Kommentar zur BFG Edition von Doom 3

Morgen erscheint die Doom 3 BFG Edition für den PC (und für diverse Konsolen). Diese bringt die Kultteile Doom und Doom 2 mit, außerdem eine angepasste Version von Doom 3 inklusive Addon „Resurrection of Evil“ und einem zusätzlichen Missionspaket „The Lost Missions“. Man hat an alles gedacht. Ich finde es super, dass id Software sich diese Mühe macht und den Fans ein solches Wahnsinns-Komplettpaket anbietet. Ich hatte mir ernsthaft überlegt, nochmal zuzugreifen. Doom ist eine Topmarke von id, Doom 3 war 2004 ein tolles Spiel mit unglaublich gruseliger Atmosphäre.

Ich liebe düstere Horrorshooter, ich kann mich nur selten überwinden, mich meiner Angst zu stellen. Doom 3 habe ich mehrfach angefangen, manchmal bin ich auch recht weit gekommen, aber konnte nie bis zum Ende durchhalten. Bis heute steht es auf meiner Liste der Spiele, die ich unbedingt mal durchspielen muss. Sogar im Moment denke ich darüber nach, es doch mal wieder zu versuchen. Wie es der Zufall will, erscheint nun mit der BFG Edition eine modifizierte Version im Handel. Über das Wörtchen „modifiziert“ müssen wir allerdings mal ein bisschen reden. Zumindest gerade soviel, dass es mir einen kleinen Kommentar wert ist. Ich habe die BFG Edition bisher weder bestellt noch gespielt, daher ist alles Folgende teilweise spekulativ. Einem Artikel von Ende August entnehme ich folgende Details:

  • Die Taschenlampe ist nun fest montiert, man muss sich nicht mehr zwischen Waffe und Taschenlampe entscheiden.
  • Das Spiel erschien den Entwicklern zu dunkel, daher haben sie es heller gemacht.
  • Es gibt in den Levels mehr Munition, mehr Medikits und mehr Panzerungen.
  • Die Gegner „Lost Souls“ wurden entschärft.
  • Gegner fallen dem Spieler seltener in den Rücken.
  • Das Spiel wird insgesamt „zugänglicher“ gestaltet.

In einem Wort: Casualisierung. Eines meiner Lieblingsthemen im Moment, und deutlicher als je zuvor. Das Spiel wird also faktisch heller und dadurch weniger gruselig. Es gibt mehr Munition und mehr Medikits, die Gegner verhalten sich freundlicher, das Spiel wird also leichter. „Zugänglicher“ ist ein anderes Wort für allgemeinverträglicher, also im Prinzip „für die ganze Familie“.

8 Jahre ist der letzte Doom-Teil bereits alt. Die Gefahr, dass jüngere Spieler die Doom-Reihe nicht kennen ist daher schon wieder relativ groß. Damit Doom 4 an den Gamer-Frischlingen nicht komplett vorbeigeht, muss diese Zielgruppe erst an die Marke herangeführt werden. Was eignet sich dafür mehr als eine Kuschelversion von Doom 3? Erstens wird somit wieder Geld in die leeren Kassen von id Software gespült, die sich noch von dem Rage-Flop erholen müssen, zum anderen kann man die aktuelle Marktsituation schon einmal für Doom 4 ausloten und bereits getroffene Designentscheidungen überdenken. Irgendwelche Schlipsträger haben dort also beschlossen, dass Doom 3 und 4 auch der Generation „Call of Duty“ und „Let’s Play“ schmackhaft gemacht werden müssen. Schade.

Obwohl ich es schwer hoffe, bezweifle ich ernsthaft, dass die Änderungen optional sind. Im Idealfall könnte man also im Optionsmenü zwischen den Modi „Original“ und „Casual“ wählen. DAS wäre eine Entscheidung im Sinne der Fans gewesen. Das ständige Wechseln zwischen Waffe und Taschenlampe im Original war nervig, jawohl, und man hat sich dabei ständig wehrlos gefühlt, weil man ohne Taschenlampe im Dunkeln stand, aber genau das war doch der große Gruselfaktor, genau das hat den Reiz des Spiels ausgemacht! Dass das Spiel furchtbar dunkel ist und dass die Gegner plötzlich von hinten angreifen, wenn man überhaupt nicht damit rechnet, das war doch einer der Gags von Doom 3. Es MUSS dunkel sein. Man MUSS Angst haben. Es MUSS schwierig sein. Eine Version von Doom 3 zu veröffentlichen, die weniger gruselig ist, ist wie einen Rennwagen zu bauen, der nur 160 km/h fährt, weil das den Leuten sonst zu schnell wäre. Irgendjemand hat ganz und gar nicht begriffen, was Doom 3 eigentlich ist.

id Software begründet die Entscheidung über die jetzt dauerhaft eingeschaltete Taschenlampe damit, dass das beim Original kein Feature sondern eine technische Einschränkung war. Ich meine das ist Marketing-Geblubber. Welche technische Einschränkung soll das bitte im Jahr 2004 gewesen sein? Wieso nicht einfach im ganzen Spiel alle Lichter einschalten, dann bräuchte man die Taschenlampe nicht mehr? Wieso nicht gleich Autohealing, weil es gerade so modern ist, dann bräuchte man auch die Medikits nicht mehr? Casualisierung ist das. Wer das Spiel vorher zu gruselig fand, kauft es jetzt vielleicht. Wer es zu schwer fand, kauft es jetzt vielleicht. Gewinnmaximierung durch eine breiter gefasste Zielgruppe ist das. Es geht nicht um die Fans, es geht um die schwarzen Zahlen am Ende des Geschäftsjahres.

Wenn ich den Kommentaren im Netz so glauben darf, sehen das viele Doom-Fans ganz ähnlich wie ich. Ich bin skeptisch was die BFG Edition angeht. Ich kaufe sie mir vorerst nicht. Vielleicht liege ich ja falsch und die Änderungen machen das Remake besser als das Original. Aber was heißt schon besser? In dem Fall vielleicht „weniger zugänglich“.

8 Gedanken zu „Kommentar zur BFG Edition von Doom 3

  1. Ulketulke

    Ich würde das ganze nicht ganz so eng sehen. Das mit dem Licht hat schon extrem genervt. Klar soll es dunkel sein und gruselig und Jemand dich von hinten angreifen, aber das Problem bei dem Spiel war halt dass es viel zu oft genau das gleiche war, der Gruseleffekt nutzt sich in dem Spiel sehr schnell ab finde ich. Ab der Hälfte wars dann eigentlich nur noch lästig und man hat nur drauf gewartet dass wieder der eine „Zombie“ von hinten kommt. Ob die Änderungen das verbessern kann ich dir allerdings nicht sagen. Alles in allem würde ich eher Dead Space, vor allem Dead Space 2, oder wenn du dich nicht ganz so krass gruseln willst Alan Wake empfehlen, wenn du die noch nicht gespielt hast. Die fand ich eigentlich alle um einiges besser als Doom 3 (sind aber halt 3rd Person). Auch Quake 4 fand ich um einiges besser.

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  2. Vince Beitragsautor

    Danke für deinen Kommentar. Dead Space und Dead Space 2 muss ich mir vielleicht wirklich mal reinziehen, wenn das so gruselig ist. Wobei First Person und Third Person aber wohl schon einen Unterschied ausmachen. Für mich jedenfalls.

    Oh ja, das glaube ich dir sofort, dass der Gruseleffekt sich bei dir abnutzt :) Bei mir wirkt das ewig, das kann ich dir versprechen. Ich springe jedesmal vor Schreck an die Decke, wenn mich ein Monster im Spiel überrascht, auch nach dem zehnten Mal. Wem das Spiel generell zu dunkel ist, der hat ja die freie Auswahl unter vielen anderen weniger dunklen Spielen. Ich fand die Dunkelheit nie nervig, sondern optimal für die Taschenlampe. Man sieht eben wirklich nur das, was man gerade anleuchtet.

    Es geht ja im Grunde auch gar nicht darum, dass etwa Doom 3 DAS mega-innovative über alle Maßen geniale Spiel war, was es ganz bestimmt nicht war. Mir gehts darum, dass die Designer das Spiel nicht so sein lassen konnten, wie es ist. Das erinnert mich ein wenig an George Lucas, und wie er seine Filme heute nachträglich verschandelt … äh… „patcht“. Da meckern Fans zurecht. Es sind die Entwickler, ok, aber an einem fertigen Produkt ändert man doch nicht nach vielen Jahren nachträglich irgendwelche grundlegenden Gameplay-Aspekte. Und wenn es schon unbedingt sein muss, wieso dann nicht optional? Ich hätte z.B. ganz gerne, dass mein Doom 3 so dunkel bleibt wie es ist.

    Jetzt bleibt mir leider nur der Griff zum Original, ohne Grafikoptimierungen, ohne Extramissionen.

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  3. AndiBerlin

    Ich kann so Grusel Spiele auch nie durchspielen. Du bist da nicht der einzige. :-)
    Was die Casualisierung von Spielen angeht, sehe ich das nicht so eng. Mir kommt das entgegen. Die Zeiten wo ich unendlich viel zeit (und Lust) zum zocken habe, sind definitiv bei mir vorbei. Und dennoch möchte ich ein gekauftes Spiel mal bis zum Ende durchgespielt haben um den Abspann zu sehen, mich dabei aber gut unterhalten ohne gefrustet zu werden.

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  4. Vince Beitragsautor

    Hallo Andi! Klar, du bist ja Konsolenspieler, du musst ja Casualisierung begrüßen. Du spielst Egoshooter und Strategiespiele auch mit dem Gamepad. Euch Konsolenspielern haben wir so bescheuertes Zeug wie Achievements und Quick Time Events zu verdanken, und Optionsmenüs a la „Grafik: an/aus – Sound: an/aus“ ;-)

    Nein, im ernst. Ich weiß es durchaus manchmal zu schätzen, wenn das Spiel mir unter die Arme greift, damit ich in kürzerer Zeit mehr Inhalt sehe für mein Geld. Aber wenn ein Spiel schon vorher als Spiel für sogenannte „Core-Gamer“ erschien, und dann nachträglich für die Casual-Gamer verstümmeltangepasst wird, da bin ich dann wirklich kein Freund von. Für solche Leute gibts doch immer noch sowas wie Duke Nukem Forever, wo es dann meinetwegen heißt: „Drehe die beiden Analogsticks dreimal gegen den Uhrzeigersinn um den Endgegner zu besiegen“.

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  5. Vince Beitragsautor

    Passend zur Diskussion zitiere ich hier mal aus dem Meinungskasten im Test auf GamersGlobal zur Doom 3 BFG Edition:

    „Im Vorfeld hielt ich die Änderung mit der Taschenlampe noch für eine sehr gute Sache, denn es war klar, dass das in vielen Situationen den Druck nehmen würde, wo er mir durch das Wechseln zwischen Taschenlampe und Waffe in seltenen Fällen im Original zu nervig wurde. Dummerweise geht damit auch ein gewisser Teil der Beklemmung flöten, der Doom 3 ausgemacht hat. Ich muss zwischendrin nicht mehr bedächtig vorgehen, um mich orientieren zu können, und dann schnell reagieren, wenn Feinde auftauchen. Stattdessen ist die Taschenlampe ständig verfügbar und die kleinen Panikmacher wie metallisches Scheppern und Co. jucken mich kaum mehr.

    Meine Befürchtung hat sich also vollständig bewahrheitet. In der GameStar erhielt Doom 3 damals übrigens 87%. Da wäre also theoretisch mehr gegangen, aber das ist schon ein sehr gutes Spiel.

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  6. Kevin

    Spiele inzwischen bereits Doom 4. Von Casualisierung ist da keine Rede mehr, definitiv das brutalste und gruseligste Spiel der Reihe! Und ohne Taschenlampe wird die Handlung doch viel spannender!

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    1. Vince Beitragsautor

      Hallo Kevin.

      Doom 4 wird irgendwann 2016 erscheinen, das Spiel ist also Stand jetzt noch lange nicht fertig. Irgendjemand erzählt hier Stuss, und ich bin mir relativ sicher, dass ich es nicht bin.

      Gruß,
      Vince

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