Archiv für den Monat: Juni 2011

Meine Sammlung an Soundtrack-Raritäten ist diese Woche wieder um einen heiligen Gral der Filmmusik reicher geworden. Als ich diesen Schatz entdeckte, stand ich erst einmal neben mir. Es handelt sich um eine Filmmusik zum Stummfilmklassiker „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von Friedrich W. Murnau aus dem Jahr 1922. Aber es ist nicht die Original-Filmmusik, sondern die Version von Hans Posegga zur ZDF-Fassung von 1989, die, soweit ich weiß, nur einmal überhaupt im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Diese Fassung ist bislang weder auf VHS, noch auf DVD oder Blu-ray erhältlich, was in meinen Augen eine echte Schande ist. Nun, offenbar gibt es jetzt wenigstens die Musik separat zu kaufen.

Die Originalmusik stammt von Hans Erdmann und liegt den meisten DVDs restaurierter Nosferatu-Fassungen bei. International bekommt man aber auch oft DVDs mit der Art Zoyd -Filmmusik oder z.B. von Type O Negative. Insgesamt gibt es wohl sogar weit mehr als fünf verschiedene Filmmusiken zu Nosferatu. Obwohl ich die Originalmusik kenne und schätze und auch an der Art Zoyd -Version manchmal gefallen finde, so ist die Musik von Hans Posegga für mich immer das Non plus ultra gewesen, auch wenn ich sie immer nur auf einer schlecht erhaltenen VHS-Kassette meines Vaters bewundern konnte. Sie macht den Film nochmals um einiges gruseliger und passt wirklich an allen Ecken und Enden perfekt. Bis heute habe ich nie aufgehört, danach Ausschau zu halten.

Noch vor zwei Jahren habe ich mir die neueste aufwändig digital restaurierte Fassung von Nosferatu auf DVD gekauft (siehe links), mit deutschen Zwischentiteln und stimmigen Viragierungen. Die ZDF-Fassung sah im Prinzip genauso aus, wenn auch natürlich nicht so gut restauriert. Der DVD lag nur die Erdmann-Filmmusik als Tonspur bei, die zwar nicht fehlen darf, aber zusätzlich hätte ich mir die Posegga-Filmmusik als alternative Tonspur gewünscht. So war der Filmgenuss für mich doch leider immer ein wenig getrübt.

Nichtsdestotrotz ist es einer der besten und gruseligsten Filme aller Zeiten. Kaum ein Horrorfilm der letzten 50 Jahre kann diesem Klassiker auch nur annähernd das Wasser reichen, und dazu brauchte Murnau nicht einmal Stimmen, Soundeffekte oder ein großes Budget. Stummfilmfans wissen genau wovon ich rede.

Da ich jetzt immerhin die Musik habe, habe ich bereits überlegt, ob ich mir aus MP3-Musik und DVD-Bildmaterial meine eigene ZDF-Fassung basteln sollte. Vielleicht sogar als 3-in-1-Version mit Posegga/Erdmann/Art Zoyd als Tonspuren.

Link: „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von Hans Posegga bei Musicload

Kein Softwaresprachsynthesizer wurde musikalisch so oft verwurstet wie STSpeech. Alex Christensen machte den typischen Sound der Software mit seinem U96-Hit „Das Boot“ 1992 weltberühmt, die deutsche 90er-Jahre Technoformation Das Modul nutzte ihn gleich mehrfach, und auch heute noch kommt er hin und wieder zum Einsatz, jüngst im Spencer & Hill -Track „Young Love“ von 2010. Aber selbstverständlich bedienen sich vor allem ST-Chiptune-Produktionen der Szene (siehe Dubmood) gerne daran. Inzwischen ist das 28 KByte kleine Atari ST-Programm 25 Jahre alt geworden.

Entwickelt wurde STSpeech im Jahr 1986 von den beiden britischen Programmierern Andy D. Beveridge und Martin N. Day. Beide haben sich seit Mitte der 80er Jahre auch eine zeitlang an der Spieleprogrammierung versucht, z.B. mit „Don’t Buy This“ von 1985 oder mit „Cybercon III“ von 1991. Bereits 1988 haben sie jedoch ihre eigene Firma SN Systems gegründet, wo sie sich mit der Entwicklung von Dev-Tools für Spielesoftware befassen, heute speziell für Sony.

STSpeech konnte man als Standalone-Programm starten und einfach Text eingeben, den die Software Zeile für Zeile über die Lautsprecher zum Besten gab. Mit einer entsprechenden Modifikation konnte man die Software allerdings auch mit vorgegebenen Parametern starten oder einfach direkt eine Textdatei einlesen lassen, die STSpeech dann vorlesen sollte. Dadurch war es möglich, es in eigene Softwareprojekte einzubinden. So gab es z.B. das PD-Textadventure „Das Schloß“ von Detlef Pleiß, welches STSpeech-Sprachausgabe für Soundeffekte und für Gesprochenes, wie Zaubersprüche einsetzte. Daneben gab es noch das Farbspiel Fuzzball von Methodic Solutions aus dem Jahr 1987 und ein Programm von Budgie UK (glaube ich), das versuchte die Sprachausgabe lippensynchron mit der (gruseligen) Animation eines Gesichtes zu verbinden.

STSpeech braucht keine Anleitung, dennoch ist es hilfreich zu wissen, dass das Programm zwei Modi hat. Einen English Text Mode und einen Phoneme Mode. Im English Text Mode gibt man einfach englischen (oder spaßeshalber deutschen) Text ein und STSpeech übersetzt dies in seine spezielle Lautschrift und spricht die Eingabe aus. Im Phoneme Mode kann man die Lautschrift direkt eingeben und dabei zusätzlich die Tonhöhe vorgeben und so die Aussprache bestimmter Worte korrigieren. Den Modus wechselt man durch Eingabe des Punkt-Zeichens.

Außer der Version 2.0 gibt es offenbar keine andere, jedenfalls ist mir nie eine über den Weg gelaufen, wenn man von unterschiedlichen Begrüßungstexten im Header absieht. Vor ein paar Jahren hat der Synthesizer-Experte und Programmierer Stefan Stenzel eine Win32-Portierung (Link inzwischen nicht mehr verfügbar) entwickelt. Wie er beschreibt, habe er den Sound des Programms beim Portieren auch gleich weicher und professioneller machen wollen. Im direkten Vergleich klingt es meiner Meinung nach aber eher zahnlos und es hat leider nicht mehr den ursprünglichen unvergleichlichen Charakter. Außerdem wurde der Phoneme Mode wohl leider verworfen. Darauf basierend gibt es neuerdings sogar eine Version für den Nintendo DS (DSSpeech Speech Synthesizer v1.5) (Link inzwischen nicht mehr verfügbar) .

Jeder der STSpeech heute hört, dem wird selbstverständlich auffallen, dass es kein besonders realistisch klingender oder außerordentlich guter Sprachsynthesizer ist, jedoch hat der künstlich roboterhafte typische Sound gerade in der Technomusik großen Anklang gefunden. Ich habe vor mehr als 20 Jahren mit STSpeech auf Englisch Zählen gelernt und die Aussprache vieler englischer Wörter ausprobiert (auch wenn STSpeech mit der Aussprache oft daneben liegt). Wie man an den Portierungen für moderne Systeme außerdem sehen kann, gibt es auch heute noch Fans, die sich mit dem Kultprogramm beschäftigen und es für die Nachwelt erhalten wollen.

Leider geht mein Verständnis von Sprachsynthese nicht weit genug, um mehr ins Detail zu gehen. Jedoch habe ich ein interessantes Dokument finden können, das sich ein klein wenig genauer mit der Technik hinter STSpeech beschäftigt: The Microwave Speech Robot (Link inzwischen nicht mehr verfügbar).

Ein zeitgenössischer Artikel zu STSpeech: „ST-Speech nennt sich ein ca. 25Kb langes Programm, mit dessen Unterstützung der User auf einfachste Weise Sprache aus seinem Atari ST hervorzaubern kann. Das Prinzip ist eigentlich recht einfach, doch auch genauso genial: Die einzelnen Phoneme werden aneinander gehängt (z.B. Tohrstehn = Torsten), und der Computer gibt diese Töne dann mit Hilfe des Soundchips aus. Bei der Eingabe muss natürlich darauf geachtet werden, dass nach jedem Selbstlaut ein „H“ eingegeben wird, denn sonst weiß der Computer nicht, was gemeint ist. Da das Programm aus den Vereinigten Staaten stammt, wurde als ganz besonderer Clou ein English-Text-Mode integriert. In diesem brauchen Sie einfach nur die englischen Worte eingeben (z.B. This is my Computer), und der ST spricht diese sogleich verständlich aus. Natürlich ist nicht zu überhören, dass die Sprache mittels Computer ausgegeben wird. Doch weil dieses über den Soundchip geschieht, kostet es kaum Arbeitsspeicher. Eine bessere Qualität erreicht man zwar, wenn die Worte digitalisiert werden, doch diese Methode kostet mindestens zehnmal soviel Speicher, wie die bei ST-Speech genutzte!“

Bekannte Musikstücke mit STSpeech-Samples:

Das Modul – Computerliebe (Dee-Lay Remix)
Das Modul – Joystick
U96 – Das Boot
U96 – I Wanna Be A Kennedy
U96 – Boot II
Spencer & Hill – Young Love (Radio Edit)
Snap – The Ex-Terminator
Nexus Project – Funky Drummer
The Scientist – Spiral Symphony
The Prodigy – Mindfields (Paza Rahm ReMix)
Obsidia – Electronik
Falco – Cyberlove
General Base – Base Of Love
General Base – Base Of Love Rebased
Casseopaya – Overdose
Yves Deruyter – Feel Free (Original Mix)
Yves Deruyter – Feel Free (Sean Dexter Remix)
P.W.M. – Are You Ready To Move
Radium – I Am The Hardstyle Pimp (T.G Loves Big Tits Mix)

Über Hinweise bezüglich toter Links oder weiterer passender Songs und anderen Informationen bin ich selbstverständlich dankbar.

Heute möchte ich euch zur Abwechslung mal die neue Webseite eines geschätzten Kollegen vorstellen. Der werte Herr Diskutant, der auf SuccessDenied.com bereits einige Kommentare zu Beiträgen von mir geschrieben hat, hat sich ähnlich wie ich dazu entschlossen, seine Gedanken in einem Blog zu bündeln. Hiermit will ich euch also mal kurz auf sein neues Werk aufmerksam machen.

Die Geschichte geht zurück auf Ende letzten Jahres, als ich einen Beitrag von ihm im Atari-Forum gelesen habe, über die ST-Spiele von Jürgen Verwohlt und Martin Hintzen. Nach einigen vergeblichen Kontaktversuchen kam nach Monaten schließlich doch eine Rückmeldung, aus der eine interessante mehrwöchige E-Mail-Korrespondenz entstand. „Endlich mal jemand in meinem Alter der die Spiele kennt und mag.“, wie er es passend formulierte. Bestimmt 90% meiner Freunde haben mal Super Mario World gespielt, aber wieviele haben als Kind einen Atari ST gesehen, geschweige denn benutzt? Mir fällt keiner ein. Schon aus diesem Grund ist das wirklich sehr spannend.

Diskutant will sich auf „Nerdwertig“ themenseitig nicht festlegen, aber man kann bereits vermuten, dass Retrogaming und Atari ST eine große Rolle spielen werden. Über die bereits genannte Spielereihe Thriller/Shocker/Shocker 2 von Hintzen & Verwohlt will er einiges schreiben und die Spiele ausführlich beleuchten.

Zur Zeit arbeiten wir bereits gemeinsam nebenher an der Entschlüsselung des Geheimzahlengenerators von Thriller, um selbst ein Programm schreiben zu können, das zu einem Spielernamen passend alle Levelcodes ausspuckt. Und wer weiß, vielleicht springt in den kommenden Jahren sogar als Gemeinschaftsprojekt ein Java-Remake eines der Spiele heraus.

Update: Der Kollege hat sein Webprojekt mittlerweile längst aufgegeben, daher habe ich den ungültigen Link entfernt.

Jeden Fan von Two and a Half Men interessiert, wie Ashton Kutcher sich wohl als Ersatz für Charlie Sheen macht, der vor wenigen Monaten aus der Serie flog, nachdem er die Produzenten der Serie wüst beschimpfte und zum xten Mal wegen Drogeneskapaden ins Rampenlicht geriet. Doch eine ganz andere Frage ist: Wie macht sich eigentlich Charlie Sheen als Ersatz für Michael J. Fox?

Die Antwort auf diese Frage ist natürlich schon einige Jahre alt, denn die liefert die Sitcom „Chaos City„, die übrigens nur in Deutschland so heißt, denn woanders kennt man sie unter dem Originaltitel „Spin City“ – die TV-Serie, die ich zuletzt komplett abgeschlossen habe. Möglicherweise traute man dem deutschen Publikum nicht zu, den Sinn des Namens zu erkennen, womit sie wohl recht hatten. Allerdings gibt die Serie schon einen kleinen Hinweis darauf: „Spin City“ soll nämlich sinngemäß bedeuten, dass man in dieser Stadt die Tatsachen ein wenig verdrehen muss, um in einem positiven Licht zu stehen. Im konkreten Fall geht es um die Regierung der Stadt New York.

Die Serie wurde von 1996-2002 produziert und umfasst ergo sechs Staffeln. Die ersten vier Staffeln spielt Marty McFly … pardon, Michael J. Fox die Hauptrolle des Mike Flaherty, dem zweiten Bürgermeister, danach wird er mit einem würdigen Abschied von Frauenheld Charlie Sheen abgelöst. Verlassen musste er die Serie aus gesundheitlichen Gründen, die aus seiner Parkinsonschen Krankheit resultieren, aber er blieb der Serie noch für einen kleinen Gastauftritt und als ausführender Produzent erhalten.

Die Nebencharaktere sind Paul, der leicht dümmliche Pressesprecher, Carter, der schwule Afroamerikaner, der für die Minderheiten der Stadt zuständig ist, Stuart (gespielt von Alan „Captain Harriman“ Ruck), der sexbesessene Perversling, der immer einen Machospruch auf Lager hat, und James, das Nesthäkchen aus Wisconsin. Nicht zu vergessen Nikki, die mit Mike eine kurze Beziehung hat, Janelle, die Sekretärin des Bürgermeisters, die wiederum mit diesem eine Beziehung hat, und last but not least, der Bürgermeister Randall Winston, der zwar ziemlich oft total neben der Spur ist und naive Entscheidungen trifft, die an Dummheit kaum zu übertreffen sind, aber im entscheidenden Moment zur Höchstform aufläuft und alle verblüfft. Daneben gab es z.B. noch eine Sekretärin, die von Jennifer Esposito gespielt wird, und diverse andere unwichtigere Rollen.

Charlie Sheen spielt – wie man es gewohnt ist – einen Mann namens Charlie (Crawford), denn so muss er nicht umdenken. Je länger man ihm zuschaut, desto mehr fällt einem auf, dass Charlie Sheen unter Umständen gar nicht schauspielert, sondern nur sich selbst in verschiedenen Situationen darstellt. Michael J. Fox spielt in der Serie schon jemanden, dem die Frauen alles andere als abgeneigt gegenüberstehen, aber Charlie als Womanizer treibt es wieder einmal auf die Spitze, wenn er reihenweise Frauen abschleppt und meistens nicht einmal weiß, wieso ihn jede ins Bett kriegen will.

Ab der vierten Staffel steigt Heather Locklear als Caitlin Moore in die Serie ein, um die festgefrorenen Strukturen umzugraben, neue Konflikte zu erzeugen und Mike Flaherty ordentlich den Kopf zu verdrehen. Als die feste Beziehung endlich kurz vor knapp steht, muss Mike gehen. Als Charlie Crawford in seine Fußstapfen tritt, wird relativ schnell klar, dass sich das nicht auf die berufliche Ebene beschränkt. Nachdem Mike den Weg freimacht und eine andere heiratet, steht Caitlin auf Charlies Abschussliste. Die Hauptsache ist, nichts geht verloren und alles wird geteilt.

Nach Mikes Abschied fehlen auch James, Nikki und Janelle in der fünften Staffel, deren Abwesenheit mir aber interessanterweise erst viele Folgen später aufgefallen ist. Die Serie fand ich sehr amüsant und ich könnte jetzt nicht einmal klar sagen, welcher der beiden Hauptdarsteller die bessere Arbeit gemacht hat. Wobei mir Michael J. Fox insgesamt jedoch sympathischer war, da er mehr Fehler hatte. Schön fand ich den Gastauftritt von Christopher Lloyd als ehemaligem Mentor von Mike Flaherty, als die beiden sich umarmen und einen witzigen doppeldeutigen Kommentar bezüglich der Vergangenheit und der Zukunft machen. Da musste ich als Fan wirklich lachen.

Die Erfahrungen, die ich Jahr für Jahr aufs Neue mache, wenn der Sinsheimer Fohlenmarkt (=Jahrmarkt oder Kirmes) stattfindet, möchte ich dieses Mal zumindest ansatzweise mit euch teilen. Damit die Erfahrungen auch möglichst realistisch rüberkommen, empfehle ich euch, die Tonbeispiele immer dann in Endlosschleife bei höchster Lautstärke laufen zu lassen, wenn ihr müde seid und schlafen wollt. Nur so kommt ihr in den wahren Genuss des Fohlenmarkt-Feelings.

So klingt der Fohlenmarkt nachts um 00:30 Uhr:

Und so klingt er um 01:00 Uhr, wenn die Sinsheimer Südländer eine gratis Zugabe multikultureller Musik einschließlich Tanz darbieten:

Achja, ich sollte vielleicht dazusagen, dass ich diese Audiodateien nicht AUF dem Fohlenmarkt aufgenommen habe, sondern mitten in der Wohnung. Ich leide für euch. Ich hoffe, ihr wisst diese Geste zu schätzen.