Not so weekly rant: Mehr Layer-Ads, weniger Adblock

„Wer Adblock benutzt, der bringt ehrlich arbeitende Webworker um ihr verdientes Geld. Wer Adblock benutzt, zwingt Inhalteanbieter dazu, die Vielfalt ihrer Inhalte einzuschränken, ein Bezahlmodell einzurichten, oder ihr Angebot irgendwann vollständig einzustellen. Wer Adblock benutzt, handelt rücksichtslos und sollte sich was schämen, weil er die Gratiskultur im Internet fördert.“

So oder so ähnlich lautete zusammengefasst der Inhalt eines Artikels, den ich vor kurzem lesen durfte, selbstverständlich kostenlos und ohne Werbung. Verfasser des Artikels ist ein Redakteur eines großen Print- und Onlinemagazins, der ganz selbstverständlich diese Auffassung haben muss, denn davon lebt er. Allerdings war ich mir beim Lesen nicht so sicher, ob das mit dem Verteufeln der Adblock-Benutzer wirklich so schlau ist. Darum möchte ich das Thema mit diesem kleinen Artikel meinerseits wiederum zur Diskussion freigeben oder zumindest zum Nachdenken anregen. Ich vertrete hierbei eine etwas andere Meinung als der Autor des Originalartikels.

Wer kennt sie nicht, die gefürchteten Layer-Ads. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das erste Mal das Vergnügen hatte – vermutlich Anfang des Jahrtausends. Layer-Ads sind Werbepopups, die sich mitten über die Webseite legen, oft fahren sie von irgendeiner Seite herein, manchmal wird auch die Webseite drumherum komplett abgedunkelt und unklickbar gemacht, bis man die Werbung anklickt oder wegklickt. Manchmal muss man zehn Sekunden warten, bis ein Schließen-Button eingeblendet wird. Dieser Schließen-Button öffnet gerne Mal ein weiteres Popup, das seinerseits Werbung einblendet. Wegscrollen nützt nichts, da die Werbung hinterherscrollt, um sicherzugehen, dass sie immer im Bild ist. Manche Layer-Ads spielen sogar Videos ab und erlauben es sich damit, die ganze Internetleitung dicht zu machen, da die Werbung von der Datenmenge her um ein Vielfaches größer ist als die gesamte Webseite, die man eigentlich betrachten wollte. Andere Layer-Ads sind kleiner, spielen aber trotzdem Videos ab, oft sogar mit Ton. Und jedesmal, wenn man auf der Seite einen anderen Navigationspunkt auswählt, taucht die Werbung wieder auf. Es sind Seiten wie diese, die ich irgendwann allein auf Grund der Werbung begonnen habe zu meiden. Damals habe ich mir oft die harmlos blinkenden Banner im GIF-Format zurückgewünscht, die mir Ende der 90er Jahre noch nervtötend vorkamen. Oh wie ich nicht ahnen konnte, dass es nur schlimmer werden würde.

Irgendwann gab es mit den diversen Adblock-Extensions für Firefox (und inzwischen auch für andere Browser) eine wirksame Verteidigungsmethode gegen aufdringliche Werbung. Heute sind diese Addons problemlos in der Lage, auch Layer-Ads zu unterdrücken und manchmal sogar die 20-sekündigen Werbespots, die man sich vor (im dümmsten Fall zehnsekündigen) Spaßvideos anschauen muss. Viele Webseiten, die man ohne Adblock mit der Kneifzange nicht anfassen würde, sind damit tatsächlich wieder genießbar geworden.

„Layer-Ads wären gar nicht nötig und würden auch nicht existieren, wenn niemand Adblock benutzen würde.“. – Eine Aussage wie diese nahm der Autor zum Anlass, zu behaupten, dass Layer-Ads folglich früher oder später verschwinden würden, sollte jeder brav seine Werbebanner betrachten und anklicken, wie es sich gehört. Zum einen halte ich das für Quatsch, denn wenn etwas existiert, wird es auch genutzt. Dient ja schließlich der Gewinnmaximierung. Niemand würde auf das zusätzliche Geld verzichten, indem er irgendwelche Hilfsmittel abschaltet. Zum anderen bin ich mir sicher, dass hier Ursache und Wirkung ganz klassisch vertauscht werden. Nicht die Layer-Ads entstanden aus der Tatsache heraus, dass jeder Adblock verwendete, sondern Adblock entstand deshalb, weil viele Webseiten mit ihren immer lästiger werdenden Werbepopups nicht mehr zumutbar waren.

Nun kommt also so jemand daher, und fängt an sich zu beklagen, dass die Adblock-Benutzer doch beinahe auf einer Stufe mit den Raubmordkopierern stünden, da sie Inhalte im Netz konsumierten, aber nicht bezahlen wollten indem sie Werbebanner mitladen und anklicken. Das sei ja praktisch Diebstahl und absolut verwerflich. Man solle doch zumindest Adblock auf den Seiten abschalten, die man unterstützen möchte. Und das ist ein Aspekt, den ich sehr witzig finde. Es mag ja sein, dass viele Webseitenbetreiber mit gutartiger Werbung darunter leiden, dass es noch mehr schwarze Schafe gibt, die grässliche Layer-Ads verwenden, aber dass ich jetzt damit anfange, den Werbeblocker ständig ein- und auszuschalten, je nachdem welches Tab ich gerade angeklickt habe, soweit kommt es ganz sicher nicht. Ich bin bereit, Adblock abzuschalten, wenn die Werbung im Netz eine erträglichere Form angenommen hat. Für mich umständliche Kompromisse gehe ich eher nicht ein. Ich sehe nicht, dass Handlungsbedarf am Endbenutzer besteht.

Aus Sicht der Anbieter halte ich ein Inhalte-Bezahlmodell für absolut sinnvoll. Es zwingt sie niemand dazu, Inhalte kostenlos anzubieten und mit Werbung zu verschandeln. Und falls sie sich dazu freiwillig entschließen, dann sollte mich niemand dafür kriminalisieren, dass ich technische Hilfsmittel einsetze, die die Werbung wieder entfernen. Das ist für mich nichts anderes als einen Film aus dem TV aufzunehmen und bei jedem Werbeblock auf Pause zu drücken und währenddessen aufs Klo oder zum Kühlschrank zu gehen. Es ist nur weniger aufwändig. Wer mit seinem Inhalt Geld verdienen möchte, der soll bitte auch explizit Geld dafür verlangen und das Zeug erst dann rausrücken, wenn bezahlt wurde. So kommt niemand in Versuchung, es sich versehentlich mit Adblock anzuschauen und jemanden um sein Geld zu bringen.

Nur so ein paar Gedanken von mir zu dem Thema. Kommentare sehr erwünscht, wenn sie keine persönlichen Angiftungen enthalten.

4 Gedanken zu „Not so weekly rant: Mehr Layer-Ads, weniger Adblock

  1. Danoobiel

    Tja, man könnte einfach den Web eta verkürzen und für das Geld mehr in-print Werbung machen und dabei noch die abkrazenden Druckereien retten.

    Aber hey, das wer wohl teuerer und netter, zwei Dinge auf die in Deutschland wircklich niemand wert legt.

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  2. Vince Beitragsautor

    Ja richtig, ich habe auch so das Gefühl, dass die Verlage das Aussterben ihrer Printmagazine künstlich beschleunigen, indem sie ihre Webauftritte dermaßen aufwändig pflegen, dass man sich die Frage stellen muss, wieso man den gleichen Inhalt in gedruckter Form kaufen sollte, wenn er doch auch online nachzulesen ist.
    Ob das nun Dummheit oder Absicht ist, will ich nicht beurteilen, jedenfalls ist es kontraproduktiv, wenn man eine Auflage verkaufen will.
    Über Werbung in Zeitschriften hab ich mich jedenfalls noch nie beklagt, da sie nicht blinkt, keine Geräusche von sich gibt, und mich auch nicht beim Weiterblättern behindert.

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  3. AndiBerlin

    Ach was würde ich nur ohne AdBlock machen?
    So aggressive Werbung, wie sie (ohne AdBlock) auf vielen Webseiten zu finden ist, ist wirklich extrem nervig. Und da sollen sich die verantwortlichen Betreiber nicht beschweren.
    Es geht auch einfacher und nicht so aufdringlich. Aber so lange das die Betreiber nicht kapieren, bleibt AdBlock eben aktiv bei mir.

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  4. Chris

    Ich weiß nicht, was ich überhaupt von diesen Werbemaßnahmen halten soll. Ich halte mich eh nie an Werbeversprechungen und wenn ich ein Produkt kaufe, habe ich andere Methoden mich darüber zu informieren.
    Aber das ist ja hier egal – der Gedanke von Werbung ist ja einfach nur da zu sein – in den Blickfeld des Zuschauers zu treten. Dennoch halte ich die Firmen der Produkte (Websites, etc.), die diese aufdringliche Werbung (Layer-Ads) anpreist, mehr als nur unprofessionell, was sich sicherlich auch auf das Vertrauen auswirkt. Denn wahrscheinlich weniger als 5% aller Layer-Ads, die ich sehe, haben meine Aufmerksamkeit in der Hinsicht geweckt, das ich geglaubt hab, dass es sich um ein reales, vernünftiges Produkt handelt und nicht um eine der unzähligen Abzockmethoden im Internet.
    Die Werbemacher sollten sich eher darüber Gedanken machen, wie sie ihr Produkt vertrauenswürdig und professionell ankündigen, anstatt zu schauen, wie sie das Internet mit dem Abbild ihres Produktes fluten können. Denn diese Scheiße tun sich sicherlich noch nichtmal potentielle Kunden für das Produkt an.

    Was die AdBlocker angeht: Ich denke, es ist eine wirksame Methode zu zeigen, dass diese Art von Werbung einfach nur Schwachsinn ist und hoffentlich in Zukunft immer weniger Anklang finden wird.

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