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veronicamars1Kristen Bell hat am selben Tag Geburtstag wie ich, nur eben feiert sie schon vier Jahre länger. Ganz nebenbei ist sie auch unter Garantie die schönste nerdige Frau der Welt, was sie nicht zuletzt in dem Film „Fanboys“ unter Beweis stellen konnte. Aber das war gar nicht der Grund, wieso ich mir kürzlich die drei Staffeln der schon etwas älteren Teenager-Detektivserie Veronica Mars angesehen habe. Eigentlich wurde mir die Serie wegen ihrer raffinierten Handlung und den spannenden Rätseln empfohlen. Dass die gleichnamige Figur in der Serie dann auch noch ein echter Hingucker ist, das macht die Sache natürlich noch viel angenehmer.

Die Serie wurde von 2004 bis 2007 produziert und leider nach drei Staffeln wegen schlechter Quoten viel zu früh abgesetzt. Jede Staffel stellt dabei einen abgeschlossenen Handlungsrahmen für einen besonders großen Kriminalfall dar, in jeder Episode geht es außerdem um einen kleineren Fall, der meist innerhalb der Episode aufgeklärt wird. Dass es sich um eine Detektivserie handelt, in der es vorwiegend um Teenager geht (obwohl die Darsteller ganz offensichtlich allesamt Mittzwanziger sind), sollte beim geneigten Zuschauer allerdings besser nicht den Eindruck enstehen lassen, dass es hier ausschließlich um unschuldigen Kinderkram geht. Oftmals geht es gerade Richtung Ende einer Staffel wenig zimperlich zu.

Veronica Mars ist Schülerin an der Neptune High und Tochter des Privatdetektivs und ehemaligen Sheriff Keith Mars. In ihrer Freizeit greift sie ihrem Vater in seiner Kanzlei „Mars Investigations“ ein wenig unter die Arme und ermittelt in den „harmloseren“ Fällen, die sich nicht selten als doch nicht so harmlos herausstellen. Beide sind in der Stadt wenig beliebt, da Keith Mars in seiner Zeit als Sheriff einige angesehene und wohlhabende Leute des Mordes verdächtigt hat. In der Folge musste er seinen Schreibtisch räumen und seine Brötchen künftig auf andere Weise verdienen. Dass Veronicas Mutter sich bereits früh aus dem Staub gemacht hat, macht das Leben für die talentierte Nachwuchsdetektivin nicht leichter. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass es in Neptune offenbar eine tiefe soziale Kluft zwischen den reichen Kids und den anderen gibt. Veronica gehört zwar zu den anderen, schert sich aber eigentlich nicht um solche Kleinigkeiten, weswegen sie auch von beiden Gruppen nicht sonderlich viel Sympathie bekommt.

In der ersten Staffel geht es um den Mord an Veronicas bester Freundin Lilly Kane – und gleichzeitig Schwester ihres Ex-Freundes Duncan. Der Mord wurde zwar aufgeklärt und der Mörder hinter Schloss und Riegel gebracht, jedoch findet Veronica einige Ungereimtheiten. Sie schafft es, ihren Vater, der wegen dieses Falls seinen Job und sein Ansehen verlor, zu überzeugen, sich die alten Akten noch einmal anzusehen.

In der zweiten Staffel stürzt ein Bus mit einigen Schülern von einer Klippe ins Meer. Fast alle Insassen sterben bei dem Unfall. Der Busfahrer litt angeblich unter Depressionen und wollte so seinem Leben ein Ende machen. Die Familie des verstorbenen Busfahrers wird seither terrorisiert. Da der unfähige Sheriff Don Lamb lieber Fälle zu den Akten legt als die Wahrheit zu suchen, wird Veronica gebeten, sich den mysteriösen Unfall genauer anzuschauen.

veronicamars2Staffel drei hebt sich von seiner Struktur ein wenig von den vorhergehenden Staffeln ab. Primär geht es darum, dass Veronica – jetzt Studentin am College – den Fall eines Serienvergewaltigers am Campus untersucht. Darüber hinaus beobachtet Keith Mars die Machenschaften der kriminellen Fitzpatrick-Familie. Nach einem unglücklichen Vorfall wird Keith Mars kurzerhand wieder zum Sheriff ernannt, und als Veronica bei ihrer eigenen Detektivarbeit an den richtigen Stellen herumschnüffelt, muss er schließlich gegen seine eigene Tochter ermitteln.

Veronica Mars bekommt in manchen Episoden einen leichten Touch von Columbo oder Miss Marple, zumindest scheint es so, als ließe man sich davon inspirieren. Veronica ist regelmäßig in der Situation, die Ahnungslose zu mimen, die Schusselige zu spielen, in Tränen auszubrechen um jemandes Herz zu erweichen, um dann schließlich knallhart und kalkuliert vor allen Leuten die Bombe platzen zu lassen, und den Tathergang in sämtlichen Einzelheiten zu rekonstruieren – zur Verblüffung der überführten Täter. Dass sie praktisch von aller Welt mehr oder weniger gehasst oder verachtet wird, zwingt sie dazu, sich einen harten emotionalen Panzer und eine gewisse Verschrobenheit bzw. einen bissigen Zynismus zu entwickeln, mit dem sie die Leute zusätzlich aus der Reserve lockt.

Als die Serie nach der dritten Staffel abgesetzt wurde, unternahmen die Verantwortlichen noch einige Versuche, den Sender umzustimmen, sogar eine viertelstündige Pseudo-Vorschau auf die 4. Staffel wurde gedreht, in der Veronica endlich ihr Praktikum beim FBI aufnimmt und bei den „großen Jungs“ mitmischt. Potenzial gab es wirklich viel, aber Verständnis auf der anderen Seite leider wenig. Zum Revival kam es nicht mehr. Immerhin scheint es dank Kristen Bell und Kickstarter im kommenden Jahr einen Spielfilm zu geben, den ich mir definitiv ansehen werde.

buffy1Es war ein krasser Schnitt, den ich nach Star Trek machte, kurz nachdem ich mich kühn dazu entschloss, es mal wieder mit einem ganz anderen Genre zu versuchen, denn ich landete bei der Kultserie Buffy – Im Bann der Dämonen. Kollegen schauten mich ungläubig an, als ich verkündete, künftig die Abenteuer von Sarah Michelle Gellar zu verfolgen. Ich kann nicht ganz nachvollziehen, wieso gerade das soviel Unverständnis erzeugen sollte, denn Buffy Summers ist so ziemlich die bei weitem ansehnlichste Vampirjägerin aller Zeiten. Als Mann habe ich also definitiv schon einen gewissen Anreiz, mir die Serie anzusehen, doch eigentlich würden auch die Damen auf ihre Kosten kommen.

Es war für mich schon etwas merkwürdig, als sich Ende der 90er Jahre plötzlich so viele männliche Jugendliche für die taffe Jägerin begeistern konnten, und einige sogar Poster von Sarah Michelle Gellar in ihrem Zimmer hängen hatten, doch ich hatte mir nie eine einzige Episode der Serie angesehen und konnte den Aufstand daher kaum nachvollziehen. Würde mich die Serie nun also knapp 16 Jahre später noch überzeugen können? Und ob! Leider eignet sich meine späte Erfahrung kaum noch als Gesprächsthema bei besagten Personen, denn die 90er sind ja längst Geschichte. Aber besser spät als nie.

Buffy Summers ist ein nicht ganz typischer Teenager an der Sunnydale High. Sie wurde auserwählt als die einzige Jägerin einer Generation, um die Menschheit gegen Vampire, Dämonen und was sonst noch so aus der Unterwelt hervorkriecht, zu verteidigen. Dazu wurden ihr auch gleich die passenden Superkräfte verliehen, und ihr ein Wächter zur Seite gestellt – der britische brillentragende Bücherwurm Rupert Giles. Fortan muss sie ein Doppelleben führen, in welchem sie tagsüber die Schule besucht, Freunde trifft, Hausaufgaben macht, und nachts auf Monsterjagd geht. Im Laufe der Geschichte werden allerdings immer mehr Personen in ihr kleines Geheimnis eingeweiht, darunter ihre besten Freunde Willow (Alyson Hannigan) und Xander, die sie im Kampf unterstützen. Der freundliche Vampir Angel (David Boreanaz), der Buffy bereits von Anfang an hilft, bekommt später sogar seine eigene Spinoff-Serie, die ich mir ebenfalls noch anschauen muss, allein der Vollständigkeit wegen.

Selten habe ich eine vielseitigere Serie gesehen, die das gesamte Spektrum der Emotionen beim Zuschauer weckt. Es ist beeindruckend wie sehr sich praktisch alle Charaktere der Serie weiterentwickeln. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, möchte ich erwähnen, dass es ab der fünften der insgesamt sieben produzierten Staffeln ziemlich ans Eingemachte geht. Wer sich es hier also in der actionreichen aber beinahe harmonischen Welt von Buffy zu sehr gemütlich gemacht hat, der wird ebenso mit seiner Heldin leiden wie alle ihre Freunde. Die Drehbuchschreiber muss ich wirklich dafür loben, dass sich sich einiges getraut haben. Danach kehrt in der Serie praktisch keine Ruhe und keine Routine mehr ein. Gänsehaut kommt auch in der vorletzten Staffel auf, wenn „Darth Rosenberg“ (Dark Willow) zum Terminator wird, Sunnydale aufmischt, und beinahe den Untergang der Welt herbeiführt. Dagegen sind die Staffeln 1-4 ein Spaziergang. Überhaupt hinterlassen die späteren Staffelfinalen bei mir als Zuschauer gehörigen Eindruck, weil sie teilweise ziemlich fies sind. Aber zur Leidenschaft gehört eben auch das Leid. Schön zu wissen, dass mich eine Fernsehserie derart aus dem Konzept bringen kann.

buffy2Da in Sunnydale praktisch jeder noch so unsportliche Steuerberater mit seiner Verwandlung zum Vampir auch gleich eine solide Kampfsportausbildung als Begrüßungsgeschenk zur Mitgliedschaft gratis dazubekommt, gibt es in jeder Folge sehr schön inszenierte Kampfchoreografien zu sehen, die dank Buffy wirklich was fürs Auge sind. Im Laufe der sieben Staffeln gibt es viel zu viele tolle Gegner und Nebencharaktere, die einen beachtlichen Teil der Handlung einnehmen. Ich muss es mir leider verkneifen, auf jeden einzelnen davon einzugehen. Aber jetzt wo ich es erwähne, fällt mir doch auf, dass mit Buffy, Willow, Dawn, Anya, Cordelia, Kendra, Faith, Tara, Amy usw. ausschließlich sehr attraktive Frauen in der Serie beteiligt sind. Weniger gutaussehende Frauen kommen höchstens in ganz kleinen Rollen vor, wenn es gerade ins Konzept passt. Vielleicht gibt es an amerikanischen Highschools nur Models?

„Buffy – Im Bann der Dämonen“ von Serienvater Joss Whedon wurde von 1997 bis 2003 gedreht. Eine als „Motion Comic“ produzierte achte Staffel gibt es als Fortsetzung der Serie, leider sind aber keine Originaldarsteller als Sprecher dabei, und auch sonst ist die Comicserie etwas zu hektisch und wirr für mich, zumal diese nicht direkt an das Original anschließt, sondern etwas später. Eine neunte Staffel ist bereits angekündigt. Die Idee zur Serie wurde schon 1992 in Form eines Kinofilms mit Kristy Swanson als Buffy umgesetzt, konnte aber offenbar nicht überzeugen. Dennoch werde ich mir den Film gerne bei Gelegenheit mal anschauen. Etwas gestört hat mich, dass die Handlung in manchen Episoden auf Ereignisse aufbaut, die in der parallel laufenden Spinoff-Serie Angel passiert sind, die ich natürlich noch nicht kenne. Die Rückblicke waren da leider nicht besonders hilfreich, so dass einiges (z.B. die Beziehung zwischen Angel und Faith) für mich fast komplett im Unklaren geblieben ist.

deepspacenine2Ich musste gerade einmal nachsehen, wann ich Star Trek: TNG kommentiert habe. Das war Ende August im vergangenen Jahr. Für die sieben Staffeln von Star Trek: Deep Space Nine habe ich mir nun also ganze fünf Monate Zeit gelassen. Und damit wäre ich auch gleichzeitig am Ende meiner Reise durch das Universum von Gene Roddenberry. ST:VOY werde ich vorerst unkommentiert lassen, weil ich diesen Serienableger erst vor zwei Jahren gesehen habe und eine Wiederholung brauche ich erst einmal noch nicht.

Ich weiß schon, warum mir Deep Space Nine am wenigsten gefallen hat. Wenn ich so zurückblicke, kannte ich vielleicht gerade Mal 20 bis 30 Folgen der Serie, und das bedauerte ich eigentlich nicht. Die Serie gab mir zuwenig Star „TREK“, zuviel langweilige Raumstation. Es gab eindeutig zuviel Religionsgeschwurbel und zuviel uninteressanten politischen Hickhack. Es war nicht spannend genug, irgendwie zu abstrakt. Womöglich hilft es aber ein bisschen, wenn man alles in der richtigen Reihenfolge und im Zusammenhang anschaut. Nun beim kompletten Durchsehen der Serie sind mir wieder seine alten Schwächen deutlich aufgefallen – aber auch erstmals viele seiner Stärken. Mein Serienerlebnis halte ich nun in einem kurzen Kommentar fest.

Die Seriencrew steht da so auf der OPS der bajoranischen Raumstation Deep Space Nine (die übrigens noch kurz zuvor unter dem Regime der fiesen Cardassianer „Terok Nor“ hieß) und trinkt dabei Raktajino oder normalen Kaffee um sich wachzuhalten. Das erinnert mich daran, dass es mir bei vielen Folgen ähnlich ging wie den Darstellern. Die Station direkt am Wurmloch, das in den Gamma-Quadranten führt, wird geführt von den Damen und Herren Sisko, Kira, Worf, Dax, Odo, O’Brien und Bashir. Ihre Aufgabe ist es, die Station gegen die Cardassianer zu verteidigen, die Bajoraner zu beschützen, sowie Kontakt mit Bewohnern des Gamma-Quadranten aufzunehmen. Dabei geht eigentlich alles schief, was überhaupt schiefgehen kann.

Das fängt schon damit an, dass Commander Sisko von den Wurmlochwesen (die gottähnlichen „Propheten“) gegen seinen Willen zu ihrem Abgesandten erklärt wird und für die Bajoraner künftig eine religiöse Ikone darstellt. Gleich in der ersten Folge werden die „Drehkörper“ vorgestellt – spirituelle Artefakte, die irgendwas mit den Propheten zu tun haben. Die Propheten haben noch ein böses Gegenstück: Die Pah-Geister. Die Bajoraner sind zudem ein extrem gläubiges Bauernvolk. Ständig wird Sisko von irgendwelchen „Vedeks“ und „Kais“ besucht, also hochrangige geistliche Führer, die den Propheten dienen wollen. Manche von ihnen wollen aber eigentlich nur politische Macht mit Hilfe ihrer Rolle ausüben und Sisko irgendetwas aufschwatzen oder ihm in seine Entscheidungen reinreden. Die Serie hätte für mich mit ihrem ekligen Religionsblabla eigentlich kaum schlechter beginnen können. Ich bereitete mich auf endlos langweilige sieben Staffeln vor.

deepspacenine1Da ich aber natürlich kein Hater, sondern ein Trekkie bin, muss ich auch mal die vielen tollen Aspekte der Serie erwähnen. Deep Space Nine dümpelt zwar einige Staffeln vor sich hin, zwischen den üblichen Worfs-Ehre-Klingonen-Folgen, Gul-Dukat-Cardassianer-Folgen, Großer-Nagus-Ferengi-Folgen, Dax-Symbionten-Folgen, und was weiß ich noch alles. Allesamt mal mehr und mal weniger interessant. Es wird aber in der zweiten Hälfte tatsächlich deutlich besser, wenn es endlich einen ordentlichen Krieg zwischen der Föderation, den Cardassianern, dem Dominion, den Romulanern und den Klingonen gibt. Endlich geht es richtig zur Sache, so mit Weltraumschlachten und allem. Das Dominion, das ist sozusagen ein Zusammenschluss von rücksichtslosen Rassen aus dem Gamma-Quadranten, die den Alpha-Quadranten erobern und die Föderation vernichten wollen. Es besteht aus den Wechselbälgern (die „Gründer“, wie Odo), den Vorta und den Jem Hadar, wenn ich das richtig verstanden habe. Wer sich nun mit wem verbündet und gegen wen intrigiert, das werde ich nicht hier erwähnen, dafür reicht mir auch der Platz nicht.

Star Trek -Stammgast Jeffrey Combs hat in Deep Space Nine wieder mehr Rollen, als man sich das vorstellen kann. Schon in ST:ENT war er ständig dabei. Auch hier spielt er wichtige Schlüsselfiguren wie den Vorta Weyoun und den Ferengi-Liquidator Brunt. Andere Nebencharaktere wie Quark, der Betreiber des gleichnamigen Etablissements auf der Station, und der cardassianische Exil-Schneider Garak sind in den allermeisten Fällen zwar nur Dialogfutter, hin und wieder bekommen sie aber auch einzelne Episoden gewidmet, in denen sie dann tragende oder sogar zentrale Rollen spielen. Nicht zu vergessen sind da außerdem Morn, der ständig plappernde Dauergast im Quark’s, und Sial, die reizende Tochter vom bösen Gul Dukat. Auch bemerkenswert sind die Einblicke in das erfolgreiche cardassianische Rechtssystem, in dem Beweise unzulässig sind und der Beklagte seinen Hinrichtungstermin schon erhält, bevor der Prozess überhaupt begonnen hat.

Wenn man den ganzen spirituellen Scheiß aus der Serie rausdenkt, dann erhält man eine schöne Unterhaltung im Stil von Star Trek, mit all ihren Trivialepisoden (z.B. wenn die Holosuite-Figur und Berater in Liebesfragen Vic Fontaine in holographischer Gefahr ist) und echte Episoden (z.B. im unerbittlichen Kampf gegen das Dominion). Wirklich spannend wurde es, als die „Defiant“ in der Serie präsentiert wurde, also sozusagen der erste Prototyp für ein Sternenflotten-Kriegsschiff, das noch im Zuge einer befürchteten Borg-Invasion geplant wurde, nun aber großartige Dienste im Kampf gegen die kampfstarken Jem Hadar-Schiffe leistet. Toll fand ich, dass mit Worf und O’Brien zwei Figuren aus TNG hier ebenfalls Platz fanden. Im Fall von Miles O’Brien lernen wir in Deep Space Nine sogar, dass er ein richtiger Offizier ist und nicht nur Transporterraum-Bedienhansel. Auch Julian Bashir ist ein Charakter mit sehr viel Tiefgang, den ich anfangs ein bisschen in die Wesley-Crusher-Gedenkschublade einordnen wollte, ich ihn aber offenbar deutlich unterschätzt habe. Wenn es da nur nicht immer wieder diese lahmen Propheten-Episoden dazwischen gegeben hätte, wo ich mich sogar dazu zwingen musste, weiter zuzuschauen und nicht währenddessen Wäsche zu waschen, aufzuräumen oder den Müll rauszubringen.

Tja, da sitze ich nun. Nach sieben Staffeln Star Trek: The Next Generation befinde ich mich also in der mit Sorge erwarteten Situation, diese großartige Serie kommentieren zu wollen. ENT und TOS habe ich bereits kommentiert, so musste ich ja schließlich hierüber stolpern. Aber was könnte ich eigentlich schreiben, was einer der besten TV-Serien aller Zeiten auch nur ansatzweise gerecht werden würde? In den nächsten paar Absätzen versuchen wir das doch einfach mal herauszufinden.

Ich fange am besten da an, wo alles für mich angefangen hat: Anfang der 90er im ZDF, damals noch unter dem deutschen Titel „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert“. Meine erste Assoziation mit der Serie war „die falsche Enterprise mit dem glatzköpfigen Captain“. Falsch deshalb, weil ich damals TOS mit Kirk schon kannte. Die neue Enterprise erschien mir wie ein doofe Kopie. Noch während TNG schon lange lief, wurden im Vordergrund weiterhin fleißig Kirk-Kinofilme gedreht (1989 und 1991). Das verstärkte oberflächlich den Eindruck einer richtigen und falschen Enterprise. Nur wenige Jahre später habe ich verstanden, dass TNG das Original weit übertrifft. Die Serie avanciert sich zu meiner Lieblingsserie im Star Trek-Universum. Übrigens, Tasha stirbt in der ersten Staffel. Ups, gespoilert.

Der Abschied von der Serie fiel wie immer nicht ganz leicht, vor allem weil einem die Charaktere schnell ans Herz wachsen. So macht TNG in manchen Folgen den Eindruck einer Soap im Weltraum, wenn es um die Probleme einzelner Crewmitglieder geht. Es gibt da eben diese Soap-Folgen, dann gibt es religiöse Folgen, in denen es um Bräuche und Rituale geht (z.B. bei den Klingonen), dann gibt es die politischen Folgen, in denen es um Regierungen und Spionage geht (z.B. auf Cardassia), und es gibt die wissenschaftlichen Folgen, in denen die Enterprise irgendwelchen Anomalien ausgesetzt ist (z.B. temporale Fragmente), die sich ganz unterschiedlich auswirken. Temporale Fragmente kennt man ja auch aus dem irdischen Arbeitsalltag, ganz besonders Freitagnachmittag, wenn man dann in einem solchen Fragment gefangen wird und die Zeit im Büro plötzlich auf mysteriöse Weise langsamer vergeht. Seit je her bin ich speziell Fan der Zeitreise-Episoden, oder wenn es um ungeklärte Phänomene geht, die Geordi, Data & Co. analysieren müssen. Erst wenn es richtig losgeht mit dem sogenannten Technobabble, dann fiebere ich wirklich mit. Entscheidungsgemäß finde ich die religiösen und politischen Episoden nicht ganz so spannend.

TNG thematisiert abwechselnd religiöse Themen, Gesellschaftskritik, ethische Konflikte, juristische Themen, Dinge wie Alterseuthanasie uvm. Probleme die aus einem Rassismus resultieren, aus der Todesstrafe, der obersten Direktive der Nichteinmischung in die Angelegenheiten fremder Kulturen, machen die Entscheidungen von Captain Jean-Luc Picard ganz besonders schwer. Oft stellt sich die Frage, ob man sich einmischen darf, wenn man dafür ein Volk vor der sicheren Vernichtung bewahren könnte. In Grenzfällen setzt er sich daher über die oberste Direktive hinweg und riskiert damit sehr viel. Picard ist der geniale Denker, der Philosoph und ausgeglichene Schlichter. Er versteht sich sehr gut darin, argumentativ zu überzeugen, vor allem wenn verschiedene Rechtssysteme aufeinanderprallen, oder wenn er zum Beispiel ganz nebenläufig Data erklärt, was der Tod ist. Picard lässt oft sehr viel von seiner Tiefgründigkeit durchblitzen.

Data ist das Werk von Dr. Soong, und der einzige Androide im Dienst der Sternenflotte. Er betrachtet sich selbst als Lebensform und wird auch von allen Crewmitgliedern so behandelt. Eine Doppelfolge behandelt das Thema, ob Data zum Besitz der Sternenflotte gehört, oder ob er vollwertige Menschenrechte hat. Viele Dinge im Star Trek-Universum wurden in TNG zum ersten Mal eingebracht, darunter die Borg, das Q-Kontinuum, sowie unzählige Alien-Spezies wie die Bajoraner, Cardassianer, Romulaner usw.

Einziger Wermutstropfen, wenn man es denn als einen solchen betrachtet, ist die Tatsache, dass es in TNG keine zusammenhängende Geschichte gibt, die sich über die verschiedenen Staffeln entwickelt, wobei mich das selten stört. Einzig den ersten „richtigen“ Kontakt mit den Borg, und die darauffolgende militärische Aufrüstung der Sternenflotte, mit der Doppelfolge um Picard als Locutus von Borg (was den Grundstein für „First Contact“ legt), könnte man als einen zentralen Plot betrachten. Zwischendurch mischt sich der böse Zwillingsbruder von Data namens Lore ein, und rekrutiert seine eigenen Borg-Söldner. Später geht es dann mehr um Grenzkonflikte mit den Cardassianern und sowas. Eine Folge erinnerte von der Handlung sehr stark an den Kinofilm „Der Aufstand„, wo es um das Ausspionieren unterentwickelter Zivilisationen geht.

Was passiert sonst noch so? Data mimt den Pinocchio und wäre gerne ein Mensch. Geordi hätte gerne eine Freundin. Riker muss sich fragen ob er ein eigenes Kommando übernehmen oder doch ewige Nummer Eins auf der Enterprise bleiben will. Picard und Dr. Crusher versuchen eine Nicht-Beziehung zu führen. Worf will seinen Sohn Alexander zu einem echten Klingonen erziehen, obwohl er selbst ständig aufgezogen wird, kein richtiger Krieger zu sein. Troi hat Probleme mit ihrer exzentrischen Mutter. Wesley Crusher weiß nicht was er werden will, daher wird er ein Zeitreise-Indianer. Aber es wird kaum skurriler als das.

Ich hoffe ich konnte einen möglichst verwirrenden Überblick über die Serie geben. Zusammengefasst: The Next Generation ist fantastisch in jeder Hinsicht. Die Darsteller wurden perfekt gecastet. 1994 wurde Kirk dann in „Generations“ auch im Kino durch Picard würdevoll abgelöst. Die vier TNG-Kinofilme sind die besten der ganzen Reihe, daher bedauere ich, dass „Nemesis“ das Ende darstellen sollte. Am besten finde ich, dass TNG eine gleichermaßen tiefgründige und bodenständige Serie ist, obwohl sie irgendwo im Weltraum spielt. Besser als das wird Star Trek vermutlich nie wieder werden. Ganz im Sinne von J.B.O. hätte ich vielleicht doch mal eine Karriere bei der Sternenflotte in Betracht ziehen sollen, damit ich mit Jean-Luc fliegen kann.

Mit dieser Serie hat alles angefangen. Gene Roddenberry konnte 1964 gar nicht einschätzen, welche gigantische Marke das einmal werden würde, die er da gerade plante, während er mit Produktionsfirmen verhandelte. Er wollte etwas bisher nie dagewesenes erschaffen: Einen Western, der im Weltraum spielt, weit weit in der Zukunft. Dort sollte es unter den Menschen keine Diskriminierung mehr geben, keinen Rassenhass und keine Religionskonflikte. Also nur noch weltweite Harmonie? Mitnichten, denn der Weltraum bietet viel unerforschtes Konfliktpotenzial!

Nun habe ich mich über alle drei Staffeln durch das Original gekämpft. Entstehungsgeschichtlich eine völlig inkorrekte Reihenfolge, aber von der Handlung legitim, dass ich meine Odyssee durch das Serien-Universum mit ST:ENT begonnen habe und nun mit „Star Trek“ fortführe. Im deutschen Fernsehen wurde die Serie bekannt unter dem Namen „Raumschiff Enterprise“. Heute kennt man die Serie, die zwischen 1966 und 1969 produziert wurde, unter dem Titel „Star Trek: The Original Series“ (TOS). Interessanterweise wurde beinahe zeitgleich in Deutschland „Raumpatrouille Orion“ gedreht, praktisch das deutsche „Star Trek“.

Star Trek beginnt mit dem Pseudo-Pilotfilm „The Cage“ von 1965, der einige Jahre vor den eigentlichen Geschehnissen der ersten Folgen spielt. Die Enterprise steht noch unter dem Kommando des Captain Pike. Zur Seite gestellt wird ihm der Vulkanier Spock, gespielt von Leonard Nimoy. Eine zentrale Rolle spielt außerdem Majel Barrett, die Gattin von Gene Roddenberry. In der Folge geht es um übermächtige Wesen, die Captain Pike gefangen nehmen. Doch der Pilotfilm kam bei den Verantwortlichen nicht gut an. Zugegeben, er war teilweise unfreiwillig auch etwas komisch. Außerdem zuwenig Action, zuviel langatmiges Gelaber. Die Leute wollten lieber sowas wie Bonanza. Also ändert man das Konzept ein wenig und fängt an zu drehen. Nimoy und Barrett werden in die Serie übernommen. Captain Pike wird ersetzt durch Captain Kirk, den William Shatner spielt. Der Pilotfilm wird in der ersten Staffel praktisch als Doppelfolge noch einmal verwurstet.

Die Serie hat zwar einen aus heutiger Sicht leicht trashigen 60er-Jahre-Charme, aber das ist zum Glück kein Schwachpunkt. Es ist eben charakteristisch für die Zeit. Für echte Trekkies ist das Original absolutes Pflichtprogramm, denn es legte den Grundstein für alles, was anschließend folgte. Selbst Star Wars lag damals noch in weiter Ferne, weshalb ich mich auch immer gegen den dämlichen Star Wars vs. Star Trek -Vergleich wehre. So ein Vergleich kommt eigentlich immer nur aus dem Lager der Star Wars -Fanboys, die das Konzept hinter Star Trek nicht begreifen (wollen). Da ich in beiden Welten zuhause bin, kann mir aber echt egal sein, welches Universum das bessere sein mag.

Im Rückblick muss ich gestehen, dass ich mich ein wenig dafür schäme, dass ich den Produzenten von ENT Ideenlosigkeit vorwerfen wollte. Es ist ja beinahe erschreckend, wie oft es in ST:TOS um genau dasselbe Thema geht. Ganz besonders gerne wird irgendein gottähnliches Wesen thematisiert, oder ein beliebiger übermächtiger Computer der die Crew der Enterprise festhalten und/oder vernichten will. Oder wahlweise betet irgendeine unterentwickelte Zivilisation auf einem Planeten diese Entität (Außerirdischer oder Computer) an und verteidigt sie gegen die Crew. Kirk muss das Wesen überreden, die Enterprise freizulassen. Da das meist nicht funktioniert, findet sich irgendwann eine Schwachstelle, so dass die falsche Gottheit unschädlich gemacht werden kann. Oft hat Kirk damit auch gleichzeitig die Diktatur auf dem Planeten beendet und das Volk aus der Sklaverei der Religion befreit. Parallelen zur Weltpolizei USA sind hier erkennbar.

Auffällig ist, dass so mancher Nebendarsteller mehrere Rollen in der Serie einnimmt. Fällt aber wohl nur auf, wenn man die Serie in so kurzer Zeit abarbeitet wie ich. Die Darstellerin der Dr. Pulaski aus TNG spielt hier in zwei Folgen als junge Frau mit. Dass Nebendarsteller in roten Uniformen keine besonders große Lebenserwartung haben, dürfte bekannt sein. Das Phänomen der „Red Shirts“ ist mir aber aus einem Grund aufgefallen: Hin und wieder werden Crewmitglieder von Unholden auf Planet XY getötet, was dann den zentralen Konflikt der Folge entstehen lässt. Am Ende der Folge klärt sich die Sache dann, entweder weil man sich einigt, weil der Feind besiegt ist, oder weil es sowieso nur ein Missverständnis war. Schließlich lachen alle und man fliegt mit Sol-Geschwindigkeit ins nächste Abenteuer. Moment, war da nicht was mit ermordeten Crewmitgliedern? Wie wärs mit einer Gedenkminute, Trauerfeier oder irgendwas in der Art? Nein, Crewmitglieder wachsen doch in der Sternenflottenakademie nach, warum also teure Emotionen vergeuden.

Ich habe festgestellt, dass der Anfang von „Star Trek II: Der Zorn des Khan“ (der gemeinhin als der beste Star Trek -Film betrachtet wird) ziemlich Banane ist. Wir erinnern uns: Chekov entdeckt die Botany Bay auf Ceti Alpha 5, wo Khan mit seiner Crew ausgesetzt wurde, nachdem er die Enterprise übernehmen wollte. Dabei scheint er sich langsam an das Schiff zu erinnern, bis es ihm schließlich wieder einfällt. Pavel Chekov kam aber eigentlich erst in der zweiten Staffel in die Serie, da war die Sache mit Khan schon erledigt. Wenn er sich nicht nachträglich irgendwelche Logs angehört hat, dann kann er das eigentlich gar nicht aus eigener Erinnerung wissen, weil er nicht dabei war.

Schön gemacht fand ich die respektvolle Rivalität zwischen Spock und Pille McCoy, wobei Spock Pille immer vorwirft, unlogisch zu denken, und Pille an Spock seinerseits kritisiert, er sei eine gefühllose Maschine. Kirk meißelt sich in der Serie seinen Ruf als Frauenheld in Stein. Viele Male kann er von den hübschen Damen nicht die Finger lassen. Majel Barrett, die im Pilotfilm noch Brückenoffizier war und in der Serie nur noch Krankenschwester, spielte in TNG die Mutter von Deanna Troi. Generelle Bekanntheit erlangte sie im englischen Original als Computerstimme über alle späteren Star Trek -Serien hinweg.