Archiv der Kategorie: Monolog

Zur Zeit befasse ich mich (wieder) privat und beruflich mit dem Thema „Entwurfsmuster“ („Design Patterns„). Meine letzten Versuche, diese Thematik anzugehen, waren zaghaft und wenig erfolgreich. Zu trocken und zu abstrakt. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich irgendwas davon irgendwo mal hätte einsetzen können. Inzwischen habe ich den Entschluss gefasst, mir die Entwurfsmuster jetzt endgültig gedanklich anzueignen und damit zu arbeiten. Das bekannte Werk „Entwurfsmuster von Kopf bis Fuß“ („Head First Design Patterns„) bringt dem Leser die einzelnen Muster auf humorvolle bildhafte Weise näher. Ich muss sagen, das gelingt wirklich sehr gut. Zum ersten Mal habe ich den Eindruck, dass ich es verstehe und daraus einen Vorteil ziehen kann.

Vielleicht hatte ich deshalb Schwierigkeiten, mich initial damit anzufreunden, weil die Entwurfsmuster bei mir für ein mittelschweres Trauma gesorgt hatten. Dieses genoss ich vor eineinhalb Jahren, kurz nach meinem Studium, das ich mit einem breiten Grinsen und vor Stolz geschwellter Brust abschloss, und eine Welt erwartete, die taufrische Informatiker mit offenen Armen, einem Glas Sekt, und dem roten Teppich empfangen würde. Damals, in meiner Experimentierfreude, bewarb ich mich bei einer Spieleentwicklerfirma als Junior-Developer für Tools. Freudig erzählte ich davon, dass ich mich für den Richtigen für den Job halte, weil ich viel Erfahrung mit Spielen habe, weil ich das Spiele-Repertoire des Unternehmens kenne und selbst spiele, und ganz besonders weil ich selbst schon etwas Erfahrung im Bereich Spieleentwicklung gesammelt habe, sowohl 2D als auch 3D, sowohl Windows als auch Linux, sowohl Java als auch C++. Bestimmt würde man mir gleich den Arbeitsvertrag rauslegen.

Stattdessen fragte man mich ziemlich ausführlich, ob mir Erich Gamma ein Begriff ist, ob ich weiß wer die Gang of Four ist und was die eigentlich gemacht haben, ob ich irgendwelche Design Patterns kenne und möglichst auch gleich beschreiben könnte, wofür die da sind. Observer hier, Factory da, Design Patterns dort und überall. Ich musste bei jeder Frage abwinken und saß am Ende nur noch mit einem roten Kopf da, wollte nur noch, dass es endlich aufhört. Der Rest des Bewerbungsgesprächs verlief nicht minder ernüchternd. Lauter Begriffe, die ich vielleicht mal gehört hatte, oder eben nichtmal das. Es ging spätestens jetzt nicht mehr darum, ob ich die Stelle bekommen würde oder nicht. Die haben es nämlich geschafft, mir den Job auszureden. Ich wollte die Stelle gar nicht mehr. Ich begann zu zweifeln, ob ich als Entwickler überhaupt geeignet bin. Vielleicht hätte ich als Maurer mehr Glück.

Ich bin aus dem Informatikstudium entlassen worden, ohne dass der Begriff „Entwurfsmuster“ jemals in einer Vorlesung gefallen wäre. Java, PHP, C und C++ waren im Studium eigentlich nicht zu kurz gekommen und auch gab es die eine oder andere Vorlesung zum Thema Software Engineering, wo dann so Dinge wie das Wasserfall-Modell und das V-Modell durchgenommen wurden. Meine Noten waren zumeist überdurchschnittlich. Ich hatte nie Anlass gehabt mich schlecht vorbereitet zu fühlen. In meiner Freizeit hatte ich durchaus das eine oder andere kleine Progrämmchen oder Spielchen entwickelt, aber auch da stieß ich nie auf Entwurfsmuster, wenn ich mal was recherchierte. Und dann stand ich da, mit einem Diplom in der Hand, ohne Kenntnis von Entwurfsmustern. Und so jemanden wollen die Arbeitgeber wohl nicht.

Ich hatte Glück, ich bin nach zehnmonatiger Stellensuche gnädigerweise doch noch in einem IT-Unternehmen angestellt worden. Was sprach am deutlichsten gegen meine Anstellung: die zehnmonatige Stellensuche – „Grenzwertig“, laut Personaler. Dass ich unerfahren bin und keine Entwurfsmuster kenne, ist unproblematisch und lässt sich ändern. Warum nicht gleich so? Dann wären mir auch zehn Monate Unsicherheit erspart geblieben. Hätte meine Arbeitslosigkeit länger als ein Jahr angedauert, wer weiß ob mir mein Diplom dann noch genützt hätte.

Was mich schon die ganze Zeit stört: Nach dem schrecklichen Kino-Massaker des 24-jährigen James Holmes in der Vorführung von „The Dark Knight Rises“ versuchten die Medien verzweifelt irgendein Motiv oder zumindest einen Anhaltspunkt für die Tat zu finden. So wurde im Internet praktisch jeder noch so kleine Stein umgedreht, um irgendwelche Informationen über James Holmes zu finden. Früher hätte man wohl die Familie oder seine Freunde befragen müssen, heute googlet man einfach nach seinem Namen oder schaut mal bei Facebook nach. Doch sie fanden sehr wenig. James Holmes war laut einigen Berichten kein besonderer Fan von sozialen Medien, sondern dem Thema eher kritisch gegenüber eingestellt. Unter anderem hinterließ er wohl einen Kommentar, in dem er sich besorgt darüber zeigte, was wohl die Medien schreiben würden, sollte er eines Tages in den Fokus der Ermittlungen wegen einer Schießerei kommen. Ironie des Schicksals oder plante er einfach nur voraus?

Doch anstatt nun zu schreiben, dass man nichts genaues sagen könne, weil es über diesen Mann keine ausreichenden Informationen gibt (wäre ja auch langweilig), dreht man die Tatsache, dass man nichts gefunden hat, so hin, als hätte man damit praktisch alles über ihn gefunden. Das klang dann auf Spiegel Online sinngemäß (überdrehte Interpretation von mir) etwa so: „Der Mann hat keinen Facebook-Account! War ja klar, dass mit dem was nicht stimmt. Wie kann so etwas passieren, dass jemand keinen Facebook-Account hat? Vor allem so ein gebildeter junger Amerikaner wie er, was ist da schiefgelaufen, dass er sich der wundervollen Welt der sozialen Netzwerke verweigert hat?“. Welches kranke Mistschwein hat denn bitte auch keinen Facebook-Account? Nur Psychopathen, Pädophile, und andere Leute die was zu verheimlichen haben. Manche machen sich die Welt wohl wie sie ihnen gefällt.

Was ich mich in der Folge seither immer öfter frage: Wenn ich mal (selbstverständlich fälschlicherweise) das Zentrum der medialen Berichterstattung und polizeilicher Aufklärungsarbeit werden sollte (was ich nicht hoffe), was würde man über mich schreiben, bei dem Quatsch, den ich hier so veröffentliche? „Der 28-jährige Informatiker beschäftigt sich in seiner Freizeit vorrangig mit brutalen Killerspielen wie Diablo 3, Super Mario Bros und Daggerfall, vornehmlich aber mit Spielen, die über 20 Jahre alt sind. Dies beweist, dass er im Kopf zurückgeblieben ist. Außerdem kritisiert er öffentlich Facebook, spricht über total kranke Themen wie Datenschutz, und ist Anhänger der Raubkopierer-Piratenpartei, und er hat nichtmal eine Freundin, haha. Das alles spricht dafür, dass er ein Triebtäter und ein Psychopath ist. Dass so einer irgendwann durchdreht, hätte wohl jedem klar sein müssen, auch seinen zwei Freunden. Achja, und er hört gerne Chiptune. Was auch immer das ist. Muss so eine Psychopathenmusik sein.“.

Ernsthaft jetzt. Was glauben diese Hobbypsychologen da eigentlich, was sie erzählen? Zeig mir welche TV-Serien und welche Filme du gerne schaust und ich sag dir, ob in dir ein kleiner Amokläufer schlummert? Sogar auf Twitter und Facebook versucht man inzwischen „Faktoren“ in den Textbeiträgen der Nutzer zu bestimmen, die dafür sprechen, ob jemand eine tickende Zeitbombe ist. Angeblich benutzen solche Leute verstärkt die Vergangenheitsform von Verben und verwenden sinnlose Füllwörter. Oh, oh, da kenne ich aber welche, die machen das auch so. Von denen sollte ich mich künftig fernhalten. Den Artikel gibt’s wirklich, kein Scherz. Paranoia nennt man sowas. Jeder könnte eben ein potentieller Amokläufer sein.

Achja, Sommerloch nennt man sowas auch noch. Immer wenn es nichts zu berichten gibt, dann schafft man sich seine Themen eben einfach selbst.

Im Übrigen: Alles Gute zum Sysadmin Day, liebe Systemadministratoren/innen!

Wenn mir vor zehn Jahren jemand gesagt hätte, dass ich mal Mitglied in einer Partei werden würde, ich hätte ihn vermutlich ausgelacht. Aber die Gelegenheit ist so gut wie nie zuvor. Endlich gibt es eine Partei, die praktisch in jeder Hinsicht meine volle Zustimmung hat. Inzwischen habe ich die Hoffnung, dass unser Land nicht die nächsten 100 Jahre permanent von der CDU regiert wird. Meine neugewonnene Liquidität möchte ich nun nutzen um eine recht junge aber vielversprechende Partei zu unterstützen.

Die Mitgliedschaft habe ich schon durch den Mitgliedsbeitrag und eine Parteispende vor einigen Monaten besiegelt, nun kam mir endlich ein Schreiben mit meinem Ausweis ins Haus. Diesen Umstand wollte ich feiern, indem ich SuccessDenied mit einem kleinen Hinweis versehen habe, zusätzlich zu dem kleinen Artikel, den ich gerade schreibe. Man weiß ja nie was mal wird. Go Pirates!

Eine Sache will ich allerdings unbedingt verstanden wissen: Durch meine Mitgliedschaft in der Piratenpartei bin ich nicht mehr oder weniger politisch als vorher. Ich bin bislang ausschließlich passives Mitglied. Meine Mitgliedschaft in der Partei ist allein als finanzielle, zahlenmäßig-personelle und ideologische Unterstützung zu verstehen. Ob und wann sich das ändert, das kann ich nicht sagen. Ich bin kein Politiker. Ich kann nicht automatisch erklären, warum die Piraten dies oder jenes tun. Ich bekomme auch nur das mit, was man sonst so hört und liest.

Wenn die Piratenpartei irgendetwas unternimmt, was meine politischen Erwartungen in höchstem Maße enttäuscht, werde ich aus der Partei wieder austreten und nichts mehr spenden. Wirklich, so einfach ist das. So müsste das eigentlich jeder machen.

Sammeln macht süchtig. Glaube ich jedenfalls. Noch im Februar tönte ich voll Stolz, dass ich ein komplettes Set von uralten Dongleware-Büchern erwerben konnte. Meine Annahme war, dass ich damit alle drei(!) Bücher für den Atari ST im Besitz hatte. Erst vor kurzem, bei der Recherche für mein kleines Dongleware-Museum entdeckte ich, dass das Buch zur General Edition von OXYD auch für die ST-Version der General Edition gilt. Bis dahin wusste ich aber eigentlich noch nichtmal, dass es zwei Versionen des Ur-OXYD auf dem ST gab. Meine Sammlung: nicht komplett. Meine Mission: diesen Missstand beseitigen. So sehr ich Amazon verabscheue, leider ist es die einzige Anlaufstelle im großen weiten Interweb, wo ich ein Exemplar des so begehrten Buches finden konnte.

Und wenn ich sowieso schon einmal dabei war, dachte ich, mache ich die Serie diesmal WIRKLICH wirklich komplett, und bestelle das Buch zu Per.Oxyd gleich dazu, auch wenn das das einzige Dongleware-Codebuch für ein Nicht-ST-Spiel ist. Gab es ausnahmsweise zu einem Spottpreis, aber wohl nicht ohne Grund. Das Per.Oxyd-Buch ist äußerlich in einem einwandfreien Zustand, doch leider hat jemand mit verschiedenfarbigen Kugelschreibern auf der Innenseite des Covers einige Levelcodes notiert. Mir sträuben sich die Haare, wenn ich daran denke.

Im Prinzip sind das nun also fünf Bücher für insgesamt drei Spiele. OXYD General Edition ist schließlich die modifizierte, kolorierte, internationalisierte und multiplatform- äh -isierte Version des ersten OXYD, und Per.Oxyd ist das PC- & MAC-Remake von OXYD 2. Allerdings haben sich die Kopierschutzcodes gegenüber der Ursprungsversion geändert, so dass man in jedem Fall neue Bücher brauchte. Wahrscheinlich weil sowieso neue Handbücher her mussten und weil sich so mehr Geld verdienen ließ.

Also, um meine Unwissenheit über die tatsächliche Anzahl verfügbarer Bücher im letzten Beitrag nachträglich auszugleichen, möchte ich das Thema nun mit diesem Kommentar abschließen. Nun hat die Suche ein Ende und ich kann nachts wieder ruhig schlafen. Der Platz in meiner fiktiven Raritäten-Glasvitrine wird jetzt sowieso bedenklich knapp. In Zukunft sammle ich wieder Briefmarken und Spambot-Accounts bei Twitter.

Achja, fröhlichen Roland-Emmerich-Tag, liebe Amerikaner. Am 4. Juli war doch irgendwas mit Aliens, Jeff Goldblum, und dem Weißen Haus, oder?