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Bin ich eigentlich der einzige Mensch, dem das auffällt? Nein, ich meine damit nicht die Verblödung der Bundesbürger durch das immer schlechter und billiger werdende Fernsehprogramm. Wobei eines sicher mit dem anderen zu tun hat. Mir gehts darum, dass ich die übelste Krätze kriege, sobald ich mit jemandem zu tun habe, der nicht richtig schreiben kann. Leider gibt es davon eine ganze Menge. Ich meine, wenn ich schon gerade beim Thema bin, dann kann ich auch gerne ein paar Webtipps verteilen.

Ursprünglich wollte ich daraus einen (Not so) Weekly Rant machen, was ich womöglich sogar noch tun werde, aber ich glaube ich greife schonmal vorweg und erkläre der Dummheit öffentlich den Kampf. Im Wesentlichen geht es hier um zwei Punkte: 1. Das Deppenleerzeichen und 2. der Deppenapostroph. Früher hat mich bereits der Deppenapostroph aufgeregt, im Freundeskreis konkret in Form von falschgeschriebenen Abkürzungen wie „CD’s“, „DVD’s“, „PC’s“ und gern auch mal als „DJ’s“ und unzähligen weiteren Beispielen. Inzwischen finde ich das Deppenleerzeichen bedeutend schlimmer, weil es jeder früher oder später verwendet. Da gibt es dann solche Kreaturen wie „die Spiele Entwickler“, „die Grafikkarten Treiber“, und „die Update Probleme“ wie in vielen Foren, die ich frequentiere. Im VPN-Client Tunngle gibt es sogar einen Channel mit dem Namen „Spiele Emulatoren“. Alleine so etwas zu lesen, verpasst mir eine Gänse Haut. Nein, Moment, eine Gänsehaut selbstverständlich. (Wobei ich mich außerdem frage, was denn eigentlich ein „Spiele-Emulator“ sein soll? Neben dem SNES-Emulator und dem Amiga-Emulator gibt es jetzt also tatsächlich auch welche, die nur Software emulieren?)

Ich gebe gerne zu, dass meine Rechtschreibung nie perfekt ist. Ich schreibe zwar keine Wörter falsch, habe dafür aber oft Schwierigkeiten mit der Kommasetzung und der Groß-/Kleinschreibung in relativ kniffligen Fällen. Aber was die Generation SchülerVZ textlich so hervorbringt, das grenzt schon an Umweltverschmutzung. Ich frage mich da jedesmal, was die eigentlich in der Schule gelernt haben. Die Abgründe in Sachen Rechtschreibung findet man ja bekanntlich auf Wer-kennt-wen.de. Dort bildet sich im Moment eine völlig neue Rechtschreibung: Jeder schreibt einfach so wie er denkt. Jedenfalls wenn er denken würde.

Kennt ihr dieses „Let’s Play„-Internetphänomen? Diese kommentierten Spielevideos auf den ganzen Videoportalen wie z.B. Youtube? Zum ersten Mal bin ich damit wohl so Ende 2008, Anfang 2009 in Kontakt gekommen. Im Prinzip geht es darum, dass sich irgendjemand mit einer Videocapturing-Software und einem Headset hinsetzt, irgendein Spiel spielt und dabei Kommentare über seine Spielweise oder die Gegner von sich gibt. Das Resultat wird dann in Einzelteilen bei Youtube u.a. hochgeladen, wo sich die Fans das dann in aller Ruhe anschauen können. Mal davon abgesehen, dass die Idee mich ähnlich interessiert wie jemandem beim gepflegten Fernsehen zuzuschauen, so muss ich doch sagen, dass es doch viele recht gut gemachte „Let’s Play“-Videos gibt. Einige betreiben dies als Live/OnDemand-Videostream, der praktisch rund um die Uhr sendet, z.B. das englische „Dopefish Lives„, andere erstellen die Videos wie gesagt vorab und laden sie nachträglich hoch, z.B. der britische Youtuber Necroscope86.

Beide haben ihre Stärken und Schwächen und sind meistens recht gut gemacht. Dopefish Lives besteht inzwischen aus einem ganzen Netzwerk an „Let’s Playern“, die sich regelmäßig abwechseln, so dass immer irgendwas gespielt wird. Die englischen Walkthroughs vom Necroscope mag ich vorrangig deshalb, weil er professionell klingt und witzige und zugleich intelligente und informative Dinge über das Spiel erzählt. So wird er dem Spiel immer gerecht, so alt es auch sein mag.

Etwas was mir allerdings sehr schnell sauer aufstößt: deutsche „Let’s Play“-Videos. Gerade erst kürzlich habe ich mir bei Youtube einige solcher Videos von selbsternannten „Let’s Playern“ angesehen und ich konnte mein Frühstück kaum bei mir behalten, so schlecht wie diese Videos waren. Das fängt bereits bei den Legasthenikern an, die ihre Videos mit „Lets Play“ (Apostroph?) oder „Letz play“ (äh..?) betiteln oder noch viel schlimmere Auswüchse entwickeln. Den Gipfel der Inkompetenz habe ich gesehen, als ich nach Videos zu einem meiner Lieblingsrennspiele der 90er gesucht habe. Zwei Freunde – offenkundig Schüler – haben dieses Spiel per Splitscreen gespielt, dies gefilmt und dazu ihre unglaublich witzigen Kommentare abgegeben. In dem Spiel versagen sie zwar auf ganzer Linie, aber wenigstens haben sie viel zu lachen. Das Vokabular reicht ansonsten von „imba“, „Skill“, „mu-ha-ha“, „lol“, „lolololol“, „episch“, „grinden“, „hack“, über „failbot“, „aimbot“, „geowned“, „kackboon“, „noob“, bis hin zu „spawnkill“, „weggechecked“ und „Augenkrebs“.

Man hat bei diesem Übermaß an dilettantischem Geschwätz den Eindruck, dass hier zwei Teenager vor dem Rechner sitzen, die noch in die Windeln gemacht haben, als dieses Spiel auf den Markt kam. Das sind also kurzgesagt genau die richtigen, die ein solches Spiel kritisieren sollten. Und kritisieren ist im Hinblick auf das Stichwort „Augenkrebs“ noch gut gemeint: Praktisch am laufenden Band machen die Beiden sich über die „epischen Grafikeffekte“, die „Grafik Deluxe“ und die „super Soundeffekte“ lustig und fordern die Zuschauer dazu auf „die Pixel zu zählen“. Dass das auch kultivierter geht, und man nicht unter die Gürtellinie gehen muss um witzig zu sein, machen andere euch vor, wieso müssen die Deutschen beim Spielen dann so einen hirnlosen Müll erzählen?

Mein Appell an euch: Lasst es bitte bleiben, ihr könnt es nicht.