Archiv für den Monat: November 2015

Endlich kann ich ein weiteres stressiges Kapitel meines Lebens beruhigt abschließen. Ich habe die Prüfungen bestanden. Von September bis Oktober habe ich die sogenannte „Ausbildung der Ausbilder“ durchlaufen, also die Schulung der Berufs- und Arbeitspädagogik und die anschließende Prüfung der Ausbildereignung durch die Industrie- und Handelskammer abgelegt. Die Schulung ist offenbar auf zwei Wochen ausgelegt, wurde in meinem Fall auf eine einzelne Woche zusammengestaucht. Die Eignung ist Voraussetzung um Verantwortung für Auszubildende während ihrer Ausbildung übernehmen zu können. So dürfte ich nun praktisch Auszubildende im Ausbildungsberuf Fachinformatik ausbilden, und man weiß ja nie wann man es mal brauchen könnte.

ausbilderschein

Die Ausbildereignung wird gemeinhin auch als „AdA-Schein“ oder als AEVO-Eignungsprüfung bezeichnet. Im Vorfeld durfte ich erfahren, dass dieser AdA-Schein den Bachelor-Informatikstudenten heutzutage im Rahmen ihres Studiums scheinbar überall für lau hinterhergeworfen wird, denn diese müssen dafür kaum einen Finger krumm machen. Die „Prüfung“ findet dort in einem deutlich weniger aufwändigen Rahmen statt, teilweise wird die Prüfung auch komplett weggelassen. Ernsthaft fragte ich mich außerdem, wie sinnvoll es denn sein kann, jemandem eine Eignung über Ausbildungsfähigkeiten zu bescheinigen, der noch nicht einmal seine eigene Ausbildung abgeschlossen hat. Der Lehrgang musste mir daher zwangsläufig als eine ziemliche Larifari-Veranstaltung erscheinen. Umso mehr ärgerte ich mich darüber, wie ernst man das Thema in meinem Fall dann tatsächlich nehmen musste.

Auf die einwöchige Prüfungsvorbereitung folgte in meinem Fall zwei Wochen später die dreistündige(!) schriftliche Prüfung. Weitere drei Wochen später musste man sich dann mit einem aufwändig vorbereiteten Konzept in die halbstündige mündliche Prüfung begeben. Mich drei Stunden lang unter Prüfungsdruck ohne Pause auf ein Blatt Papier zu konzentrieren und dabei noch sinnvolle Antworten zu geben, das bin ich schon seit Jahren nicht mehr gewohnt. Auch die mündliche Prüfung war eine große Belastung für mich. Äußerst selten in meinem Leben fand ich mich in einer derart sterilen, distanzierten und so gruselig-förmlichen Prüfungssituation vor drei nahezu emotionslosen Prüfern wieder. Der Fluchtreflex hätte kaum stärker sein können.

Erschwerend kommt hinzu, dass die IHK uns derart mit schwafeligem Lehrmaterial zugeschissen hat, dass ich große Schwierigkeiten hatte, die relevanten Informationen daraus zu extrahieren: Einen dicken Leitz-Ordner mit Papier, dazu ein daumendickes Übungsbuch und eine vielleicht 900 Seiten starke Gesetzessammlung. Die bloße Menge des Lehrmaterials erschlägt einen so sehr, dass man sich schon rein mental kaum noch in der Lage sieht, den Wälzer aufzuschlagen und „einfach mal anzufangen“. Ich hätte mir wirklich sehr gewünscht, dass man den Stoff kompakter verpacken und mehr auf den Punkt bringen, um ihn auch konzentrierter lernen zu können. Wer keine Lust hat, täglich nach Feierabend 40+ Seiten zu lesen, um sich guten Gewissens in die Prüfung zu setzen, der wird wohl doch wieder Mut zur Lücke aufbringen müssen.

Trotz meiner Klagen konnte ich das für mich beste Ergebnis aus der Situation herausholen: 84 Punkte (von 100) im schriftlichen, sowie 88 Punkte im praktischen Prüfungsteil, also jeweils die Schulnote „gut“. Jetzt kann ich offiziell die Jugend mit meinem verqueren Gedankengut verderben. Zur Belohnung gibts ein schickes Zeugnis und eine Urkunde per Post. Zum Glück dachte man bei der IHK daran, dem Briefumschlag (wie bei Zeugnissen üblich) ein dickes Stück Pappe beizulegen, damit die Unterlagen nicht zerknittert oder geknickt werden. Dumm nur, wenn das dem Briefträger scheißegal ist, und er den Briefumschlag mitsamt Pappe gnadenlos zusammenknautscht und zusammengefaltet in den Briefkasten stopft. Manche Menschen haben echt einen tollen Humor und Spaß an ihrem Beruf.

Frage: Was für eine Auswahl an Filmen und Serien bietet Netflix?

Antwort: Bei Netflix gibt es Tausende Filme und Serien, die Sie sofort über Ihren Computer oder ein beliebiges streamingfähiges Gerät – wie PS3, Wii oder Xbox 360 – auf Ihrem Fernseher ansehen können. Sie können beliebig oft pausieren, vor- und zurückspulen oder immer wieder neu ansehen – natürlich alles ohne Werbung. Es ist wirklich so einfach.

Dieser kurze Auszug aus der FAQ zur deutschen Version von Netflix verdeutlicht buchstäblich, was mich an den Streaming-Anbietern stört: Deren Angebot geht für mich leider völlig am Problem vorbei. Auf eine absolut berechtigte und oft gestellte Frage, die man zum Beispiel leicht beantworten könnte, indem man die Liste der Filme und Serien eben NICHT vor den interessierten Besuchern verbirgt, wird bereits nach einem mageren halben Satz dummdreist am Thema vorbeigerudert. Oho, ich kann vor- und zurückspulen! Und pausieren! Ich kann mit einem Auge zusehen, oder mit beiden, ich kann sogar beide Augen schließen und nur den Ton hören – so viele Möglichkeiten bietet mir Netflix, die hier genauso gut über das schöne Wetter bei Netflix erzählen könnten. Wie zynisch die faule Antwort „Tausende Filme und Serien“ auf die Frage, welche AUSWAHL an Filmen und Serien ich dort für mein Geld bekomme, überhaupt ist, darüber müssen wir wohl kaum diskutieren. Netflix hat gar nicht die Absicht, die Frage zu beantworten.

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Aber Netflix ist da in schlechter Gesellschaft. Wer erfahren will, ob ein bestimmter Film bei einem oder mehreren Streaming-Anbietern im Programm ist, der muss sich etwa auf den Drittanbieter-Service werstreamt.es verlassen, denn nur dort erfährt man tatsächlich, ob sich ein Abo überhaupt lohnt. Dass die Streaming-Anbieter ihr Angebot eigentlich nur den Leuten in vollem Umfang offenbaren, die bereits ein Abo abgeschlossen haben, ärgert mich schon sehr lange, denn das Angebot ist für mich entscheidend bei der Wahl des Anbieters, nicht umgekehrt.

Aber das ist noch gar nicht das Hauptproblem des Streamings. Viel schlimmer finde ich, dass oftmals bei den Filmen ein „Verfügbar bis“-Datum eingeblendet wird. Manchmal gibt es einen Staffel-Countdown, der die Tage herunterzählt, bis eine bestimmte Staffel einer Serie aus dem Angebot verschwindet. Dies sind furchtbare Auswüchse des ekligen Sumpfes an Verträgen, Verwertungsrechten und Exklusivrechten, die dafür sorgen, dass viele Filme und Serien nur zeitlich begrenzt im Angebot sind, und dann entfernt werden, wenn Verträge auslaufen. Tatsächlich befand ich mich mit Kollegen schon einmal genau in der lustigen Situation, dass wir über mehrere Tage hinweg eine Filmreihe über einen Streaming-Anbieter sehen wollten. Dummerweise verschwand die Filmreihe plötzlich wieder aus dem Filmsortiment, bevor wir am Ende angelangt waren. Die Begeisterung war groß. So ist Streaming. Genau so.

Über das DRM bei den legalen Streaming-Angeboten müsste ich als nächstes zu sprechen kommen. Dank Microsoft Silverlight etwa kann mir die Streaming-Software untersagen, Monitore an den PC anzuschließen, die kein HDCP unterstützen. Ein reiner VGA-Monitor und viele ältere DVI-Monitore dürfen erst gar nicht eingestöpselt sein, will man Filme mit DRM sehen, egal ob der Monitor dafür verwendet wird oder nicht. Auch kann die Unterstützung beispielsweise von Linux und/oder bestimmten Browsern durch die DRM-Maßnahmen nicht garantiert werden, auch wenn es am Streaming des Films selbst nie scheitern würde. Natürlich bezahlt der Kunde am Ende selbst die teuren DRM-Lösungen, auch wenn er davon gar nicht profitiert.

Als ich mir zur Entstehungszeit dieser Distributionstechnik Gedanken darüber machte, wofür man Streaming einsetzen könnte, da leuchteten mir die Augen: Die größte Film- und Serienbibliothek der Welt – jederzeit verfügbar – egal wo man sich befindet – egal welche Sprache man bevorzugt, egal ob Kinofassung oder der Directors Cut, natürlich alles ungeschnitten. Derrick auf japanisch, längst vergessene Stummfilme aus der Zeit des ersten Weltkriegs, skandalöse italienische Splatterfilme aus den 70ern, und natürlich alle aktuellen Blockbuster, und das immer nur wenige Mausklicks entfernt. Doch letztendlich wird es nichts davon sein. Streaming-Anbieter schießen wie Pilze aus dem Boden und wetteifern mit Geldscheinen winkend um die begehrten aktuellen Filme und Serien. Die alten, nicht so bekannten Filmerzeugnisse findet man dagegen weniger, Raritäten praktisch gar nicht, denn damit lässt sich auch kein Geld verdienen. Wer ein möglichst breites Spektrum abdecken will, von dem wird erwartet, Abonnements bei fünf verschiedenen Anbietern abzuschließen.

Viele meiner Lieblingsserien und -filme kann ich weder bei Netflix, Maxdome, Watchever, Amazon Prime, Lovefilm etc. finden. Schlimmer noch: Irgendein Netflix-Manager sagte erst vor kurzem, er sehe gar keinen Sinn darin, ein möglichst großes Angebot anzustreben. Er fände es gut, wenn sich weitere Streaming-Anbieter für Nischenbereiche entwickelten. Also soll ich mir in Zukunft für jedes Genre einen spezialisierten Anbieter suchen, die monatlich allesamt fünf bis zehn Euro bei mir abbuchen? Das wird definitiv nicht passieren. Ich verzichte auch weiterhin gerne auf das aus meiner Sicht eher schwache Angebot der etablierten Streamingdienste. Noch gibt es Blu-ray und DVD. Die verschwinden wenigstens nicht plötzlich aus meiner Sammlung, wenn irgendein dämlicher Vertrag gerade ausläuft.

Freilich bin ich ein sehr spezieller Nutzer. Netflix & Co. bedienen vor allem den Löwenanteil der Nutzer, die sich – analog zum Fernsehen – gerne von dem Angebot irgendwie berieseln lassen. Diese erwarten hauptsächlich, dass die neuesten Kinofilme und topaktuelle Serien dabei sind, mehr nicht. Diese Nutzer durchsuchen das vorgegebene Angebot, und entscheiden sich dabei spontan. Ich dagegen kenne bereits im Vorfeld die Filme und Serien, die ich schauen möchte, und diese finde ich dort zu meiner Enttäuschung oft nicht. Ich habe die Hoffnung allerdings noch nicht aufgegeben, dass diese allumfassende Film- und Serienbibliothek im Internet irgendwann doch noch entstehen wird, aber dazu müsste Netflix erst einmal in der Versenkung verschwinden, und dann müssten sich die Filmstudios endlich in sehr vielen Punkten einig werden. Im Moment bleibt diese Technik noch weit unter ihren Möglichkeiten. So interessiert mich das alles nicht.