlage oder ihres Umfangs vertraut zu machen, ist spätestens nach der Hälfte der Spieldauer klar, dass es auf eine mehrteilige Filmreihe hinausläuft. Längst zuviele Charaktere, zuviele angedeutete Verschwörungen, und bei weitem zuviele Geheimnisse und unentdeckte übernatürliche Fähigkeiten werden in die Handlung eingeführt. So ist es dann auch keine Überraschung, dass „Rubinrot“ sich zum Finale hin gar nicht bemüht, Licht ins Dunkel zu bringen, sondern den Zuschauer mit einem halbgaren Ende und zum Abspann mit jeder Menge offener Fragen sitzen lässt.

Fazit: Der Film reißt eine ganze Reihe mehr oder weniger okkulter Bereiche im Zusammenhang mit einem uralten Geheimbund an, darunter Geister, Telekinese, Gedankenlesen, Magie und Zeitreisen. Diese Fülle an klassischen Fantasy- und Science-Fiction-Elementen wirkt dick aufgetragen und unterstreicht in diesem Fall: Weniger ist manchmal mehr. So scheint „Rubinrot“ ein bisschen wie eine verquere Mischung einer zeitreisenden Harry Potterin und Twilight ohne Vampiren und Werwölfen zu sein. Dennoch funktioniert der Film als Liebesgeschichte mit klischeeträchtigem Finale, das versucht zwei Streithähne in Turteltauben zu verwandeln, sogar ganz gut.

backtothefuturegame1Komplettlösung? Für das was ich spiele, brauche ich keine… Komplettlösung. Jedenfalls nicht als Erwachsener – im Jahr 2013. Aber vielleicht hätte mein jüngeres Ich als Kleinkind von vielleicht zwei Jahren geringfügige Schwierigkeiten mit diesem Spiel gehabt. Doch um das herauszufinden, bräuchte ich schon so etwas wie eine Zeitmaschine.

Zugegeben, ich war 1986 noch sehr viel jünger als die Akteure in Back to the Future: The Game, das damit etwa ein Jahr nach Ende der äußerst bekannten Filmtrilogie Zurück in die Zukunft von Robert Zemeckis und Bob Gale spielt. Aber dennoch zähle ich mich zu den größten Fans dieses (und das sage ich ohne jegliche Übertreibung) Meisterwerks der Filmgeschichte. Wer beim Thema Zeitreisen nicht zuerst an Marty McFly und Doc Brown denkt, der muss wohl die vergangenen 28 Jahre auf dem Mond gelebt und auch noch den Fernseher vergessen haben, denn der fliegende DeLorean mit dem Fluxkompensator ist Oscar-Preisträger, Popkultur und damit praktisch Allgemeinbildung.

Die auf Adventures spezialisierte Spieleentwicklerfirma Telltale Games hat zwei Dinge vollbracht: Sie hat den längst totgeglaubten Point & Click Adventures, die Ende der 90er Jahre ganz plötzlich aus den Spieleregalen verschwanden, zu einem längst überfälligen, verdienten Revival verholfen, und sie hat ein wirklich gutes Spiel zu Back to the Future entwickelt. Die jüngeren Spieler, die sich unter einem Point & Click Adventure schon nichts mehr vorstellen können, sollen doch bitte an dieser Stelle kurz nach „The Secret of Monkey Island“ oder „Day of the Tentacle“ googlen.

Wie bereits eingangs beschrieben ist das telltale’sche Back to the Future ein eher leichtes Spiel. Sehr leicht. In der Tat ist dieses Spiel sogar SO leicht, dass ich jede beliebige Episode mit verbundenen Augen und Gehörschutz spielen könnte, völlig ziel- und hilflos mit der Maus herumklickend, und wenn dann noch jemand immer rechtzeitig die Episode für mich wechseln würde, wäre ich ruckzuck durch, ohne es zu merken. Nun gut, vielleicht übertreibe ich jetzt doch etwas. Vielleicht bin ich einfach noch abgehärtet durch die „klassischen“ Adventures, die einen gern mal wahnsinnig machten, bis man ein Rätsel löste – oder den Tipps & Tricks -Teil einer Spielezeitschrift bemühte. Sogar hier macht es Telltale dem ungeduldigen Spieler der „Generation ADHS und SMS“ extrem leicht: Die Komplettlösung wurde gleich ins Spiel eingebaut und ist immer nur einen Klick entfernt, wenn man mal nicht auf Anhieb weiterkommt. Fehlt eigentlich nur noch, dass der Computer das Spiel für mich auf Wunsch weiterspielt, wenn ich mich gerade von den anspruchsvollen Rätseln erholen muss.

backtothefuturegame2So, genug über den lächerlichen Schwierigkeitsgrad gelästert. Betrachten wir das Spiel doch einfach mal als computeranimierten Zeichentrickfilm mit einem Hauch von Interaktivität. Denn darüber hinaus bin ich ganz und gar im Hill Valley der 1930er Jahre versunken. Die Zeitreise-Adventure-Reihe besteht aus insgesamt fünf Episoden („It’s About Time“, „Get Tannen“, „Citizen Brown“, „Double Visions und „Outatime“), die allesamt in einem Rutsch in selten mehr als zwei Stunden durchgespielt werden können. So kommt man auf etwa zehn bis zwölf Stunden Gesamtspielzeit, also mehr als die drei Filme auf die Waage bringen.

Die erste Episode verschlägt den Spieler in der Rolle des Marty McFly ins Jahr 1931, wo er Doc Emmett Brown aus dem Gefängnis befreien soll. Um das zu bewerkstelligen, muss er sich mit dem Emmett Brown von 1931 – damals noch Teenager – anfreunden und ihn um Hilfe bitten. Allerdings setzen Marty und Emmett mit dieser Befreiungsaktion katastrophale Ereignisse in Gang, die das Hill Valley von 1986 komplett umkrempeln. Nun muss der Schaden irgendwie behoben werden, die ursprüngliche Zeitlinie wiederhergestellt werden. Im weiteren Verlauf der Handlung landet man auch noch im Jahr 1876, so ähnlich wie man das schon aus dem dritten Filmteil kennt.

Die Cartoongrafik ist schick, wobei die Charaktere und ihre Mimik recht gut aussehen, die Umgebung leider weniger. Das Gameplay ist genau so, wie man das von Adventures erwartet: Benutze Hamster mit Mikrowelle, benutze Benzin mit Kettensäge, benutze Saloonschild mit Plumpsklo. Selbstverständlich gibt es keine Verben mehr, es gibt nur noch Anklicken, ergo „Benutzen“, egal ob das eine Person ist, eine Tür, oder ein anderes Objekt: Marty macht immer genau das richtige. Das Absuchen des Bildschirms nach anklickbaren Dingen ist gleich geblieben. Das Spiel wechselt dabei gelegentlich zwischen actionreichen und ruhigen Sequenzen. In Actionszenen muss man entweder den einzigen klickbaren Gegenstand finden, oder man muss mehrere klickbare Objekte in der richtigen Reihenfolge benutzen, um die Handlung voranzutreiben.

backtothefuturegame3Der Soundtrack des Spiels ist über jeden Zweifel erhaben, denn es handelt sich um die Original-Filmmusik von Alan Silvestri und Huey Lewis. Die Soundeffekte sind ebenfalls allesamt authentisch. Christopher Lloyd und Claudia Wells sind als einzige Originalsprecher für ihre eigenen Figuren Doc Brown und Jennifer an Bord. Michael J. Fox spricht (vermutlich aus gesundheitlichen Gründen) nicht Marty McFly, aber immerhin einige Sätze für eine andere Person im Spiel. Von den bekannten deutschen Sprechern ist keiner dabei, aber die deutsche Sprachversion ist aus anderen Gründen schon nicht zu empfehlen: Es fehlen einzelne Sprachsamples, die Übersetzung ist teilweise inkonsequent, zusammenhanglos, und liegt manchmal schwer daneben (Rohr an der Wand -> „Pfeife“).

Ein kurzweiliger Spaß mit relativ geringem Wiederspielwert. Als Fan kommt man natürlich voll auf seine Kosten: Traditionell landet ein Tannen in einem Misthaufen, daneben bekommt man es mit einer Reihe weiterer Tannens, McFlys, und besonders mit Edna Strickland zu tun. Technisch musste ich einige Grafikprobleme beklagen, die sich vereinzelt in Zwischensequenzen zum Ende hin bemerkbar machten. Das Bild flackerte, ruckelte und schließlich hing sich das Spiel ganz auf. Starkes Reduzieren der Auflösung und Detailstufe schien kurzfristig zu helfen. Außerdem wurden längere Sprachsamples manchmal zu früh abgeschnitten, so dass man nie auf Untertitel verzichten konnte. Alles in allem ein sehr gelungenes „Wrap up“ der Filmreihe.