5% Neuwagen gratis

Kürzlich auf dem Parkplatz einer großen Supermarktkette fuhr jemand beim Rückwärtsausparken versehentlich gegen meine Beifahrertür, die blöderweise gerade seine Parklücke passierte. Ich mache der Person gar keinen Vorwurf. Kann passieren, verstehe ich gerade als Scirocco-Fahrer, der selbst eine äußerst bescheidene Sicht nach hinten hat, um es höflich auszudrücken. Manchmal wäre ich ohne den Piepser im Rückwärtsgang ein bisschen hilflos. Trotzdem kann so ein Parkrempler ziemlich auf die Nerven gehen, vor allem weil man ja sonst noch nicht genug andere Probleme hat.

sciroccotuer

Interessanterweise beschäftigte mich erst einige Tage zuvor die Frage, was denn im Schadensfall eigentlich genau zu tun wäre, um auf der sicheren Seite zu sein. Ich musste mir eingestehen, dass ich zwar in der Lage war, eine Kfz-Versicherung abzuschließen und ein Auto anzumelden, aber den korrekten Ablauf bei einem Unfall trotzdem nicht so richtig kannte. Daher beschloss ich, das mal bei Gelegenheit genauer zu recherchieren. Irgendwie war mir da noch nicht klar, dass der erste Blechschaden es etwas eiliger hatte als ich.

Man sah sich den Schaden gemeinsam an, ich schrieb mir Kennzeichen und das Fahrzeug auf, ließ mir Versicherung, Name und Telefonnummer geben. Ich war der Meinung, dass das schon reichen würde. Über die Schuldfrage waren wir uns ja offenbar einig, und eine gefühlte Ewigkeit auf die Polizei zu warten wollte ich uns eigentlich ersparen, zumal niemand gerne mit der Polizei redet. Reicht aber eigentlich nicht. In meinem Fall hatte ich mit meiner Naivität Glück, weil alles total unstrittig und der Unfallverursacher ein ehrlicher Mensch ist, der nicht versucht hat, mir eine Mitschuld zu geben. Man sollte aber nicht den Fehler machen, zu glauben, dass der gegnerischen Versicherung sofort das Geld aus der Tasche fällt, sobald man dort den Schaden meldet, was man auf jeden Fall möglichst früh tun sollte.

Was hätte ich besser machen müssen? Nun, im Zweifelsfall die Polizei rufen, dann kann man schon nichts falsch machen. Kann natürlich auch sein, dass die Polizei wegen eines kleinen Blechschadens gar nicht erst auftaucht. Dann auf jeden Fall direkt am Unfallort Fotos des eigenen Schadens und auch des Schadens des Unfallgegners machen. Die vollständige Anschrift des Verursachers geben lassen, nicht nur den Namen; außerdem die Nummer der Versicherungspolice, nicht nur den Namen des Versicherers. Zeugen suchen und deren Namen und Adressen notieren. Die Versicherung könnte sonst leicht die Zahlung verweigern, ganz besonders wenn deren Versicherungsnehmer plötzlich ein ganz anderes Bild des Unfalls hat, und dann sind Beweise und Zeugen wichtig.

Die vielen Telefonate mit der Versicherung, mit dem Unfallgegner, die Dauerbesuche in der Werkstatt und das Ausfüllen der Schadensmeldung nebst Unfallskizze und -hergang sind auch kein Spaß. Da gehen wirklich viele Stunden der eigenen Freizeit drauf. Insofern ist es nur umso fairer, dass mir jetzt tatsächlich eine neue Beifahrertür bezahlt wird. Dann habe ich sozusagen wieder 5% eines Neuwagens. Insgesamt fast 2100 Euro für die ganze Aktion laut Gutachten. Zu Anfang glaubte ich wirklich noch, dass das Ausbeulen sicher keine 400 Euro kosten wird. Ich sollte mich mit dem Gedanken vertraut machen, dass es an einem Auto keine günstigen Reparaturen gibt, nur teure und echt teure.

Achtet darauf, dass in eurem Fahrzeugschein immer die aktuelle Adresse eingetragen ist, sonst gibt das wahrscheinlich eine Strafe bei einer Polizeikontrolle. Fahrzeugschein ändern lassen kostet hier fast zwölf Euro. Wer weiß ob da die Strafe nicht sogar noch geringer gewesen wäre. Wieso muss die blöde Adresse denn bitte auch noch im Fahrzeugschein stehen, die hat doch mit dem Auto nichts zu tun? Als würde es nicht reichen, dass ich ein eindeutiges Kennzeichen am Auto habe und die Adresse auf dem Personalausweis steht, und es ist ätzend genug, den immer auf dem Laufenden zu halten.

3 Gedanken zu „5% Neuwagen gratis

  1. Greg

    Ja, so eine Erfahrung durfte ich damals in meinem ersten Jahr mit dem Führerschein schon machen, hatte aber auch Glück, dass es reibungslos lief. Mir ist damals jemals direkt seitlich an einer Kreuzung reingefahren. Übrigens HATTE ich die Polizei geholt, die aber keine wirkliche Lust hatte, das Ganze aufzunehmen. Der Unfallgegner war ein hiesiger Ladenbesitzer („Den Herrn XY kennt hier doch jeder, das passt schon, wir fahren dann wieder“). Der Mann hatte mir die Vorfahrt genommen, aber ich stimmte der Polizei wohlwollend zu, ihm daraus keinen Strick drehen zu wollen und auf weitere Schritte zu verzichten. („Wir waren dann nie hier“).

    Wenn der Geldbeutel knapp gewesen wäre, hättest du dir übrigens die 2100 Euro (minus Mehrwertsteuer allerdings) auch direkt von der Versicherung aufs Konto auszahlen lassen und anschließend zum Beulendoktor fahren können, der dir die Tür für nen 500er ausgebeult hätte (keine Ahnung was das wirklich kostet heutzutage). Denn nur weil der VW Glaspalast eine neue Tür veranschlagt, heißt das nicht, dass die auch wirklich verbaut werden muss. Die Versicherung hätte auch so gezahlt. Nur als Info :)

    PS: Mein Wagen war damals dann ein wirtschaftlicher Totalschaden, für den ich komplett auch irgend etwas um die 2000-2500 Euro bekommen haben müsste. Also quasi den Gegenwert einer Scirocco-Tür ;)

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  2. Gerry

    Ich kann mit Dir mitfühlen. Ich war mit den Abläufen und worauf man sonst so achten sollte vor ein paar Jahren auch noch nicht im Detail vertraut, als mir an einer rot werdenden Ampel jemand draufgefahren ist.

    Hatte Fotos gemacht, mir alle Daten notiert – allerdings die Polizei angesichts der eindeutigen Lage ebenfalls für nicht erforderlich gehalten.

    Ich stand nun vor dem Problem, dass der Unfallverursacher sich mit der Schadensmeldung an seine Versicherung zunächst Zeit ließ. (Sinngemäßer) Kommentar der gegnerischen Versicherung: „Wir haben nun zwar Ihre Meldung vorliegen, sofern uns unser Versicherungsnehmer den Unfall jedoch nicht meldet, steht Ihre Meldung – da keine Unfallaufnahme durch die Polizei erfolgte – als bloße Behauptung im Raum. Eine Kostenregulierung ist in diesem Fall leider nicht möglich.“ Zeugen für meinen Unfall hatte es leider keine gegeben.

    Es ging aber nochmal alles gut: Der Verursacher meldete den Unfall noch bei seiner Versicherung und diese regulierte meinen Schaden.

    Was ich daraus lernen durfte: Immer die Polizei rufen!

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  3. Vince Beitragsautor

    Greg: Irgendwie hatte ich auch so das Gefühl, dass man bei VW lieber keine halben Sachen macht und gleich die Tür austauscht, weil das viel mehr Geld bringt. Nun wäre es interessant zu wissen, WIE gut der Beulendoktor sowas wieder rausbekommen hätte. Ich bin da nicht so überzeugt. Andererseits, solange die gegnerische Versicherung brav zahlt, hätte mir VW auch gerne erzählen können, dass der Scirocco mit so einer Delle leider nicht mehr zu retten ist, und komplett ersetzt werden muss ;-)

    Gerry: Von einem richtigen Auffahrunfall wie bei dir ist meine Geschichte natürlich weit entfernt. Zu Anfang sah das bei mir aber sogar ganz ähnlich aus. Die Versicherung teilte mir mehrmals am Telefon mit, dass ihr Versicherungsnehmer selbst noch keinen Unfall gemeldet hat, und dass vorher natürlich nichts passieren wird. Und mir war klar, selbst wenn er es melden würde, könnte er ja immer noch erzählen, dass ich schuld war. Da wurde mir schon etwas mulmig und ich begann zu bereuen, dass ich auf eine Unfallaufnahme durch die Polizei verzichtet habe. Es ist schön zu hören, dass du auch nicht auf dem Schaden sitzengeblieben bist.

    Insofern bin ich da ganz bei dir: In Zukunft immer die Polizei rufen, auch wenn es sich um einen Bagatellschaden handelt.

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