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Von Sternen, Hexen und Piraten

sternwandererIm England des 19. Jahrhunderts lebt der 18-jährige Tristan (Charlie Cox) in einem kleinen Dorf namens Wall. Dieses verdankt seinen Namen einer Steinmauer, die es von dem angrenzenden Königreich Stormhold abschirmen soll. Um die schöne Victoria (Sienna Miller) zu beeindrucken, beschließt Tristan einen gefallenen Stern zu finden und ihr als Geschenk zu bringen. Als er die Grenze zu Stormhold überquert und feststellt, dass der Stern eine junge Frau – Yvaine (Claire Danes) – ist, markiert das den Beginn einer fantastischen Reise voller Magie, auf der Suche nach Tristans Mutter und auf der Flucht vor der bösen Hexe Lamia (Michelle Pfeiffer), die Yvaine im Gegenzug für ewige Jugend töten will. Unterwegs geraten die beiden in die Fänge des berüchtigten Captain Shakespeare (Robert De Niro) und seiner Piratencrew. Und nicht zuletzt sind da noch die machtgierigen Thronfolger des Königreichs von Stormhold, die den Stern suchen um einen rechtmäßigen Erben bestimmen zu können.

Zugegeben, wie das Ende von „Der Sternwanderer“ aussehen wird, steht bereits nach den ersten zehn Minuten fest. Wie das bei sowohl klassischen als auch modernen Märchen meistens der Fall ist, ist auch diese Romanverfilmung nach Neil Gaiman sehr leicht vorhersehbar. Doch was die Handlung an Überraschungen einbüßt, das macht der Film durch seine Atmosphäre, seine Figuren, und seine Liebe zum Detail wieder wett. Den jungen Tristan bekümmert es, dass er so gewöhnlich ist und über keinerlei besondere Fähigkeiten verfügt, und das wo er doch so gerne das Herz der Dorfschönheit Victoria erobern würde, die allerdings besseres gewohnt ist. Was Tristan nicht ahnt, ist, dass er der Sohn einer Prinzessin aus dem Königreich Stormhold ist, also ganz und gar nicht gewöhnlich. Zusammen mit Yvaine, dem Stern in Menschengestalt, findet er seine wahre Bestimmung auf der Suche nach seiner Herkunft, und lernt nebenbei die Bedeutung von wahrer Liebe, die – im Gegensatz zu jener, die er bisher kannte – auf Gegenseitigkeit basiert und bedingungslos ist.

„Der Sternwanderer“ unter der Regie von Matthew Vaughn aus dem Jahr 2007 ist ein spannender Fantasy-Abenteuerfilm, dem ich eine leicht hektische und überladene Handlung bescheinigen muss, was aber im Großen und Ganzen kein Problem darstellt. Aus wirtschaftlicher Sicht war der Film allerdings ein Reinfall und daher tatsächlich ein recht mächtiges Problem. Vom audiovisuellen Standpunkt kann der Film sich absolut sehen lassen, schließlich wurde auch ein nicht unerhebliches Budget aufgewendet. Die Musik hat mich nicht überrollt und war auch sonst nie übermäßig begeisternd, aber dafür wirkt sie andererseits auch nicht schlecht gemacht, sondern dient in jeder Hinsicht als solide Begleitung.

Sehr gerne sehe ich es, wenn Hollywood-Giganten kleine aber wichtige Rollen in Produktionen leicht abseits des Mainstream einnehmen, wie in diesem Fall Robert De Niro, der den (angeblich) gemeingefährlichen Piratenkapitän spielt, der mit seinem Schiff und seiner Crew in den regenbehangenen Wolken Blitze einfängt. Von einem De Niro erwarte ich, dass er in jeder noch so abgedrehten Rolle glaubwürdig ist, sogar bei einer Figur wie dem absurd gegensätzlichen, zwiegespaltenen Captain Shakespeare. Der Schauspieler weiß den beiden Polen seines Charakters jederzeit die nötige Substanz zu verleihen. Für mich eindeutig einer der Höhepunkte des Films. Ebenfalls hat Filmveteran Peter O’Toole eine kleine Rolle als dahinscheidender König von Stormhold. Auf der Seite der Damen spielen mit Sienna Miller, Claire Danes und Michelle Pfeiffer ebenfalls drei etablierte Stars mit. Daneben wirkt der unerfahrene Jungschauspieler Charlie Cox etwas unglücklich, aber sogar an ihm lässt sich nichts mäkeln. Das Make-up von Michelle Pfeiffer als ergraute Hexe (oder das der anderen Hexen) ist zwar alles andere als gelungen, aber ihre Rolle nimmt sie zumindest ernst und sie scheint auch nicht unterfordert.

Die Handlung stellt sich als eine ausgewogene Mischung vieler verschiedener Genres dar und funktioniert als Gesamtpaket wirklich gut. Einer meiner Kritikpunkte ist, dass die Geschichte vielleicht die eine oder andere Station der Reise zuviel behandelt, und dann dafür fast schon zu oberflächlich. So wie besagter Teil mit dem Piratenschiff, der zwar witzig ist, aber ein wenig eingeschoben wirkt, so als versuchte man eine Lücke zwischen zwei anderen Handlungsstationen zu füllen. Als zu oberflächlich nahm ich einige Aspekte des Films vielleicht auch deshalb wahr, weil für meinen Geschmack zuviele Dinge unerklärt geblieben sind. Was macht ein fremdes und vor allem magisches Königreich mitten in England und wieso interessiert es niemanden, was dort vor sich geht? Was hat der Stern mit dem Königshaus zu tun? Womöglich ist es aber genau diese teilweise absurde Vorstellung fliegender Piratenschiffe und lebendiger Sterne, die den Reiz der Geschichte und ihren Zauber ausmachen.

Fazit: Als Abenteuerfilm sollte „Der Sternwanderer“ gleichermaßen Familienfilm sein, doch mag er für Erwachsene ein wenig zu verspielt und mit Hexen und Prinzessinnen zu kitschig sein, für Kinder dagegen zu sehr auf Liebe und royale Machtverhältnisse konzentriert, und damit sitzt diese liebevoll inszenierte Fantasygeschichte leider ein wenig zwischen den Stühlen. Wer sich dennoch gerne dafür begeistern lässt, darf sich auf ein zauberhaftes Märchen mit toller Besetzung freuen, das im schlimmsten Fall an den üblichen Schwachpunkten vergleichbarer Werke leidet.