Archiv für den Monat: Mai 2018

Vor zwei Jahren erschien ein kleiner, pixeliger Stern am Indie-Spielehimmel: Stardew Valley. Ein erfrischend alternatives Spiel, das Gemütlichkeit und ein Heile-Welt-Gefühl ausstrahlt, weitestgehend gewaltfrei daherkommt (sofern man möchte), und den Spieler einerseits an die Hand nimmt, um ihm eine Rahmenhandlung zu bieten, ihm andererseits völlig freie Hand lässt, da es eigentlich ein Endlosspiel ist. Stardew Valley ist im Kern ein Bauernhof- und Dating-Simulator in 2D-Retro-Optik und basiert auf dem SNES-Spiel „Harvest Moon“ von 1996.

Meine Erinnerungen an Harvest Moon sind leider inzwischen ziemlich verblasst, aber ich weiß noch, dass ich es sehr gerne gespielt habe, wenn auch nicht besonders eifrig oder gar erfolgreich. Mein Alltag bestand darin, den eigenen Hof von Unkraut und Gestein zu befreien, ein paar Felder anzulegen, in einem kleinen Wasserloch zu fischen, und im Dorf die hübsche Kirchenmaus mit kleinen Geschenken zu beeindrucken. Letzteres hat wie erwartet nur mäßig gut funktioniert. Die Musik war eintönig und repetitiv, aber frisst sich dafür umso schneller ins Hirn. Harvest Moon sah aus wie ein zu jener Zeit typisches 2D-JRPG (mit etwas simplerer Tileset-Grafik), und spielte sich auch exakt so – mit dem Unterschied, dass man keine Burgen aufsucht, um Endgegner zu besiegen.

Stardew Valley tritt das Erbe des SNES-Klassikers an und erweitert es liebevoll um viele neue, aber passende Elemente. Der Spieler übernimmt den verwaisten Bauernhof des verstorbenen Großvaters, um der Hektik und betäubenden Einöde der Großstadt zu entkommen. Dafür müssen Steine, Gehölz und Unkraut entfernt, Bäume gefällt und kleine Beete angelegt sowie täglich gegossen werden. Man kann frei nach Belieben zum Angeln gehen, im Dorf einkaufen, Leute kennenlernen, Dorffeste besuchen, kleine Monster in der Mine jagen, im Wald Beeren sammeln, und vieles mehr. Nach kurzer Zeit kommt wahlweise ein Hund oder eine Katze als Haustier dazu. Hühnerställe, Pferdeställe, Kuhställe, eine Mühle, ein Brunnen, ein Silo, mit ausreichenden Resourcen kann der Spieler seinen Bauernhof ständig erweitern. Zentrum des Spiels ist das freundliche Dorf „Pelikan“ im Sternentautal, dessen zahlreiche Einwohner jeweils einen ganz individuellen Lebensrhythmus und Tagesablauf haben. Man kann ihnen dabei zusehen, wie sie zur Arbeit gehen, in der Kneipe abhängen, sich ein Eis kaufen, am See angeln, oder wöchentlich im Aerobic-Kurs ihre müden Knochen wieder in Schwung bringen. Es ist eine lebendige Gemeinschaft mit vielseitigen Charakteren.

Im Spiel kann man mit viel Geduld auch das Herz einer beliebigen (ledigen) Figur aus dem Dorf gewinnen und diese schließlich heiraten. Die allmählichen Fortschritte in einer aufkeimenden romantischen Beziehung honoriert das Spiel mit Cutscenes, in denen der Spieler Entscheidungen fällen muss, die den weiteren Verlauf der Romanze positiv oder negativ beeinflussen. Meine Partnerwahl fiel dabei ganz logisch auf Penny, die junge, belesene Lehrerin. Mit ihr konnte ich auf Anhieb sympathisieren. Penny schämt sich insgeheim dafür, als einzige im Dorf in einem Wohnwagen zu hausen, und das ganz dem Klischee entsprechend mit ihrer alkoholkranken Mutter. Kinder sind ihr immens wichtig, und sie ist eine ruhige Persönlichkeit, die nur davon träumt, irgendwann auf einem eigenen Hof zu leben. Ich musste dieses arme Mädel also einfach aus seinem Elend befreien. Inzwischen sind wir glücklich verheiratet, auch wenn sie mir kaum eine Hilfe ist. Sie kocht selten, obwohl sie kaum was zu tun hat, und auch um die Tiere und Pflanzen kümmert sie sich nicht. Meistens steht sie in der Gegend rum, oft liest sie, hin und wieder geht sie einkaufen. Damit kann ich umgehen.

Zum Zeitpunkt der Artikelveröffentlichung habe ich genau 94 Stunden in das Spiel investiert. Die Haupthandlung, die ich nach ungefähr 86 Stunden abgeschlossen habe, dreht sich um das verfallene Gemeindehaus von Pelikan, in dem kleine Naturgeister hausen. Der gnadenlos kapitalistische Marktleiter des Joja-Supermarktes will es aufkaufen und in eine Lagerhalle umfunktionieren. Doch der Spieler kann sich entscheiden, das alte Gemeindehaus Stück für Stück wieder herzurichten, indem er den freundlichen Geistern kleine Artefakte schenkt. Gelingt ihm das, wird er zum Held der Stadt ernannt. Aber auch abseits dieses Rahmens gibt es im Spiel sehr vieles zu entdecken und zu erledigen.

Von dem Spiel war ich lange Zeit sehr gefesselt, zumindest solange man noch ein klares Ziel vor Augen hatte. Nie wusste ich, ob ich heute vielleicht den einen Fisch angeln würde, der mir noch zur Komplettierung eines Zwischenziels fehlte. Eine Lösung habe ich bewusst nie gelesen, da das dem Spiel natürlich die Herausforderung nimmt. Einige Rätsel sind leider noch offen geblieben, andere habe ich schließlich irgendwann lösen können. Störend empfinde ich lediglich die tägliche Routine, die sich irgendwann einstellt. Das Spiel erlaubt es mir beispielsweise, das Füttern der Tiere oder das Gießen der Pflanzen zu automatisieren, nicht jedoch das morgendliche Einsammeln der Eier, das Melken der Kühe, oder das Scheren der Schafe. Rechnet man alle unvermeidbaren täglichen Pflichten zusammen, fehlen einem meist bereits die ersten 6 Stunden jedes ohnehin recht kurzen Spieltages, ehe man zum Einkaufen, Steineklopfen, Angeln etc. kommt. Gerade am Anfang weiß man die seltenen Regentage wirklich zu schätzen, denn dann braucht man sich zumindest nicht um die Pflanzen zu kümmern.

Von der Retrografik bin ich sehr angetan. Es sieht zwar leider nicht alles wie aus einem Guss aus (pixelige 2D-Sprites, aber dann eine hochauflösende Angelschnur, schiefe Pixel bei der Uhr, unterschiedlich große Pixel bei Animationen…), aber der Stil bleibt zumindest für die alten Hasen unter den RPG-Fans weiterhin reizvoll. Stardew Valley triggert bewusst den Sammeltrieb bei den Spielern, indem es Buch über alle Fortschritte und gefundene Artefakte führt, und man regelmäßig neue Lokationen freischalten kann. Blöd ist es, wenn man bestimmte Dinge beispielsweise nur im Herbst bekommen kann, und man dann ein weiteres Jahr warten muss, weil man den Zeitpunkt gerade verpasst hat. Aber Stardew Valley ist wie gesagt eine angenehme Möglichkeit, dem tristen Alltag zu entkommen, um einen anderen Alltag auf dem Bauernhof zu erleben. Wer sich einen solchen Zeitfresser erlauben kann, sollte dem Spiel eine reelle Chance geben.

Stardew Valley ist bei GOG DRM-frei regulär für 13,99 EUR zu haben, findet sich aber regelmäßig deutlich vergünstigt im Sale wieder. Aktuell befindet sich ein Mehrspieler-Coop-Modus in der Betaphase, der wohl in einigen Wochen auch final im Spiel verfügbar sein sollte. Mit Hilfe neuer Fan-Modifikationen lässt sich sogar die Vier-Spieler-Limitierung des Mehrspielermodus aushebeln, so dass beliebig viele Farmer gemeinsam über den Bildschirm wuseln können.

Die Situation ist irgendwie absurd: Bei uns im Büro werden die Mitarbeiter mit Firmen-Notebooks abgespeist, die kümmerliche 250 GB Festplattenkapazität mitbringen. Im Jahr 2018! Und dabei sind das sogar recht aktuelle Modelle. Mein letztes privates Notebook habe ich mir vor rund zehn Jahren gekauft, zu einem Spottpreis, und das hatte bereits eine ebenso winzige Festplatte. Kürzlich während der Arbeit ist mir der Festplattenspeicher dann tatsächlich ausgegangen. Das war vielleicht eine Überraschung. Eine äußerst negative. Ich musste ernsthaft meine alten Projektdateien durchforsten auf der Suche nach etwas, was ich am ehesten entbehren könnte, um Platz für Neues zu schaffen. Irgendwelche wehrlosen Daten zu löschen, hat mir Schmerzen bereitet. Ich war felsenfest der Meinung, wir wären endlich dem Zeitalter entwachsen, in dem wir Speicher sparen müssten, und uns die Festplattendimensionen nicht ausreichen würden. Waren wir eigentlich auch!

Tja, und dann kamen die SSDs. Plötzlich werden wieder brandaktuelle Notebooks regulär mit Pipi-Festplatten zwischen 80 und 250 GB verkauft. Und das zu einem Preis, bei dem mir die Augen bluten. Ab in die Steinzeit. Ach, die tollen SSDs sind ja so viel schneller, das rechtfertigt natürlich, dass wir endlich wieder jedes Byte zweimal umdrehen müssen. Zwei Spiele deinstallieren, damit gerade genug Platz für ein neues ist. Das waren lustige Zeiten – jedenfalls so um 1998 rum, also vor 20 Jahren. Heute ist das in jeder Hinsicht peinlich. Da scheiße ich doch auf den Geschwindigkeitsgewinn, wenn DAS der Preis ist. Festplatten sind für mich Daten-Endlager, und was zählt ist das Fassungsvermögen, sonst nichts.

Stimmt schon, der PC startet damit viel schneller. Aber da der PC eh nur morgens einmal startet, während ich mir ohnehin gerade einen Kaffee hole, hält sich der Vorteil für mich hier stark in Grenzen. Was sich für mich aber sehr stark bemerkbar macht, ist die ständig drohende, rote Festplatten-Füllstandsanzeige von Windows, die mir permanent Sorgen macht. Das ist doch wie als würden wir irgendwann mit der ersten Generation von Raytracing-Grafikkarten den Windows-Desktop endlich in fotorealistischer Darstellung rendern können, aber nur in der Auflösung 640×480 – auf unbestimmte Zeit. Mit 256 Farben! Das muss einem die wahnsinnige Bildqualität dann schon wert sein. Dieser Rückschritt ist eben der Fortschritt. Ich will sowas nicht mehr. Hätte man mich gefragt, hätte ich eine interne 2 TB-Festplatte verlangt, also mal eben mit der achtfachen Kapazität, und die wäre noch weitaus günstiger gewesen. Ja, dann dauert das Compilen halt mal ein paar Sekunden länger, dann kann man in der Zeit wenigstens auf die zahlreichen E-Mails antworten, die tagsüber so reinkommen.

Und wie sieht das aktuell eigentlich mit der Preisentwicklung bei den SSDs aus? Gibts bald die bezahlbaren 4 TB SSDs für Jedermann? Die, die schon seit Jahren von den SSD-Fans vollmundig angekündigt werden? Die, die die antiquierte Magnetfestplattentechnik endlich ins Museum schicken werden? Nein, gibts nicht. Wer hätte es gedacht. SSDs bleiben weiterhin klein und teuer. Erst kürzlich habe ich in einem Artikel einen Ausblick auf die SSD-Preislage der kommenden Monate gelesen, nach dem nicht zu erwarten ist, dass der Preis pro GB bei SSDs signifikant fallen wird. Es scheint als würde sich das Thema allmählich einpendeln. Keine Sorge, die SSDs werden permanent größer, aber eben auch linear teurer.

Und die museumsreifen Magnetfestplatten? Wenn man mal vom hohen Preis absieht, sind 12 TB Festplatten bereits käuflich zu erwerben (derzeit bei 37 EUR/TB), die ersten 14 TB-Modelle kommen noch in diesem Jahr, die Technik für 16 TB HDDs steht für 2019 in den Startlöchern. Und wenn die HAMR-Technik mal Marktreife erlangt, werden die Magnetfestplatten sogar in Regionen jenseits der 20 TB vorstoßen. Von bis zu machbaren 100 TB im folgenden Jahrzehnt ist da die Rede. Günstige Festplatten gibt es für knapp 24 EUR/TB, wo man aktuell im Bereich zwischen 3 und 8 TB das beste Geschäft macht. Und das beste daran ist, bei dieser Art Festplatte ist der sinkende Preis quasi garantiert: Jede neue Generation auf dem Markt sorgt für einen Preisrutsch bei den vorangegangenen.

Auch nach aktuellem Stand ist nicht anzunehmen, dass SSDs so bald das alleinige, dominierende Produkt sein werden, sondern beide Formate noch viele Jahre nebeneinander existieren werden. Da können die SSD-Fans noch so sehr schimpfen über die schrottreifen, anfälligen, steinzeitlichen, (weitere Schmähbegriffe bitte hier einfügen) Magnetfestplatten, die eigentlich alle sofort vom Markt genommen und abgewrackt werden müssten. Aber zum Glück sehen das nicht alle so eindimensional.

gez. Einer, der 14 HDDs und 3 SSDs im Einsatz hat