Softwareentwicklung

Linux – Und nie wieder Windows

Mein Leben habe ich endlich wieder im Griff. Naja, zumindest habe ich meinen PC endlich wieder im Griff, denn ich bin seit Dezember 2020 zum ersten Mal nach 23 Jahren windows-frei(*), wohlgemerkt mit einem kleinen Sternchen, denn es gibt eine spezielle vorübergehende Ausnahme, die ich gerne erklären werde. Jedenfalls ist mein Haupt-Betriebssystem inzwischen Linux, genauer gesagt Ubuntu MATE 20.04 LTS. Diese Installation funktioniert seit zehn Monaten erstaunlich gut, und ich bin mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem ich mit Fug, mit Recht und auch mit Stolz sagen kann: Ich bin frei und werde nie wieder zu Windows zurückkehren! Den Spyware-Rotz von Microsoft habe ich endgültig hinter mir gelassen und genau das war mein Ziel. Aber wie kam es denn dazu? Eigentlich müsste die Frage eher lauten: Wieso kam es nicht viel früher dazu?

Wer die kleine Artikelreihe bisher verfolgt hat, wird live miterlebt haben, wie ich zuletzt 2017 an einer Installation von Linux Mint scheiterte, einem angeblich für Ein- und Umsteiger sehr gut geeigneten Betriebssystem. Tatsächlich gab es einige positive Aspekte, allerdings auch unerträgliche Eigenheiten, welches in einem insgesamt eher durchwachsenen Erlebnis für mich resultierten. Die letzten Sargnägel für Linux Mint bildeten für mich jedoch, dass sich die Updatefunktion irgendwann selbst ins Knie geschossen hatte, indem die gerade einmal 512 MB große vorkonfigurierte /boot/-Partition durch ungenutzte Kernels vollgeschrieben wurde (so meine gänzlich laienhafte Vermutung) und es in Linux Mint keinen automatischen Mechanismus gibt, um dies zu bereinigen. Inzwischen hat mir ein Kollege mitgeteilt, dass dies wohl eine alte Mint-Krankheit sei, mit der man offenbar leben müsse. Nunja. Und zuletzt beklagte ich mich darüber, dass vom Benutzer erwartet würde, immer wieder Befehle aus irgendwelchen Internetforen blind ins Terminal zu kopieren. Einmal zu oft folgte ich diesem seltsamen Linux-Paradigma, und plötzlich stand ich vor den Scherben meiner Linux-Installation. Da ich keine Tools kenne, um ein defektes Linux zu reparieren, deutete ich das Signal entsprechend und wechselte nach nur zwei Monaten zurück zu Windows 7.

Leider erzwangen die Hardware-Hersteller im vergangenen Jahr eine Abkehr von Windows 7, dem letzten wirklich brauchbaren Betriebssystem aus dem Hause Microsoft, und so wurde ich mangels Alternativen in die Ecke gedrängt. Entweder die NSA-Wanze Windows 10 installieren, oder doch wieder zu Linux ins eiskalte Wasser springen und hoffen, dass ich schnell genug schwimmen lerne, bevor mir die Luft ausgeht. Sollte ich meine Seele (und meine Daten) also dem Teufel aus Redmond verschreiben, oder mich endlich wie ein richtiger IT-Experte verhalten und Linux lernen? Schließlich war ich mir sicher, dass ich zwei entscheidende Vorteile auf meiner Seite hatte: Erstens, die Linux-Welt müsste sich doch in über drei Jahren seit meinem Fehlschlag entscheidend weitergedreht haben. Und zweitens, wenn Linux Mint für mich keine Option ist, nehme ich ganz einfach eine andere Distribution. Zum Glück hat man hier die Qual der Wahl.

Ich traf die einzig richtige Entscheidung in dieser Situation: Ubuntu sollte fortan mein Betriebssystem der Wahl werden, diesmal ohne Plan B. Im Grunde gab es da aber nicht viel zu entscheiden. Ich bin schließlich kein DAU, sondern Informatiker und arbeite täglich in der IT. Ich brauche Windows nicht und bin Windows auch nicht hilflos ausgeliefert, so wie viele andere. Für jemanden mit meinem Fachwissen gibt es überhaupt keinen Grund, nicht mit Linux arbeiten zu können, denn alles nötige lässt sich nachlesen und lernen. Ich wollte endlich wieder die Kontrolle über meine eigene Hardware haben und eben kein Betriebssystem, das permanent heimlich Nutzerdaten an den Hersteller sendet, regelmäßig Werbung einblendet, mir Nutzungs- und Updatevorschriften macht, mich am laufenden Band bevormundet und mir ein falsches Gefühl von Sicherheit vermittelt.

Zuvor sah ich mir zu Demonstrationszwecken einige Videos zu den einzelnen “Flavours” von Ubuntu an, also die verschieden ausgestatteten Varianten mit unterschiedlichen Desktops. Relativ schnell wusste ich, dass der tablet-android-ähnliche Desktop des Stock Ubuntu für mich suboptimal war. Zudem war die Systemsteuerung (Steuerzentrale) eine Frechheit, da man dort kaum das nötigste einstellen durfte. Offensichtlich war dies wohl eher die Ausgabe für Menschen ohne irgendwelche Computerkenntnisse. Glücklicherweise gibt es z.B. mit Ubuntu MATE eine stark desktop-zentrische Version mit umfassender Systemsteuerung und “oldschool”-Taskleiste und Startmenü. Da ich großen Wert auf einen klassischen Maus-Desktop lege und mein Filesystem quasi der Mittelpunkt aller meiner PC-Tätigkeiten ist, sollte das Betriebssystem dies auch in entsprechender Weise reflektieren und unterstützen. In dieser Hinsicht sind sich Ubuntu MATE und Linux Mint sogar ausgesprochen ähnlich. Eine lächerliche Wisch-und-Tatsch-Oberfläche mit interaktiven Ecken und Fingergesten wie bei einem Smartphone wäre hier vollkommen unangebracht.

Nun musste ich im Dezember vergangenen Jahres also in den kalten Entzug gehen. Da ich ohnehin nach sechs Jahren einen völlig neuen PC zusammenbauen wollte, gab es hierfür die ideale Gelegenheit. Nur die Festplatte formatieren, Windows runter, Ubuntu drauf, und schon konnte es losgehen. Die Installation verlief wie erwartet schön rund, die Hardwareunterstützung für alte sowie relativ neue Hardware ist mehr als anständig. Es dauerte nicht lange und ich wurde vom (leeren) Desktop begrüßt. Die Welt ist im Wandel. Fast Forward zum Oktober 2021: Seit zehn Monaten bin ich ein echter Linux-Nutzer und habe einige wertvolle Erfahrungen gesammelt. Die größte Erfolgsmeldung ist, dass das Betriebssystem bemerkenswerterweise immer noch läuft, und das ist schon ein gewaltiger Fortschritt wenn man meine schwierige Historie mit Linux betrachtet. Auch kann ich generell Entwarnung geben: Es liegen zwar holprige und ruckelige Zeiten hinter mir, doch inzwischen ist der Seegang wesentlich ruhiger geworden. Es kostete mich vielleicht eine Menge Nerven, brachte mir Glücksmomente und Wutausbrüche, ich bekam zusätzliche graue Haare, bis ich so halbwegs verstand, was man unter Linux tun kann, und was man besser lassen sollte. Heute kann ich mich zufrieden zurücklehnen, die Entziehungskur ist gelungen, der Patient ist im sicheren Linux-Hafen angelangt.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor im Umgang mit Linux ist freilich das passende Software-Angebot, und darauf möchte ich zumindest kurz eingehen: Von den vielen Programmen, die ich bisher tagtäglich unter Windows 7 genutzt habe, gibt es grob etwa 75% ganz normal auch als Linux-Build, sei es LibreOffice, GIMP, Eclipse, Firefox, VeraCrypt, CherryTree, Discord, Steam, Thunderbird, DOSBox, JDownloader, Audacity (bzw. künftig Tenacity), VLC Player/SMPlayer, OBS und viele, viele mehr. Bei den restlichen 25% hat man als Umsteiger genau zwei Möglichkeiten: Zunächst gibt es in einzelnen Fällen fertige Bundles der Windows-Version mit der Kompatibilitätsschicht Wine, oder zumindest die theoretische Option, die Software mit Wine zu starten. Dies ist nicht immer optimal, funktioniert aber besser als man glaubt, so z.B. bei Notepad++ oder IrfanView. Die Programme lassen sich sogar so ins Betriebssystem einbinden als wären es native Linux-Versionen. Und falls das auch nicht klappt, bleibt als letzte Maßnahme immerhin noch gesunder Menschenverstand und ein bisschen Wille zur Umgewöhnung, denn das Linux-Ökosystem bietet für fast jedes “unersetzbare” Stückchen Windows-Software eine Alternative. Ob diese Alternative (fast) gleichwertig oder sogar höherwertig ist, hängt vom Tool ab. Meistens ist der angeblich signifikante Unterschied in der Qualität am Ende doch nur eine subjektive Abneigung gegen alles Neue oder Andere. Ja, wir Menschen sind auch nur Gewohnheitstiere.

Für diesen letzten Schritt habe ich mir viel Zeit gelassen, habe immer wieder neue Programme installiert und ausprobiert und aus den verschiedensten Gründen wieder verworfen, weil mir deren Funktionsumfang und/oder Bedienkonzept nicht zusagte. Insbesondere wollte ich eine gute Linux-Alternative für besagtes Notepad++, und ganz so schnell wie man meint wird man hier leider doch nicht fündig. Einfache Texteditoren gibt es für Linux natürlich wie Sand am Meer, doch fast nichts ist auch nur annähernd so komfortabel und gleichzeitig so leistungsfähig wie Notepad++. Wer mir nicht glaubt, möge bitte einmal eine 100 MB große Textdatei mit einer Reihe von beliebten Editoren laden, bearbeiten und speichern. Mehrere von mir getestete Programme stürzten bei einem dieser drei Schritte grundsätzlich immer ab. Dieses Beispiel lässt sich leider relativ gut verallgemeinern, denn an Power-User wird selten gedacht. Aktuell teste ich hier “CudaText”, das viele Funktionen bietet, halbwegs schnell ist, und auch mit großen Dateien umgehen kann. Aber natürlich hat nicht jeder so hohe Ansprüche an einen Texteditor wie ich, daher wird nicht jeder dieselben Probleme haben. Um eine kleine Einkaufsliste zu schreiben, wird man so einen Aufriss selbstverständlich nicht betreiben müssen.

Auch habe ich lange mit mir um einen echten Ersatz für IrfanView gerungen. Die meisten Linux-Bildbetrachter sind sehr rudimentäre Programme, die im wahrsten Sinne des Wortes nur das Bild anzeigen, sonst aber kaum Funktionen zur Bearbeitung haben. Zusätzlich benötigt ein solches Tool für mich eine brauchbare Ordnernavigation, und zu allem Überfluss ein Tastenschema, das ich selbst definieren kann. Spätestens aber wenn ich von einem Bildbetrachter erwarte, dass er Bilder aus der Zwischenablage entgegennehmen kann (via STRG+V), fallen ohnehin 95% der Programme durch das Raster. Ja, es ist schon ein Krampf, wenn man so verwöhnt ist. Inzwischen bin ich bei “XnView MP” gelandet, das man mit ein wenig fleißiger Konfigurationsarbeit fast genau so einstellen kann, wie ich es benötige. IrfanView vermisse ich seitdem nicht mehr. Achja, und mit „KeePassXC“ habe ich eine wirklich außerordentlich gute, plattformunabhängige, und außerdem vollständig datenkompatible Alternative zum Passwortmanager-Klassiker KeePass gefunden.

Nachdem ich also alle meine wichtigen Programme beisammen habe, ist die tägliche Arbeit unter Linux viel reibungsfreier und gemütlicher geworden. Man hat nicht mehr ständig das Gefühl, mit stumpfen Werkzeugen arbeiten und mit Krücken gehen zu müssen. Tatsächlich bin ich mittlerweile in vielen Dingen routinierter und schneller, und Linux für mich zur Selbstverständlichkeit geworden. Aber ich habe natürlich nicht nur Lobhudelei und Jubelperserei für Linux übrig, sondern auch viel Kritik, denn nicht alles ist ideal im Pinguin-Wunderland. Andererseits verlangt ja auch niemand von Windows 10 ideal zu sein. Jedenfalls könnte ich wieder einmal eine komplette Artikelserie schreiben über die vielen Widrigkeiten, gegen die ich in den vergangenen Monaten ankämpfen musste. Und entgegen der allgemeinen Meinung über Linux möchte ich hier auch ganz klar betonen: Ubuntu stürzt ab! Vielleicht alle 6-8 Wochen stürzt das Betriebssystem komplett oder zumindest teilweise ab, so dass oftmals nur noch ein harter Reboot hilft. Dies ist noch kein Grund zur Panik, schließlich läuft mein PC fast 24/7 durch, aber es zeigt mir, dass Linux auch nur mit Wasser kocht und kein unerschütterliches Wunderwerk ist.

Ebenso könnte ich, wenn ich die Zeit dafür hätte, einen schönen, langen und ausgewogenen Artikel über das Thema Linux und Spiele schreiben, denn dieses Thema interessiert viele vorwiegend jüngere Menschen, und auch ich musste mich damit befassen. Um meine Erfahrungen wenigstens kurz zu umreißen: Es gibt eine gigantische Welt an Open-Source-Spielen und -Remakes, die unter Linux ganz normal laufen, darunter so namhafte Klassiker wie FreeCiv, OpenTTD, Doom, Unreal Tournament, Diablo, Daggerfall, Seven Kingdoms, Doom 3, Duke Nukem 3D, OpenXcom, Theme Hospital, FreeCol, OpenRCT2, OpenRA und sehr viele mehr. Und natürlich alles was irgendwie in einem Emulator lauffähig ist, ist für Linuxer ganz normal spielbar, egal ob mit Emulatoren für C64, Gameboy, SNES, N64, PSX oder PS3 usw., alte PC-Spiele via DOSBox oder Adventures mit Hilfe von ScummVM – über die Möglichkeiten könnte man stundenlang reden. Schwieriger wird es erst, wenn wir über Spiele reden, die exklusiv und nur nativ unter Windows laufen.

Hierbei sind Wine und Proton wahrhaftig mächtige Helferlein, wenn es darum geht, Windows-Spiele unter Linux zu verwenden. Aber sie sind leider auch bei weitem noch nicht perfekt. In gewisser Weise sind diese Tools für mich ein Hit-or-miss-Erlebnis. Manchmal staunt man geradezu, wie gut ein Spiel läuft, manchmal ist man aber nur enttäuscht, wenn man nicht einmal das Hauptmenü zu sehen bekommt. Um als aktuelles Beispiel etwa “Cyberpunk 2077” anzubringen: Laut ProtonDB läuft das Spiel bei etlichen Nutzern völlig problemlos, bei fast idealer Performance, fast ohne Grafik- und Audiofehler, während viele andere Spieler es noch nicht einmal gestartet bekommen. Ich selbst habe Cyberpunk 2077 mit Hilfe des beliebten Launchers “Lutris” installiert und getestet. In vier von fünf Fällen hängt sich das Spiel noch vor dem Intro auf. Meine längste Spielsitzung dauerte etwa 5 Minuten, dann ist nicht nur das Spiel, sondern jeweils der komplette Rechner abgestürzt. Gerne würde ich hier erzählen, wie toll und stabil das alles funktioniert, aber in Wirklichkeit sind es tendenziell eher Glücksfälle, wenn ein Spiel mit Wine/Proton gut läuft.

Insbesondere wenn man wie ich bewusst ein LTS-Betriebssystem installiert, hat man leider oft schon einen leicht angestaubten Linux-Kernel mit teilweise deutlich älteren Treibern. Als Linux-Gamer sollte man daher wohl besser auf ein LTS-Linux zugunsten aktuellerer Treiber verzichten. Und wenn man dann noch eine Grafikkarte vom falschen Hersteller nutzt, hat man ebenfalls Pech gehabt. Es gibt leider unzählige Gründe warum Spiele (trotz angeblicher Kompatibilität) entweder nicht laufen, oder viel gruselige Frickelei seitens der Nutzer erfordern. Mit Steam hat man hier jedenfalls noch mit Abstand die besten Chancen auf eine wirklich gute Out-Of-The-Box-Erfahrung. Bei aller gebotener Kritik hat Valve sich hier für Linux-Nutzer wahrlich ins Zeug gelegt.

Die einzig wasserdichte Lösung ist eine Windows 10-VM mit sogenanntem GPU-Passthrough unter Linux zu verwenden. Hier hat man sowohl eine perfekte Kompatibilität als auch eine ideale Performance. Leider ist die initiale Einrichtung nicht ganz trivial, und auch die Hardware-Anforderungen sind nicht zu verachten. Aber wenn man den Aufwand nicht scheut, gibt es etliche gute Tutorials in Foren und beispielsweise auf YouTube, die die Konfiguration sorgfältig Schritt für Schritt erklären, so dass sogar Linux-Noobs wie ich zum Ziel kommen. Am Ende wird man mit Hilfe von QEMU und KVM mit einem 100% spieletauglichen Setup unter Linux belohnt. In der Theorie kann man unter Linux bei Bedarf jederzeit die Windows-VM hoch- und wieder runterfahren, wenn man gerade etwas spielen will, und das restliche System wird davon nicht beeinflusst. In der Praxis hat die miserable Wahl meiner Grafikkarte meine Erfahrung leider doch ein wenig getrübt. Insgesamt hat es sich dennoch absolut gelohnt, und so kann ich eben auch Cyberpunk 2077 spielen wann immer ich das möchte.

Nichtsdestotrotz ist dies explizit nur eine temporäre Übergangslösung, denn der bittere Nachgeschmack bei der Verwendung von Windows 10 bleibt – trotz der “Gaming-Sandbox”, die ich extra dafür aufgebaut habe. Bei meiner nächsten Linux-Installation pünktlich zum Ubuntu-Release 22.04 im kommenden Frühjahr werde ich mehr Wert auf Spieletauglichkeit legen und darauf achten, dass ich immer die neuesten Treiber erhalte, damit auch moderne Triple-A-Spiele kein Hindernis mehr darstellen. Sobald Proton bei mir endlich vernünftig funktioniert, wird die lästige Win 10-VM in die Tonne getreten. Das Thema Spiele unter Linux ist, wie gesagt, eigentlich weitaus komplexer, daher muss es bei diesem knappen Überblick vorerst bleiben.

Wo stehe ich aktuell mit meiner Meinung? Ist Linux ein geeignetes Desktop-Betriebssystem im Jahr 2021? Nach allem was ich heute weiß: Eindeutig ja, wenn man wenigstens ein bisschen bereit ist, sich auf etwas Umgewöhnung einzulassen, und wenn man nicht vollkommen stur darauf besteht, dass sich alles immer so wie Windows anfühlen und alles exakt genau wie Windows funktionieren muss, denn das wird es bei Linux garantiert nie. Und insbesondere beim Thema Spiele wird man sich noch auf ein paar Kompromisse einlassen müssen, wobei sich hier in den vergangenen drei Jahren schon extrem viel getan hat, und in Zukunft angeblich noch einiges tun wird, wenn man etwa Valve glauben schenken mag. Linux ist längst nicht mehr das spielefeindliche Betriebssystem, das es einst war.

Die Wahl der richtigen Linux-Distribution und der richtigen und geeigneten Tools ist hier außerdem absolut entscheidend! Wie man an meinem Beispiel sehen kann, wird man mit der falschen Distro nicht glücklich und eher abgeschreckt, während eine kluge Wahl den Übergang erleichtert. Im Moment würde ich persönlich beispielsweise nicht mehr auf die Kombination Mint + Cinnamon + Nemo und auch nicht mehr auf Ubuntu + MATE + Caja setzen wollen, denn mit beidem hatte ich so meine Probleme. Nicht, dass diese Distributionen schlecht wären, aber sie passen einfach nicht perfekt zu mir und meinen Vorstellungen von einem guten Bedienkonzept. Meine derzeitig favorisierte Distro wäre eher Ubuntu + KDE Plasma + Dolphin. Wer bei diesen Details nur Bahnhof versteht, muss sich keine Vorwürfe machen, denn probieren geht über studieren. Irgendwo muss jeder mal anfangen, und mit Ubuntu oder Linux Mint liegt man als Anfänger meistens richtig.

Bleibt mir nur noch eines zu sagen: Ich bin geheilt! Und ich bin ausgeprochen froh darüber, diesen immens wichtigen und großen Schritt endlich gemacht zu haben. Die Belohnung dafür ist, mehr Souveränität über meine eigenen Daten und meine Hardware zurückzuerlangen. Etwas, das längst überfällig war. Lange habe ich mich davor gedrückt, diesen Artikel tatkräftig anzugehen, denn ich wusste, egal wieviel Zeit ich in das Schreiben investieren, egal wie umfassend ich die einzelnen Aspekte behandeln würde, es könnte der Komplexität des Themas schließlich doch nie gerecht werden, und so blieb mir nur der unbefriedigendste aller Kompromisse: Eine äußerst oberflächliche Betrachtung mit kurzen Zusammenfassungen in einem trotz aller Bemühungen doch leider ausufernden Textbeitrag.

14 Gedanken zu „Linux – Und nie wieder Windows

  1. ronin

    Hi,

    „dass sich die Updatefunktion irgendwann selbst ins Knie geschossen hatte […] Inzwischen hat mir ein Kollege mitgeteilt, dass dies wohl eine alte Mint-Krankheit sei, mit der man offenbar leben müsse“.

    das war nicht nur eine Krankheit von Mint, sondern von allen auf Ubuntu basierenden Distributionen (zumindest die, mit denen ich Kontakt hatte).
    Das Problem ist im Detail sogar noch hirnrissiger: Wenn die /boot-Partition vollläuft, wird der Update-Prozess nicht etwa abgebrochen und zurückgerollt. Stattdessen wird das nur halb auf die Platte (bis sie halt voll war) geschriebene Kernel-Image dann trotzdem als das neue Boot-Image installiert, was dazu führt, dass das System danach nicht mehr bootfähig ist. Beim nächsten Reboot erlebt man dann eine böse Überraschung; besonders lustig bei produktiven Unternehmensservern, die in irgendwelchen Rechenzentren stehen, zu denen man keinen physischen Zugang hat.
    Etwa 5% meiner grauen Haare verdanke ich diesem Problem, der über Jahre bestand (und möglicherweise bei einigen Distributionen immer noch besteht).

    Antworten
    1. Vince Beitragsautor

      Hi ronin, das klingt in der Tat nicht nach einem besonders gut durchdachten Mechanismus bei den Updates. Ich bin außerdem froh, dass du meine Beobachtung bestätigen kannst, und ich mir das nicht etwa nur eingebildet hatte. Zumindest versuchte man mir in der Vergangenheit einzureden, dass ich selbst das Problem herbeigeführt hätte, da Linux ja unfehlbar ist.
      Wenn ich das bei meiner aktuellen Installation richtig sehe, dann entfernt der Updater immer fleißig den ältesten Linux-Kernel. Jedenfalls scheint es aktuell nur zwei Kernel-Versionen bei mir unter /boot/ zu geben. Ich klopfe auf Holz, dass ich nun eine stabile Distribution gefunden habe, die sich nicht früher oder später selbst zerlegt.

      Antworten
  2. Matthias

    Ach ja, Linux. Habe ich vor ein paar Jahren aufgegeben. Obwohl ich irgendwann einmal wirklich begeistert von war.

    Mein erstes war irgendeine SuSe Distribution mit KDE 3.1.4, welche einem dicken Linux Wälzer auf zig CDs beilag. Während sich Linux stetig weiter entwickelte, gab es aber auch immer wieder Vorfälle die in einem produktiv eingesetzten System einfach nicht passieren dürfen. Ein automatisches Ubuntu Update mit der Folge das man keine PDF Dateien mehr öffnen konnte (während einem ein Kunde über die Schultern schaut… war das peinlich…), auf einmal eine neue Art Schriften zu glätten so das diese auf meinem Monitor nur noch verschwommen dargestellt wurden und für starke Kopfschmerzen sorgten. Oder gelegentlich auftretende Dateisystemfehler die auf Dauer meine Linuxinstallationen immer mal wieder unbrauchbar gemacht haben. Und von den Grafiktreibern fangen wir gar nicht erst an… Um nur ein paar zu nennen. Irgendwann war einfach das Maß voll.

    Windows für den Spiele PC, MacOS für den Arbeitsrechner. Beide auch nicht perfekt und Datenschutztechnisch absolut keine Engel (und eigentlich ja Gründe Linux zu nutzen), aber gefühlt weniger böse Überraschungen als ich sie während meiner Zeit mit Linux hatte. Ich bastele und experimentiere ja wirklich gerne, aber nur wenn ich gerade Lust und Zeit dazu habe. Ich habe resigniert :(

    Sobald aber mein Spiele PC so weit gealtert ist das ich wirklich nur noch alte Schinken drauf zocken kann werde ich mich mal wieder an eine Linux from Scratch (www.linuxfromscratch.org) Installation wagen. Das waren nämlich immer meine stabilsten Linux Installationen und es macht unglaublich viel Spaß das komplette System von Grund auf selbst zu kompilieren und zu konfigurieren. Wenn einem irgendwas an den gängigen Distributionen nicht passt, hat man mit LFS nämlich die Möglichkeit seine eigenen Wege zu gehen. z.B. sein eigener Paketmanager oder ein gänzlich anderes Verzeichnislayout, oder Bootverhalten…

    Auf jeden Fall aber Respekt das du dich erfolgreich durchgewurstelt hast und scheinbar auch die nötige Frustresistenz und den Willen mitbringst Linux zu nutzen :)

    Antworten
    1. Vince Beitragsautor

      Hi Matthias,

      danke für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht. Einerseits kann ich vollkommen nachvollziehen, dass du mit den genannten Aspekten jeweils deine Probleme hattest, denn die hatte ich fast alle auch (Updates machen irgendwas kaputt, wiederholte Dateisystemfehler verhindern das Booten, Treiberprobleme mit allen möglichen und unmöglichen Geräten). Es ist unglaublich schade, dass es diese Probleme immer noch gibt. Andererseits würde ich trotzdem wagen zu behaupten, dass sich die Gesamtsituation seit deinen schlechten Erfahrungen deutlich gebessert hat, gerade was die Treiber angeht. Mein letzter Misserfolg mit Linux war erst 2017 – und auch danach konnte ich sichtbare Verbesserungen feststellen.

      Ich bin heute allerdings nicht mehr bereit, meinen Benutzerkomfort über Sicherheit und Datenschutz zu stellen. Das war leider viel zu lange der Fall. Ja richtig, Linux bietet mir manchmal böse Überraschungen im Alltag, wenn man nicht aufpasst. Linux ist manchmal komplizierter und schwergängiger. Und manchmal finde ich meine Lieblingsprogramme nicht unter Linux, dann muss ich mir halt was anderes suchen. Niemand behauptet, dass es genauso einfach wie unter Windows würde, das war mir von vornherein klar. Aber mittlerweile ist der Ekel vor Windows einfach zu groß geworden. Windows fühlt sich nicht mehr wie mein Betriebssystem an, sondern eher wie mein Zuhälter, der mich kontrolliert und dem ich im Gegenzug für „gute Benutzererfahrung“ und „Schutz“ meine Telemetrie und Nutzerdaten aushändigen muss. Wer sich dagegen nicht wehrt, muss sich eben brav prostituieren. Aber so läuft das jetzt nicht mehr. Ich habe die Hardware bezahlt, also gebe ICH die Regeln vor – und nicht ein schmieriger, verlogener IT-Konzern aus den USA.

      Eines jedoch werde ich trotz meines Backgrounds als Softwareentwickler niemals tun: Mein Linux selbst kompilieren. So masochistisch bin ich dann wirklich nicht ;-)
      Ich habe mit make-Files mein ganzes Leben lang immer nur schlechte Erfahrungen gemacht. Selbst dann, wenn ein Entwickler auf seinem Repository schreibt: „Keine Sorge, man kann GAR nichts falsch machen, es läuft alles automatisch ab, einfach nur ‚make‘ eintippen und staunen“, sehe ich am Ende IMMER nur Fehlermeldungen. Make-Files haben was gegen mich. Und ich will privat in meiner Freizeit nicht Fremdsoftware debuggen und fixen, sondern einfach mal nur User sein. Seitdem habe ich – analog zu dir – die Nase voll von „Compile from Source“. Mein Motto ist: Entweder es gibt fertige Binaries, oder ich nutze die Software einfach nicht. Hat für mich bisher besser geklappt als die aussichtslose Jagd nach hunderten von Dependencies.

      Antworten
  3. Avalanche

    Hey Vince, alter Kollege! ;-)

    Hochinteressantes Thema!

    Vor knapp fünf Jahren wurde ich erstmalig in meinem Leben Linux-User per „Zwang“, nämlich beruflich als Softwareentwickler.

    Das OS Thema war in dem Fall einfach Firmenpolitik. Ich habe nie nachgefragt, welche Gründe genau dahintersteckten, aber ist ja auch letztlich nicht so wichtig.

    Und tatsächlich war die Umgewöhnungsphase auch erstaunlich kurz. Es war übrigens ein Debian. Ich bin mir gar nicht mehr sicher, welchen Desktop ich damals genutzt hatte. Ich glaube, es dürfte MINT gewesen sein. Er hatte jedenfalls damals große Windows-Ähnlichkeiten.

    Jedenfalls kam ich sehr schnell mit dem System klar. Die meisten von mir gewohnten Anwendungen, seien es Chrome, Firefox, Thunderbird und so weiter, waren direkt am Start. Man lebt ja inzwischen eh fast schon in seinem Browser.

    Als IDE hatte ich damals Eclipse, die auch unter Linux verfügbar ist.

    Auch heute, fast fünf Jahre später, arbeite ich weiterhin auf meinem Debian System! Inzwischen natürlich schon ein paar Versionsnummern weiter und aktuell teste ich KDE als Desktopumgebung… aber mich hat das allgemeine Nutzungsgefühl durchaus überzeugt.

    Rein zum „arbeiten“ wüsste ich auch echt nicht, wo Linux nachteilig wäre. Alle wichtigen Tools sind verfügbar, das ganze System an sich ist sicherheitstechnisch gut aufgestellt, bedientechnisch stehe ich auch nicht vor Hürden… passt für mich alles.

    Liebe Grüße
    Avalanche

    Antworten
    1. Vince Beitragsautor

      Mensch Ava, altes Haus!

      Was für eine große Freude mal wieder von dir zu lesen! Ungelogen habe ich mich erst vor einigen Wochen beiläufig gefragt was wohl aus dir geworden ist – und wie man heutzutage am besten Kontakt aufnehmen würde.
      Nun da der jahrezehntelange De-Facto-Standard ICQ keine Option mehr ist, bleibt einem nur noch ein lächerlicher Flickenteppich aus geräteabhängigen, handynummergebundenen Walled-Garden-Messengern, die ich aus unzähligen Gründen verabscheue.
      Ach siehste, schon bin ich wieder in einem Rant.

      Vielen Dank für deinen Kommentar zu dem Thema. Ich bin erfreut zu hören, dass dir der Wechsel zu Linux viel früher als mir gelungen ist. Dein Text lässt natürlich geschickt offen, ob Linux für dich neben deiner Tätigkeit als Softwareentwickler auch privat als reines Consumer-OS zum Einsatz kommt, oder ob du hier der Einfachheit wegen auf Windows setzt. Denn wie du sagst, die meisten Arbeits-Tools sind unter Linux ganz normal verfügbar, und alles andere macht man heute sowieso im Browser. Einschränkungen muss man höchstens im kreativen Bereich und beim Entertainment hinnehmen, sofern man nicht willens zu Kompromissen, zum Basteln und zur Umgewöhnung ist.

      Ich finde es auch sehr interessant, dass du beruflich zu Linux getrieben wurdest, denn bei uns war es (und ist noch) genau umgekehrt: Die Server sind zwar größtenteils Linux-Domäne, aber die Mitarbeiter bekommen zu 100% Windows-Clients. Ich habe vor einigen Jahren angefragt, ob es eventuell auch die Option für Linux auf dem Notebook gäbe, aber das wurde mit blumigen Begründungen abgewiesen. Das größte Hindernis: dIe massive Teams-Integration. Dieses Minenfeld will unter Linux niemand angehen. Microsoft hat mit seinem Collaboration-Toolset das Business fest in der Hand.

      Und zuletzt will ich das Thema Sicherheit aufgreifen, das du angesprochen hast. Mir ist eingefallen, dass ich unter Ubuntu gar keinen Malware-Scanner a la Defender habe. Vor kurzem las ich einen Artikel über irgendeinen gefährlichen Kryptotrojaner, und ganz kurz zuckte ich erschrocken zusammen, weil ich mir über Sicherheit hier noch nie Gedanken gemacht habe – und dann ist mir grinsend eingefallen, dass ich ja Linux nutze. Hier läuft einfach nichts ;-)
      Disclaimer: Damit will ich NICHT sagen, dass es keine Malware unter Linux gibt, denn die gibt es natürlich. Aber die Wahrscheinlichkeit, sich irgendwas einzufangen was KEIN Windows-Trojaner ist, ist schon lächerlich gering. Und die Angriffsvektoren sind auch nicht dieselben wie unter Windows.

      Wie gefällt dir denn KDE bisher so als Desktop? Ohne es selbst genutzt zu haben, war mein Eindruck stets gut, und der Dolphin ist für meine bescheidenen Ansprüche der einzig brauchbare Filemanager (bis auf die integrierte Suchfunktion, die irgendwie nie funktioniert, wenn man sie braucht). Mit Nemo, Caja, Thunar, Nautilus und diversen anderen kann ich leider nichts anfangen.
      Andererseits habe ich von Linuxern gehört, dass das Interface von KDE zwar ganz hübsch aber chaotisch sein soll, es Probleme mit dem Sound geben soll, und einfach vieles völlig undurchdacht zusammengeworfen wurde.

      Im Frühjahr werde ich wohl selbst einige Erfahrung mit KDE sammeln dürfen. Der MATE-Desktop ist zwar schon ganz gut, aber nicht besonders stabil, und nervt wiederum mit Kleinigkeiten, die sich nicht umkonfigurieren lassen.

      Für Frohe Weihnachten ist es nun schon ein wenig spät, aber ich wünsche dir in jedem Fall einen guten Rutsch ins neue Jahr 2022 – Jetzt mit noch mehr Corona!

      Btw, du bist nicht zufällig irgendwie über XMPP oder Element/Matrix erreichbar? ;-)

      Antworten
  4. Sascha

    Moin die Suche nach dem richtigen Linux Distro endet nie!
    Nach 6 Jahren nur Linux kann ich aus erfahrung Sprechen das es nie „das““Perfekte Linux“ erscheinen wird nur besser oder schlechter.

    Zur Zeit im Jahr 2022 ist mir als Linux-Gamer das Betriebsystem „Manjaro KDE-Plasma“ benutze
    das von Steam-Entwickler „Valve“ ein Handkonsole erschienen ist die auf Archlinux basiert das Steam-Deck
    Manjaro ist auch Arch-Basiert und ist schneller als Ubuntu

    Ich benutze meine PCs für Musik, Filme Bilder und Spiele das übliche halt wenn man Zeit hat,
    Seit Jahren war das Spielen auf Linux ein nunja? aber Heute hat Steam mit der Wine+Proton Methode eine Linux umgebung geschaffen die sehr viele Spiele Lauffähig macht :) mit „Steam Play“

    und wenn man ein 6 Jahre alte brauchbare Kiste hat kann man Windows 11 eh vergessen man wird schon allein mit der Prozessor-Familie aussotiert von Microsoft

    Linux egal welches naja fast :) wurde immer besser um mit Windows zu Konkurrieren :)

    wenn jemand mal ein Linux kennt das gute Subroutine hat das auf Reperatur beruht, Update oder andere Problemzonen fixt, gibt mir bitte eine antwort :) Danke :)

    PS:
    KDE ist stärker animiert ein CPU schwacher PC kommt bei den effekten im Hintergrund mehr ins Schwitzen als bei Mate oder LXDE

    Antworten
    1. Vince Beitragsautor

      Hallo Sascha,

      danke für deine persönliche Einschätzung zum Thema Linux im Jahr 2022. Meine Erfahrungen sind da ganz ähnlich, und ich stimme dir zu, dass es wohl nie DAS perfekte Linux geben wird, denn dazu gibt es einfach zuviele Ecken und Kanten, die vermutlich nie geglättet werden. Aber der Vorteil ist, dass man durch Distro-Hopping zumindest eines finden kann, das den eigenen Ansprüchen größtenteils genügt – und der Rest ist Customization. Ganz anders als eben in der Windows-Welt, wo man den kleinsten gemeinsamen Nenner, nämlich die Einheitsversion, einfach vorgesetzt bekommt, und diese potthässliche Kröte muss man dann eben schlucken.

      Ich bin zwar halbwegs auf dem laufenden was das Steam Deck betrifft, und ich bin AUCH der Meinung, dass dieser Handheld dem Linux-Gaming endlich einen weiteren großen Schub voran bringen wird, aber andererseits reizt mich das Gerät so überhaupt nicht, denn ich habe die allermeisten meiner Spiele (aus gutem Grund) nicht bei Steam. Und das Steam Deck ist nur sehr eingeschränkt nützlich, wenn man lieber mit der GOG-Library arbeitet, oder (ganz ausgeflippt) Spiele sogar noch als selbst erstellte CD-Images hat. Statt auf Steam setze ich als Launcher lieber auf Lutris, denn dieses Tool forciert keinen Kopierschutz, bindet auch andere Libraries ein und ist sehr flexibel konfigurierbar.

      Meinen PC verwende ich ungefähr in der gleichen Weise wie du, und mein Ubuntu dient hierbei als adäquater „Windows-Ersatz“: Ich höre Musik, ich schaue Filme, ich spiele Windows-Spiele, bin von morgens bis abends im Netz, lese E-Mails, und manchmal programmiere ich selbst ein bisschen.
      Übrigens habe ich kürzlich zum allerersten Mal „Cyberpunk 2077″ mit Hilfe von Lutris stabil, einwandfrei und ohne Grafikfehler zum Laufen bekommen. Eines der letzten Updates von Mesa, Wine oder Vkd3d muss dies ermöglicht haben. Dagegen habe ich es nie geschafft, mit Proton/“Steam Play“ die GOG-Version des Spiels als steam-fremdes Spiel einzubinden und zu starten – obwohl dies theoretisch möglich sein sollte.

      Ich werde in den kommenden Wochen auf Kubuntu 22.04 wechseln (Ubuntu + KDE Plasma) und ich hoffe, dass sich durch diesen Wechsel endlich einige meiner derzeitigen Probleme mit Mate und Caja lösen werden, und die Spielekompatibilität sich auch gleichzeitig verbessern wird.

      Antworten
      1. Sascha

        Wünsche dir dann mal gutes gelingen :) Vince ;)

        Erstaunlich das Cyberpunk 2077 überhaupt geht cool!

        Naja so ganz auf Anti-DRM Tripp oder Anti-Spy-Software ist echt schwer, jeder nutzt Facebook oder WhatsApp Freunde,Familie jeder
        egal was dann mit den Daten und Kontakten von Smartphones gemacht wird und sich dann wundern das man von unbekannten Firmen angerufen wird.

        und ohne Steam verpasst man schon das eine oder andere, möchte dich nicht zu „Steam“ bekehren Vince xD

        auf protondb.com sind sehr viele Spiele gewertet auf Funktionalität mit Proton

        War Jahre also gut 15-20 Jahre gegen Steam so wie du xD gefühlt, wenn überhaupt die Zeit vergeht schnell :)

        aber für die Linux Gaming abteilung ist Steam für mich ein Segen geworden, war ja jahre auf Windows und dann nicht mehr, nur noch Linux :) und ich Spiele halt verdammt gerne

        aber das Schöne mit Linux st das eine Riesiege Forum auswahl an Distros gibt und das zu 99% einer das gleiche Problem kennt und eine Lösung parat hat in den Foren

        aber wie oft ich den Terminal schonmal defekt gemacht habe mit Terminal Kommandos :)
        aber nur so Lernte ich das Linux System besser kennen wie es eben tickt.

        Antworten
        1. Vince Beitragsautor

          Wenn ich nicht Anti-Spyware und Anti-DRM wäre, hätte ich genauso gut auch bei Windows bleiben können. Ich bin jedenfalls nicht zu Linux gewechselt wegen des reichhaltigen Softwareangebots, der coolen Linux-Spiele (Tux Racer!), oder wegen der tollen Aussicht. Denn eins ist klar, mein Leben wäre ohne Linux bedeutend einfacher.

          Ich weiß den Beitrag von Steam zum Linux-Gaming durchaus zu schätzen, aber Steam ist nun einmal vorrangig eine DRM-Plattform und arbeitet als solche gegen den Kunden, ganz egal wieviele oberflächliche Benefits man da noch in die Waagschale wirft.
          Andererseits, wenn man seine Spiele DRM-frei bei GOG kauft, finanziert man damit einen Anbieter, der selbst im Jahr 2022 immer noch so tut als gäbe es Linux überhaupt nicht. Es ist ziemlich deprimierend zu sehen, dass man überall faule Kompromisse eingehen muss.

          Ich bin eben jemand, der gerne Dinge besitzt. Ich möchte meine Filme besitzen, daher habe ich kein Netflix-Abo. Ich möchte meine Musik besitzen, daher streame ich nicht auf Spotify. Und ich möchte meine Spiele besitzen, daher kaufe ich nicht bei DRM-Plattformen.

          Linux-Gaming passiert übrigens nicht nur bei Steam, da kann ich dir nur wärmstens empfehlen auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen. Man muss keinen Quasi-Monopolisten unterstützen, um bloß nicht irgendein ach so wichtiges Spiel zu verpassen ;-)

          Antworten
  5. Sascha

    Vince, ich schätze ja deine Freigeist Initiative, jeder hat seine Probleme oder Ansichten warum zu Linux?

    meine waren, Älter werdender PC, wenig Geld, Neue Betribsystem von Microsoft Win11 hat sogar PC ausschluss Methode, mein Gerät hat zwar TPM 2.0 ist aber von der Prozessor-Familie zu alt! sei nicht Kompatibel laut Win11-Update-Tool und ein Neuer Prozessor wird nicht vom Bios erkannt obwohl das Bios Geflasht wurde.

    Ich hatte sehr Lange Win7 bis das nicht mehr Unterstützt wurde, ab da ging es mit Linux bei mir los und Linux hat eine steile Lernkurve.

    War einige Jahre damit beschäftigt, und habe meine Spiele bei Steam vermisst, bin froh das Valve nun auf Linux setzt, kommt mir nur zu gute.

    Linux ist „Jetzt“ erst richtig in allen Bereichen zu gebrauchen und das ist „Toll“

    bin gespannt was noch die Zukunft bringt.

    -Wünsche an dieser stelle noch Schöne Ostern \(^^)/ –

    *GOG.com kennt Linux sehr gut, hat auch eine eigene Spiele Rubrik gibt zur auswahl: Windows, Mac, Linux
    GOG vertritt ja die Ansicht Kauf dir die Spiele, besitz deine Spiele und Spiele wo du Willst und das beste „DRM-Frei“ aber nicht jeder Spiele Entwickler hat ein Spiel für allte Plattforem übersetzt, man muss halt Suchen.

    Antworten
    1. Vince Beitragsautor

      Also dass jemand rein aus monetären Gründen zu Linux wechselt, davon höre ich nun auch zum ersten Mal ;-)

      Das klingt für mich so als hättest du ideologisch kein Problem mit Windows und würdest es sofort weiter verwenden, wenn du einen passenden PC dafür hättest.

      Danke, ich wünsche dir ebenfalls frohe Ostern!

      Ja, GOG hat eine eigene Linux-Kategorie im Store, aber darüber hinaus haben sie überhaupt kein Linux-Commitment. Sie tun wirklich nur das absolute Minimum.

      Belege hierzu:
      1. GOG weigert sich vehement (seit 14 Jahren!), seinen eigenen Launcher (GOG Galaxy) in einer Linux-Version zu veröffentlichen, obwohl dies kein Problem wäre. Die Spiele kaufen und spielen kann ich natürlich – ABER leider erfordern zu viele Spiele GOG Galaxy für den Multiplayer-Modus (und z.B. zwecks Crossplay mit Steam). Kein GOG Galaxy unter Linux – ergo kein Multiplayer unter Linux. Die Linux-Spieler bekommen effektiv eine schlechtere Version des Spiels zum gleichen Preis. Damit habe ich persönlich ein Problem bei Stardew Valley, und auch bei Northgard.
      2. Der Anbieter hinter GOG (CD Projekt Red) bietet seine eigenen(!) Spiele (Witcher 3, Cyberpunk 2077) nicht einmal in einer nativen Linux-Version zum Download an, obwohl es möglich wäre (siehe Google Stadia Version). Und CD Projekt Red würde auch keinen Finger krumm machen für die Wine/Proton-Kompatibilität, wenn es nicht ganz zufällig für das Steam Deck wäre. Die Entwickler haben absolut kein Interesse an Linux, das zeigt schon deren grässliche Microsoft-Kooperation.
      3. Viele Spiele von anderen Entwicklern haben nachweislich eine native Linux-Version auf Steam, doch zu GOG kommt am Ende einzig die WIndows-Version. Und GOG kümmert dies bewusst nicht, sonst würden sie aktiv nachfragen und die fehlende Version einfordern. Stattdessen bekommt der Käufer bei GOG wieder ein eingeschränktes Spiel zum gleichen Preis angeboten.

      Antworten
      1. Sascha

        Jep da hast da hast du recht, aber vielleicht lernt ja CD Projekt RED mal mehr auf die Spieler gemeinde zu hören nach der Panne mit Cyberpunk 2077 :) hat fast an ihrer Existenz gekratzt!

        es gab ja Wine-gog-galaxy aber war zu instabil und dann kam der gog galaxy 2 launcher nicht für linux

        und zu Windows Frage, also Windows ist nicht Perfekt, Linux ist nicht perfekt, bei Windows gibt immer noch den Explorer.exe fehler der seit Win 95 aufploppt!

        Wen ich nun auf alles was mit Datenklau oder DRM oder oder… ablehnen würde wäre man kein Teil des Lebens mehr im Digitalenbereich, Warum? weil allein eine Amazon Bestellung nicht drinn wäre oder keine Facebookgruppe, Keine Freunde oder Familie über Whatsapp oder oder…

        Wenn ich mich so abschotten möchte vor Datenklau oder Sonstigen Digitalenmissbrauch kann ich gleich in ein Kloster gehen und die Bibel zetieren, die Welt lässt sich nicht aufhalten in der Veränderung.

        Ich finde auch nicht alles Super! aber irgendwie muss man ja mit tmachen.
        meine Idiologie war vor 10 Jahren auch dieses Scheiß Steam! “ Scheiß „DRM!“

        aber Wie die Zeit hat sich auch diese Einstellung gewandelt.

        Antworten
        1. Vince Beitragsautor

          „Ich finde auch nicht alles Super! aber irgendwie muss man ja mit tmachen.“

          Deine Logik kann eigentlich nur dazu führen, dass man sämtliche eigenen Prinzipien völlig über Bord wirft, weil man ja sonst irgendetwas verpassen könnte. Das halte ich für realitätsfern und auch nicht gesund. Ein überzeugter Vegetarier wird (und sollte) nicht allein deswegen wieder anfangen, Fleisch zu essen, bloß weil er Angst davor haben muss, von Fleischessern ausgestoßen zu werden. Das ist einfach der Preis den er bereit ist zu zahlen, sofern ihm sein Prinzip wichtig genug ist. Vielen Menschen sind ihre Prinzipien wichtiger.
          Ich versuche ein praktikables Mittelmaß zu finden, meine wichtigsten eigenen Prinzipien soweit möglich zu behalten und zu befolgen, und mich eben nicht allem immer widerspruchslos zu fügen, nur weil ich mir unbedingt alle Türen offenhalten muss.
          Du stellst es leider so dar, als wäre es nur logisch, dass man nach 10 Jahren seine Weltanschauung zwangsläufig ändert, weil man dann endlich „erkennt“ wie supertoll doch DRM-verseuchte Spiele sind, und man ja keinesfalls darauf verzichten könnte. Dem muss ich entschieden widersprechen. Das mag bei dir so gewesen sein, aber mehr bedeutet es nicht. Das ist keine Alters- oder Erkenntnisfrage, sondern eine Lebenseinstellung.

          Ich verschließe mich definitiv auch NICHT allen Dingen, die mich stören, aber andererseits sehe ich überhaupt keinen Grund, bei ALLEM bereitwillig mitzumachen, nur weil man ja sonst auch gleich „ins Kloster gehen“ könnte. Das ist Polemik, die niemandem hilft.

          Und damit möchte ich diese Diskussion beendet wissen, da die Gefahr erfahrungsgemäß groß ist, dass es nun ins Persönliche abdriftet. Ich möchte dir für den interessanten Austausch zum Thema DRM danken.

          Antworten

Schreibe einen Kommentar zu ronin Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert