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Deutsche Bahn ist das, was passiert, während du gerade dabei bist, deinen Feierabend zu planen.

Fast zehn Stunden gearbeitet, stressiger Tag, die Nerven liegen blank, hundemüde, der Magen knurrt, nur noch mit der Bahn nachhause fahren. Ich kann höchstens mutmaßen, dass die lustige Bahn genau darauf gewartet hat, dass ich Feierabend mache, zum Bahnhof schlurfe, und dann BAM!!! Massive Verspätung voll in die Fresse! So als hätte ich sonst keine Probleme. Zeit für einen ordentlichen Rant um die Luft rauszulassen.

Wie kann es sein, dass der Zug, mit dem ich in aller Früh zur Arbeit pendle, in dem ich mit den quengelnden lautstarken nervtötenden Schülern um die wenigen Sitzplätze kämpfen muss, täglich Verspätung hat? An jedem verdammten Morgen, fünfmal die Woche! Ich weiß immer schon, dass der Zug Verspätung hat, bevor es die Bahn überhaupt für nötig hält, es auf der Anzeigetafel einzublenden. Wenn es denn eingeblendet wird. Und an anderen Tagen, wenn ich leider mal spät dran bin, und ich völlig außer Atem am Bahnhof ankomme, kaum eine halbe Minute zu spät, da kann ich in der Ferne noch die Schlusslichter des Zuges bewundern, der natürlich total pünktlich abgefahren ist, so als wäre es bei der Bahn nie anders.

Wie kann es sein, dass, wenn ich in Zug X Richtung Y sitze, dieser Zug endlose 15 Minuten lang auf Anschlussreisende warten muss, deren Zug heute ganz unerwartet Verspätung hat, aber sobald ICH einer dieser Anschlussreisenden bin, für die normalerweise gewartet wird, schafft es derselbe Anschlusszug nicht einmal 2 Minuten stillzustehen und fährt pünktlich ab? Das war Anfang Februar, um 19 Uhr, bei minus 14 Grad Celsius. Es waren frostige 50 Minuten, die ich an einem fast menschenleeren Bahnhof auf den nächsten Zug warten durfte. Ein großes Vergnügen!

Wie kann es sein, dass immer genau der Zug, in dem ich mich gerade befinde, auf entgegenkommende Züge warten muss, mitten im Nirgendwo gemütlich stehenbleibt, ich panisch auf der Uhr mitzähle, wieviele Sekunden mir am Bahnhof noch zum Umsteigen (oder besser: zum Umrennen) bleiben, bevor der Zug seine Fahrt nach mehreren Minuten fortsetzt? Das beste daran ist die großzügige Pause, die noch gemacht wird, wenn der entgegenkommende Zug längst vorbei ist. Nein, falsch. Das beste daran sind die vielen Leute, die am Bahnhof alle aus dem Zug sprinten, in der Hoffnung, innerhalb von 9,68 Sekunden von Gleis 10 runter nach Gleis 1 zu laufen und dabei weniger als 5 Hürden zu reißen, äh Verzeihung, alte Leute über den Haufen zu rennen. Der Zug ist aber oft sowieso schon weg.

Wie kann es sein, dass die Verspätungen, die Ausfälle, die Zwischenfälle und alle sonstigen Ärgernisse bei der Bahn subjektiv in den letzten Jahren zugenommen haben, und statt als entnervter Dauerfahrgast dafür aber irgendwie entschädigt zu werden, muss ich lesen, dass die Fahrkartenpreise künftig wieder einmal erhöht werden? Irre ich mich oder bedeutet das im Endeffekt, dass ich MEHR bezahle für WENIGER Leistung? Ich will entschädigt werden, wenn ich im Winter morgens oder abends 3 Stunden am Bahnhof warten muss. Nicht nur, dass es schweinekalt ist, sondern auch, dass es einfach verdammt schade um die sinnlos vergeudete Zeit ist. Ein solchermaßen versauter Tag reicht mir bereits, damit ich den Preis für ein Monatsticket aufs Neue in Frage stellen muss.

Ich vermute, das ist einfach die große Ausgabe von „Wieso sind bei mir immer alle Ampeln rot“, aber in all den Jahren hat sich soviel Frust und Ärger wegen der Deutschen Bahn angesammelt, dass jede weitere Verspätung mich zum Kochen bringt. Es gab Wochen, in denen die Bahn mir bis zu 6 Nettostunden an Verspätung beschert hat, und dazu zähle ich natürlich auch solche Begegnungen, wo nur 5 Minuten Verspätung zu einstündiger Zwangswartezeit geführt hat. Das sind 6 Stunden meines Lebens mit denen ich besseres anzufangen gewusst hätte. Ich weiß, dass der Fahrkartenpreis sich allein auf die Beförderungsdienstleistung bezieht, und nicht auf (Un-)Pünktlichkeit oder bequeme Stehplätze mitten auf dem Gang, aber dies wäre ja schließlich kein Rant, wenn nicht wenigstens ein bisschen Drama dabei wäre.