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So, alle mal die Hand hoch – wer hätte gedacht, dass ich heute einen Blog-Beitrag veröffentlichen würde? Tja, ich jedenfalls nicht, und doch sitze ich nun hier, nachdem ich ein Jahr lang nichts mehr geschrieben habe. Eine seltsame Kombination aus Scham, Schuldgefühl, Terminzwang und auch noch ein wenig gesundem Eigenantrieb drängt mich dazu.

15 Jahre Success Denied sind das nun also schon. Das bedeutet irgendwie, dass ich selbst auch um 15 Jahre gealtert bin. Das ist nur eine mittelmäßig angenehme Vorstellung, aber es wird schon stimmen, wenn ich mir überlege, was mir morgens so im Badezimmerspiegel entgegenblickt. Mein letzter Artikel ist nun auch ein Jahr her. Das war eigentlich nicht geplant. Es hat sich wirklich einfach so ergeben. Wie feiert man also ein weiteres Jubiläum, nachdem man ewig nichts Neues mehr zu vermelden hatte, und nachdem sich die vergangenen fünf Jahre in meinem Kopf eher wie fünf Monate angefühlt haben? Beinahe so als wäre ich irgendwann von Aliens entführt worden und diese hätten mir die letzten Jahre meines Lebens aus dem Gedächtnis gelöscht. Nachdem die Schweine mir aus irgendeinem Grund kahle Stellen auf meinem Kopf verpasst haben. Verdammte Aliens!

Ich lebe einerseits in einer Welt, in der das Mitteilungsbedürfnis und das Geltungsbedürfnis der Menschen im Schnitt immer stärker wird. Influencer, Streamer, YouTuber steigen plötzlich zu weltweitem Ruhm auf. Wir beobachten sozusagen die Demokratisierung der Modewelt, der Werbeindustrie, der Fernsehshows, der Telemedizin, der Finanzberatung und vieler weiterer Domänen, die früher sehr hohe Einstiegshürden hatten. Mein eigenes Mitteilungsbedürfnis ist andererseits auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt, was wohl auch mit der modernen, feindseligen Diskussionskultur im Internet und der neuen politischen Situation überall auf der Welt zusammenhängen mag. Exposition im Internet reizt mich nicht mehr. Für jede Meinung, die man ungefragt ins Netz blökt, gibt es irgendwo einen zornigen Soziopathen, der damit nicht umgehen kann.

Früher wollte ich die Leser meines Blogs gerne über mein Weltbild aufklären, meine neuesten Erwerbungen und meine Probleme dokumentieren, und meine Meinung zu allen möglichen gesellschaftlichen Themen lautstark in der Öffentlichkeit vertreten. Inzwischen kommt mir dieser Anspruch lächerlich vor. Meine Gedanken sind nicht das Maß der Dinge, ich liege politisch nicht “richtig”, andere liegen nicht “falsch”, und ich bin schließlich auch nur Teil einer Minderheit in einer sich schnell drehenden Welt. Überhaupt habe ich festgestellt, dass mich Politik nicht mehr fasziniert, sondern mich immer öfter unglücklich macht, was jüngeren Entwicklungen geschuldet ist, die aber offensichtlich im Begriff sind, sich weltweit festzusetzen und auch den Ton anzugeben. Noch vor zehn Jahren hätte ich vermutlich laut schimpfend einen Artikel dazu geschrieben, aber das hätte keinerlei Nutzen gehabt, außer mir Feinde zu machen.

Das zehnjährige Jubiläum dieses Blogs feierte ich noch mitten in der Corona-Pandemie, die die Welt damals fest im Griff hatte und auch nachhaltig veränderte. Und das 15-jährige Jubiläum? Tja, seit Monaten geht es in Gesprächen mit Verwandten, Freunden und Kollegen nur noch um ein Thema: Was hat der orangefarbene Irre heute wieder verbrochen und wieviele Jahre dauert es noch bis er sich endlich verpisst? Ach, Scheibenkleister! Ich wollte doch eigentlich nicht ins Detail gehen. Naja, wenigstens hab ich nicht verraten, wie sehr ich Brechreiz bei der Drecks-AfD bekomme… Oh, verflixt!! Ich hab nichts gesagt!

Was bleibt mir noch, euch zu diesem Jubiläum mitzuteilen? Bloggen ist ganz offensichtlich leider nie zu dem großen Hobby geworden, das ich vor 15 Jahren daraus machen wollte. Aber nur weil ich kaum Beiträge schreibe, heißt das noch lange nicht, dass ich aufhöre und verschwinde. Im Moment gibt es einige Dinge in meinem Privatleben, denen ich meine größtmögliche Aufmerksamkeit schenken will. Meinen Alltag zu meistern, ist für mich oft Herausforderung genug. Aber ich bin mir relativ sicher, dass mein nächster Artikel auf dieser Webseite nicht erst zum nächsten Jubiläum erscheint.

Zum Schluss wieder mal ein ganz herzliches Dankeschön an die treuen Leser von SuccessDenied.com! Bleibt alle cool. Du, bleib cool.

Ladies and Gentlemen, werte anwesende Gäste, vielen Dank, dass Sie alle so zahllos gut zählbar zur großen Feier zum zehnjährigen Jubiläum von SuccessDenied.com erschienen sind. Wie Sie wissen, begeistere ich die Welt nun schon seit genau zehn Jahren mit meinen schriftlichen Ergüssen, und das hat selbstverständlich Spuren hinterlassen. Vielleicht nicht unbedingt bei Ihnen, aber in jedem Fall bei mir: Meine Tastatur ist inzwischen ganz schön abgenutzt. Nach zehn Jahren wird es auch Zeit, mir endlich eine Neue zu kaufen. In den vergangenen zehn Jahren konnte ich mir über viele Dinge in meinem Bloggerleben ausgiebig Gedanken machen: Wer bin ich? Worüber soll ich schreiben? Wohin verschwinden all die Socken in meiner Waschmaschine? Und nun habe ich zehn weitere Jahre, in denen ich über diese wichtigen Dinge nachdenken kann, denn eine Antwort habe ich bislang nicht finden können.

Schon der große deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche sagte einst: „Die sogenannten Paradoxien des Autors, an welchen der Leser Anstoß nimmt, stehen häufig gar nicht im Buche des Autors, sondern im Kopfe des Lesers.„. Das hat zwar mit meiner Webseite nicht viel zu tun, aber es klingt äußerst tiefgründig. So tiefgründig wie meine vielen Artikel über Spiele, Filme, TV-Serien, Hitzewellen in meiner Wohnung, und auch über professionelle Prokrastination. Und nun, nach dieser langen Zeit, wird es allmählich Zeit, mir die Zeit zu nehmen, um ein Resümee zu ziehen: Es hat sich überhaupt nicht gelohnt. Und genau deswegen muss ich unaufhörlich weitermachen. Als ich anfing, war ich noch Student, jung, dynamisch, optimistisch, weltoffen. Inzwischen bin ich seit vielen Jahren berufstätig, verbittert, nörgelig, stur, mit Rücken. Das gibt mir die Gelegenheit, aus einem völlig anderen Blickwinkel über das tägliche Geschehen in der Welt zu berichten. Nämlich leicht gebeugt, mit Krückstock und viel Ibuprofen.

Ich bin wahrlich kein großer Redner, daher möchte ich mich möglichst kurzfassen und im folgenden nur aus den knapp 100 meiner einflussreichsten und bedeutendsten Blog-Beiträge der vergangenen zehn Jahre zitieren. Ich möchte nicht prahlen, aber unzählige Verfasser wissenschaftlicher Publikationen auf der ganzen Welt, Fachblätter aus allen Wissenschaftsbereichen, und außerdem viele anerkannte Koryphäen, darunter sogar mehrere Nobelpreisträger, haben sich für meine qualitativ hochwertigen Artikel auf SuccessDenied.com zwar bislang leider nicht interessiert, aber möglicherweise würden sie das, wenn sie sie gelesen hätten. Es wäre ohnehin zuviel der Ehre gewesen, und wie schon gesagt, ich wollte ja nicht prahlen.

Anschließend werde ich detailliert auf die 50 spannendsten Kommentare meiner großartigen Blog-Besucher eingehen und diese zur Diskussion stellen. Wenn uns im Anschluss noch etwas Zeit bleibt, würde ich sehr gerne den Abend ausklingen lassen mit einer Lesung einzelner Kapitel aus meinem neuen Buch „Erfolglos Bloggen für Dummies“. Vielleicht wird sich der eine oder andere sogar dadurch inspiriert fühlen, sich ebenfalls dieser beinahe vergessenen, brotlosen Kunst anzunehmen, und mit meiner Hilfe und unter meiner kompetenten Anleitung garantiert nicht reich und mächtig zu werden, sondern – wie ich – ganz auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben.

Das Buch gibt es für nur 14,99 EUR UVP in jedem gut gepflegten Buchhandel, den ich zuvor aufgesucht und einige Exemplare dort heimlich im Regal versteckt habe. Ich komme übrigens regelmäßig zu Signierstunden nach Hintertupfingen in die aufstrebende Buchhandlung hinter dem alten Bahnhof, direkt am Friedhof. Sie müssen nur bei „Meier“ klingeln und nach mir fragen, dann werden Sie direkt in den Hinterhof zum großen Bücherschuppen geführt. Die verrosteten Fahrräder und Gartengeräte können Sie ignorieren. Achja, wenn ich zur Mittagszeit noch nicht wach sein sollte, ziehen Sie einfach fest an der Zeitung, mit der ich mich zugedeckt habe, oder treten sie lautstark gegen eine der leeren Schnapsflaschen, die am Boden herumliegen. Für 5 EUR mache ich auch Selfies mit meinen Fans, für 10 EUR sogar gekämmt und mit einem sauberen Hemd.

An die beiden unruhigen Herren hier vorne in der ersten Reihe: Ich darf doch um Ruhe bitten. Keine Sorge, das Buffet wird bald eröffnet, ich möchte nur meine Rede noch beenden. Aber danke, dass Sie mir dieses passende Stichwort geben. Denn wie ich bereits im Vorfeld zu dieser Feier angekündigt hatte, würden wir das geplante opulente Festmahl vollständig von den reinen Werbeeinnahmen und Spenden auf SuccessDenied.com bezahlen! Sie haben richtig gehört. Alles was meine vielen Leser mir im Laufe der Jahre gegeben haben, fließt natürlich direkt wieder an Sie in Form des Caterings zurück. Und da kam definitiv einiges an gutem Willen und frohen Gedanken zusammen. Ich kann daher voller Stolz verkünden, dass sich die Tafel unserer wunderschönen Kommune bereit erklärt hat, uns mit Essen zu versorgen. Jeder Gast bekommt daher einen ganzen Teller klare Suppe mit einem kleinen Stück Brot.

Achja, ein herzliches Dankeschön an die treuen Leser von SuccessDenied.com! Es ist mir völlig unverständlich, aber irgendwie schön zu wissen, dass ihr immer noch regelmäßig, oder wenigstens ab und zu vorbeischaut. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ihr die Hoffnung noch nicht aufgegeben habt, dass ich irgendwann mal wirklich etwas aus meinem Blog mache. Bis dahin bleibt hier einfach alles so wie es ist. Und ihr bleibt hoffentlich so wie ihr seid. Es sei denn, ihr wollt etwas Besseres sein. Dann werdet etwas Besseres.

Auf die nächsten zehn Jahre!
Vince